Charles Munger – noch nie gehört? Wer sich mit dem Thema Investment und deren prominentesten “Vertreter” auseinandersetzt, dürfte wohl zumeist Warren Buffet und sein Unternehmen Berkshire Hathaway kennen. Doch wer einmal die Pressekonferenzen jenes Unternehmens verfolgt hat, der dürfte auch diesen kleinen Mann rechts neben Warren Buffet bemerkt haben. Ein Mann, der vor allem durch sein immer wiederkehrendes Statement des “Ich habe dem nichts hinzuzufügen” bekannt ist. Der Name dieser “unscheinbaren” Person? Eben jener Charles (Charlie) Munger
Martin B.
Zuletzt aktualisiert am: 26. Mai 2020
26. Mai 2020
Charles “Charlie” Munger, der am 28. November 2023 im stolzen Alter von 99 Jahren verstorben ist, war den meisten Börsenfans vor allem als kongeniale rechte Hand von Warren Buffett bekannt. Immerhin arbeitete Munger bereits seit 1978 zusammen mit Buffett bei Berkshire Hathaway, dessen Vice Chairman er ist. Nach Warren Buffetts Aussage hat Charlie Munger ihn in seinen Investmententscheidungen mitunter entscheidend beeinflusst, so dass Buffett selbst seine Anlage-Strategie aufgrund der Gespräche mit Charlie Munger insgesamt anpasste.
Munger selbst hatte zudem viele Jahre große Erfolge mit seiner Investmentgesellschaft Wheeler, Munger & Co. und später als CEO der Wesco Financial Corporation – ein Tochterunternehmern von Berkshire Hathaway.
Doch wer war Charlie Munger genau? Welche Spuren hat er an der Börse hinterlassen und was können wir als Börsenfans von ihm lernen? Genau das will ich Dir in diesem Artikel einmal genauer zeigen.
Charles Munger gehörte zur Riege der erfolgreichsten Investoren an der Börse. Er wurde von Investmentlegende Warren Buffett zudem auch in dessen Essay „The Superinvestors of Graham-and-Doddsville“ erwähnt. Auch wenn er offensichtlich nicht so locker mit Menschen umgehen konnte wie sein Geschäftspartner Buffett, steckte in ihm ein genialer Geist und Analytiker. Er hat Buffett dazu gebracht, nicht wie Benjamin Graham einen „Spottpreis für eine Schrottfirma“, sondern einen „angemessenen Preis für ein großartiges Unternehmen“ zu bezahlen. Die Investment-Erfolge Buffetts mit dieser Strategie untermauern, wie einflussreich und genial Charlie Munger als Investor war und wie er “tickte”.
Während Munger in der Firma Berkshire Hathaway oft als „Buffetts Alter Ego“ bezeichnet wurde, stellte er im privaten Rahmen eher den Gegenentwurf dar. Er genoss das Leben und war als eine Art Partylöwe bekannt. Doch trotz seiner ausgelebten Lebensfreude hatte er einen deutlichen moralischen Kompass und war ehrenamtlich sehr stark engagiert. Für Ihn war es Pflicht, der Gesellschaft etwas von seinem eigenen Erfolg zurückzugeben ohne dabei eigene Interessen zu verfolgen.
Charles Munger wurde am 1. Januar 1924 als ältester Sohn in einer Juristenfamilie in Omaha, Nebraska geboren. Er studierte zunächst an der University of Michigan Mathematik und Meteorologie, um dann nach dem Krieg doch einen Abschluss in Jura an der Harvard University zu machen. Er zog nach dem Studium nach Los Angeles, wurde dort Anwalt. Im Rahmen dessen gründete er nach einiger Zeit die Anwaltskanzlei Munger, Tolles, Hills & Wood.
Anfang der Sechzigerjahre gab es ein arrangiertes Treffen zwischen Charlie Munger und Warren Buffett, bei dem beide über das Investmentgeschäft sprachen. Daraufhin entschloss sich Munger, ebenfalls in die Branche einzusteigen und gründete 1962 die Investmentgesellschaft Munger, Wheeler und Co..
In dieser Zeit fiel bereits auf, dass Charlie Munger und Warren Buffett in Bezug auf Investments sehr ähnlich dachten. So kauften sie sich unabhängig voneinander zum Beispiel beide in die Einzelhandelskette Diversified Retailing und die Rabattmarkenfirma Blue Chip Stamps ein. Die Investmentfirma von Munger wurde 1976 aufgelöst und konnte bis dahin mit der von ihre getätigten Investments eine jährliche Rendite von durchschnittlich 19,8% pro Jahr erzielen.
Im Jahr 1978 musste Warren Buffett seine Investment-Tätigkeiten auf Druck der Börsenaufsicht unter dem Dach von Berkshire Hathaway zusammenziehen. Charles Munger wurde als Kompensation für seine Anteile Vice Chairman von Berkshire Hathaway und übernahm die Geschäftsführung der Berkshire Tochter Wesco Financial Corporation. Wie Berkshire für Buffett diente Wesco für Munger als Investmentvehikel, mit dem er bis 2011 (Wesco wurde von Berkshire übernommen) den US-Leitindex S&P 500 um Längen schlug.
Berkshire Hathaway kaufte Anfang der 70er Jahre Anteile an Wesco für 30 Millionen Dollar. Seit 1983 hielt die Firma von Warren Buffet rund 80,1 Prozent an Charlie Mungers Wesco. Die restlichen Prozente wurden wie erwähnt 2011 für 547,6 Millionen Dollar übernommen.
Seitdem arbeitete er neben vielen weiteren Engagements mit Buffett daran, großartige Investments zu finden. Er ist zudem für seine Worte
„I have nothing further to add“ (ich habe dem nichts weiter hinzuzufügen)
auf der Hauptversammlung von Berkshire Hathaway berühmt geworden. Sein Privatvermögen wird heute (Stand: Ende 2022) auf ca. 2,6 Milliarden US-Dollar geschätzt.
„Investoren können 90% ihres Vermögens in einer Firma haben, sofern es die richtige Firma ist.“ – Charles Munger
Auch wenn die Investmentstrategien von Charles Munger und Warren Buffett nicht so unterschiedlich ausfallen, hat Munger an Buffetts Investment-Philosophie zu Beginn eines gestört: die zu große Nähe zum Graham-Ansatz. Benjamin Graham gilt als Vater des Value Investments. Jedoch hat dieser immer nach Unternehmen gesucht, die unabhängig von ihrer Qualität sehr stark unterbewertet waren und deren Liquidationswert oberhalb des Marktpreises lag.
Charlie Munger war jedoch seit jeher davon überzeugt, dass es sich mehr lohnt, großartige Unternehmen mit hervorragender Perspektive zu erwerben, wenn diese unterbewertet sind. Dazu nahm er auch gerne eine Fokussierung auf eher wenige Aktienwerte in Kauf und war bereit, durchaus einen etwas höheren Preis dafür bezahlen als es nach Grahams Lehren möglich wäre.
Charlie Munger war wie Warren Buffett und auch Benjamin Graham ein sogenannter “Value Investor”. Es geht also im Grundsatz darum, unterbewertete Unternehmensaktien zu kaufen. Im Gegensatz zu Graham wurden bei Munger neben quantitativen Faktoren der Unternehmensanalyse zusätzlich auch qualitative Elemente mit in die Analyse eingebaut.
Diese sind unter anderem:
Nur durch diese Faktoren lässt sich am Ende nämlich feststellen, ob ein Unternehmen wirklich gute Zukunftsaussichten hat und langfristig an Wert zulegen.
Zum 30.09.2018 war das Portfolio von Charlie Munger 159,6 Milliarden US-Dollar wert.
Diagramm: Charlie Mungers größte Position war mit einem Wert von 83 Milliarden US-Dollar Wells Fargo. Die kleinste Position war POSCO mit einem Marktwert von 643 Millionen Dollar. Bildquelle: www.roboadvisor-portal.com
Charlie Munger hat in seinem Buch „Poor Charlie’s Almanack“ eine Art Checkliste für Investoren veröffentlicht. Diese ist jedoch nicht wie ein Rezept zu verstehen, sondern hält generell sehr viele Lebensweisheiten bereit. Nach Ansicht Mungers sind die entsprechenden Charakterzüge jedoch wichtig, um an der Börse und im Leben generell große Erfolge feiern zu können
Für Charles Munger war es besonders entscheidend, das Risiko eines Investments richtig zu bemessen. Die betrifft zum einen wichtige quantitative Aspekte:
• Ausreichende Sicherheitsmarge
• Inflations- und Zinsrisiken
• Angemessene Entschädigung für jeden aufgenommene Risiko
• Absicherung gegen einen Totalverlust
Zum anderen war ihm jedoch auch daran gelegen, auf charakterliche Aspekte von Menschen hinzuweisen. Der eigene Ruf ist das Kostbarste, was ein Mensch besitzt. Wer sich dabei auf Menschen mit zweifelhaftem Charakter einlässt, riskiert diesen Ruf.
Dieser Grundsatz bezieht sich auf die Unabhängigkeit eines Investors. Du solltest Entscheidungen auf Basis Deiner Analysen und der Dir bekannten Fakten treffen. Ob andere diese Entscheidungen für gut oder schlecht halten, ist kein Maßstab – sie sind entweder richtig oder falsch. Wer nur das tut, was die Masse tut, erhält auch das, was die Masse bekommt.
Für Charlie Munger war ist es wichtig, stets ein großes „Warum“ für seine Vorhaben zu haben. Wer sich immer wieder nach seinen Zielen fragt, bleibt stets motiviert für die harte Arbeit zum Erfolg. Dieser lässt sich nämlich tatsächlich nur durch harte Arbeit und Fokussierung erreichen.
In Bezug auf Investoren heißt das: Um die Investments mit den Riesenchancen zu finden, musst Du unter Umständen erst hunderte von Unternehmen checken. Darüber hinaus ist es unerlässlich, lebenslanges Lernen zu betreiben. Dies verschafft Einblicke, die Dir auf dem Weg zum Erfolg mehr als hilfreich sind.
Munger war der Überzeugung, dass sich jeder Mensch innerhalb seines Kompetenzradius bewegen sollte. Eine gewisse Demut ist dabei sehr hilfreich, weil sie dafür sorgt, dass Du auf dem Teppich bleibst und Deine Annahmen immer wieder hinterfragst. Wer nur nach Hinweisen für die Bestätigung einer Annahme sucht, wird diese oft auch finden – trotzdem können sie falsch sein.
Es ist viel wichtiger, zunächst nach Informationen zu suchen, die der eigenen Annahme entgegenlaufen. Lassen sich diese überzeugend in die eigene Theorie integrieren, kann man damit weiterarbeiten. Fazit: Versuche nicht, Dich selbst zu täuschen.
Für Munger stand im Mittelpunkt, zunächst den Wert eines Investments zu ermitteln, bevor der Preis überhaupt relevant wird.
Deshalb sein Rat: Analysiere wie ein Geschäftsmann und nicht wie ein Börsenanalyst. Einfachheit geht dabei vor übertriebene Komplexität.
Es ist bei einem Unternehmen zudem wichtig, das Ganze zu betrachten und auch Konsequenzen zweiter und höherer Ordnung einzubeziehen.
Munger war kein Freund zu großer Diversifizierung. Wer sich seinen Investments im Vorfeld gewissenhaft widmet und gute Chancen sieht, sollte diese auch in großem Umfang nutzen.
Dabei steht folgender Leitsatz im Fokus: Ein Investment muss stets dem Vergleich mit der nächstbesten Alternative (Basis für Opportunitätskosten) standhalten.
Munger appelliert eindeutig an die Geduld eines Investors. Wer einmal ein großartiges Unternehmen gekauft hat, sollte es einfach halten und abwarten. Unnötiges Springen an den Kapitalmärkten hat verschiedene nachteilige Effekte:
Wirklich gute Gelegenheiten kommen wirklich selten. Wenn Sie jedoch auftreten, solltest Du als Investor unbedingt zugreifen. Es ist zudem wichtig, nicht der Herde zu folgen: Lieber gierig sein, wenn andere ängstlich sind und umgekehrt.
Die Welt ist im ständigen Wandel. Dies zu akzeptieren, ist manchmal schwierig, doch erweist es sich viel teurer, den Wandel zu ignorieren. Somit ist für Dich als Investor wichtig, Deine bisherigen Ideen und Strategien stetig einem Realitätstest zu unterziehen und eventuell Anpassungen vorzunehmen.
Es ist entscheidend, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wenn Du Deinen Fokus zu stark auf kleine unwichtige Dinge legst, verlierst Du Deine Ziele aus dem Blick: Gute Unternehmen zu einem guten Preis zu kaufen.
Diese Grundsätze haben sowohl Charles Munger als auch Warren Buffett zu den erfolgreichsten Investoren in der Geschichte der Börse gemacht. Das bedeutet, dass Sie auch Dir bei Deinem Börsenerfolg helfen können.
Oder um es mit den berühmten (Kurz)Kommentar des Börsenprofis zu sagen:
„Warten hilft“ – Charles Munger
Charles Munger hat es geschafft, als Börsenlegende alles zu erreichen, was es zu erreichen gibt. In Zusammenarbeit mit Warren Buffett hat er Berkshire Hathaway zur größten Investmentgesellschaft überhaupt gemacht und erzielte regelmäßig Renditen, die den Markt um Längen schlagen. Das machte ihn zu einer Inspiration und einem Idol für alle Börsenfans.
Zum Abschluss noch ein paar “berühmte” Aussagen des Charlie Munger:
und letztendlich eine Aussage dahingehend, aus welchem Grund aus seiner Sicht Berkshire Hathaway so erfolgreich war und ist:
3. “Unser Anlagestil hat einen Namen – Focus Investing – bekommen, der zehn Beteiligungen impliziert, nicht hundert oder vierhundert. Der Gedanke, dass es schwer ist, gute Anlagen zu finden, und man sich deshalb auf einige wenige konzentrieren sollte, scheint mir einleuchtend zu sein. Aber 98 % der Investmentwelt denken nicht so. Das war gut für uns.”
Diesen Aussagen ist im Grunde nichts mehr hinzuzufügen. Er war halt eine Börsen- und Investment-Legende – auch über seinen Tod hinaus.
Was sein Partner Warren Buffet mit Bezug auf das gemeinsame Unternehmen in einer Erklärung nach seinem Tod bestätigt:
„Berkshire Hathaway hätte ohne Charlies Beteiligung, Inspiration und Weisheit nicht bis zu seinem heutigen Status aufgebaut werden können.”
Martin B.
Website Design by Felicis Design
Zuletzt aktualisiert am 18. Dezember 2023 by Redaktion