Robo-Advisor: Emittenten- und Kursrisiko unterscheiden

Bei Investitionen in Finanzinstrumente sind Anleger verschiedenen Risiken ausgesetzt, die das investierte Kapital gefährden können. Besonders das Kurs- und das Emittentenrisiko spielen eine zentrale Rolle bei der Anlageentscheidung. Dieser Artikel analysiert die wichtigsten Anlagerisiken mit besonderem Fokus auf diese beiden Hauptrisikofaktoren und ihre praktische Bedeutung für Investoren.

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Oliver S.

16. November 2017

Unterschied zwischen Kursrisiko und Emittentenrisiko

16. November 2017

Grundlegende Anlagerisiken

Das Ertragsrisiko stellt für Investoren eine fundamentale Herausforderung dar. Es beschreibt die Möglichkeit, dass erwartete Erträge in Form von Dividenden oder Zinsen nicht oder nur teilweise realisiert werden können. Dies tritt beispielsweise ein, wenn ein Unternehmen aufgrund einer verschlechterten Geschäftsentwicklung seine Dividendenzahlungen kürzen oder ganz aussetzen muss.

Das Währungsrisiko wiederum betrifft Anleger, die in ausländische Wertpapiere investieren. Ungünstige Wechselkursveränderungen können dabei erhebliche Auswirkungen auf die Gesamtrendite haben. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist ein europäischer Investor, der in amerikanische Aktien investiert: Selbst wenn der Aktienkurs in US-Dollar steigt, kann ein fallender Dollar-Kurs diese Gewinne zunichtemachen oder sogar in Verluste verwandeln.

Das Kursrisiko im Detail

Das Kursrisiko repräsentiert die Gefahr von Wertverlusten durch negative Kursveränderungen am Markt. Es ist das offensichtlichste und direkteste Risiko, dem Anleger ausgesetzt sind. In der Praxis entstehen marktbedingte Kursschwankungen durch verschiedene Faktoren: Die konjunkturelle Entwicklung spielt dabei ebenso eine Rolle wie branchenspezifische Trends oder Änderungen des Marktzinsniveaus. Auch psychologische Faktoren und das allgemeine Anlegerverhalten beeinflussen die Kursentwicklung maßgeblich.

Die Geschichte der Finanzmärkte bietet zahlreiche Beispiele für die Auswirkungen des Kursrisikos. Während der Dotcom-Blase erlebten Technologie-Aktien zunächst einen beispiellosen Aufstieg, gefolgt von einem dramatischen Einbruch. Auch Immobilienaktien zeigen regelmäßig ihre Anfälligkeit für Kursrisiken, insbesondere in Zeiten steigender Zinsen. Die jüngste Vergangenheit hat zudem gezeigt, wie Automobilaktien unter Chip-Mangel und Lieferkettenproblemen leiden können.

Das Emittentenrisiko unter der Lupe

Das Emittentenrisiko unterscheidet sich fundamental vom Kursrisiko. Es beschreibt die Gefahr, dass der Herausgeber eines Wertpapiers seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen kann – sei es durch Zahlungsunfähigkeit oder Insolvenz. Besonders relevant ist dieses Risiko bei Anleihen und Schuldverschreibungen, aber auch bei Zertifikaten und strukturierten Produkten. Gerade bei Unternehmensanleihen kleinerer oder mittlerer Unternehmen spielt das Emittentenrisiko eine wichtige Rolle.

Die Finanzkrise 2008 mit der Pleite von Lehman Brothers zeigte eindrucksvoll die Bedeutung des Emittentenrisikos. Auch der Zusammenbruch von Wirecard 2020 und die anhaltende Evergrande-Krise in China verdeutlichen, wie real dieses Risiko ist und welche weitreichenden Konsequenzen es haben kann.

Unterscheidung und praktische Bedeutung

Der zentrale Unterschied zwischen Kurs- und Emittentenrisiko liegt in ihrer Natur: Während das Kursrisiko Marktwertveränderungen betrifft und oft temporärer Natur ist, bezieht sich das Emittentenrisiko auf die grundsätzliche Zahlungsfähigkeit des Emittenten und kann bei einer Insolvenz zu einem permanenten Verlust führen. Das Kursrisiko lässt sich durch Diversifikation reduzieren, das Emittentenrisiko hingegen erfordert eine sorgfältige Bonitätsprüfung.

Für Anleger bedeutet dies, dass sie unterschiedliche Analyseansätze verfolgen müssen. Beim Kursrisiko stehen Markttrends, technische Indikatoren und fundamentale Daten im Vordergrund. Zur Einschätzung des Emittentenrisikos sind dagegen Ratings, Geschäftsberichte und Finanzkennzahlen entscheidend.

Rolle bei Robo-Advisorn

Moderne Robo-Advisor berücksichtigen beide Risikoarten in ihrer Anlagestrategie. Durch automatische Diversifikation und den Fokus auf ETFs statt Einzeltitel minimieren sie sowohl Kurs- als auch Emittentenrisiken. Regelmäßige Rebalancing-Prozesse sorgen für eine kontinuierliche Anpassung an die gewählte Risikostrategie.

Allerdings haben auch Robo-Advisor ihre Grenzen: Ihre Reaktionsmöglichkeiten auf akute Marktsituationen sind begrenzt, und ihre standardisierte Risikoeinschätzung kann individuelle Faktoren übersehen. Dies macht deutlich, dass auch bei automatisierten Anlagestrategien ein grundlegendes Verständnis der verschiedenen Risikofaktoren wichtig bleibt.

Fazit

Kurs- und Emittentenrisiko sind fundamentale Anlagerisiken mit unterschiedlichen Charakteristika und Auswirkungen. Während das Kursrisiko durch Marktbewegungen entsteht und oft temporär ist, kann das Emittentenrisiko zu einem Totalverlust führen. Moderne Anlagestrategien, einschließlich Robo-Advisor, berücksichtigen beide Risiken durch Diversifikation und Qualitätsauswahl. Für Anleger bleibt das Verständnis dieser Risiken essentiell für fundierte Investitionsentscheidungen und erfolgreiches Risikomanagement. Die Fähigkeit, beide Risikotypen zu erkennen und entsprechend zu handeln, ist ein Schlüssel zum langfristigen Anlageerfolg.

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Oliver S.

Oliver S.

Oliver ist der Journalist im Team. Ausgebildeter Banker (Hypo Vereinsbank), hat hohes Maß an spezifischem Finanzwissen und ist einer der bekanntesten Schreiberlinge in der Finanz-Szene. Er das Thema Finanzen in einer Leichtigkeit, die seinesgleichen sucht. Nicht ohne Grund hat Oliver unter anderem auch für die Huffington Post geschrieben. Zudem ist er bis heute auch als Redakteur für FTD.de (ex Financial Times Deutschland) als auch auf Unternehmerhandbuch.de tätig. Kümmert sich hier um alles, was mit dem Thema Finanzwissen, Interviews und News zu tun hat.

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