Scalable Capital Interview

Im Gespräch mit Erik Podzuweit/ CEO Scalable Capital

Scalable Capital - das FinTech ist mit mehr als 2 Milliarden Euro verwalteter Kundengelder Deutschlands größter Robo Advisor. So etwas macht neugierig, also Zeit unsererseits für eine Interview-Anfrage. Herausgekommen? Ein sehr interessantes Gespräch mit dem Gründer Erik Podzuweit über den Grund des Erfolges, Kritik von Anlegern und der Zusammenarbeit mit Oskar - dem Geldanlage Angebot für Kinder. Das Scalable Capital Interview

03. April 2019 | Oliver S

Scalable Capital ist zweifelsohne das bekannteste deutsche Unternehmen im Bereich Robo Advisory. Durch spektakuläre Partnerschaften mit namhaften Investoren wie Blackrock als auch Kooperationen mit ING und Siemens hat das FinTech Unternehmen Schlagzeilen gemacht. Zudem gilt Scalable mit einem verwalteten Anlagevolumen von mehr als einer 1 Milliarde Euro als der, mit Abstand größte deutsche Anbieter für digitale Geldanlagen. Doch mehren sich auch die Stimmen, dass Scalable Capital bei der Performance seiner Anlagestrategien hinter dem Marktdurchschnitt liegt.

Eine Kritik, die in Teilen auch durch unabhängige Tests belegt werden. Auch wir haben uns zuletzt kritisch hinsichtlich Scalable – auch in Bezug auf das Investment-Angebot OSKAR (für welches Scalable die Technologie Plattform stellt) – geäußert. Kritik, die Scalable vernommen und in Folge einem Interview zugestimmt hat. Somit freuen wir uns, nach mehreren Anläufen nun endlich unser Scalable Capital Interview mit Erik Podzuweit, einem der Gründer von des Robo-Advisors präsentieren zu dürfen.

Das Interview mit Herrn Erik Podzuweit, Gründer von Scalable Capital

1.) Herr Podzuweit, ihr Unternehmen Scalable Capital zählt heute zu den bekanntesten deutschen Robo-Advisor Anbietern am Markt. Würden Sie den Lesern bitte in wenigen Sätzen skizzieren, worauf Sie den Erfolg von Scalable zurückführen und wo ihre „echten“ Alleinstellungsmerkmale sind? Gerade auch im Bezug zu den mittlerweile doch recht zahlreichen Mitbewerbern?

Wir bieten unseren Kunden ein global diversifiziertes, automatisch verwaltetes und auf die persönliche Risikoneigung zugeschnittenes ETF-Portfolio. Unser Anlagemodell beruht auf fortgeschrittenen Analyse-Tools und Monte-Carlo-Simulationen, mit denen wir das Risiko berechnen und jedes einzelne Kundenportfolio optimieren. Damit unterscheiden wir uns von zahlreichen, rein statischen Anlagemodellen. Noch dazu werden Steuerfreibeträge am Jahresende automatisch ausgenutzt. In Summe ist das ein Service, der echten Mehrwert bietet. Die gute Entwicklung seit unserem Start würde ich auf eine Reihe von Gründen zurückführen.

Als wir 2015 gestartet sind, waren fast alle unserer Mitbewerber als Finanzanlage-Vermittler zugelassen. Sie durften nach §34f Gewerbeordnung zwar Finanzprodukte – in unserem Fall ETFs – an den Kunden weiterreichen. Für eine echte Vermögensverwaltung, die treuhänderisch für den Kunden agiert, fehlte ihnen jedoch die Erlaubnis. Die regelt §32 Kreditwesengesetz, und die hatten wir. Diese Dienstleistung hat uns gleich zu Beginn von anderen Robo-Advisorn unterschieden.

Wir wussten ebenfalls von Anfang an, dass wir uns auf eine Zielgruppe konzentrieren müssen. Deshalb sind wir nicht mit der Gießkanne losgezogen, sondern haben uns zunächst vor allem auf quantitativ orientierte und technik-affine Anleger konzentriert. Zwei Drittel unser Kunden sind daher Wirtschaftswissenschaftler, Banker, Ingenieure oder Informatiker. Die überzeugt unser wissenschaftlicher Risikomanagement-Ansatz für die Portfoliosteuerung.

Wir haben schnell namhafte Partner für uns gewonnen, denen unser Ansatz gefiel. Insgesamt haben wir mehr als 40 Millionen Euro an Equity eingesammelt. Heute haben wir bekannte Unterstützer und Teilhaber – BlackRock, Holtzbrinck Ventures und Tengelmann Ventures. Außerdem haben uns natürlich die Partnerschaften mit Siemens und ING einen zusätzlichen Schub verschafft – bezogen auf die Assets, aber auch auf die Bekanntheit. Mit allen arbeiten wir sehr erfolgreich zusammen.

Und nicht zuletzt hatten wir von Anfang an die passende Symbiose aus Wissenschaft und Praxis. Drei unserer vier Gründer haben vorher bei Goldman Sachs gearbeitet. Das Know-How für die Portfoliosteuerung stammt wiederum von promovierten Finanzwissenschaftlern der LMU München. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns diese Mischung einen Startvorteil verschafft hat.

2.) In dem Erklärvideo, das interessierte Anleger auf Ihrer Webseite betrachten können, sprechen Sie davon, dass Scalable Deutschlands führender digitaler Vermögensverwalter ist. Woran genau messen Sie diesen Titel, auf welcher Grundlage also ist Scalable Capital ihrer Auffassung nach in Deutschland der führende von mittlerweile über 30 Robo-Advisorn? Allein auf „Assets under Management“ bezogen? Oder sehen Sie sich selbst als auch technologisch führend?

In Bezug auf Assets under Management sind wir Deutschlands führender digitaler Vermögensverwalter. Wir verwalten Gelder in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro. Stand heute kommt der nächstgrößte Robo-Advisor auf etwa 300 Millionen bis 400 Millionen Euro.

Wir gehören aber auch technologisch zu den führenden Anbietern. Über unsere Technologie-Plattform wickeln wir nicht nur das Geschäft von mehr als 30.000 Privatkunden ab. Wir überzeugen auch andere Unternehmen, die sie als White-Label-Lösung nutzen. Dazu gehört zum Beispiel die spanische Santander, Europas zweitgrößte Bank nach Kundenzahl, für deren Tochter Openbank wir die technologische Infrastruktur liefern. Rund 40 unserer Mitarbeiter sind Programmierer, IT-Spezialisten und promovierte Mathematiker. Sie entwickeln unsere Plattform stetig weiter.

3.) Stichwort Rendite der Scalable Portfolios: Sie werden uns zustimmen, dass Rendite Simulationen nett anzusehen, aber nicht wirkliche Aussagekraft haben. Der Echtgeldtest von Brokervergleich als auch die Auswertungen von Biallo zeigen, dass Scalable bei den erzielten Renditen unter allen betrachteten Robo-Advisorn eher am Ende steht. In zahlreichen Finanz-Blogs als auch Foren berichten Anleger von Scalable, dass sie mit der Performance des eigenen Portfolios unzufrieden sind. Viele berichten auch von „wilden“, kaum noch nachvollziehbaren Aktivitäten seitens Scalable, was zu hohen Kosten geführt haben soll.

Was entgegnen Sie einem Anleger, der nach 24 Monaten Scalable Investment enttäuscht auf die bisher erzielte Performance reagiert und damit droht sein Kapital bei Ihnen wieder abzuziehen? Insbesondere dann, wenn er mit einem eigens zusammengestellten und verwaltetem ETF Portfolio im selben Zeitraum deutlich besser performt hat?

Simulationen sind keine Glaskugel. Aber wissenschaftlich sauber durchgeführte, empirische Studien können einem durchaus Erkenntnisse zum Verhalten der Finanzmärkte geben. Die Ergebnisse aus diesen Studien setzen wir ein, um unsere Portfolios zu erstellen und zu verwalten. Bekannt ist zum Beispiel die Erkenntnis, dass eine Streuung der Gelder über verschiedene Anlageklassen hinweg das Risiko verringert, ohne der Rendite übermäßig zu schaden. Deshalb sind in der Regel zehn bis 15 ETFs in unseren Portfolios.

Eine andere Erkenntnis betrifft das so genannte Vola-Clustering. Dieses Phänomen tritt in nahezu allen Kapitalmarktzeitreihen auf. Risiken sind nicht konstant, sondern ändern sich stark und treten oft in Grüppchen auf – in sogenannten Clustern. Es gibt also messbare Phasen höherer und geringerer Risiken, die einige Zeit andauern und Rückschlüsse auf das Risikoverhalten der näheren Zeit erlauben. Diese Rückschlüsse lassen sich jedoch für Risiken und nicht für Renditen ziehen.

Ein Beispiel: Wenn der DAX in einem Monat zwei Prozent Rendite macht, dann hat dies keine Aussagekraft für die Rendite des DAX im Folgemonat. Wenn der DAX hingegen überdurchschnittlich risikoreich war und ist, liegt die Wahrscheinlichkeit bei messbar über 50 Prozent, dass er in der näheren Zukunft risikoreich bleibt und vice versa. Für die Arbeiten zu Vola-Clustering wurden insbesondere Benoît Mandelbrot und Eugene Fama sowie Robert Engle ausgezeichnet. Engle erhielt dafür im Jahr 2003 sogar den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Das ist also kein Marketing-Gag, sondern eine echte empirische Erkenntnis.

Wir nutzen diese Erkenntnisse, um langfristig verbesserte Rendite-Risiko-Profile zu erzielen. Vor allem wollen wir Maximalverluste, so genannte Maximum Drawdowns, wie während der größeren Kapitalmarktkrisenkrisen in den Jahren 2000 bis 2003 und auch 2008 und 2009 reduzieren. Das hat 2016 auch sehr gut funktioniert. Die Aktienmärkte gingen im Maximum rund 20 Prozent zurück, während wir nur einen maximalen Rückgang von 5,5 Prozent verzeichneten. Im Jahr 2017 war die Rendite hingegen schwächer als mit einer einfachen Buy-and-Hold-Strategie.

Es kann also auch in einzelnen Jahren zu Underperformance kommen. Langfristig glauben wir aber fest an unsere Strategie. Und noch ein Kommentar zu den Kosten. Alle Kosten der Vermögensverwaltung und Depotführung, also auch alle Handelskosten, sind in der Pauschale von 0,75 Prozent pro Jahr enthalten, egal ob wir viel oder wenig handeln.

4.) Scalable Capital hat sich bewusst dafür entschieden, seine Strategien ausschließlich mit ETFs umzusetzen. Damit laufen Sie ein wenig gegen den aktuellen Trend, denn neu auf den Markt tretende Robo-Advisors bieten zunehmend auch Aktien Investments, aktiv gemanagte Fonds etc. an. Werden sie in Zukunft neben ETF Portfolios ihre Angebot auch auf andere, genannte Anlageklassen ausweiten? Und wie stehen sie der Entwicklung hin zu „hybriden Robo-Advisor Angeboten“, also dem Angebot einer „menschlichen“ Beratung gegenüber?

Der Trend geht ganz klar weiter in Richtung ETFs. Die Zahlen der Fondsindustrie sprechen da eine sehr klare Sprache. Auch viele große, institutionelle Investoren steigen auf ETFs um. Dagegen sind aktive Fonds auf dem Rückzug. Für uns ist vollkommen klar, dass wir ETFs treu bleiben. Denn neben einer ausgewogenen Portfoliozusammenstellung sind möglichst geringe Kosten das A und O bei einer Geldanlage – und das geht nirgends günstiger als mit ETFs. Die durchschnittliche Total Expense Ratio der von uns eingesetzten ETFs liegt bei unter 20 Basispunkten.

Was die hybride Vermögensverwaltung angeht, sind wir eigentlich ein hybrider Anbieter seit Anfang an. Unsere Anlagestrategie ist vollständig regelgebunden und wird weiterhin auf einem Algorithmus basieren. Bei der Betreuung unserer Kunden setzen wir aber stark auf persönlichen Service. Neben einem hauseigenen Service-Team verfügen wir über ein zusätzliches Betreuungsteam mit mobilem Office in vier deutschen Großstädten. Mit externen Call-Centern arbeiten wir nicht zusammen.

5.) Eine eher hypothetische Frage: Glauben Sie, dass es durch den Einsatz von Artificial Intelligence, Big Data etc. den Robo-Advisorn der Zukunft möglich sein wird, ein echte Outperformance gegenüber den gewählten Benchmarks zu erreichen? Bis dato zeigen AI geführte ETFs wie der AI Powered Equity ETF (AIEQ) keine sonderliche Outperformance. Wie ist ihre Auffassung?

Die Anlagestrategien auf Basis quantitativer Modelle und Big Data werden schon jetzt erfolgreich eingesetzt. Ein Beispiel ist die Anlagestrategie von Renaissance Technologies. Allerdings gelingt echte Outperformance nur in einem abgesteckten Rahmen – so ist Renaissance nicht für externe Anleger offen. Sobald eine Strategie am Finanzmarkt breit angewendet wird, nivelliert sie sich oft schnell, weil ihre Rückkopplungen sofort in die Preise einfließen. Dadurch werden die Chancen auf große Outperformance mit der Zeit weg-arbitriert.

6.) Seit kurzer Zeit ist mit OSKAR ein neues digitales Kapitalanlage-Angebot (Robo-Advisor?) am Markt, der auf der Scalable Plattform basiert. Zudem sind Sie für den gesamten Investmentprozess von OSKAR verantwortlich. In einem Beitrag zu OSKAR haben wir unter anderem kritisiert, dass zum Beispiel Eigenschaften als Alleinstellungsmerkmal erwähnt werden, die aus unserer Sicht keine Abgrenzung von den meisten anderen Mitbewerbern darstellen, sodass es sich aus unserer Sicht nicht um echte Alleinstellungsmerkmale handelt. Wie ist Ihre Position zu diesem Thema? Was sind aus Ihrer Sicht echte Alleinstellungsmerkmale von OSKAR, die sonst kein anderer digitaler Vermögensverwalter vorweisen kann?

Haben Sie schon mal versucht, ein Kinderdepot bei einer Bank aufzumachen? Da müssen sie physisch neben den Antragsunterlagen Kopien oder Originale der Geburts- oder Abstammungsurkunden verschicken. Das kostet viel Mühe und Zeit. Bei OSKAR ist das anders. OSKAR ist das erste vollständig digitale Depot für Kinder. Die Depoteröffnung funktioniert komplett papierlos und ohne Unterschrift. Außerdem bietet OSKAR eine echte, digitale Vermögensverwaltung – und nicht nur einen Fondssparplan. Das wären jedenfalls Argumente, die mich ansprechen.

Anmerkung der Redaktion: Zu dieser Frage hätten wir uns gern ein deutlich ausführlichere Antwort erhofft. Wir sind nachwievor der Auffassung, dass die alleinige volldigitale „Online-Eröffnung“ eines Junior Depots bei OSKAR sicherlich ein besonderes Merkmal ist, aber eben nicht herausragend einzigartig. In Summe aller entscheidungsrelevanten Merkmale eines Junior Depots (Antrag, Sicherheit, Performance etc.) halten wir die Junior Depot Angebote von beispielsweise VisualVest als auch ComDirect für empfehlenswert.

7.) Zurück zu Scalable: Sie grenzen sich bewusst von aktiven Vermögensverwaltern ab und nehmen keine Portfolioumschichtungen auf Basis von Meinungen bezüglich der Kursentwicklung von bestimmten Asset Klassen vor. Stattdessen nutzen Sie die Erkenntnisse, die sich aus zu prognostizierenden Risiken ergeben und setzen in dem Zusammenhang eine Risikomanagement-Technologie ein. Können Sie den Lesern bitte näher erläutern, wie diese Technologie genau arbeitet und zu welchem messbaren Ergebnis sie führt?

Um die Risikokategorie des Kunden jeweils einzuhalten, wird jedes einzelne Portfolio automatisch überwacht und hinsichtlich seines Risikopotenzials analysiert. Konkret werden unter Berücksichtigung der aktuellen Marktsituation und der gegenwärtigen Portfoliozusammensetzung anhand von so genannten Monte-Carlo-Simulationen jeweils tausende von plausiblen Szenarien für die Wertentwicklung für das nächste Jahr generiert.

Sobald die Risikoprojektion eine drohende Überschreitung des Verlustrisikos anzeigt, wird automatisch eine risikomindernde Portfolioumschichtung vorgenommen. Es werden also zum Beispiel Aktien-ETFs reduziert und der Anteil von Anleihen-ETFs erhöht. Das funktioniert natürlich auch umgekehrt. Wenn das ermittelte Anlagerisiko unter dem festgelegten Verlustrisiko liegt, wird in risikoreichere Papiere umgeschichtet. Sonst geht Renditepotenzial aufgrund einer zu konservativen Portfolioaufstellung verloren.

Das heißt nicht, dass wir bei jeder kurzfristigen Korrektur sofort hektisch handeln. Wir passen das Portfolio an die Marktsituation an, wenn sie sich nachhaltig ändert. So bleibt das Risiko langfristig unter Kontrolle.

Ein weiterer Vorteil dieser Risikoanalysen ist der langfristig positive Effekt auf die Renditen. Denn grundsätzlich kann man Risiko in zwei Komponenten zerlegen. Eine ist das Fundamentalrisiko, das die grundsätzlichen Risiken der zugrunde liegenden Anlagen reflektiert. Hier lässt sich zwischen Rendite und Fundamentalrisiko langfristig meist ein positiver Zusammenhang beobachten. Die zweite Komponente sind die vorübergehenden positiven und negativen Abweichungen vom Fundamentalrisiko, die wegen schwankender Unsicherheiten hinsichtlich der künftigen Entwicklung einer Anlageklasse entstehen.

Dieses so genannte Überschussrisiko ist ungleich komplexer und kann starken Schwankungen unterliegen. Bei Aktien gehen zum Beispiel Phasen mit positivem Überschussrisiko häufig mit schlechten Renditeentwicklungen einher. Ein Anleger wird also für das Aushalten von Fundamentalrisiken entlohnt, aber für darüberhinausgehende Risiken bestraft.

Unser Risikomanagement ist genau darauf ausgelegt, Phasen mit erhöhtem Überschussrisiko zu erkennen und die Portfolios entsprechend umzuschichten. Das steigert langfristig die Rendite. Für einen Privatanleger ist es im Regelfall nicht möglich, solche Überschussrisiken sinnvoll zu messen und sein Portfolio entsprechend anzupassen. Wir verweisen dazu gerne auf eine Yale-Studie, die zu dem Schluss kam: ‚Portfolios, die weniger Risiken eingehen, wenn Volatilitäten hoch sind, erzielen bessere risikoadjustierte Renditen.‘

8.) Digitale Vermögensverwalter argumentieren gerne mit den deutlich geringeren Kosten im Vergleich zu klassischen Vermögensverwaltungen. Dies ist sicherlich legitim, denn die meisten Robo-Advisor sind tatsächlich günstiger als die Vermögensverwaltungen der Banken beziehungsweise der traditionellen Vermögensverwaltungen. Sie führen auf Ihrer Webseite ebenfalls einen solchen Vergleich durch und geben ein Beispiel, dass bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro die Ersparnis für den Anleger über 20 Jahre hinweg bei knapp 6.000 Euro liegt.

Dabei setzen Sie Kosten der klassischen Bankberatung von 19,08 Euro pro Monat an. Woher stammt diese Zahl und ist es aus Ihrer Sicht richtig, einen digitalen Vermögensverwalter mit einer klassischen Bankberatung zu vergleichen? Denn eine Beratung im eigentlichen Sinne findet bei digitalen Vermögensverwaltern ja nicht generell statt.

Wir denken, dass der Vergleich mit der Bankberatung gerechtfertigt ist. Sie ist für die meisten Anleger in Deutschland ja die Alternative.
In unserem Fall gehen wir vom Durchschnitt der laufenden Kosten aller auf Euro lautender Mischfonds aus. Das Total Expense Ratio beträgt jährlich 1,73 Prozent. Hinzu kommt der Ausgabeaufschlag, der mit 2,25 Prozent auf vier Jahre angesetzt wird. Als Datenbasis haben wir unter anderem auf FWW Research Services und Morningstar zurückgegriffen. Performance-Gebühren oder Transaktionskosten fallen in dieser Berechnung sogar nicht an.

Wir glauben, dass wir die Beratungskosten – also die Kosten für aktive Fonds – noch sehr konservativ kalkuliert haben, denn nicht selten werden Ausgabeaufschläge von 5 Prozent berechnet und es kommen Performance-Gebühren und Transaktionskosten hinzu. Die großen Flaggschiff-Fonds und Angebote der führenden Banken und Sparkassen liegen oft auch nur für die Total Expense Ratio bei mehr als 2 Prozent pro Jahr.

Hinzu kommt, dass der Bankberater nach dem Fondsverkauf nicht dazu verpflichtet ist, das Portfolio des Kunden fortlaufend im Auge zu behalten. Dagegen führt der Vermögensverwalter eine so genannte Geeignetheitsprüfung durch, unterbreitet einen Anlagevorschlag, setzt ihn um und überwacht das Portfolio fortlaufend. Der Service eines digitalen oder klassischen Vermögensverwalters steht dem einer Bankberatung aus unserer Sicht in nichts nach. Im Gegenteil – die Vermögensverwaltung ist nach unserer Meinung ein höherwertiger Service.

9.) In einer Studie von FondsConsult wurden 25 Robo-Advisor im Hinblick auf Merkmale wie Kosten, Rendite und Transparenz unter die Lupe genommen. Im Gesamtergebnis schnitten zwei Ihrer Mitbewerber mit der Gesamtnote „sehr gut“ ab und Scalable erhielt die Gesamtbewertung „gut“. In anderen Tests fallen die Bewertungen jedoch gegenteilig aus. Welchen Wert haben aus ihrer Sicht solche Testberichte? Nehmen Sie solche Studien und Tests zum Anlass, über mögliche Optimierungen ihres Angebotes nachzudenken?

Der Blick von außen hilft immer weiter. Deshalb haben wir den Markt und die Tests im Blick und arbeiten stets daran, unser Angebot zu verbessern. In Summe sind wir stolz auf die Testergebnisse seit unserem Start 2016. Unter anderem landeten wir bei Öko-Test gleich mit zwei unserer Strategien unter den Top Fünf.

10.) Zum Abschluss eine Frage zur Zukunft: Da Scalable Capital nach Ihrer Aussage Deutschlands führender digitaler Vermögensverwalter ist, welche Ziele haben Sie für die Zukunft? Sicherlich soll der Marktanteil weiter ausgebaut werden, mit welchen Maßnahmen möchten Sie dies erreichen? Wird sich das Geschäftsmodell von Scalable in den kommenden fünf bis zehn Jahren verändern oder werden Sie voraussichtlich keine Anpassungen vornehmen, beispielsweise im Hinblick auf einen hybriden Ansatz?

Wir verfolgen seit Anfang einen hybriden Ansatz und haben jetzt noch eine Eins-zu-eins-Betreuung seit November 2018 im Angebot. Investoren mit einem Anlagevermögen ab 100.000 Euro bieten wir eine persönliche Betreuung an. Dazu kommen unsere Betreuer in regelmäßigen Abständen in diverse deutsche Metropolen. Für die Gespräche nutzen sie ein mobiles Office der Coworking-Firma WeWork.

Wir wollen weiter wachsen, in weitere europäische Märkte gehen und neben dem Geschäft mit Privatkunden auch weitere Firmenkunden für uns gewinnen.
Und wir wollen Privatanlegern weiterhin den besten Service und die besten Tools bieten, um fürs Alter vorzusorgen. Dazu optimieren wir laufend unser Angebot.

Unsere App haben wir kürzlich überarbeitet. Sie wird schon bald weitere Analysefunktionen erhalten. Unser Altersvorsorge-Rechner „Time Machine” bietet Transparenz zur voraussichtlichen Finanzsituation im Alter. Wir haben auch darüber hinaus einiges geplant, aber wollen nicht alles verraten. Ein bisschen Spannung muss sein.

Zu guter Letzt

Herr Podzuweit, vielen Dank für das ausführliche und aufschlussreiche Interview.

Zur Person Erik Podzuweit

Erik Podzuweit studierte Betriebs- und Volkswirtschaftslehre in Kiel und Warwick und lehrte als Tutor im Bereich Statistik und Ökonometrie. Er hat langjährige Erfahrung im Finanzbereich und im Aufbau digitaler Geschäftsmodelle.

Vor der Gründung von Scalable Capital war er zuletzt als Co-CEO für das Deutschlandgeschäft von Westwing Home & Living verantwortlich. Zuvor arbeitete Erik Podzuweit 7 Jahre als Executive Director bei Goldman Sachs in London und Frankfurt.

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Oliver S.

Oliver ist der Journalist im Team. Ausgebildeter Banker (Hypo Vereinsbank), hat hohes Maß an spezifischem Finanzwissen und ist einer der bekanntesten Schreiberlinge in der Finanz-Szene. Oliver hat so unter anderem auch für die Huffington Post geschrieben. Zudem war er auch als Redakteur für FTD.de (ex Financial Times Deutschland) tätig. Also eine echte Bereicherung für das Team. Kümmert sich hier um alles, was mit dem Thema Finanzwissen, Interviews und News zu tun hat. Oliver ist verheiratet, hat Kinder und lebt in Nordrhein-Westfalen.
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