Robo-Advisor Test: Wie Testberichte für Verwirrung sorgen (können)

Robo-Advisor Test – sinnvoll oder eher kontraproduktiv? Mittlerweile existieren am Markt mehr als 30 Robo-Advisor Angebote, also Online-Vermögensverwalter – Tendenz nachwievor steigend. Aufgrund jener wachsenden Anzahl an Robo-Advisor Angeboten ist es definitiv für interessierte Anleger hilfreich, wenn Angebot, Service und Leistungen von neutraler Seite aus getestet und bewertet werden. Soweit zumindest mal die Theorie.

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Oliver S.

Zuletzt aktualisiert am: 24. Juli 2023

Robo-Advisor Test - Verwirrung inklusive

23. Juli 2018

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Dass solche Tests allerdings mitunter bei potentiellen Anlegern mehr Verwirrung stiften können, als letztendlich eine Hilfestellung zu geben, zeigt sich aktuell. So gab es in der Vergangenheit drei umfangreiche Tests der in Deutschland aktiven Robo-Advisor, die jedoch zum Teil zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Ergebnisse, die nicht gegensätzlicher hätten sein können. Als Leser dieser Tests, wäre am Ende die Frage a la “Was denn nun?” nicht verwunderlich.

Renommierte Tester mit dennoch deutlich abweichenden Ergebnissen

In der Übersicht sind es die folgenden renommierten Magazine und Institutionen, die sich in der vergangenen Woche näher mit dem Thema “Robo-Advisor” im Rahmen eines Robo-Advisor Test beschäftigten bzw. ihre Ergebnisse veröffentlichten:

• Stiftung Warentest (Finanztest)
• Deutsches Institut für Service-Qualität
• Capital (Wirtschaftsmagazin)

Wir möchten Ihnen gerne in unserem folgenden Beitrag einen Überblick über die verschiedenen Urteile der Tester geben und gegen Ende unter anderem die Frage aufgreifen, inwieweit derartige Tests interessierten Anlegern überhaupt helfen können oder ob es nicht eher so ist, dass zusätzliche Verwirrung auftritt.

Der Test der Stiftung Warentest (Finanztest)

In Anbetracht der Tatsache, dass es mittlerweile über 30 Robo-Advisor am Markt gibt, ist es unserer Ansicht nach etwas erstaunlich, dass sich die Stiftung Warentest als DIE Test-Organisation in Deutschland überhaupt, nur mit lediglich 14 Anbietern in seinem “großen” Robo-Advisor Test beschäftigt hat. Dabei wurden all diejenigen Online-Vermögensverwalter in dem Robo-Advisor Test betrachtet, deren Angebot ausschließlich auf Fonds – sprich ETFs – basiert. Warum eigentlich?

Wie es bei Tests im Finanz- und Versicherungsbereich seitens der Stiftung Warentest üblich ist, fand die Prüfung auch in diesem Fall auf Grundlage eines sogenannten “Musterkunden” statt. Dieser war 45 Jahre alt und hatte die Vorgabe, rund 50.000 Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren hinweg anlegen zu wollen, wobei das Risiko als mittelgroß anzugeben war.

Auf dieser Grundlage bat die Stiftung Warentest die 14 ausgewählten Robo-Advisor Anbieter dann um einen Anlagevorschlag, der als Minimum 30 Prozent sichere Geldanlagen enthalten sollte. Soweit, so gut?

Wobei hierbei bereits auffällt, dass die Portfolio-Struktur letztendlich NICHT in die Notenvergabe mit einbezogen wurde. Stattdessen wurden die folgenden Kategorien – entsprechend gewichtet – benotet:

• Jährliche Kosten (40 Prozent)
• Informationen zu Produkt und Kosten (45 Prozent)
• Ermittlung Kundenstatus (15 Prozent)

Wenn man diese Bewertungskriterien als Grundlage sieht, muss man sich unserer Ansicht nach doch etwas wundern. Dass die Kosten mit einem Bewertungsanteil von 40 Prozent in Ordnung sind, ist einerseits nachvollziehbar. Die reinen Informationen allerdings mit 45 Prozent Anteil zu bewerten und die eigentliche Aufgabe eines Robo-Advisors, nämlich dem Anleger eine möglichst sichere und vor allem gute Rendite zu bescheren, wurde im Test hingegen augenscheinlich völlig außen vor gelassen bzw. nicht bewertet. Bewertung der Performance etc.? Glatte Fehlanzeige!

Somit hat die wohl wichtigste Aufgabe eines Online-Vermögensverwalters, nämlich für den Anleger ein gut strukturiertes und rentables Portfolio zusammenzustellen und damit eine gute bis her gute Performance hinzulegen, im Testurteil kaum bis keine Berücksichtigung gefunden.

Hier darf also schon einmal die Frage gestellt werden, ob den Testern hier das Ziel einer Geldanlage, ob digital oder klassisch, bewusst ist? Zweifel berechtigt!

Die Testergebnisse der Stiftung Warentest

Nachdem Sie nun wissen, auf welcher Grundlage die Testergebnisse der Stiftung Warentest zustande kamen, möchten wir natürlich hier an dieser Stelle auch einen kurzen Überblick darüber geben, wie welcher Robo-Advisor abgeschnitten hat. Als Testsieger gehen die zwei Online-Vermögensverwalter

sowie

Weitere sechs Robo-Advisors erhielten die Note „befriedigend“ – so

Anschließend folgten drei Robo-Advisor, die mit der Note „ausreichend“ bewertet wurden

Drei Online-Vermögensverwalter erwischte es besonders hart, nämlich

Diese drei Anbieter wurden mit der Note „mangelhaft“ bewertet, die insbesondere aufgrund der, aus Sicht der Tester, zu hohen Kosten zustande kam.

Test des Deutschen Instituts für Service-Qualität

Der zweite Test von Robo-Advisor Anbietern, der in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde, war der des Deutschen Instituts für Servicequalität. Beauftragt wurde die Studie vom bekannten Nachrichtensender n-tv, die sich auf 17 Robos erstreckte. Auch hier wurden also rund die Hälfte der Online-Vermögensverwalter beim Test außen vor gelassen.

Grundsätzlich kommt der Test durchaus zu einem positiven Ergebnis, denn insbesondere die Online-Auftritte und auch die Beratung hätten sich im Vergleich zur Vorjahresstudie verbessern können.

Doch auch hier: Ist das letztendlich bei der Wahl des passenden RoboAdvisors entscheidend?

Schwächen zeigten sich nach Ansicht des Deutschen Instituts für Service-Qualität bei manchen Robo-Advisors insbesondere, was die leichte Verständlichkeit der angebotenen Portfolios und der Finanzprodukte angeht. Interessant ist natürlich für unseren Beitrag vor allem, wer beim Deutschen Institut für Service-Qualität zu den Gewinnern und Verlierern gehört.

In der Kategorie der Fullservice-Anbieter bzw. Fintechs ging Vaamo als Testsieger hervor und wurde mit der Note „sehr gut“ bewertet. Die weiteren Plätze belegten zum einen Scalable Capital und zum anderen Growney, welche die Note „sehr gut“ bzw. „gut“ erhielten.

Noch einmal zur Erinnerung: Sowohl Vaamo als auch Scalable Capital, die beim Deutschen Institut für Service-Qualität als Testsieger hervorgingen, wurden bei der Stiftung Warentest lediglich mit „befriedigend“ bewertet. Growney hingegen wurde durch Finanztest erst gar nicht benotet.

Noch erstaunlicher ist eine Bewertungsdifferenz bezüglich Cominvest, also dem Robo-Advisor der Comdirect. Während dieser durch die Stiftung Warentest das verheerende Urteil „mangelhaft“ erhielt, belegte er im Test des Deutschen Instituts für Service-Qualität den 2. Platz in der Kategorie „Robo-Advisor von Banken“ mit dem Qualitätsurteil „gut“. Interessant – oder?

Bereits an der Gegenüberstellung dieser zwei unabhängigen Robo-Advisor Test Ergebnisse ist deutlich zu erkennen, wie gravierend die Bewertungsunterschiede sein können bzw. in der Praxis gewesen sind. Noch deutlicher wird dies, wenn wir einen dritten Robo-Advisor Test hinzuziehen, nämlich den durch das renommierte Wirtschaftsmagazin Capital.

25 Robo-Advisor im Test beim Wirtschaftsmagazin Capital

Den anscheinend umfangreichsten Test führte das Wirtschaftsmagazin Capital durch, denn mit 25 Robo-Advisor Anbietern wurden hier mit Abstand die meisten Online-Vermögensverwalter unter die Lupe genommen. Dabei gab es über 80 Kriterien, die zur Bewertung herangezogen wurden, wie zum Beispiel:

• Transparenz und Plausibilität der Anlagevorschläge
• Kundenservice / Erreichbarkeit
• Breite der Anlage-Angebote
• Rendite
Volatilität

Darüber hinaus fand eine Einteilung der 25 Online-Vermögensverwalter, die durch Capital getestet wurden, in zwei Gruppen statt. Der Unterschied zwischen diesen Robo-Advisor Gruppen besteht darin, wie lange die einzelnen digitalen Vermögensverwaltungen bereits am Markt tätig sind. Eine Gruppe in “geringer als ein Jahr aktiv”, die andere Gruppe “mehr als ein Jahr aktiv”.

Hier nun die Testergebnisse des Wirtschaftsmagazins Capital, wie zuvor erwähnt nach den zwei Gruppen unterteilt:

Mehr als ein Jahr am Markt aktiv >>

1. Platz: Liqid
2. Platz: Scalable Capital
3. Platz: Growney

Noch kein Jahr am Markt >>

1. Platz: Warburg Navigator
2. Platz: Prospery

Sehr verblüffend sind auch hier die Testergebnisse im Vergleich, denn der Testsieger in der zweiten Gruppe, der Warburg Navigator, wurde von Stiftung Warentest mit „mangelhaft (5,5)“ und damit als einer der zwei schlechtesten Robo-Advisor Anbieter im Test bewertet.

Frage: Wie hilfreich sind Robo-Advisor Tests wirklich?

Die Gegenüberstellung der drei Tests, die in der vergangenen Woche bezüglich Robo-Advisor Angeboten veröffentlicht wurden, zeigt eines ganz deutlich: Es gibt zum Teil extrem abweichende Testergebnisse, wenn man die Untersuchung der Stiftung Warentest, des Deutschen Instituts für Service-Qualität und des Wirtschaftsmagazins Capital gegenüberstellt.

Robo-Advisors, die bei einem Test als Sieger hervorgehen, wurden von einer anderen Institution als schlecht bzw. mangelhaft bewertet und umgekehrt. Auf dieser Grundlage stellt sich natürlich die Frage, ob solche Tests für die Verbraucher und interessierte Anleger überhaupt noch einen Sinn machen oder ob sie nicht vielmehr für zusätzliche Verwirrung stiften.

Zieht man dann noch die Forderung des Bundesverband Verbraucherschutz heran, wo nach Meinung des Verbandes das Gros der Robo-Advisor zu intransparent agiert, erreicht das Maß einer Verunsicherung beim potentiellen Klientel für die digitale Geldanlage ein wohl kaum noch zu schlagendes Niveau.

Desweiteren sehen wir einen Grund zur Kritik vor allem darin, das zum Einen zahlreiche Anbieter gar nicht erst in Test berücksichtigt wurden und zum Anderen unterschiedliche Robo-Advisor Modelle (mit oder ohne Menschliche Beratung) beim Thema “Kostenbewertung” über einen Kamm geschert wurden.

Unserer Ansicht nach ist es definitiv so, dass die Tests umso hilfreicher sind, desto differenzierter die verschiedenen Bewertungskriterien dargelegt werden. Wenn ein Robo-Advisor im Vergleich zu seinen Mitbewerbern nun einmal recht hohe Kosten veranschlagt, ist es natürlich unstrittig, dass das Testergebnis in dieser Kategorie schlecht ausfällt.

Andererseits besteht das Problem an Test natürlich oftmals darin, dass nicht nur unterschiedliche Anbieter, sondern auch verschiedene Kategorien bewertet werden. Legt die eine „Testorganisation“ beispielsweise mehr Wert auf die Kosten, während es dem anderen Tester wichtiger ist, dass Kunden eine gute Rendite erzielen, ergeben sich daraus bereits (teilweise deutlich) abweichende Bewertungsergebnisse.

Was sich daraus schließen lässt? Anleger können für sich persönlich aus den dargestellten Tests und generell das Fazit ziehen, dass solche Bewertungen zwar einen ersten Anhaltspunkt geben können. Auf der anderen Seite bedeutet dies aber nicht, dass der Testsieger bei einem Test automatisch der beste Anbieter überhaupt sein muss. Stattdessen ist es wichtig zu differenzieren und zu schauen, welche Bewertungskriterien einem selbst persönlich am wichtigsten sind.

Zu guter Letzt

Und wenn wir alle an dem Punkt einfach mal ehrlich sind: Wer sein Geld anlegt, beabsichtigt in allererster Linie mal eins und zwar das Erreichen einer ansprechenden Rendite nach Kosten in Relation zu seiner persönlichen Risikoneigung. Wenn ein solches Kriterium names “Performance” bei einem Robo-Advsior Test außer Acht gelassen wird, kann man diesen Test dann überhaupt noch ernst nehmen?

Wer also als Robo-Advisor in einem Test aufgrund eines hervorragenden „Abschneidens“ im Bereich Produktinformation das Prädikat „empfehlenswert“ erhält und somit als Testsieger hervorgeht (trotz mieser Performance und durchschnittlichen Kosten), dürfte nicht unbedingt auch zum Favoriten für einen rendite-orientierten Anleger avancieren. Auch wenn der Sieg in einem Test sich unter Marketing-Aspekten natürlich immer gut macht.

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Oliver S.

Oliver S.

Oliver ist der Journalist im Team. Ausgebildeter Banker (Hypo Vereinsbank), hat hohes Maß an spezifischem Finanzwissen und ist einer der bekanntesten Schreiberlinge in der Finanz-Szene. Er das Thema Finanzen in einer Leichtigkeit, die seinesgleichen sucht. Nicht ohne Grund hat Oliver unter anderem auch für die Huffington Post geschrieben. Zudem ist er bis heute auch als Redakteur für FTD.de (ex Financial Times Deutschland) als auch auf Unternehmerhandbuch.de tätig. Kümmert sich hier um alles, was mit dem Thema Finanzwissen, Interviews und News zu tun hat.

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