
Kennen sie die folgende Aussage vielleicht aus den Börsennachrichten? “Wir befinden uns in einem volatilen Marktumfeld!” Und haben sie sich folglich schon einmal gefragt, was das eigentlich bedeutet? Volatilität? Volatilität bedeutet frei übersetzt „Flatterhaftigkeit“ oder auch “Schwankungsbreite”.
Sie bezeichnet an der Börse die Intensität von Kursschwankungen. Doch was ist der Unterschied zwischen der historischen und der impliziten Volatilität? Und was müssen Anleger im Bezug auf Anlageentscheidungen über Volatilität wissen? Dieser Beitrag klärt auf.
Inhaltsverzeichnis
Das “einfache” Grundverständnis der Volatilität
Als Anleger kann man den Begriff der Volatilität wohl am einfachsten mit dem “Auf” und “Ab” von Kursen an der Börse gleichsetzen. Das Prinzip der Schwankungsbreite beziehungsweise jenem Auf und Ab gleicht dabei im Grunde einem Ritt auf den Wellen. Jede Welle bezeichnet ein Hoch und ein Abflauen der Welle markiert einen Tiefpunkt der Kursentwicklung. Als Anleger mit einem entsprechenden Anlagehorizont bewegt man sich also wie ein “Surfer” inmitten jener Wellen, die die Schwankungsbreite symbolisieren.

Volatilität an den Kapitalmärkten kann mit dem “reiten” von Wellen vergleichen werden – einem ständigen “Auf” und “Ab” von Wellen (Kursen) an den Börsen – Quelle: RoboAdvisor-Portal.com
Was ist Volatilität eg. Schwankungsbreite?
Merke: Volatilität gibt es nicht nur an der Börse. Dort spielt sie jedoch eine besonders wichtige und bekannte Rolle. Die historische Volatilität misst die Intensität der Kursschwankungen der Vergangenheit. Deshalb dient die Volatilität häufig als Maß für das übernommene Risiko.
Im Kern handelt es sich bei der Volatilität um die Standardabweichung der Renditen eines Wertpapiers. Diese lässt sich rückblickend sehr einfach berechnen. Jedes einfache Börsenprogramm gibt die Volatilität für verschiedene zurückliegende Zeiträume an.
Die implizite Volatilität ist die Schwankungsbreite, die von den Marktteilnehmern erwartet wird. Ableiten lässt sich diese Form der Volatilität vom Optionsmarkt. Was eine Option wert ist, wird anhand der sogenannten Black Scholes Formel berechnet.
Zu deren Variablen gehören zum Beispiel
- die Restlaufzeit einer Option
- der Kurs des Basiswertes
- der Zinssatz
- die erwartete Volatilität
Da die anderen erforderlichen Parameter bekannt sind, lässt sich aus der Formel leicht die erwartete Schwankungsintensität des Preises / Kurses eines Basiswertes innerhalb eines bestimmten Zeitraums herleiten.
Wie kann Volatilität berechnet werden?
Grundsätzlich muss gesagt werden, dass die Berechnung der Volatilität über jede Anlageklasse als auch Indices möglich ist. Das heißt, das Volatilitäten für
berechnet werden können. Dies gilt also für alle Anlageklassen, die einen sogenannten Kurswert haben. Denn dieser Kurswert ist ein elementarer Wert jeder Volatilitäts-Berechnung.
Kernstück der Berechnung ist dabei die verschiedenen Kurswerte zu bestimmten Zeitpunkten über einen frei festlegbaren Zeitraum zu nutzen. Der gängige Zeitraum der Betrachtung ist dabei in der Regel 1 Jahr beziehungsweise ein 12 Monatszeitraum. Jedoch können auch längere Betrachtungszeiträume betrachtet werden. Eine Limitierung jenes Zeitraums gibt es hierbei nicht.
Das Mittel aller Kurswerte über den gewählten Zeitraum wird dabei als Maßwert verstanden. Entsprechende Abweichungen von diesem Maßwert entsprechen somit der ermittelten Volatilität.
Um diese Volatilität zu ermitteln wird die folgende mathematische Formel angewendet:
Wurzel aus > 1/N*((X-Z)²+(Y-Z)²)
Dabei entspricht die Variable N der Anzahl der betrachteten Zeitabschnitte. Wo hingegen die Variablen X und Y stellvertretend für einzelne Kursstände stehen. Der Wert Z steht innerhalb der Formel für den genannten Mittelwert der zur Berechnung der Volatilität herangezogenen Kursstände für den Betrachtungszeitraum.
Volatilität und Anlageentscheidungen: Das effiziente Portfolio
Zunächst einige Grundlagen aus der modernen Portfoliotheorie. JEDER rationale Investor wird dieser Theorie nach ein effizientes Portfolio anstreben. Effizient ist ein Portfolio, wenn es eine wesentliche Bedingung erfüllt.
Ein Portfolio ist effizient, wenn es für ein gegebenes Risiko kein anderes Portfolio mit einer höheren Rendite-Erwartung gibt. Ebenso ist ein Portfolio effizient, wenn es für eine gegebene Rendite-Erwartung kein anderes Portfolio mit einem geringeren Risiko gibt.
Wird eine dieser Bedingungen nicht erfüllt, müsste ein rationaler Investor sich für anderes Portfolio entscheiden. Wichtig: Die individuelle Risikoneigung ist davon nicht betroffen. Die vorgenannten Regeln gelten unabhängig davon, ob ein Anleger sehr konservativ oder sehr chancenorientiert agiert.
Was die Volatilität über den Markt verraten kann
Die Volatilität kann etwas über die weitere Marktentwicklung verraten. Indirekt spielt die Maßzahl deshalb auch in der technischen Analyse eine Rolle. Hier wird zumeist davon ausgegangen, dass sich ein Trend über einen langen Zeitraum bei geringer Schwankungsbreite entfaltet. Im späten Stadium eines Trends steigt die Volatilität dagegen an – häufig ein Frühindikator für eine bevorstehende Trendwende.
Die bekannte “Schulter-Kopf-Schulter” – Formation kann auch in diesem Sinne interpretiert werden: Nach einem längeren Trend schwanken die Kurse stärker, um dann eine Trendwende einzuleiten.
Volatilität und ihr Einfluss auf verschiedene Anlageinstrumente
Volatilität wirkt sich auf verschiedene Anlageinstrumente sehr unterschiedlich aus. Nachfolgend geben wir einen Überblick.
1.) Aktien & ETFs
Bei Aktien und ETFs ist Volatilität nicht Bestandteil des Preises. Die Aktienmärkte verlaufen je nach Marktphase mehr oder weniger volatil. Es gibt jedoch keine allgemeine Regel, nach der Investitionen bei höherer oder geringerer Volatilität besser oder schlechter sind.
2.) CFDs
Der Kurs eines CFDs orientiert sich nahezu ausschließlich an seinem Basiswert. Die Volatilität ist keine preisbildende Komponente. Dennoch wirkt sich die steigende Volatilität auf den CFD Handel aus. In der Praxis erhöhen CFD Broker häufig die Margin-Anforderungen. Damit einher gehen ein geringer Hebel und gegebenenfalls zwangsweisen Schließungen von Positionen.
3.) Futures
Für Futures gilt dasselbe wie für CFDs: Die Margin-Anforderungen der Terminbörsen bzw. der Broker können steigen, wenn die Kurse stark schwanken.
4.) Optionen
Für Optionen (und damit auch Optionsscheine) spielt die Volatilität eine sehr wichtige Rolle. Der Preis einer Option hängt erheblich von der impliziten Schwankungsbreite ab. Je höher die Volatilität, desto höher ist der Preis einer Option.
Was bedeutet dies in der Praxis? Möchte ein Investor sein Portfolio mit einer Put Option absichern, schließt er gewissermaßen eine Versicherung ab. Diese Versicherung ist umso teurer, je größer sich das wahrgenommene Risiko darstellt. Je höher die implizite Marktvolatilität, desto teurer ist eine Put Option. Die Absicherung des Portfolios wird in volatilen Zeiten somit teurer.
6.) KO Zertifikat
Die Schwankungsbreite spielt für die Preisbildung von Knock Out Zertifikaten grundsätzlich keine Rolle. In der Praxis müssen aktive Trader jedoch berücksichtigen, dass es bei stärkeren Schwankungen leicht zu einer Verletzung der Knockout Barriere kommen kann. Kleinere Positionsgrößen und weit entfernte Stop Loss Limits sind dann häufig das Mittel der Wahl.
7.) Anlage-Zertifikate
Anlage-Zertifikate wie Discount- und Garantiezertifikate bestehen aus verschiedenen Komponenten. Zu diesen Komponenten gehören häufig Optionen. Die Attraktivität neu emittierter Anlage-Zertifikate hängt häufig von der Volatilität ab. Ein Beispiel dafür sind Discount-Zertifikate.
Ein Discount-Zertifikat bildet eine Long-Position im Aktienmarkt und eine Short-Position in einer Call-Option auf den Aktienmarkt ab.
Eine Short-Position bedeutet im Optionshandel, dass eine Option geschrieben wird. Der Schreiber der Option wird auch als Stillhalter bezeichnet. Der Stillhalter kassiert die Optionsprämie. Die Optionsprämie ist umso höher, je größer die Marktvolatilität ist.
Der Emittent eines Discount-Zertifikats kann in volatilen Zeiten somit eine höhere Optionsprämie vereinnahmen. Dadurch kann er das Zertifikat attraktiver gestalten. Er kann einen weiter entfernten Cap oder einen größeren Discount bzw. eine Kombination aus beidem einräumen.
Bei Garantiezertifikaten verhält es sich anders herum. Garantiezertifikate bestehen aus einer Long-Position in einem verzinslichen Wertpapier und einer Option auf den Aktienmarkt. Hier kauft der Emittent somit eine Option, anstatt diese wie beim Discount-Zertifikat zu verkaufen.
Das Resultat: Je höher die Schwankungsbreite, desto weniger Optionen kann der Emittent kaufen. Die Partizipationsrate des Zertifikats fällt somit umso geringer aus, je höher die Volatilität.

Grafik: Darstellung der Volatilität in Form des VDX new gegenüber dem Indexverlauf des DAX – Quelle: Gabler.de
Investieren in Volatilität
Für fast jeden bekannten Index gibt es einen Volatilitätsindex (zum Beispiel V DAX New). Investitionen in solche Volatilitätsindizes sind über Exchange Traded Notes (ETNs) möglich. Die Produkte sind allerdings relativ kompliziert und durch häufige Rollvorgänge auch relativ teuer.
In der Theorie ist die Beimischung von Volatilität zum Portfolio häufig vorteilhaft. Befürworter gehen davon aus, dass bei jedem Einbruch der Kurse die Schwankungsbreite stark ansteigt und dadurch das Portfolio ausgeglichen wird.