Anleger legen bei der Auswahl geeigneter Anlageinstrumente oder Kapitalanlage-Angebote meist den Fokus auf die zu erzielenden Renditen. Ebenso wichtig ist jedoch die genaue Betrachtung des Gebührenmodells. Denn eine hohe Rendite verliert ihren Reiz, wenn sie durch übermäßige Kosten aufgezehrt wird. Besonders bei einem Robo-Advisor ist es daher unerlässlich, die aktuellen Kostenstrukturen sorgfältig zu prüfen.
Oliver S.
Zuletzt aktualisiert am: 12. Juni 2024
26. März 2018
Mittlerweile gibt es mehr als 30 Robo-Advisor und Online-Vermögensverwaltungen auf dem deutschen Markt, die teilweise sehr unterschiedliche Gebühren- und Preismodelle anbieten. Für viele Anleger sind die Kosten der Robo-Advisor ein entscheidender Vergleichsfaktor, der letztlich darüber entscheidet, für welchen Online-Vermögensverwalter man sich entscheidet.
Im folgenden Beitrag geben wir Ihnen einen Überblick darüber, welche Kosten bei einem Robo-Advisor anfallen können, welche Gebührenmodelle am Markt existieren und ob ein vom Anleger selbst konstruiertes ETF-Portfolio insgesamt günstiger sein kann als der Service eines Robo-Advisors.
Zunächst sollten Sie sich einen Überblick darüber verschaffen, welche Kosten bei den zahlreichen Robo-Advisor Angeboten grundsätzlich anfallen können. Erst danach ist es sinnvoll, sich mit den verschiedenen Gebührenmodellen auseinanderzusetzen und diese gegebenenfalls individuell zu vergleichen.
In erster Linie sind es die folgenden Kostenfaktoren, die je nach Robo-Advisor einen Anteil an den Gesamtkosten haben können:
Der Hauptkostenfaktor bei nahezu allen Robo-Advisors ist die meist jährlich berechnete Verwaltungsgebühr. Diese Servicegebühr stellt der Robo-Advisor für seine Leistungen und Dienste in Rechnung. Meistens bewegt sich die jährliche Verwaltungsgebühr im Bereich zwischen 0,2 und 1,3 Prozent, abhängig vom jeweiligen Depotvolumen. Daraus ergeben sich zum Teil erhebliche Preisunterschiede zwischen den Anbietern.
Weitere Kostenfaktoren können sowohl die Transaktionskosten als auch die Kosten für die jeweilige Depotbank sein, die für Transaktionen oder schlichtweg für das Führen des Depots berechnet werden. Hier müssen Sie jedoch unterscheiden, denn bei manchen Robo-Advisors sind diese Kosten bereits in der Verwaltungsgebühr enthalten, während andere Online-Vermögensverwalter Transaktions- und Depotbankkosten separat berechnen. Daher kann es vorkommen, dass Depotbank- und Transaktionskosten zu einer zusätzlichen Belastung zwischen 0,15 und 0,35 Prozent führen.
Ein weiterer Kostenfaktor, der bei nahezu jedem Robo-Advisor anfällt, sind die Fondskosten. Diese Kosten entstehen im Zusammenhang mit jedem ETF und bewegen sich in der Regel zwischen 0,20 und 0,35 Prozent.
Ein eher selten auftretender Kostenfaktor ist die sogenannte Erfolgsbeteiligung. In diesem Fall fällt die jährliche Verwaltungsgebühr meist moderat aus, aber der Robo-Advisor vereinnahmt bei einem für den Anleger erfolgreichen Investment einen Teil der Rendite.
Nachdem Sie nun wissen, welche Kosten bei der Nutzung eines Robo-Advisors anfallen können, kommen wir zu der spannenden Frage, welche unterschiedlichen Gebühren- und Preismodelle die mehr als 40 Robo-Advisors derzeit am Markt verfolgen. Die wichtigsten Preismodelle lassen sich wie folgt unterscheiden:
Zu den Robo-Advisorn, die eine nach Anlagevolumen gestaffelte Verwaltungsgebühr erheben, gehören aktuell beispielsweise:
Auf der anderen Seite gibt es eine Reihe von Online-Vermögensverwaltungen, die eine fixe prozentuale Verwaltungsgebühr nehmen, unabhängig von der Höhe der Anlagesumme, wie zum Beispiel:
Preismodelle, die eine Mischung aus Verwaltungsgebühr und Gewinnbeteiligung beinhalten, sind derzeit am Markt nur sehr wenige zu finden, wie zum Beispiel bei:
Eine entscheidende Frage für Sie als Anleger ist natürlich, mit welchem der zuvor genannten Preis- und Gebührenmodelle Sie am günstigsten fahren. Ein wichtiger Vergleichsfaktor ist das Anlagevolumen, insbesondere dann, wenn Sie Robo-Advisor Anbieter betrachten, bei denen die prozentuale Gebühr vom Depotvolumen abhängt. Meistens wird es bei größeren Anlagesummen günstiger, da die Prozente bei steigendem Depotvolumen fallen.
Wenn Sie also beispielsweise einen Robo-Advisor mit einem Mitbewerber vergleichen, der eine vom Anlagevolumen unabhängige Gebührenstruktur hat, sollten Sie beim Vergleich immer Ihr eigenes Anlagevolumen als Grundlage nehmen. Letztendlich kann es einige Zeit in Anspruch nehmen, den für Sie persönlich günstigsten Robo-Advisor zu finden.
Zahlreiche Robo-Advisor arbeiten mit reinen ETF-Portfolios, veranschlagen aber neben den Fondskosten in der Regel auch Verwaltungsgebühren. Daher stellen sich Anleger die berechtigte Frage, ob es nicht insgesamt günstiger wäre, ein ETF-Portfolio selbst zu konstruieren. Diese Frage lässt sich schwer beantworten, denn natürlich ist es vom Preis her günstiger, Finanzprodukte selbst auszuwählen, als einen Experten zu beauftragen, der für seine zusätzliche Leistung bezahlt werden möchte.
Sie müssen sich daher fragen, ob Ihnen die Preisersparnis den zusätzlichen Zeit- und Arbeitsaufwand wert ist, den Sie definitiv damit haben werden, das eigene ETF-Portfolio aufzubauen. Zudem sollten Sie bedenken, dass auch das selbst konstruierte Anlageportfolio mit Kosten verbunden ist, wie Transaktionskosten, Depotgebühren und den üblichen Fondskosten bei ETFs.
Unabhängig vom Gebührenmodell des jeweiligen Robo-Advisors ist es wichtig, dass die Kosten möglichst transparent dargestellt werden. Nur so haben Sie die Möglichkeit, einen effektiven Vergleich durchzuführen und den Online-Vermögensverwalter zu finden, der vor dem Hintergrund Ihrer individuellen Situation der günstigste ist. Manche Robos gehen sehr transparent mit den Kosten um, während andere Mitbewerber hier noch Nachholbedarf haben.
Fakt ist, das über 70 Prozent aller Robo-Advisors sich für das Preismodell der prozentualen Verwaltungsgebühr entschieden haben, das entweder nach Anlagevolumen gestaffelt ist oder unabhängig vom Depotvolumen berechnet wird. Einige wenige digitale Kapitalanlage-Anbieter veranschlagen zudem eine Erfolgsprovision oder berechnen eine pauschale Verwaltungsgebühr in Euro.
Wichtig ist, dass der Online-Vermögensverwalter die Kosten transparent nennt, denn nur so können Sie auf einer soliden Basis vergleichen, welcher Anbieter für den digitalen Vermögensaufbau für Sie am günstigsten ist.
Abschließend sollten Sie bei der Betrachtung der anfallenden Kosten beim Robo-Advisor auch die erzielte Rendite berücksichtigen. Es heißt zwar oft, dass Kosten die Rendite “auffressen”, doch ist dies nicht immer der Fall. Anbieter, die eine hohe Rendite erzielen, können trotz höherer Kosten nach Abzug dieser Rendite besser dastehen als günstigere Anbieter mit schlechterer Performance.
Oliver S.
Oliver ist der Journalist im Team. Ausgebildeter Banker (Hypo Vereinsbank), hat hohes Maß an spezifischem Finanzwissen und ist einer der bekanntesten Schreiberlinge in der Finanz-Szene. Er das Thema Finanzen in einer Leichtigkeit, die seinesgleichen sucht. Nicht ohne Grund hat Oliver unter anderem auch für die Huffington Post geschrieben. Zudem ist er bis heute auch als Redakteur für FTD.de (ex Financial Times Deutschland) als auch auf Unternehmerhandbuch.de tätig. Kümmert sich hier um alles, was mit dem Thema Finanzwissen, Interviews und News zu tun hat.
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