In Zeiten sinkender Zinsniveaus und wachsender Unsicherheiten an den Finanzmärkten stellt sich für viele die Frage, wie sie ihr Kapital sinnvoll und sicher anlegen können. Während das allgemeine Verständnis von Kapitalaufbau durch Investments sowohl für Männer als auch für Frauen gilt, gibt es immer wieder Stimmen, die behaupten, Frauen seien die besseren Anleger. Der Grund für diese Annahme liegt darin, dass Frauen tendenziell ihr Geld langfristig anlegen und es weitgehend ruhen lassen. Doch trotz dieser vorteilhaften Anlagegewohnheiten gibt es häufig ein Missverständnis in Bezug auf Risiken. Viele Frauen lassen sich von der Angst vor Verlusten davon abhalten, überhaupt zu investieren. Dabei gibt es keine Null-Risiko-Investments. Fehler können sich rächen, aber der größte Fehler wäre, aus Scheu vor Risiko dem eigenen Geld die Chance zu nehmen, sich zu vermehren.
Julia F..
Zuletzt aktualisiert am: 10. November 2024
31. Mai 2020
Keine Form von Investment ist risikofrei. Das gilt für Kapitalanlagen genauso wie für Sparpläne. Es gibt jedoch unterschiedliche Risikostufen. Direktbeteiligungen gehören zur High-Risk-Kategorie, während ETF-Sparpläne ein deutlich geringeres Anlagerisiko aufweisen.
Aber auch hier gilt: Risiko-reduziert bedeutet nicht Risiko-frei!
Ein Beispiel: ETFs (Exchange Traded Funds) haben in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen, da sie eine breite Diversifikation zu niedrigen Kosten bieten. Zwischen 2010 und 2020 wuchs das weltweit in ETFs investierte Vermögen von etwa 1 Billion USD auf über 7 Billionen USD, was ihre Bedeutung unterstreicht.
Die anhaltende Niedrigzinspolitik der letzten Jahre hat dazu geführt, dass traditionelle Sparprodukte wie Sparbücher und Tagesgeldkonten kaum noch Renditen abwerfen. Stattdessen ist es riskanter geworden, Geld auf diesen Konten zu halten, weil die Inflation den realen Wert des gesparten Geldes mindert. So verliert man durch das bloße Halten von Bargeld eher an Kaufkraft, als durch kontrollierte Investitionen.
Ein langfristiger Anlagehorizont und eine breite Streuung (Diversifikation) können Risiken zusätzlich reduzieren. Ein diversifiziertes Portfolio, das in unterschiedliche Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Immobilien investiert, kann dabei helfen, das Risiko zu mindern. Historische Daten zeigen, dass breit gestreute Portfolios über längere Zeiträume hinweg stabile Renditen erwirtschaften. Risikobewusstsein ist gut, aber Angst vor Risiken kann zu Aktionismus und Fehlentscheidungen führen, die oft in Verlusten enden.
Bei einer Geldanlage gibt es verschiedene Risikofaktoren. Einerseits gibt es unterschiedlich riskante Anlageprodukte. ETFs gehören zu den risikoärmeren Investmentformen, weil sie die Entwicklung von Indizes nachbilden, anstatt Kurse vorherzusagen. Investitionen in Hedgefonds oder Edelmetalle gelten als riskanter. Noch risikoreicher sind Hebelprodukte oder Investments im grauen Kapitalmarkt (z.B. Nachrangdarlehen).
Zu den produktspezifischen Risikofaktoren kommen titelspezifische Risiken hinzu, die jedes Wertpapier inne hat. Aktien etablierter Unternehmen sind oft stabiler als Aktien von Börsen-Neueinsteigern, die ein höheres Risiko bergen. Hinzu kommen Marktrisiken und Währungsrisiken, die nur für den speziellen Wertpapiermarkt relevant sind. Währungsrisiken betreffen nur Investments in fremden Währungen an ausländischen Märkten.
Es gibt viele Möglichkeiten, das individuelle Risiko bei der Geldanlage zu minimieren. Konservative Anlagestrategien können viele der gängigen Risiken eindämmen, z.B. indem man nur einen kleinen Prozentsatz seiner Investition in Aktien tätigt.
Die Anlagestrategie bietet unzählige Möglichkeiten. Die Wahl zwischen einer passiven oder aktiven Strategie ist dabei nur ein Unterscheidungsmerkmal. Für risikobewusste Anlegerinnen sind passive oder Buy-and-Hold-Strategien, die auf Langfristigkeit ausgelegt sind, besser geeignet als Growth-Strategien, antizyklische und prozyklische Strategien oder Dividendenstrategien.
Vor dem eigentlichen Investment sollte man sich überlegen, wofür man sein Geld anlegen möchte. Langfristige Anlageziele sind ratsam, da sie den Cost-Average-Effekt und den Zinseszinseffekt nutzen. Kurzfristige Ziele können oft nur über Investments mit einem mittleren Risikoprofil erreicht werden.
Die dritte Säule zur Risikominimierung ist die Streuung des Anlageportfolios. Dieses sollte individuell an die Risikobereitschaft, die Präferenzen und die Vermögenswerte angepasst sein. Portfolios mit wenigen Einzeltiteln und wenig volatilen Wertpapieren sind für Frauen mit niedrigem Risikoprofil besser geeignet. Bei Fondsinvestitionen sollte auf Wertpapiere aus unterschiedlichen Branchen geachtet werden. Noch besser ist es, in verschiedene Anlageprodukte zu investieren.
Eine zurückhaltende Anlagestrategie, eine lange Laufzeit des Investments und eine breite Portfoliostreuung können das Risiko positiv beeinflussen. Je länger Geld in wenig volatile, unterschiedliche Produkte investiert wird, desto geringer ist das Risiko, da sich Kursschwankungen über längere Zeiträume ausgleichen und regelmäßiges, umsichtiges Re-Balancing das Portfolio optimiert. Kein Investment ist risikofrei, aber das Risiko kann deutlich reduziert werden.
Es scheint logisch: Wer nicht investiert, kann auch kein Verlustrisiko eingehen. Doch genau das ist ein Denkfehler. Das angesparte Vermögen mag auf dem Konto sicher erscheinen, aber die Kaufkraft schrumpft durch Inflation. Frauen, die aus Angst vor Fehlern nicht investieren, verlieren eher Kapital als Frauen, die ein kalkulierbares Risiko in Kauf nehmen.
Manche Frauen bleiben in einer Informationsspirale gefangen: Sie recherchieren intensiv, legen fest, welche Risiken sie eingehen wollen, und suchen nach dem perfekten Anlageprodukt. Doch das Streben nach Perfektionismus kann dazu führen, dass sie den Absprung nicht schaffen und aus Sorge vor Fehlern nicht investieren.
Fehler gehören zum Leben und auch zur Geldanlage. Bei Wertverlusten von Einzeltiteln ist Geduld gefragt. So lange man seine Anteile nicht verkauft, hat man auch kein Geld verloren. Selbst nach historischen Tiefs erholen sich die Aktienmärkte immer wieder. Der größte Fehler ist, nicht zu investieren.
Frauen, die auf eine solide Risikostreuung setzen und sich bei Bedarf Rat von seriösen Experten holen, können langfristig kaum gravierende Fehler machen – außer dem, gar nicht zu investieren. Angst und Zweifel sind keine guten Ratgeber, weder im Alltag, im Beruf noch beim Vermögensaufbau.
Julia F.
Julia ist unsere Spezialistin im Bereich “Frauen und Geldanlage”. Selbst als Quereinsteigerin in die Finanz-Szene gestartet, setzt sie sich bei uns mit den typischen Fragen und Unsicherheiten von Frauen beim Thema Geldanlage und Vermögensaufbau auseinander. Und sie spricht aus Erfahrung, denn sie ist mittlerweile selbst erfolgreiche Anlegerin. Julia gewährt uns mit ihren Beiträgen einen Einblick in die weibliche Welt der Geldanlage und des Vermögensaufbaus.
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