Assets under Management – ein Begriff, der in den letzten Wochen immer wieder übel aufgestoßen ist. Aus gutem Grund? Der deutsche Robo-Advisor Markt – transparent soll er sein und damit nachvollziehbar. Den Beleg liefern für die Daseinsberechtigung der mittlerweile mehr als 35 mehr oder weniger bekannten Anbieter digitaler Kapitalanlagen.
Markus G
Zuletzt aktualisiert am: 17. Juli 2023
20. Juli 2020
Endlich aufräumen mit dem Makel, ein unsinniger Service zu sein und im Grunde etwas gegen Bezahlung anzubieten, was ein halbwegs informierter Anleger auch selbst hinbekommen kann.
Und das dann gleich mit der Frage zu verbinden, wer überhaupt in solchen einen Robo-Advisor sein Kapital investiert? Gute Frage – und da ist es dann auch wieder: Wieviel Kapital verwalten die deutschen Robo-Advisor eigentlich? Was ist nun mit jenen Assets under Management? Die Antwort darauf? Keine Ahnung. Salopp gesprochen
Oder vielleicht doch? Da veröffentlichte erst kürzlich der BVI als Bundesverband Investment und Asset Management eine Zahl von 7,5 Milliarden Euro und bezog sich damit auf Zahlen von Statista. Kurze Zeit später erschien dann eine Studie von Fondsconsult, in dem dann nur noch von 4,5 -5 Milliarden Euro Assets under Management die Rede war. Nun ja – ist ja lediglich ein Unterschied von 2,5 – 3 Milliarden Euro.
Im Ernst: Was denn nun?
Denn da ist es wieder – das Interpretieren eines Marktes basierend auf irgendwelchen (Fantasie-) Zahlen. Und ja: Es wäre tatsächlich mal von Interesse ein klares Bild darüber zu haben, wieviel Kapital die deutschen Robo-Advisor nun tatsächlich verwalten. Damit dieses kommunizieren von “Glaskugel generierten Zahlen” aufhört.
Und wer könnte dieses Gebahren besser beenden als die Vertreter des Robo-Advisor Marktes selbst? Nur scheint es, dass so manch ein Anbieter diese Zahl besser behütet als den Rest seines Geschäftsmodells. Klingt da jetzt etwa Kritik heraus? Ja – das tut es!
Rückblick: Robo-Advisor – sie traten an, um den Markt der Vermögensverwaltungen zu revolutionieren. Einfacher, günstiger und vor allem besser als die, aus Sicht der Investment-Revoluzzer angestaubten, traditionellen Vermögensverwalter wollten Sie sein.
Und den digitalen Anlageberatern wurde eine großartige Zukunft prophezeit – der Markt sei reif für eine digitale Investment-Revolution nach all den Krisen an den Kapitalmärkten dieser Welt. Riesen Wachstumsraten, astronomische Prophezeiungen bei den jährlichen Zuwächsen hinsichtlich des Kapitalzuflusses und so weiter. Und wie war das noch mit dem Slogan?
Robo-Advisory – DAS digitale Kapitalanlage-Angebot der Zukunft.
Und dabei wurde immer wieder mit dem Finger auf jenen Markt hingewiesen, der von jeher als der Kapitalmarkt angesehen wird, von dem so ziemlich jeder Finanz-Trend seinen Weg in die weite Welt startet – dem US-Markt.
Firmen wie Betterment, Wealthfront, Acorns etc. haben ihr Geschäftsmodell schließlich erfolgreich etabliert und verwalten mittlerweile durchaus respektable Anlagesummen und kommunizieren dies mit stolzer Brust.
Warum soll das also nicht auch in Deutschland funktionieren?
Nun ja: Die anfängliche Euphorie ist mittlerweile gewichen und eine Art Ernüchterung eingetreten. Denn die Situation der Robo-Advisor in Deutschland stellt sich aktuell bei weitem nicht so positiv dar, wie es zahlreiche Unternehmensberatungen und Finanzexperten prophezeit haben. Gar vom Ende der klassischen Vermögensverwaltungen wurde anfänglich an der einen oder anderen Stelle gesprochen.
Und mit entsprechenden Prognosen „untermauert“. Ergo? Robo-Advisor als Damokles-Schwert der traditionellen und somit verstaubten Vermögensverwaltungen? Damit ist erst mal nix!
Schaut man sich nun rückwirkend die letzten 3-4 Jahre an, so fällt vor allem Folgendes auf:
Nicht wenige Experten und Kenner des Marktes sahen und sehen bis heute in diesen Entwicklungen eine erste Konsolidation eines Marktes. Einem Markt, der sich jedoch bei objektiver Betrachtung wohl noch eher in der Entwicklungsphase befindet. Oder?
Denn es stellt sich tatsächlich die Frage, wie sich eben jene AuM (Assets under Management) bei den einzelnen Robo-Advisorn darstellen? Wie sonst kann (oder könnte) man den Beleg liefern, dass RoboAdvisor bei Anlegern erfolgreich einen “Bedarf” bedienen?
Grund für uns, eben jene Volumen sogenannter „Assets under Management“ bei den, im deutschen Markt aktiven Robo-Advisorn, abzufragen. Also zahlreiche E-Mails mit entsprechender Abfrage nebst Erläuterung des „Wieso, weshalb, warum?“ abgesendet.
Dabei fiel bis dato vor allem eins auf: Hinsichtlich der Volumen verwalteter Kundengelder und deren Offenlegung teilt sich der Markt klar in 3 Gruppen >>
In der folgenden Tabelle die Aufstellung der “Assets under Management” deutscher Robo-Advisor Anbieter (Stand Februar 2020) – basierend auf eigener Abfrage und Recherche (und keiner Garantie auf höchstmögliche Validität) >>
Folgende Anbieter haben hinsichtlich unserer Anfrage geantwortet, aber keine Angaben zu den „Assets under Management“ gemacht:
• Ginmon
• Whitebox
• Visualvest
• Targobank PIXIT
• Fidelity Wealth Expert
• Solidvest – DJE Kapital AG
• Zeedin – Hauck & Aufhäuser
• Fundamental Capital (Angebot mittlerweile eingestellt)
• Castell-Insight
• Smart angehen – Rödl & Partner
• OSKAR
• Smavesto
Folgende Anbieter haben auf unsere Anfrage bis zum heutigen Tage (Veröffentlichungsdatum des Artikels) gar nicht erst geantwortet:
• VTB Invest
• OnVest
• Baloise Monviso
• LONI (Angebot mittlerweile eingestellt)
Ernüchtert? Mehr erwartet? Wir auch….aber das ist tatsächlich das Ergebnis der Abfrage. Nun mag man uns vorwerfen, dass wir als “Portal” nicht genügend Reputation etc. besitzen, damit uns die Anbieter ihre Zahlen nennen. Mag sein, aber Fakt ist, dass auch durch tiefgehende Recherchen kein besseres Ergebnis erreichbar ist.
Nur eins ist wirklich klar: Wenn knapp die Hälfte der angefragten Robo-Advisor Anbieter nicht antwortet und ein Großteil jener Anbieter, die geantwortet haben, keine valide Zahl nennen, so steht vor allem eins fest: Egal, wer welche Zahlen nennt, ob Statista, BVI, Fondsconsult etc. – sie können als Gesamtsumme NICHT valide sein.
Was somit auffällt: Von 35 angefragten Robo-Advisorn haben 16 – also etwas weniger als die Hälfte! – keinerlei Angaben gemacht oder aber eben gar nicht erst auf unsere Anfrage geantwortet. Dabei reichten bei denen, die zwar auf unsere Anfrage hin geantwortet, aber die Nennung der AuM „verweigert“ haben, die Gründe hierfür von einem einfachen
„Wir machen hierzu generell keine Angaben!“
Über
„Wir strukturieren unser Geschäftsmodell um!“
Und
„Wir weisen keine dedizierten AuM zu unserem Robo-Angebot aus.“
Bis hin zu
„Aus unternehmenspolitischen Gründen können und dürfen wir diese Zahlen nicht nennen!“
Doch auch Aussagen wie
„Wir sind mit dem Verlauf zufrieden!“
als auch
„Wir sind mit der Entwicklung nicht zufrieden!“ trafen bei uns per Mail ein.
Fakt ist, dass die großen Anbieter wie Scalable, Liqid, Moneyfarm, Kapilendo, Quirion etc. diesem Thema deutlich offener begegnen als das Gros Ihrer Mitbewerber.
Interessante Erkenntnis auch, dass gerade Newcomer wie Peningar, Evergreen als auch Vividam offen mit der Nennung der AuM umgehen.
Und das obwohl wir hier von Summen in Höhe von 1,15 Millionen Euro (Vividam) und knapp 5 Millionen (Peningar) reden! Im Vergleich zu den „Granden“ des Marktes eigentlich kaum nennenswert.
Was aber eben auch keine Schande darstellt. Im Gegenteil – es ist ehrlich und zeigt, dass man noch am Anfang steht. Und noch lange kein Anzeichen dafür, dass das Geschäftsmodell „Robo-Advisor“ generell nicht funktioniert. Da spielen ganz andere Faktoren rein.
Dem „hinein interpretieren“ einer nicht positiven Entwicklung des deutschen Robo-Advisor Marktes wird es mit der Nichtnennung der AuM sicherlich nicht schwerer gemacht. Befeuert von Aussagen wie der „Markt hängt den Erwartungen deutlich hinter her“ etc. ist die Wahrscheinlichkeit nachwievor gegeben, dass so manch ein Schreiberling eine Bestätigung eben dessen sieht, wenn sich ein RoboAdvisor Anbieter durch Nicht-Nennung der verwalteten Kundengelder (AuM) in Schweigen hüllt.
Gemäß dem Motto „Bitte keine Blöße geben!“
Chance vertan? Sicherlich, denn was wäre es für alle Anbieter ein positives und somit sicherlich geschäftsförderndes Argument, wenn man die Assets under Management in seiner Entwicklung darstellt und das Ganze dann doch mit einer ansprechenden Performance und attraktivem Kostenmodell untermauert.
Wünschenswertes Ziel? Den ganzen Kritikern an der digitalen Geldanlage endlich mal etwas den Wind aus den Segeln zu nehmen!
Und vor allem würde mit einer Offenheit bei der Kommunikation der Assets under Management endlich mal diese Glaskugel generierten Summen wie sie, wie bereits erwähnt, zuletzt seitens BVI (basierend auf STATISTA Zahlen >> 7,5 Milliarden Euro AuM) als auch in der Studie von Fondsconsult (AuM >> cirka 5 Milliarden Euro) verschwinden……
Zu guter Letzt: Falls sich ein RoboAdvisor Anbieter falsch wiedergegeben fühlt – wunderbar! Vielleicht auf diesem Wege die Chance eine Zahl hinsichtlich der verwalteten Kundengelder zu erhalten. Infos gern per E-Mai an Info(at)RoboAdvisor-Portal.com
*Up-Date* >> Inzwischen haben sowohl Vividam, ComInvest als Reaktion auf diesen Artikel ihre AuM korrigiert – und zwar erfreulicherweise nach oben:
Zudem hat nun auch VisualVest seine “Assets under Management” öffentlich gemacht:
Markus G
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