Der jährliche Weltfrauentag – ein Tag, an dem die Frauen selbst als auch deren Entwicklung hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Stellung gewürdigt wird. Und der Weg Frauen zu der Stellung, welche sie heute – zumindest in den Ländern der westlichen Hemisphäre innehaben, war durchaus von erheblichen Widerständen und Kämpfen gezeichnet. Kämpfe, die bis in die 70er Jahre reichen. Blicken zum Anlass des diesjährigen Weltfrauentages ein wenig in die historische Entwicklung von Frauenrechten.
Julia F.
8. März 2019
8. März 2019
Das 19. Jahrhundert nimmt für die Unabhängigkeitsbewegung der Frauen eine wichtige Rolle ein. In den Vierzigerjahren dieser Epoche wagten sich erstmals Frauen, für ihre Rechte – auch öffentlich – zu kämpfen. Bis dahin waren sie vor allem eins: Vom Gutdünken der Männer abhängige, willenlose und wirtschaftlich unselbstständige Gebärmaschinen und Dienstleisterinnen. Verheiratete Frauen waren mit Haushalt und Kindererziehung betraut, unverheiratete Frauen durften maximal als Hausangestellte arbeiten. Altersarmut unter Frauen ist kein Phänomen der Neuzeit. Denn schon im 19. Jahrhundert waren es vor allem Frauen, die im Alter am Hungertuch nagten – besonders schlimm stand es um Witwen, deren Versorger verstorben war.
Im Rahmen der Revolution 1848 wagten sich Frauen erstmals aus ihrer Unmündigkeit heraus. Die Rädelsführerinnen landeten nach der Zerschlagung der Aufstände im Gefängnis. Trotz weiterer Versuche auch am Ende des 19. Jahrhunderts dauerte es bis in die frühen Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, bis Frauen zumindest eine politische Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zugebilligt wurde. Während der Kriegsjahre erfüllten Frauen dann plötzlich eine willkommene Doppelrolle: Sie sorgten für Nachwuchs für die Front, übernahmen aber außerdem auch die Positionen der im Krieg kämpfenden Männer in der Industrie. Sowie die Weltkriege zu Ende gingen, wurden sie aber in ihre ursprüngliche Rolle zurück gedrängt.
In der Bundesrepublik der Nachkriegszeit durften Frauen zwar von Gesetz wegen arbeiten – § 1356 BGB, Abs. 1:
„[1] Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung. [2] Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist.“
Sie waren aber weiterhin darauf angewiesen, dass ihr Ehemann sein Einverständnis gab. Ein eigenes Konto gab es oft nicht, das Gehalt der Frauen ging auf das Bankkonto des Ehemannes oder Vaters, der ihr darüber hinaus Haushalts- oder Taschengeld zubilligen konnte. Frei verfügen durften Frauen über ihr selbst verdientes Geld erst 1962, als es ihnen gestattet wurde, eigene Bankkonten zu eröffnen. Bis 1977 konnten Ehemänner und Väter sogar die Anstellung der Frauen kündigen.
Es sind nicht Jahrzehnte, es handelt sich um Jahrhunderte, während derer Frauen in eine künstlich herbei argumentierte und gewollt konstruierte Minderwertigkeit, Ungleichheit und Unterlegenheit gezwungen wurden. Kurze Episoden, in denen Widerstand aufflammte, wurden schnell wieder von den herrschenden Männern erstickt. Sie waren gut genug, um während der Kriege die Arbeitskraft der fehlenden Männer zu ersetzen, aber Ansprüche durften sie danach keine weiteren erheben.
Dass man Frauen erst Ende der Sechzigerjahre des letzten Jahrhunderts überhaupt Geschäftsfähigkeit zugebilligt hat, dass sie erst in den späten Siebzigern selbst entscheiden durften, ob, wie viel und in welchem Bereich sie arbeiten wollten, und dass bis heute Unternehmen dazu gezwungen werden müssen, Frauen in gleichberechtigten Positionen anzustellen spricht eine deutliche Sprache.
Nach Jahrhunderten der tatsächlichen Ungleichheit, halten sich noch immer Vorurteile. Nicht nur bei Männern. Auch Frauen selbst, haben die Barriere im Kopf noch nicht vollständig überwunden. Noch immer trauen sich viele nicht zu, ihre Geldangelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen. Und selbst in Doppelverdiener-Partnerschaften sind es Frauen, die im Durchschnitt weniger arbeiten, weniger verdienen und sich in der Hauptsache weiter um Kinder und Haushalt kümmern.
Die Deutschlandreports der AXA aus den vergangenen Jahren zeichnen ein zunehmend positives Bild davon, wie sich die Grenzen im Kopf von Frauen zumindest bezüglich Finanzen, Geldanlage und Vorsorge langsam aufbrechen.
Die Babyboomer, die Gruppe also, die kurz vor dem Eintritt ins Rentenalter steht, ist der finanziellen Altersvorsorge am Aktien- und Kapitalmarkt gegenüber am negativsten eingestellt. Die unter 25-jährigen Erwachsenen hingegen geben in der Untersuchung an, zu fast 50 Prozent einer Geldanlage an der Börse gegenüber aufgeschlossen zu sein – trotzdem halten sie am Sparbuch fest.
Und doch gibt es eine gute Nachricht: Obwohl weiterhin auch bei der jungen Generation Aufklärungsbedarf über finanzielle Unabhängigkeit und Altersvorsorge besteht, so sind sie einer Investition an den Kapitalmärkten nicht grundsätzlich abgeneigt. Das bildet eine gute Grundlage, um besonders junge Frauen dazu zu animieren, sich aktiv und selbstbewusst mit ihren Finanzen und Geldangelegenheiten auseinanderzusetzen. Denn es heißt ja immer, das je früher das Projekt “Kapitalaufbau” begonnen wird, um so erfolgreicher wird der Vermögensaufbau verlaufen.
Nach all den Jahren der Zurückhaltung und in Anbetracht der nach wie vor klaffenden Pay-Gap, sowie der anhaltenden Teilzeitbeschäftigungsquote ist es allzu verständlich, dass Frauen in Sachen Finanzen, Investment und Geldanlage Nachholbedarf haben. Der Weltfrauentag 2019 könnte doch ein guter Zeitpunkt sein, um damit anzufangen. Denn es gibt auch für Durchschnittsverdienerinnen und geringfügig Beschäftigte Möglichkeiten, Geld zur Seite und in Depots anzulegen. Einzig, die über Jahrhunderte anerzogene Schranke im Kopf müssen viele Frauen noch überwinden. Das Interesse ist da, das Angebot ist vorhanden – also, worauf warten wir noch?
Julia F.
Julia ist unsere Spezialistin im Bereich “Frauen und Geldanlage”. Selbst als Quereinsteigerin in die Finanz-Szene gestartet, setzt sie sich bei uns mit den typischen Fragen und Unsicherheiten von Frauen beim Thema Geldanlage und Vermögensaufbau auseinander. Und sie spricht aus Erfahrung, denn sie ist mittlerweile selbst erfolgreiche Anlegerin. Julia gewährt uns mit ihren Beiträgen einen Einblick in die weibliche Welt der Geldanlage und des Vermögensaufbaus.
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