Nachhaltig investieren ist Frauensache

Nachhaltig investieren ist “trendy” und der Trend ist weiblich. Nein – nicht allein wegen des Hypes um Greta Thumberg und der von ihr initiierten, mittlerweile weltweit aktiven Bewegung. Frauen sind für das immer größer werdende Angebot an nachhaltigen Investmentprodukten (mit)verantwortlich. Sie treiben es voran und verändern so nicht nur die Finanzmärkte, sondern tragen einen erheblichen Teil dazu bei, dass auch am Aktienmarkt indexierte Unternehmen ihre Marktstrategie in Richtung Nachhaltigkeit ändern.

Man könnte sagen, die Zukunft sozialer und nachhaltiger Geldanlagen ist weiblich. Provokante Aussage? Sicherlich!

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Julia F.

Zuletzt aktualisiert am: 17. Juli 2023

Nachhaltig investieren ist Frauensache

2. August 2019

Aber: Frauen wurden und werden noch häufig als Nutznießerinnen einer Veränderung hin zu mehr Nachhaltigkeit betrachtet und nur selten als treibende Kraft dahinter. Viele haben diese Verschiebung und ihre neuen Einflussmöglichkeiten selbst noch nicht bemerkt. Aber Frauen werden zunehmend finanziell unabhängig und verdienen zunehmend besser – an ihrer sozialen Ader und Engagement ändert das aber nichts.

Vermögend und sozialer eingestellt

Im Durchschnitt sind Frauen laut globalen, Vermögens-demografischen Untersuchungen reicher als jemals zuvor – und der Trend dahingehend reißt nicht ab. In den kommenden Jahrzehnten werden es Frauen sein, die den überwiegenden Teil des weltweiten Vermögens kontrollieren. In immer wieder durchgeführten Untersuchungen legen Investorinnen eine positivere und aufgeschlossenere Einstellung gegenüber sozialen Geldanlagen an den Tag als männliche Anleger.

Manche Umfragen sprechen davon, dass die Hälfte aller befragten Frauen Interesse an nachhaltigen, sozial verträglichen und umweltfreundlichen Investments bekunden – demgegenüber steht gerade ein Mal ein Drittel männlicher Investoren. Frauen finden überdurchschnittlich häufig, dass soziale, politische und ökologische Effekte beim Investieren wichtig sind. Wichtiger sogar, als Renditen und Volatilität. Impact Investing hat vor allem für Frauen mit Investment-Interesse einen überdurchschnittlich hohen Stellenwert.

Gunnela Hahn, die bei der Schwedischen Kirche für Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit beim Investment zuständig ist, schiebt die Überrepräsentation von Frauen auf die traditionelle, männliche Rolle.

„Von Männern“, so lässt sie sich zitieren, „wird traditionell erwartet, dass sie rein rational handeln und strikt lösungsorientiert agieren, anstatt sich von ihren tieferen Gefühlen und Empathie leiten zu lassen. Da bildet auch die neoklassizistische Wirtschaft keine Ausnahme, die davon ausgeht, dass die Menschen streng rational sind und immer ihren individuellen Gewinn maximieren möchten.

Jüngere Untersuchungen aber zeigen, dass diese Annahme fehlerhaft ist und es ist anzunehmen, dass den meisten Menschen, die keine Ökonomen sind, das längst klar war.“

Nachhaltig Investieren: Finanzberatungen für Frauen bieten Unterstützung

Es ist immer noch ein streitbarer Punkt, ob Frauen eine eigene Finanzberatung brauchen.

Aber Fakt ist: viele Investment-Beratungen sind nicht auf die Nachfrage nach ökologisch verträglichen und nachhaltigen Geldanlagen vorbereitet, die vorrangig von Frauen kommt. Zwar sind immer noch nur drei von zehn Anlageberatern Frauen, doch diese verstehen es gekonnt, ihrer Zielgruppe die gewünschten Investments verfügbar zu machen.

Und so treiben auch weibliche Finanzberaterinnen den Wandel zu immer mehr nachhaltigen Geldanlagen voran. Untersuchungen ergaben, dass Anlageberaterinnen nicht nur überdurchschnittlich häufig ökologisch und sozial verträgliche Investments vermitteln, sondern auch, dass sie im Bereich alternativer Investitionsmöglichkeiten oft besser Bescheid wissen, als ihre männlichen Kollegen. Entsprechend bieten sie sie auch häufiger von sich aus an.

Wie Frauen die Welt des Investments verändern

Jenseits von globalen Verträgen und Übereinkünften zum Klima- und Umweltschutz: Nachhaltig investieren ist auch  eine Folge der Finanzkrise 2008. Natürlich gab es schon davor verträgliche, „grüne“ Geldanlageprodukte. Jedoch war der Börsencrash für viele Anleger – und vor allem für die Frauen unter ihnen – eine Art Weckruf. Er hat die Schwachstellen und Kurzlebigkeit des Finanzsektors aufgezeigt und sich damit als bitteres Mahnmal entpuppt.

Eine Erkenntnis, die schmerzlich an die Abhängigkeit zwischen und unter den verschiedenen Bevölkerungen und Gesellschaften, Regierungen, Wirtschaftssystemen und Finanzmärkten erinnert.

Im Zentrum dieser Erkenntnis stand und steht die Rolle der Investoren. Während viele von ihnen vor der Krise vor allem auf kurzfristigen hohen Profit aus waren, begannen sie im Nachgang der Finanzkrise ihren Schwerpunkt zu verschieben – hin zu guter Vermögensverwaltung. Wenn auch in den meisten Fällen getrieben durch neue, von der Politik vorgegebenen Regeln an den globalen Finanzmärkten.

Aber auch der demografische Wandel ist ein nicht zu leugnender Einflussfaktor auf die Veränderung am Kapitalmarkt. Vor allem Millenials und Frauen verstehen Finanzen und Investment zunehmend als Instrument, das die Macht hat, die Welt zu verändern. Gerade dieser Gesellschaftsgruppe sind Umwelt, das Klima, soziale Verträglichkeit und Verantwortung sehr wichtig. So wichtig, dass sie sie als wesentliche Komponente ihrer Investmententscheidungen betrachten.

Auch die anhaltende und wachsende Teilnahme von Frauen und jungen Menschen am Arbeitsmarkt hat die Nachhaltigkeit im Rahmen ihrer finanziellen Altersvorsorge und Unabhängigkeit weiter vorangetrieben. Frauen und Millenials tendieren dazu, mit dem Ziel zu investieren, klare und messbare, positive Veränderungen innerhalb der Gesellschaft(en) anzustoßen Und nicht nur, um Gewinn zu machen.

Damit haben Frauen einen großen Anteil daran, dass das Thema “nachhaltig investieren / Nachhaltigkeit” bei Geldanlagen einen Dominoeffekt nach sich zog, der sich langsam aber sicher auch bei den Vermögensverwaltern herum spricht.

Warum der Nachhaltigkeitsgedanke weiblicher Anlegerinnen positiv ist

Betrachtet man die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Investments durch Frauen als Folge zunehmender finanzieller Bildung und Kompetenz unter Frauen, ist die gesamte Entwicklung als durchweg positiv zu bewerten. Natürlich gibt es auch eine negative Interpretation. Denn, es bedurfte nicht nur erst einem verheerenden Crash und einer noch konsequenteren Unabhängigkeit von Frauen, um diesen Wandel anzustoßen.

Denn die Möglichkeit nachhaltig zu investieren war bereits vor der Finanzkrise gegeben, aber der überwiegend männliche Teil der Anlageberater, Vermögensverwalter, Investoren und Unternehmen – alles, sicher fachlich kompetente Experten – hatten schlicht kein Interesse daran, nachhaltige Investments voranzutreiben. Nachhaltig investieren gilt in den Köpfen Vieler immer noch als irgendwie “uncool” und “Anlage-Trend”!

Und: Nachhaltigkeit beziehungsweise “nachhaltig investieren”  war schon immer eine weibliche Angelegenheit – und zwar auch in der Hinsicht, dass entsprechende Abteilungen in Unternehmen vor allem mit in Teilzeit arbeitenden Frauen besetzt wurden, die nach dem Mutterschutz eine etwas weniger anspruchsvolle Position einnehmen wollten.

Davon ist zumindest Anna Jönsson vom norwegischen Finanzunternehmen Storebrand ASA überzeugt:

„[Nachhaltigkeit] wurde als etwas ‘Weiches’ verstanden und als etwas, das Frauen mehr am Herzen liegt, mehr ihrer Natur entspräche.“

Zum Glück ändern sich die Zeiten – wenn auch langsam – und der Wert von Nachhaltigkeit wird peu à peu zu einem Alltagsgedanken in der Finanzwelt. Nachhaltig investieren wird sich zwangsläufig auch durchsetzen müssen.

Quellen:

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Julia F.

Julia F.

Julia ist unsere Spezialistin im Bereich “Frauen und Geldanlage”. Selbst als Quereinsteigerin in die Finanz-Szene gestartet, setzt sie sich bei uns mit den typischen Fragen und Unsicherheiten von Frauen beim Thema Geldanlage und Vermögensaufbau auseinander. Und sie spricht aus Erfahrung, denn sie ist mittlerweile selbst erfolgreiche Anlegerin. Julia gewährt uns mit ihren Beiträgen einen Einblick in die weibliche Welt der Geldanlage und des Vermögensaufbaus.

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