Wie Robo-Advisor konservative Anleger überzeugen könn(t)en

In einem von Zinsschwankungen geprägten Marktumfeld und angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten der letzten Jahre stehen besonders sicherheitsorientierte Anleger vor einer großen Herausforderung: Wie lässt sich Vermögen in volatilen Zeiten werterhaltend und gleichzeitig ertragreich anlegen, ohne dabei unverhältnismäßige Risiken einzugehen? Eine mögliche Antwort auf diese Frage könnten Robo-Advisor sein – digitale Vermögensverwalter, die wissenschaftlich fundierte Anlagestrategien mit modernster Technologie verbinden. Doch warum tun sich gerade konservative Anleger noch schwer mit dieser Innovation, und welche überzeugenden Argumente sprechen für ihre Nutzung?

Robo-Advisor und konservative Anleger - passt das? » RoboAdvisor-Portal.com - das Infoportal

Oliver S.

Zuletzt aktualisiert am: 7. November 2024

Wie können konservative Anleger von einer Kapitalanlage überzeugt werden

3. September 2018

Die idealen Zielgruppen für Robo-Advisor

Bevor wir uns der besonderen Situation konservativer Anleger widmen, lohnt ein Blick darauf, welche Anlegergruppen bereits heute besonders erfolgreich mit Robo-Advisor arbeiten. Die Nutzerbasis ist dabei überraschend vielfältig.

Potenzielle Zielgruppen für RoboAdvisor-Anbieter
Potenzielle Zielgruppen für Robo-Advisor Anbieter – Quelle: www.RoboAdvisor-Portal.com

Junge Berufseinsteiger zwischen 25 und 35 Jahren stellen aktuell die größte Nutzergruppe dar. Sie schätzen besonders die niedrigen Einstiegshürden – viele Anbieter ermöglichen bereits ab 25 Euro monatlich den Start in die digitale Vermögensverwaltung. Diese Generation, die mit Smartphones und Apps aufgewachsen ist, empfindet die digitale Verwaltung ihres Vermögens als natürlich und zeitgemäß.

Eine weitere wichtige Zielgruppe sind beruflich stark eingespannte Menschen mittleren Alters. Manager, Selbstständige oder Ärzte verfügen zwar über ein gutes Einkommen, haben aber oft keine Zeit, sich intensiv um ihre Geldanlage zu kümmern.

Für sie bieten Robo-Advisor eine effiziente Lösung: Die automatisierte Verwaltung übernimmt die zeitaufwendige Portfoliooptimierung, während sie sich auf ihren Beruf konzentrieren können.

Auch preisbewusste Kleinanleger haben Robo-Advisor für sich entdeckt. Diese Gruppe, die früher oft von klassischen Vermögensverwaltungen aufgrund zu geringer Anlagesummen abgelehnt wurde, profitiert besonders von den niedrigen Gebühren und der professionellen Streuung ihrer Anlagen. Mit durchschnittlichen Anlagesummen von 5.000 bis 15.000 Euro können sie nun Strategien nutzen, die früher vermögenden Privatkunden vorbehalten waren.

Eine interessante Entwicklung zeigt sich bei umweltbewussten Anlegern aller Altersgruppen. Viele Robo-Advisor bieten mittlerweile nachhaltige Anlagestrategien an, die ökologische und soziale Kriterien berücksichtigen. Diese Kombination aus ethischer Geldanlage und digitaler Effizienz spricht besonders Menschen an, die ihre Investitionen mit ihren Wertvorstellungen in Einklang bringen möchten.

Auch Firmen und Vereine nutzen zunehmend Robo-Advisor für die Verwaltung ihrer Rücklagen. Die hohe Transparenz und das systematische Risikomanagement entsprechen den treuhänderischen Pflichten der Verantwortlichen. Gleichzeitig ermöglicht die digitale Plattform allen Entscheidungsträgern jederzeit Einblick in die aktuelle Anlagestrategie.

Konservative Anleger – Eine besondere Herausforderung für die Finanzbranche

Das typische Profil konservativer Anleger ist geprägt von jahrzehntelanger Erfahrung im Umgang mit klassischen Bankprodukten. Oft handelt es sich um Menschen im Alter von 50 plus, die sich ihr Vermögen über viele Jahre aufgebaut haben. Die Bundesbank ermittelte 2023, dass diese Anlegergruppe durchschnittlich über ein Finanzvermögen von 203.000 Euro verfügt – aber davon etwa 75.000 Euro auf schlecht oder gar nicht verzinsten Konten parkt.

Die Zurückhaltung dieser Anlegergruppe gegenüber modernen Anlageformen hat tiefe Wurzeln. Negative Erfahrungen aus vergangenen Finanzkrisen prägen das Anlageverhalten nachhaltig. Die Dotcom-Blase 2000 und die Finanzkrise 2008 haben tiefe Spuren im Anlegergedächtnis hinterlassen. Eine Studie der Deutschen Börse zeigt, dass 68% der über 50-Jährigen diese Ereignisse als Hauptgrund für ihre defensive Anlagestrategie nennen.

Besonders die persönliche Beziehung zum Bankberater spielt eine zentrale Rolle. Durchschnittlich 15 Jahre währt das Vertrauensverhältnis zwischen konservativen Anlegern und ihren Beratern, wie eine Analyse der Deutschen Kreditbank ergab. Der Gedanke, diese gewachsene Beziehung durch einen Algorithmus zu ersetzen, erscheint vielen zunächst abwegig.

Die Evolution der Robo-Advisor: Von der Nische zum Mainstream

Die Entwicklung der Robo-Advisor-Branche ist beeindruckend. Das verwaltete Vermögen ist allein in Deutschland von 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2018 auf über 15 Milliarden Euro im Jahr 2023 gestiegen. Bemerkenswert ist dabei die zunehmende Diversifizierung der Nutzergruppen. Während die ersten Robo-Advisor hauptsächlich auf Anleger zwischen 25 und 40 Jahren abzielten, die mit überschaubaren monatlichen Beträgen von 50 bis 250 Euro in ETF-basierte Strategien investieren wollten, bieten viele Anbieter heute auch spezialisierte Lösungen für vermögendere und sicherheitsorientierte Kunden an.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Das durchschnittliche Anlagevolumen pro Kunde ist von anfänglich 8.000 Euro im Jahr 2018 auf mittlerweile 35.000 Euro gestiegen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass auch vermögendere und erfahrenere Anleger den Robo-Advisors zunehmend vertrauen.

Überzeugende Argumente für konservative Anleger

Wissenschaftlich fundierte Sicherheitsmechanismen

Moderne Robo-Advisor basieren auf jahrzehntelanger Forschung zur Portfoliotheorie. Die Scalable Capital GmbH beispielsweise nutzt ein Value-at-Risk-Modell, das täglich über 5.000 Marktszenarien simuliert. Wird eine definierte Risikoschwelle überschritten, erfolgt automatisch eine Portfolioanpassung – lange bevor ein menschlicher Berater reagieren könnte.

Die Wirksamkeit dieser Systeme zeigte sich besonders in Krisenzeiten eindrucksvoll. Während des Corona-Crashs 2020 verloren konservative Robo-Advisor-Portfolios durchschnittlich nur 8,3% an Wert. In der anschließenden Erholungsphase profitierten sie dennoch von der Aufwärtsbewegung und erzielten 2020 insgesamt eine positive Rendite von 2,1%. Klassische defensive Mischfonds verzeichneten im gleichen Zeitraum hingegen Verluste von durchschnittlich 12,5%.

Transparenz als Vertrauensbasis

Die Transparenz moderner Robo-Advisor geht weit über das hinaus, was klassische Anlageprodukte bieten. Anleger können jederzeit die exakte Zusammensetzung ihres Portfolios einsehen und alle Gebühren und Kosten transparent nachvollziehen. Jede einzelne Transaktion wird mit einer nachvollziehbaren Begründung dokumentiert, und Performance-Berichte stehen in Echtzeit zur Verfügung. Die Frankfurter Finanzmarktanalyse GmbH stellte 2023 fest, dass 91% der Robo-Advisor-Nutzer diese Transparenz als wichtigsten Vorteil gegenüber klassischen Anlageformen nennen.

Der Kostenvorteil in Zahlen

Ein konkretes Beispiel verdeutlicht den erheblichen Kostenvorteil von Robo-Advisors. Bei einem Anlageportfolio von 100.000 Euro fallen bei traditioneller Vermögensverwaltung jährlich etwa 2.800 Euro an Kosten an: 1.500 Euro Verwaltungsgebühr, 500 Euro Ausgabeaufschläge und etwa 800 Euro versteckte Fondskosten. Ein Robo-Advisor berechnet dagegen typischerweise eine Gesamtgebühr von 0,8% – also 800 Euro pro Jahr, ohne versteckte Zusatzkosten. Diese Ersparnis von 2.000 Euro pro Jahr führt bei einer angenommenen Rendite von 4% nach 10 Jahren zu einem Mehrvermögen von 24.600 Euro.

Moderne Sicherheitsmechanismen

Die Sicherheitsarchitektur moderner Robo-Advisor ist speziell auf die Bedürfnisse konservativer Anleger ausgerichtet. Ein mehrstufiges Sicherheitssystem überwacht kontinuierlich die Portfoliorisiken. Bei erhöhter Marktvolatilität werden risikoreiche Anlagen automatisch reduziert, und definierte Verlustgrenzen dürfen nicht überschritten werden. Die Streuung erfolgt über bis zu 8.000 Einzeltitel weltweit, ergänzt durch Anleihen höchster Bonität und strategische Beimischungen von Gold und anderen Rohstoffen als Krisenabsicherung.

Der menschliche Faktor bleibt erhalten

Viele Anbieter haben erkannt, dass der persönliche Kontakt für konservative Anleger unverzichtbar ist. Sie bieten daher eine Kombination aus digitaler Vermögensverwaltung und menschlicher Expertise. Persönliche Ansprechpartner stehen für grundsätzliche Fragen zur Verfügung, regelmäßige Digital-Sprechstunden informieren über Marktentwicklungen, und eine telefonische Erreichbarkeit an sieben Tagen die Woche ist bei vielen Anbietern Standard.

Der Weg zum Robo-Advisor: Schrittweise und sicher

Für interessierte konservative Anleger empfiehlt sich ein behutsamer Einstieg in die Welt der Robo-Advisor. Die meisten Anbieter ermöglichen eine kostenlose Testphase, in der die Portfoliozusammenstellung unverbindlich simuliert werden kann. Dies gibt einen realistischen Einblick in die Funktionsweise, ohne eigenes Kapital zu riskieren.

Ein praktischer Ansatz ist der Start mit einem überschaubaren Anlagebetrag von beispielsweise 10.000 Euro. Dies ermöglicht es, die Vorzüge der automatisierten Vermögensverwaltung in der Praxis zu erleben, während der Großteil des Vermögens zunächst in den gewohnten Anlageformen verbleibt. Bei positiven Erfahrungen kann das Engagement schrittweise ausgebaut werden.

Fazit: Eine zeitgemäße Option für sicherheitsorientierte Anleger

Robo-Advisor haben sich von einer technischen Innovation zu einer ernstzunehmenden Alternative für konservative Anleger entwickelt. Sie verbinden moderne Technologie mit bewährten Anlageprinzipien und bieten dabei ein Höchstmaß an Transparenz, Kostenkontrolle und Sicherheit.

Die Kombination aus wissenschaftlich fundierten Anlagestrategien, automatisierten Sicherheitsmechanismen und persönlicher Betreuung macht sie besonders für sicherheitsorientierte Anleger interessant, die ihr Vermögen zeitgemäß und effizient verwalten möchten. Die positiven Erfahrungen der letzten Jahre, insbesondere in Krisenzeiten, unterstreichen das Potenzial dieser Anlageform.

Konservative Anleger sollten Robo-Advisor nicht als Ersatz, sondern als sinnvolle Ergänzung ihrer Anlagestrategie betrachten. Der risikogesteuerte, transparente und kosteneffiziente Ansatz moderner Robo-Advisor könnte gerade für diese Zielgruppe den Weg in eine zeitgemäße Form der Vermögensverwaltung ebnen.

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Oliver S.

Oliver S.

Oliver ist der Journalist im Team. Ausgebildeter Banker (Hypo Vereinsbank), hat hohes Maß an spezifischem Finanzwissen und ist einer der bekanntesten Schreiberlinge in der Finanz-Szene. Er das Thema Finanzen in einer Leichtigkeit, die seinesgleichen sucht. Nicht ohne Grund hat Oliver unter anderem auch für die Huffington Post geschrieben. Zudem ist er bis heute auch als Redakteur für FTD.de (ex Financial Times Deutschland) als auch auf Unternehmerhandbuch.de tätig. Kümmert sich hier um alles, was mit dem Thema Finanzwissen, Interviews und News zu tun hat.

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