Gerade in jungen Jahren beschäftigt man sich mit allen möglichen Dingen – nur nicht mit der Altersvorsorge! Falsche, denn private Vorsorge fürs Alter ist ein heutzutage ohne Zweifel ein Muss. Der von Norbert Blüm vielfach-zitierte Spruch “Die Rente ist sicher!” gilt schon lange nicht mehr. Und das trifft insbesondere auf Frauen zu. Der vielzitierte Gender Pay Gap, dessen unmittelbare Folge der Gender Pension Pay Gap ist, sorgt dafür, dass Frauen nicht nur mehr Geld für ihre Altersvorsorge zurücklegen müssen, sondern auch, dass sie dabei mehr beachten müssen, als Männer. Das Hamburgische Weltwirtschaftsinsitut hat ausgerechnet, dass es schon unter Frauen knapp 200.000 Euro Verdienstunterschied gibt.
Julia F.
Zuletzt aktualisiert am: 17. Juli 2023
3. Juli 2019
Dazu wurden zwei Gruppen betrachtet. Frauen, die ohne Erziehungsauszeit durchgängig in Vollzeit beschäftigt sind, und Frauen, die nach dem Kinderkriegen 3 Jahre Mutterzeit in Anspruch nehmen und danach rund 3 Jahre zunächst wieder in Teilzeit einsteigen.
Im Vergleich ergab sich die gerade erwähnte fast 200.000 Euro Gap. Oft wird die Situation für Mütter noch drastischer, weil sie entweder nach einer gewissen Arbeitsperiode in Teilzeit den Übergang in eine Vollzeitanstellung nicht wieder schaffen oder sie länger in Elternzeit bleiben, weitere Kinder kriegen oder in einer Branche arbeiten, die ohnehin schlecht bezahlt ist.
Diese klaffende Lücke sorgt nicht nur für unmittelbar weniger finanzielle Mittel, sondern auch mittelbar für weniger Geld im Alter. Gute Altersvorsorge sieht anders aus!
Dass die Rente kommt, das ist sicher. Dass die Altersvorsorge aber ausschließlich aus staatlichen Mitteln bestritten werden kann, das ist längst so gut wie ausgeschlossen. Selbst bei Gutverdienerinnen ohne Karriereknicke und Auszeiten, die 40 Jahre lang etwa 40.000 Euro Jahreseinkommen haben. Legt man dieses Vollzeiteinkommen zugrunde, erhält eine Frau mit diesem Durchschnittsverdienst nach 40 Jahren Arbeitszeit rund 1.300 Euro Rente pro Monat.
Das klingt zunächst nicht schlecht, erst recht nicht, wenn man vielleicht während der Erwerbstätigkeit eine Immobilie erworben hat und keine Miete als Fixkosten bedenken muss. Dennoch ist es ein finanzieller Einschnitt. Und im Vergleich zum aktuellen Verdienst nur in wenigen Fällen ein Maß, das erlaubt, den gewohnten Lebensstandard beizubehalten. Stets unter der Voraussetzung, dass die Inflation ruht. Eine sehr unwahrscheinliche Voraussetzung.
Tatsächlich bewegt sich die Inflationsrate aktuell bei einem Durchschnittswert von 1 bis 2%. Dadurch reduziert sich die staatliche Rente weiter. Oftmals wird beim Blick auf die jährlich ausgestellte Renten-Information der Deutschen Rentenversicherung außerdem nicht bedacht, dass es sich bei der ausgewiesenen Summe einerseits um eine Schätzung handelt, andererseits um eine Brutto-Rate. Das heißt, die Steuern und Abgaben, die darauf anfallen, werden nicht mit berechnet.
Jedenfalls sollten sie sich auf die staatliche Rente nicht mehr verlassen. Stattdessen sollten sie sich finanziell weiterbilden und möglichst unabhängig um ihre Altersvorsorge kümmern. Zusätzlich zur staatlichen Rentenversicherung sollten Arbeitnehmerinnen darum das Angebot von Riester-Verträgen und betrieblicher Altersvorsorge annehmen. Und auch eine private Altersvorsorge ist unter den gegebenen Umständen ein unbedingtes Muss.
Auf “Riester sparen” und betriebliche Altersvorsorge werden höhere Steuern fällig, als auf privat angespartes Geld. Darum sollte man die Sparrate, mit der man Riesterpläne und bAVs bedient, möglichst um 50 % höher ansetzen, als die Sparrate, mit der man private Altersvorsorge betreibt.
Beispiel: Zahlt eine Frau 100 Euro im Monat in einen privaten Sparplan ein, sollte die Rate für den Riester-Vertrag mindestens 150 Euro betragen. So kann man die Steuerabgaben später etwas besser abfedern und ausgleichen.
Als Faustregel sagt man, ein männlicher Arbeitnehmer sollte pro Monat 10 bis 15% des Nettoeinkommens für die private Altersvorsorge beiseite legen. Da nun Frauen aber schon im Laufe ihres Erwerbstätigenlebens weniger verdienen, als Männer, sollten sie diese Quote als Minimum betrachten. Besser wäre es, sie würden versuchen, den Gender Pay Gap durch einen höheren Prozentsatz schon beim Sparen für die Altersvorsorge abzufangen.
Geht man von einem bereinigten Gender Pay Gap von knapp 6% aus, sollten Frauen mindestens 20% ihres Nettoverdienstes für die Altersvorsorge sparen. Wie hoch genau die individuelle Sparrate pro Monat sein wird, hängt von diversen Faktoren ab. Neben der aktuellen, finanziellen Möglichkeiten, vor allem auch den Bedarf im Alter. Weil dieser individuell verschieden ist, ist es schwer, eine allgemein gültige Aussage zu treffen.
Folgende Fragen können Orientierung geben:
Um mit der Altersvorsorge zu starten, ist es grundsätzlich nie zu früh und nie zu spät! Darum ist der beste Zeitpunkt für eine Geldanlage zur privaten Altersvorsorge genau jetzt. Je früher Frauen damit beginnen, desto besser. Denn sie können mit niedrigen Sparraten beginnen und diese nach und nach an das höhere Einkommen im Laufe der Erwerbstätigkeit anpassen. Denn wenige Euro jetzt, sorgen später schnell für einen deutlichen finanziellen Unterschied bei der Rente.
Julia F.
Julia ist unsere Spezialistin im Bereich “Frauen und Geldanlage”. Selbst als Quereinsteigerin in die Finanz-Szene gestartet, setzt sie sich bei uns mit den typischen Fragen und Unsicherheiten von Frauen beim Thema Geldanlage und Vermögensaufbau auseinander. Und sie spricht aus Erfahrung, denn sie ist mittlerweile selbst erfolgreiche Anlegerin. Julia gewährt uns mit ihren Beiträgen einen Einblick in die weibliche Welt der Geldanlage und des Vermögensaufbaus.
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