Die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Während Faktoren wie Gender Pay Gap, häufigere Teilzeitarbeit und familienbedingte Karrierepausen die Einkommenssituation vieler Frauen beeinträchtigen, bietet der systematische Vermögensaufbau durch Sparpläne einen vielversprechenden Ausweg. Gerade die Kombination aus regelmäßigem Investieren, dem Zinseszinseffekt und der langfristigen Perspektive macht Sparpläne zu einem idealen Instrument für Frauen, die ihre finanzielle Zukunft selbst in die Hand nehmen möchten. Dieser Ratgeber zeigt auf, wie Frauen durch die richtige Wahl und konsequente Nutzung von Sparplänen den Grundstein für ihre finanzielle Unabhängigkeit legen können.
Julia F.
Zuletzt aktualisiert am: 6. November 2024
1. Juni 2020
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In Deutschland beträgt die Rentenlücke zwischen Männern und Frauen durchschnittlich 46 Prozent. Während Männer im Durchschnitt eine monatliche Rente von 1.148 Euro erhalten, müssen Frauen mit etwa 622 Euro auskommen. Diese erschreckende Diskrepanz hat multiple Ursachen: Der Gender Pay Gap liegt aktuell bei 18 Prozent, Frauen arbeiten dreimal häufiger in Teilzeit als Männer, und die durchschnittliche Erwerbsunterbrechung wegen Kindererziehung beträgt bei Frauen 5,3 Jahre. Gleichzeitig haben Frauen eine um durchschnittlich fünf Jahre höhere Lebenserwartung – müssen also mit weniger Geld länger auskommen.
Sparpläne sind ein machtvolles Instrument, um dieser finanziellen Schieflage entgegenzuwirken. Sie ermöglichen einen systematischen Vermögensaufbau, der sich an die individuellen Lebensumstände anpasst. Das Prinzip ist bestechend einfach: Monat für Monat fließt automatisch ein festgelegter Betrag in ausgewählte Anlageinstrumente. Diese Automatisierung ist psychologisch wertvoll, denn sie nimmt die emotionale Komponente aus der Investitionsentscheidung und verhindert, dass das Geld anderweitig verwendet wird.
Ein konkretes Beispiel verdeutlicht die erstaunliche Wirkung eines Sparplans: Nehmen wir an, eine 30-jährige Frau legt monatlich 200 Euro in einen breit gestreuten ETF-Sparplan an. Bei einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 7 Prozent (was dem langfristigen Durchschnitt der globalen Aktienmärkte entspricht) würde sich bis zum 65. Lebensjahr ein Vermögen von rund 401.000 Euro ansammeln. Von den 84.000 Euro, die sie insgesamt eingezahlt hat, stammen dabei 317.000 Euro aus Zins- und Zinseszinseffekten. Erhöht sie ihre monatliche Sparrate im Laufe der Jahre auf 300 Euro, steigt das Endvermögen sogar auf über 600.000 Euro.
Die Vielfalt der Anlagemöglichkeiten kann zunächst überwältigend wirken. Aktuelle Statistiken zeigen, dass Frauen bei der Geldanlage tendenziell vorsichtiger agieren als Männer: Während 15 Prozent der Männer in Deutschland Aktien besitzen, sind es bei Frauen nur 9 Prozent. Bei ETFs liegt das Verhältnis bei 12 zu 7 Prozent. Dabei zeigen Studien, dass Frauen, wenn sie investieren, im Durchschnitt sogar bessere Renditen erzielen als Männer – hauptsächlich weil sie weniger häufig handeln und langfristiger denken.
ETF-Sparpläne haben sich als besonders attraktive Option für den Vermögensaufbau etabliert. Sie kombinieren breite Streuung mit niedrigen Kosten. Ein ETF auf den MSCI World beispielsweise verteilt das Anlagerisiko auf über 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern. Die jährlichen Verwaltungskosten liegen dabei oft unter 0,2 Prozent – ein gewichtiger Vorteil gegenüber aktiv gemanagten Fonds, die im Durchschnitt 1,5 bis 2 Prozent pro Jahr kosten.
Die Bandbreite verfügbarer Sparpläne ermöglicht es Frauen, eine ihren individuellen Bedürfnissen optimal angepasste Anlagestrategie zu entwickeln. ETF-Sparpläne haben sich dabei in den letzten Jahren als besonders beliebte Option etabliert. Sie ermöglichen eine breite Streuung des Kapitals über verschiedene Branchen, Regionen und Anlageklassen bei gleichzeitig niedrigen Kosten.
Fondssparpläne bieten hingegen den Vorteil eines professionellen Managements, das aktiv auf Marktveränderungen reagiert – allerdings zu höheren Gebühren. Für Anlegerinnen, die sich intensiver mit den Finanzmärkten beschäftigen möchten, bieten Aktiensparpläne die Möglichkeit, gezielt in ausgewählte Unternehmen zu investieren.
Diese Option erfordert zwar mehr Zeit und Expertise, ermöglicht aber eine sehr individuelle Portfoliogestaltung. Eine konservativere Alternative stellen Rentenpapier-Sparpläne dar, die in festverzinsliche Wertpapiere investieren. Sie bieten zwar geringere Renditechancen, dafür aber auch ein niedrigeres Risiko und eignen sich besonders zur Beimischung in ein ausgewogenes Portfolio. Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich auch nachhaltige Sparpläne, die nach ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) investieren. Diese Option spricht besonders Anlegerinnen an, die neben der Rendite auch ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen möchten.
Ein besonderer Vorteil von Sparplänen ist der Cost-Average-Effekt, der sich besonders in volatilen Marktphasen bezahlt macht.
Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit illustriert dies eindrucksvoll: Wer während der Corona-Krise 2020 kontinuierlich in einen MSCI World ETF investierte, konnte von den niedrigen Kursen im März und April profitieren und erzielte bis Ende 2021 eine durchschnittliche Rendite von 15 Prozent – trotz des zwischenzeitlichen Crashs.
Die optimale Anlagestrategie variiert je nach Lebensphase und persönlicher Situation. Eine 25-jährige Berufseinsteigerin kann anders investieren als eine 45-jährige alleinerziehende Mutter. Aktuelle Studien zeigen, dass der optimale Aktienanteil im Portfolio mit zunehmendem Alter tendenziell sinken sollte. Eine bewährte Faustregel lautet: 100 minus Lebensalter ergibt den empfohlenen Aktienanteil in Prozent.
Die verfügbare Sparrate sollte realistisch gewählt werden. Erhebungen zeigen, dass Haushalte in Deutschland durchschnittlich 10,9 Prozent ihres verfügbaren Einkommens sparen. Bei einem Nettoeinkommen von 2.500 Euro entspräche dies 272,50 Euro monatlich. Wichtig ist jedoch, mit einem Betrag zu starten, der auch in schwierigeren Zeiten durchgehalten werden kann. Viele Anbieter ermöglichen bereits den Einstieg ab 25 Euro monatlich.
Eine aktuelle Umfrage der Deutschen Bank zeigt, dass 67 Prozent der Frauen Geldanlage als kompliziert empfinden, während dies nur bei 42 Prozent der Männer der Fall ist. Diese Zurückhaltung ist oft das Ergebnis gesellschaftlicher Prägung – hat aber keine rationale Grundlage. Tatsächlich belegen Studien, dass Frauen, die sich mit Geldanlage beschäftigen, überdurchschnittlich erfolgreich sind. Sie handeln bedachter, lassen sich weniger von kurzfristigen Marktbewegungen beeinflussen und folgen häufiger einer langfristigen Strategie.
Die Bedeutung eines frühen Starts beim Vermögensaufbau lässt sich nicht oft genug betonen.
Ein weiteres Rechenbeispiel macht dies deutlich: Wer mit 25 Jahren beginnt, monatlich 100 Euro zu investieren, kann bis zum 65. Lebensjahr bei einer durchschnittlichen Rendite von 7 Prozent ein Vermögen von etwa 264.000 Euro aufbauen. Startet man erst mit 35 Jahren, reduziert sich das potenzielle Endvermögen bei gleicher Sparrate auf 127.000 Euro. Der zehnjährige Unterschied beim Startzeit kostet in diesem Beispiel also 137.000 Euro – mehr als die Hälfte des möglichen Endvermögens.
Die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Die statistischen Daten zur Altersarmut von Frauen sprechen eine deutliche Sprache, aber sie sind kein unabwendbares Schicksal. Sparpläne bieten einen effektiven und zugänglichen Weg, die eigene finanzielle Zukunft aktiv zu gestalten. Die Kombination aus regelmäßigem Sparen, dem Cost-Average-Effekt und der Macht des Zinseszinses schafft dabei eine solide Basis für langfristigen Vermögensaufbau.
Der wichtigste Schritt ist dabei der erste: Mit einem Sparplan zu beginnen, auch wenn der monatliche Betrag zunächst klein erscheint. Denn die Zeit arbeitet für diejenigen, die früh beginnen. Die Geschichte der Finanzmärkte zeigt eindeutig: Langfristig orientierte, systematische Anlagestrategien führen mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Erfolg. Jede Frau hat das Potenzial, ihre finanzielle Zukunft selbst in die Hand zu nehmen – Sparpläne bieten dafür das ideale Werkzeug.
Julia F.
Julia ist unsere Spezialistin im Bereich “Frauen und Geldanlage”. Selbst als Quereinsteigerin in die Finanz-Szene gestartet, setzt sie sich bei uns mit den typischen Fragen und Unsicherheiten von Frauen beim Thema Geldanlage und Vermögensaufbau auseinander. Und sie spricht aus Erfahrung, denn sie ist mittlerweile selbst erfolgreiche Anlegerin. Julia gewährt uns mit ihren Beiträgen einen Einblick in die weibliche Welt der Geldanlage und des Vermögensaufbaus.
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