Es ist ein Name, der den meisten Anlegern kaum etwas sagen dürfte – Walter Schloss. Doch die Tatsache, dass er den meisten Menschen mit einem Interesse an Börse und Investment nicht sagen dürfte, darf keinesfalls damit gleichgesetzt werden, dass er ein eher unbedeutender Investor war. Denn das Gegenteil ist der Fall. Warum erfährst du im folgenden Artikel.
Martin B.
Zuletzt aktualisiert am: 14. Juli 2023
Zuletzt aktualisiert am: 26. April 2020
Um eins vorwegzunehmen: Walter Schloss war ein Phänomen. Er verstarb im Jahr 2012. Aber er gehört zu den erfolgreichsten Investoren in der Geschichte der Börse und ist trotzdem kaum bekannt. Als gebranntes Kind des großen Börsencrashs von 1929 (seine Familie verarmte) schaffte er es später dennoch, bei Benjamin Grahams Investmentfirma Graham-Newman Corp. einen Job zu ergattern und von den Besten zu lernen.
Und im Laufe seines Lebens einer der besten Investoren der Welt zu werden. Doch fangen wir mit dem prägenden Ereignis im Leben des Walter Schloss an – dem Kollaps der New Yorker Börse.
Der Mann, der sich dort zeitweilig ein Büro mit der Investment-Legende Warren Buffett teilte, gilt heute als der Value Investing-Crack, da er die klassischen Ansätze von Benjamin Graham über seine gesamte Karriere verfolgte und damit außergewöhnliche Gewinne erzielen konnte.
In diesem Artikel möchte ich diese Fragen für Dich etwas genauer beantworten.
Walter Schloss gehörte zu dem illustren Kreis, dem Warren Buffett in seinem Essay „The Superinvestors of Graham-and-Doddsville“ ein eigenes Kapitel widmete. Er war ein gelehriger Schüler Benjamin Grahams und dessen Value-Investing Ansatzes. Er verfolgte stets den Ansatz, unterbewertete Aktien (Buchwert unterhalb des Marktpreises) zu kaufen und später mit großem Gewinn wieder zu verkaufen.
Nachdem er sich im Jahr 1955 mit seinem eigenen Investmentfonds selbständig machte, erreichte Walter Schloss bis zu dessen Schließung 2001 eine durchschnittliche Jahresrendite von 16% und schlug damit den S&P 500 Index um Längen (lediglich 10% Jahresrendite).
Walter Schloss war, wie Warren Buffett ein sehr sparsamer Mensch. In den ersten Jahren quartierte er seinen Investmentfonds “Walter Schloss Associates” in einer Art umgebauten Rumpelkammer als Untermieter der Investmentfirma Tweedy, Brown ein. Er galt mehr als solider Arbeiter denn als Genie und ließ sich zudem nicht von kurzfristigen Börsenmeldungen aus der Fassung bringen.
Darüber hinaus besaß er laut Aussage von Warren Buffett ein besonderes Maß an Integrität: Ihm war stets klar, dass er das Geld anderer Leute verwaltete und ging entsprechend verantwortlich damit um. Seine fehlende Bekanntheit lässt sich damit erklären, dass er laut eigener Aussage stets lieber „unter dem Radar“ flog, jedoch keinen Zweifel an seinem Investment-Erfolgen erlaubt.
Walter Schloss wurde 1916 in New-York City als Sohn in eine jüdische Kaufmannsfamilie geboren und hatte zunächst eine wohlbehütete Kindheit in einer finanziell gut ausgestatteten Familie. Mit dem großen Börsencrash von 1929 verlor die Familie nahezu ihr gesamtes Vermögen. Schloss konnte deshalb nie ein College besuchen und arbeitete ab 1935 als Laufbursche für eine Investmentfirma in New York. Hier begann seine Begeisterung für das Börsengeschehen.
Er bewarb sich als Analyst und wurde leider abgelehnt. Ein Mitarbeiter der Firma verwies ihn damals jedoch auf das neue Buch „Security Analysis“ von Benjamin Graham. Er besuchte daraufhin Kurse von Graham am New York Stock Exchange Institute, die dieser aufgrund seiner hohen Verluste durch den Börsencrash 1929 geben musste.
Nach dem 2. Weltkrieg konnte Walter Schloss einen Job bei der Graham-Newman Corp. antreten. Offenbar hatte er Graham in dessen Kursen vor dem Krieg beeindruckt. Zwischenzeitlich teilte er sich dort ein Büro mit Warren Buffett, dem Musterschüler von Graham. Als Graham kurz vorher erklärte, dass er 1956 in den Ruhestand wechseln wolle, entschied sich Schloss dazu, sich selbständig zu machen.
Mit der Walther J. Schloss Associates rief Schloss seinen eigenen Investmentfonds ins Leben und konnte auch schnell einige Kunden gewinnen. Schloss berechnete keinerlei Gebühren, sondern beanspruchte lediglich ein Viertel der realisierten Gewinne für sich – ein sehr faires Geschäft für die Anleger.
Mit einer durchschnittlichen Performance von 16% pro Jahr konnte Schloss (später in Zusammenarbeit mit seinem Sohn) seinen Investoren über 47 Jahre stets gute Dienste erweisen und selbst ein riesiges Vermögen aufbauen.
Walter Schloss wurde in seinem Investmentansatz sehr stark von Benjamin Graham beeinflusst. Auch er fokussierte sich darauf, Unternehmen zu finden, die deutlich unter ihrem Aktienkurs bewertet wurden. Bei der Bewertung eines Unternehmens nahm er den Buchwert als Ausgangspunkt, der das Eigenkapital eines Unternehmens darstellt. Anhand eines Beispiels möchte ich Dir den Ansatz kurz aufzeigen.
Wir gehen davon aus, dass die Test AG einen Buchwert 10 Millionen Euro aufweist und aktuell zu einem Kurs von 1,50 Euro an der Börse gehandelt wird. Bei 5 Millionen Aktien ergibt sich daraus folgende Konstellation:
Die Theorie basiert darauf, dass sich der Aktienkurs irgendwann immer wieder zurück zum Unternehmenswert bewegt. Würdest du also zu 1,50 Euro kaufen und wüsstest, dass das Unternehmen irgendwann wieder auf 2 Euro steigt, wäre das Ganze eine relativ sichere Angelegenheit.
Um Irrtümer bei dieser Art des Investierens auszuschließen und auch noch weitere Wertfaktoren mit in seine Betrachtung einzubeziehen, hat Walter Schloss 16 Erfolgsfaktoren für ein Aktieninvestment aufgestellt:
Bei der Wertanalyse muss natürlich auch immer der aktuelle Marktpreis mit in die Betrachtung einbezogen werden. Damit ist sicherlich auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis gemeint. Warum ist ein Unternehmen über- oder unterbewertet? Gibt es noch andere Gründe als die verzerrenden Kräfte des Marktes?
Für jedes Investment ist es wichtig, den Wert des jeweiligen Unternehmens zu ermitteln. Eine Aktie ist nicht nur ein Stück Papier, sondern ein Teil des jeweiligen Unternehmens. Nur die Wertermittlung zeigt, was man letztlich kauft und ob man den richtigen Preis zahlt.
Der Buchwert (Eigenkapital) stellt für Walter Schloss stets den Ausgangspunkt der Analyse des Unternehmenswertes dar. Darüber hinaus ist es seiner Meinung unausweichlich, sich den Schuldenstand anzuschauen.
Das Entscheidende hierbei: Der Schuldenstand muss niedriger ausfallen als das Eigenkapital.
Wenn Du nach der Wertermittlung eine Aktie kaufst, die unterbewertet ist, stellt Geduld ein wichtiges Kriterium dar. Mitunter kann es einige Jahre dauern, bis ein Unternehmen vom Markt wieder angemessen bewertet wird. Erst dann ist die Zeit zum Verkaufen gekommen.
Walter Schloss hat es stets vermieden, auf Tipps zu hören und deshalb Aktien zu kaufen. Genauso sind schlechte Nachrichten für ihn kein Grund gewesen, eine Aktie zu verkaufen.
Dies lässt sich zusammenfassen: Lass Dich nicht durch kurzfristige Momentaufnahmen von außen beeinflussen!
Für Walter Schloss ist es kein Problem gewesen, als Einzelgänger an der Börse betrachtet zu werden. Trotzdem sollte man sein Urteil auf mögliche Fehler überprüfen. Zudem ist es wichtig, eher bei fallenden Preisen zu kaufen und bei steigenden Kursen zu verkaufen.
Wer einmal eine Anlageentscheidung getroffen hat, sollte den Mut haben, zu dieser Überzeugung zu stehen.
Im Klartext: Kein hektisches Verkaufen bei kleineren Rückschlägen!
Aus Schloss Sicht ist es wichtig, sich eine Anlagephilosophie aufzubauen und dann auch zu ihr zu stehen.
Sollte der Aktienkurs einen Preis erreichen, den Du als fair empfindest, kannst du verkaufen. Doch viele Menschen verkaufen einfach nur, weil eine Aktie 50% an Wert gewonnen hat und wollen so ihren Gewinn realisieren. In solchen Momenten ist es besser, das Unternehmen noch einmal zu bewerten:
Walter Schloss hat erklärt, dass er eine Aktie am liebsten in der Nähe ihres Tiefstpreises der letzten paar Jahre gekauft hat. Er hat dies an einem Beispiel demonstriert: Eine Aktie steigt bis zu einem Kurs von 125 und fällt dann auf 60 – das klingt zunächst attraktiv. Lag sie 3 Jahre vorher jedoch noch bei 25, zeigt diese eine gewisse Instabilität, die Du als Investor in Deine Erwägungen mit einbeziehen solltest.
11.) Vermögenswerte statt Einnahmen kaufen
Kaufe lieber Vermögenswerte mit einem Rabatt als Einnahmen. Schloss begründete diese Aussage mit der Tatsache, dass sich die Einnahmen eines Unternehmens schnell verändern können, während sich Vermögenswerte eher langsam verändern. Wer also auf Einnahmen schielt, muss viel mehr über ein Unternehmen wissen.
Höre Dir Ratschläge von Personen an, die Du respektierst. Das heißt allerdings nicht, dass Du diese auch komplett annehmen oder übernehmen musst. Letztlich ist es Dein Geld! Es ist schwieriger, Geld zu behalten als Geld zu machen. Nach einem Verlust ist es zudem besonders schwer, das Geld zurückzugewinnen.
Versuche, Dein Urteil nicht von deinen Emotionen beeinflussen zu lassen. Gier und Angst sind wohl die schlechtesten Berater beim Kauf und Verkauf von Aktien.
Denke an den Zinseszins-Effekt und die 72er-Regel. Wenn du zum Beispiel 12% Rendite pro Jahr erzielst, verdoppelst du Dein Geld innerhalb von 6 Jahren – ohne Steuern. Die 72er-Regel verrät Dir für jede Rendite den Verdoppelungs-Effekt.
Schloss zog Aktien den Anleihen jederzeit vor. Anleihen begrenzen nach seiner Auffassung die Gewinne und die Inflation reduziert die Kaufkraft.
Schloss rät zur Vorsicht mit Hebelprodukten. Diese können sich nämlich auch gegen einen wenden und hohe Verluste produzieren.
Viele dieser Tipps sind einfach umzusetzen und Walter Schloss hat bewiesen, wie erfolgreich man damit sein kann.
Auch wenn Walter Schloss nicht einer der bekanntesten Investoren an der Börse war, spricht sein Erfolg für sich. Seine akribische Arbeit und die Umsetzung von Grahams Theorie des Value Investing bis in die 2000er Jahre hinein können uns auch heute noch sehr viel beibringen. Allein die Tatsache, dass Walter Schloss mit seinem Fonds jährlich eine Rendite von 16 Prozent erwirtschaftete, verdient bis heute den Respekt eines jeden Anlegers.
Martin B.
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