Das berühmte Investoren durchaus “schräge” Persönlichkeiten sein können, zeigt sich nicht nur in Person eines Michael Burry, der so gar nicht dem Bild des Wall Street Establishment entspricht. Das gilt auch für Richard Dennis, der sein Vermögen mit Rohstoff-Investments gemacht hat. Was dieser Richard Dennis dabei mit Schildkröten zu tun hat und was es mit seinem Titel als “Prince of the Pit“ auf sich hat, erfahrt ihr im folgenden Artikel.
Martin B.
15. Februar 2019
Zuletzt aktualisiert am: 13. Juli 2023
Richard Dennis gehört definitiv in die Riege der großen Börsenlegenden. Mit seinen Börsenstrategien hat er es geschafft, ein erkleckliches Vermögen anzuhäufen. Doch welche Strategien hat er angewendet? Was verbirgt sich hinter dem Turtle Trading und mit welcher Wette wurde Richard Dennis zur Legende. Lese weiter und erfahre alles über den Meister der Rohstoff-Futures!
Richard Dennis hat in den 1970er und 1980er Jahren eine beeindruckende Karriere vom Laufburschen hin zu einem geachteten Börsenmillionäre hingelegt – schon mit 25 Jahren war er Millionär! Seinen Erfolg verdankt er vor allem dem geschickten Platzieren von Rohstoff-Futures, die ihm Anfang der Achtziger Jahre bereits ein Vermögen von 400 Millionen US-Dollar beschert hatten! Daneben wurde er durch eine berühmte Wette berühmt, in der er beweisen konnte, dass auch Menschen ohne Vorwissen schnell zu guten Tradern ausgebildet werden können.
Über den Privatmann Richard Dennis ist wenig bekannt. Jedoch liegen ihm die Grundrechte von Privatpersonen bei Begegnungen mit der Polizei sehr am Herzen. Als Unterstützer der Organisation „Flex your rights“, setzt er sich dafür ein, die Bürger besser darüber aufzuklären.
Darüber hinaus war er Vorstandsmitglied im liberalen Think Tank des Cato Instituts, welcher sich für die Entschärfung der Rhetorik und der Maßnahmen im übertriebenen amerikanischen Krieg gegen Drogen („War on Drugs“) einsetzt, da diese oft nur zu Nachteilen für ethnische Minderheiten – insbesondere gegenüber der schwarzen Bevölkerung Amerikas als auch den Latinos – führen.
1991 veröffentlichte Richard Dennis als Mitglied des Cato Think Tanks das Vielerseits hochbeachtete Essay “Toward a Moral Drug Policy.“
Richard Dennis darf somit durchaus zu jenem Personenkreis gezählt werden, die zum Einen die Chancen der Kapitalmärkte für sich zu nutzen wusste, sich aber ebenso darin verpflichtet sah und sieht, seinen so errungenen Einfluss zur Verbesserung sozialer Ungerechtigkeiten zu nutzen. Und zwar nicht nur in Form finanzieller Unterstützung entsprechender Organisation, sondern durch ein aktives Mitwirken bei der Lösungsfindung von sozialen Ungerechtigkeiten.
Werfen wir einen Blick auf das Leben von Richard Dennis. Hier erleben wir wieder eine der sprichwörtlichen „Vom Tellerwäscher zum Millionär“-Geschichten:
Richard Dennis wurde am 09. Januar 1949 in Chicago geboren und begann seine „Karriere“ an der Börse im Alter von nur 17 Jahren: er wurde Laufbursche an der Chicago Mercantile Exchange (größte Rohstoffbörse für Futures und Optionen). Unglaublich, aber wahr: Es nahm schon damals aktiv am Börsengeschehen teil. Zu diesem Zeitpunkt musste allerdings noch sein Vater für ihn die gewünschten Wertpapiere kaufen und verkaufen.
Auch wenn ihm die großen Erfolge an der Börse zunächst verwehrt blieben, kehrte er mit 23 Jahren nach einem Studium in Philosophie an der DePaul University in Chicago wieder an die Börse zurück. Er lieh sich 1.600 USD und begann, an der Mid America Exchange zu spekulieren. Als im Jahr 1972 die Sowjetunion aufgrund von Missernten große Mengen Getreide auf dem Weltmarkt kaufte („The Great Russian Grain Robbery“), begann Dennis Erfolgsgeschichte: nur zwei Jahre später war er Dollar-Millionär!
Bis zum Beginn der Achtziger Jahre konnte Richard Dennis bereits 400 Millionen US-Dollar verdienen und hatte sich einen Namen als Rohstoff-Spekulant gemacht. Sein Meisterstück sollte aber erst noch bevorstehen:
Er wettete 1983 mit einem Partner William Eckhardt, dass Trading-Fähigkeit trainierbar seien, während sein Partner Eckhardt davon ausging, dass diese schon in den Genen veranlagt werden. Dennis sollte Recht behalten und schuf mit der Turtle Trading Strategie ein erfolgreiches Handelssystem für Futures!
Richard Dennis hat nicht nur auf eine Rechnung gearbeitet. Als Börsenmakler hat er in seinen Investment-Fonds auch das Geld von Investoren erfolgreich angelegt. Sowohl 1987 als auch 2000 kam es jeweils zum großen Crash – für Trader mit Trendfolge-Strategien fast nie eine gute Angelegenheit. Auch wenn die Anleger in vielen Fällen trotz starker kurzzeitiger Verluste trotzdem noch Gewinne verbuchen konnten, zog sich Dennis nach dem zweiten großen Crash nach 1987 aus dem Trading für Investoren zurück.
Video: Die Turtle Trader haben eine beeindruckende Geschichte hinter sich. Du möchtest mehr erfahren? Dann schau Dir das Video an!
Turtle Trading klingt zunächst ungewohnt und hat mit dem oben genannten Experiment von Richard Dennis und William Eckhardt zu tun. Beim Turtle Trading System handelt es sich um die Handelsstrategie, in der die Probanden der Studie geschult wurden.
Turtle Trading klingt lustig, oder? Wie hinter vielen lustigen Namen steckt aber auch hier eine Geschichte dahinter:
Mit diesem Zitat wurde die Wette zwischen Richard Dennis und seinem Partner William Eckhardt begründet. Eckhardt war der Ansicht, das Trading-Skills nämlich in gewissem Maß Veranlagung waren. Der Name Turtle Trader entstand, als die Partner in Singapur eine Schildkrötenzucht besuchten. Deshalb schalteten die Beiden Anzeigen in renommierten Tageszeitungen und suchten Personen, die selbst über kaum Finanzwissen verfügten. Diese erhielten 14 Tage lang eine Schulung in der Turtle Trading Strategie und wurden dann ins kalte Wasser geschubst.
Nach 14 Tagen schon ein Börsenprofi? Klingt auf den ersten Blick utopisch. Doch der Erfolg gab Richard Dennis recht. Die ersten Turtle Trader konnten mit der strikten Anwendung der Strategie hohe Gewinne erzielen:
Beeindruckend, oder?
Werfen wir einen genaueren Blick auf die Turtle Trading Strategie! Sie besteht aus einem festen Regelwerk und beantwortet folgende Fragen:
Ganz grob geht es beim Turtle Trading darum, robuste Trends auszumachen und ihnen zu folgen. Als besonders erfolgreich erweist sich die Turtle Trading Strategie bei langfristigen und starken Trends.
Die Turtle Trading Strategie hat sich grundsätzlich auf Futures an den größten US-Börsen spezialisiert. Um die Märkte mit den eigenen Trades nicht zu sehr zu beeinflussen, waren Futures mit einem entsprechenden Transaktionsvolumen das Mittel der Wahl.
Somit konzentrierten sich die ersten Turtle Trader auf liquide Werte wie:
und amerikanische Staatsanleihen.
Der Markteinstieg beim Turtle Trading basiert auf dem sogenannten „Donchian-Indikator“ und wird für zwei verschiedene Zeithorizonte betrachtet:
Beim kurzfristigen Ansatz wird ein Trade eröffnet, wenn die Kurshöhe aus dem Maximum oder Minimum der letzten 20 Tage ausbricht. Ein kleines Beispiel gefällig? Hier ist es:
Hätte der aktuelle Kurs unter 2,45 Euro gelegen, wäre der Trade mit einer Short-Position eröffnet worden. Aber es gibt eine Ausnahme: Hat der letzte Breakout zu einem (realisierten oder nicht realisierten) Gewinntrade geführt, wird er ignoriert. Dann wird automatisch das langfristige System angewendet.
Das langfristige System funktioniert wie die kurzfristige Variante, nur dass hierbei ein Zeitraum von 55 Tagen betrachtet wird.
Keine Trading Strategie kommt ohne Stopps und den richtigen Exit aus. So ist das auch beim Turtle Trading. In Bezug auf die Stopps war die original Turtle Trading Strategie einfach: Das Risiko ist auf maximal 2% zu begrenzen.
Der richtige Weg aus Gewinntrades will gelernt sein. Wer zu früh aussteigt, verpasst große Gewinnchancen. Schließt Du deine Trades zu spät, ist ein zwischenzeitlich erreichter Gewinn eventuell wieder pulverisiert. Dazwischen liegt ein kleiner Nervenkrieg.
Um Emotionen auszuschalten, gibt es im Turtle Trading System klare Regeln für den Exit:
Wenn du das System nutzen willst, musst Du Deine Emotionen im Zaum halten und die Trades genau nach diesen Regeln schließen. So stellst Du sicher, einen Trend auch komplett mitnehmen zu können.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei einem Handelssystem ist die Größe der jeweiligen Position. Auch so lassen sich Verluste begrenzen und Gewinne durch Aufstockungen erhöhen. Richard Dennis und William Eckhardt waren hier beim Turtle Trading für damalige Verhältnisse schon sehr weit.
Sie haben sich dabei auf die jeweilige Volatilität eines bestimmten Basiswerts konzentriert. Diese wurde mit der Variable N gekennzeichnet, die der heutigen Average True Range (ATR) sehr nahekommt – ein genialer Einfall.
Die Positionsgröße wurde dabei als eine „Unit“ bezeichnet und sie berechnete sich folgendermaßen:
Konkreter als Beispiel mit Werten:
Gold:
Auch wenn Richard Dennis mit seinen Börsenstrategien nicht in die Riege der großen Value-Investoren aufsteigen konnte, hat er dennoch Bemerkenswertes geleistet. Vom einfachen Laufburschen zum Multimillionär in nur wenigen Jahren – das soll ihm erst einmal jemand nachmachen.
Mit der Turtle Trader Wette hat er zudem nachgewiesen, dass jeder Mensch ein Trader sein kann und es dabei nicht auf Veranlagung oder Vorwissen ankommt. Gewinne von durchschnittlich 80% beim Turtle Trading sprechen für sich.
Wer das System stringent anwendet und dabei seine Emotionen und das innere Drängen besiegt, kann auch heute noch mit der Turtle Trading Strategie Erfolge erzielen. Durch die computergestützten Systeme ist es heute sogar einfacher, die richtigen Einstiegspunkte zu finden, die Stopps zu setzen und die richtige Positionsgröße zu bestimmen. Somit dürfte das Motto durchaus stimmen:
Martin B.
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