Dass die gesetzliche Rente als einziges Element der Altersvorsorge für die meisten nicht ausreichen wird, ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Wer auch im Alter seinen Lebensstandard halten möchte, sollte sich daher über Alternativen informieren – beispielsweise durch die Nutzung eines Sparplans, der regelmässig in ETFs investiert.
Markus G
Zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2024
13. Mai 2022
In einer Zeit, in der das traditionelle Rentensystem zunehmend an seine Grenzen stößt, suchen immer mehr Menschen nach alternativen Wegen, um ihre finanzielle Zukunft abzusichern. Eine Möglichkeit, die in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen hat, ist die Geldanlage in ETFs (Exchange Traded Funds) zur Altersvorsorge. Doch was steckt hinter diesem Trend, und kann er tatsächlich eine Lösung für die Herausforderungen der modernen Altersvorsorge bieten?
Das deutsche Rentensystem basiert auf dem Umlageverfahren, bei dem die aktuell Erwerbstätigen die Renten der älteren Generation finanzieren. Dieses System funktionierte jahrzehntelang relativ gut, steht jedoch aufgrund des demografischen Wandels vor enormen Herausforderungen. Die Lebenserwartung steigt, während gleichzeitig die Geburtenrate sinkt. Laut Statistischem Bundesamt wird der Anteil der über 67-Jährigen an der Gesamtbevölkerung von 19% im Jahr 2020 auf voraussichtlich 26% im Jahr 2040 ansteigen. Dies bedeutet, dass immer weniger Erwerbstätige die Renten von immer mehr Rentnern finanzieren müssen.
Die Folgen dieser Entwicklung sind bereits spürbar. Das durchschnittliche Rentenniveau, also das Verhältnis der Standardrente zum Durchschnittseinkommen, ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesunken. Lag es im Jahr 2000 noch bei 52,9%, wird es laut Prognosen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales bis 2035 auf etwa 45,8% fallen. Für viele Menschen bedeutet dies, dass die gesetzliche Rente allein nicht mehr ausreichen wird, um den gewohnten Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten.
Angesichts dieser Entwicklung gewinnt die private Altersvorsorge zunehmend an Bedeutung. Hier kommen ETFs ins Spiel. Ein ETF ist ein börsengehandelter Indexfonds, der die Wertentwicklung eines bestimmten Index, wie beispielsweise des DAX oder des MSCI World, nachbildet. ETFs bieten Anlegern die Möglichkeit, kostengünstig und breit gestreut in den Aktienmarkt zu investieren.
Die Vorteile von ETFs für die Altersvorsorge sind vielfältig. Zunächst einmal ermöglichen sie eine breite Streuung des Anlagerisikos. Statt in einzelne Aktien zu investieren, kaufen Anleger mit einem ETF Anteile an hunderten oder sogar tausenden Unternehmen gleichzeitig. Dies reduziert das Risiko, das mit der Anlage in Einzelaktien verbunden ist.
Ein weiterer Vorteil sind die niedrigen Kosten. Im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds, bei denen Fondsmanager versuchen, durch geschickte Auswahl von Einzeltiteln den Markt zu schlagen, bilden ETFs einfach einen Index nach. Dies führt zu deutlich geringeren Verwaltungskosten. Während aktiv gemanagte Fonds oft jährliche Gebühren von 1,5% oder mehr erheben, liegen die Kosten für ETFs häufig unter 0,5% pro Jahr.
Die langfristige Performance von ETFs ist ein weiterer Grund für ihre zunehmende Beliebtheit in der Altersvorsorge. Historische Daten zeigen, dass breit gestreute Aktienindizes wie der MSCI World über lange Zeiträume hinweg attraktive Renditen erwirtschaftet haben. So erzielte der MSCI World Index in den 50 Jahren von 1970 bis 2020 eine durchschnittliche jährliche Rendite von etwa 7,8% (inflationsbereinigt).
Um die Möglichkeiten der ETF-Anlage für die Altersvorsorge zu veranschaulichen, betrachten wir das Beispiel von Lisa, einer 30-jährigen Angestellten. Lisa entscheidet sich, monatlich 300 Euro in einen ETF-Sparplan zu investieren, der den MSCI World Index abbildet. Sie plant, dies bis zu ihrem Renteneintritt mit 67 Jahren fortzuführen.
Unter der Annahme einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 7% (was unter dem historischen Durchschnitt liegt und mögliche Schwankungen berücksichtigt) würde Lisas ETF-Portfolio nach 37 Jahren einen Wert von etwa 586.000 Euro erreichen. Diese Summe könnte eine wesentliche Ergänzung zu ihrer gesetzlichen Rente darstellen und ihr helfen, ihren Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten.
Es ist wichtig zu betonen, dass dieses Beispiel auf Durchschnittswerten basiert und die tatsächliche Entwicklung aufgrund von Marktschwankungen abweichen kann. Dennoch verdeutlicht es das Potenzial langfristiger ETF-Investments für die Altersvorsorge.
Trotz der vielen Vorteile ist die Geldanlage in ETFs nicht ohne Risiken. Wie alle Aktieninvestments unterliegen auch ETFs Marktschwankungen. In Zeiten von Wirtschaftskrisen oder Börsenturbulenzen kann der Wert des Portfolios vorübergehend stark sinken. Dies erfordert von Anlegern einen langen Atem und die Fähigkeit, kurzfristige Schwankungen auszuhalten.
Zudem erfordert die ETF-Anlage ein gewisses Maß an finanziellem Wissen und die Bereitschaft, sich mit den Grundlagen der Geldanlage auseinanderzusetzen. Nicht jeder fühlt sich wohl dabei, seine Altersvorsorge selbst in die Hand zu nehmen.
Ein weiterer Punkt, der beachtet werden muss, ist die steuerliche Behandlung von ETF-Erträgen. Seit 2018 unterliegen auch thesaurierende ETFs der Vorabpauschale, was die Rendite etwas schmälern kann.
Die Geldanlage in ETFs kann eine sinnvolle Ergänzung zur gesetzlichen Rente darstellen. Sie bietet die Möglichkeit, kostengünstig und breit gestreut am Wirtschaftswachstum zu partizipieren und langfristig Vermögen aufzubauen. Allerdings sollte sie nicht als alleinige Lösung betrachtet werden.
Eine ausgewogene Altersvorsorgestrategie könnte neben ETFs auch andere Bausteine wie Immobilien, klassische Rentenversicherungen oder Direktversicherungen umfassen. Die genaue Zusammensetzung hängt von den individuellen Umständen, der Risikobereitschaft und den persönlichen Zielen ab.
Angesichts der Herausforderungen, vor denen das traditionelle Rentensystem steht, werden alternative Formen der Altersvorsorge in Zukunft noch wichtiger werden. ETFs können hier eine wichtige Rolle spielen, indem sie auch Kleinanlegern den Zugang zu den Chancen des globalen Aktienmarktes ermöglichen. Wer früh beginnt, regelmäßig zu sparen und dabei die Vorteile von ETFs nutzt, kann einen wichtigen Grundstein für eine finanziell abgesicherte Zukunft legen.
Letztendlich bleibt die Altersvorsorge eine höchst individuelle Angelegenheit. Es ist ratsam, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen und gegebenenfalls professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, um eine maßgeschneiderte Strategie zu entwickeln. In einer Welt, in der sich die traditionellen Sicherheiten im Wandel befinden, kann eine kluge und vorausschauende Planung den Unterschied zwischen einem sorgenfreien und einem finanziell herausfordernden Ruhestand ausmachen.
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