Robo-Advisor: Emittenten- und Kursrisiko unterscheiden

Robo-Advisor können mittlerweile immer mehr Privatanleger von sich überzeugen. Da Kunden in der heutigen Zeit allerdings insgesamt betrachtet deutlich kritischer als noch vor zehn Jahren sind und sich umfangreich informieren, müssen unter anderem häufig Bedenken bezüglich der Sicherheit aus dem Weg geräumt werden. Immerhin vertrauen die Anleger dem jeweiligen Robo-Advisor nicht selten ein vier- bis sechsstelliges Vermögen an. Dieses Kapital kann der jeweilige Online-Vermögensverwalter nach seinem Ermessen und auf Grundlage einer bestimmten Anlagestrategie in die einen oder anderen Finanzprodukte investieren. Eine wichtige Frage, die sich daher viele Anleger stellen, lautet: Wie sicher ist das Vermögen bei einem Robo-Advisor eigentlich und welche Risiken existieren?

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Oliver S.

16. November 2017

Unterschied zwischen Kursrisiko und Emittentenrisiko

16. November 2017

Investments können unterschiedliche Risiken beinhalten

Wenn Sie Ihr Geld einem Robo-Advisor anvertrauen, möchten Sie natürlich, dass das Kapital möglichst sicher und vor Verlusten geschützt ist. Betrachten wir uns daher zunächst einmal, welche Risiken es bei einer Kapitalanlage grundsätzlich überhaupt geben kann:

 

  • Emittentenrisiko
  • Kursrisiko
  • Ertragsrisiko
  • Währungsrisiko

Die zwei zuletzt aufgeführten Risiken, nämlich das Ertrags- sowie das Währungsrisiko, lassen sich schnell abhandeln. Ein Währungsrisiko besteht immer nur dann, wenn Ihr Geld in Finanzprodukte investiert wird, die auf einer fremden Währung basieren. 

Bei den Robo-Advisor ist dies selten und wenn, dann nur zu einem kleinen Teil der Fall. Das Ertragsrisiko ist hingegen nahezu immer gegeben, denn praktisch kein Robo-Advisor kann einen für jedes Jahr garantierten Ertrag gutschreiben. 

Besonders interessant wird es allerdings dann, wenn es um die zwei zuerst aufgeführten Risiken geht, also zum einen um das Emittentenrisiko und zum anderen um das Kursrisiko

Diesbezüglich gibt es leider unter den Anlegern noch zahlreiche Missverständnisse und Verwechslungen, sodass wir im folgenden Abschnitt insbesondere auf die Unterschiede zwischen diesen zwei Risiken eingehen möchten.

Emittentenrisiko und Kursrisiko im Vergleich

Ein Risiko, das Sie bei zahlreichen Anlageformen vorfinden, ist das sogenannte Emittentenrisiko. Vereinfacht dargestellt resultiert dieses Risiko daraus, dass der jeweilige Emittent des Finanzproduktes insolvent werden könnte, sodass das von Ihnen investierte Kapital eventuell vollständig verloren wäre. 

Es gibt jedoch einige Anlageformen, die zwar vom Grundprinzip her ein solches Emittentenrisiko besitzen, aber – zumindest innerhalb der EU – per Gesetz bis zu einem Betrag von 100.000 Euro gegen Insolvenz geschützt sind. Gemeint sind damit die folgenden vier Finanzprodukte:

 

  • Sichteinlagen (Girokonto)
  • Tagesgeld
  • Festgeld
  • Spareinlagen

Robo-Advisor arbeiten allerdings gar nicht oder nur zu einem sehr kleinen Teil mit einem dieser zuvor genannten Finanzprodukte, sodass sich die Frage, ob das vom Online-Vermögensverwalter betreute Vermögen ebenfalls vor einer Insolvenz geschützt ist, vor allem auf die Produkte bezieht, die tatsächlich zum großen Teil von den Online-Vermögensverwaltungen und Spezialisten für die digitale Geldanlage verwendet werden. Dabei handelt es sich in erster Linie um ETF’s sowie um aktiv gemanagte Fonds. 

In beiden Fällen ist es tatsächlich so, dass kein Emittentenrisiko vorhanden ist. Dies resultiert daraus, dass sowohl die Anteile an Exchange Traded Funds als auch an offenen und aktiv gemanagten Fonds als Sondervermögen verwahrt werden. 

Dies heißt nichts anderes, als dass die für den Anleger verwahrten Fondsanteile getrennt vom Vermögen der Fondsgesellschaft als Emittentin verwahrt werden. Sollten die Fondsgesellschaft oder auch der Robo-Advisor einmal insolvent werden, fallen die Fondsanteile des Anlegers nicht in die Insolvenzmasse, sodass von dieser Warte aus betrachtet kein Emittentenrisiko besteht.

Kein Emittentenrisiko bedeutet nicht kein Kursrisiko

Dass es bei einem Großteil der Finanzprodukte, in die zahlreiche Robo-Advisor das Kapital ihrer Kunden investieren, kein Emittentenrisiko gibt, bedeutet allerdings keinesfalls, dass dem Anleger keine Verluste entstehen können. 

Verantwortlich dafür ist nämlich das Kursrisiko, welches weder durch die gesetzliche Einlagensicherung noch durch andere Sicherungsmechanismen abgesichert ist. Zwar gibt es aufgrund des zuvor erwähnten Mechanismus weder bei ETFs noch bei aktiv gemanagten Fonds ein Emittentenrisiko, dafür aber stets ein Kurs- bzw. Preisrisiko. 

Die meisten ETFs und aktiv gemanagten Fonds investieren nämlich in Aktien bzw. Indizes, bei denen natürlich jederzeit Kursverluste möglich sind. Vor solchen Kursrisiken sind auch die beim Robo-Advisor verwalteten Vermögen nicht geschützt. Allerdings schaffen es gute Online-Vermögensverwaltungen durch bestimmte Mechanismen und Strategien, dass sich das Kursrisiko zumindest bei einem längerfristigen Anlagehorizont nicht in Form von realisierten Verlusten auswirken muss, sondern stattdessen gute Renditen zu erzielen sind.

Kursrisiko hängt auch von der eigenen Risikoeinstellung ab

Faktisch alle Robo-Advisor stellen ihren Kunden mehrere Portfolios und Anlagestrategien zur Verfügung, die fast immer auf dem individuellen Risikoprofil des Kunden basieren. Sie haben es also zu einem größeren Teil selbst in der Hand, wie groß das Kursrisiko für Ihr vom Robo-Advisor verwaltetes Vermögen tatsächlich ausfällt. 

Natürlich ist es so, dass beispielsweise ein ETF mit dem MSCI Emerging Markets Index eine höhere Volatilität und somit auch ein größeres Kursrisiko hat, als wenn Sie sich im Rahmen des Portfolios beispielsweise für eine stärkere Gewichtung von Indexfonds entscheiden, die auf den DAX oder dem Dow Jones Index basieren. Ganz besonders groß sind Kursrisiken im Bereich Rohstoffe, in die manche Robo-Advisor zumindest einen kleinen Teil des Vermögens investieren.

Emittentenrisiko oftmals nein, Kursrisiko ja!

Falls Sie sich dafür entscheiden, Ihr Kapital einem Robo-Advisor anzuvertrauen, sollten Sie sich des Unterschiedes zwischen Emittenten- und Kursrisiko bewusst sein. 

Ein Emittentenrisiko gibt es bei den meisten Robo-Advisors nicht oder nur in geringem Umfang, weil ein Großteil des Kapitals entweder in offene aktiv gemanagte Fonds oder ETFs investiert wird, die jedoch kein Emittentenrisiko aufweisen. 

Ein Kursrisiko existiert allerdings immer, denn aufgrund des gewichtigen Investments in Fonds, die wiederum häufig in Aktien investieren, können natürlich – zumindest vorübergehend – auch einmal Verluste entstehen. Hier kommt es für Sie darauf an, sich für einen Robo-Advisor mit einer erfolgreichen Strategie und einem möglichst breit strukturierten Portfolio zu entscheiden, denn dann wird auch das Kursrisiko zum Teil deutlich minimiert.

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Oliver S.

Oliver S.

Oliver ist der Journalist im Team. Ausgebildeter Banker (Hypo Vereinsbank), hat hohes Maß an spezifischem Finanzwissen und ist einer der bekanntesten Schreiberlinge in der Finanz-Szene. Er das Thema Finanzen in einer Leichtigkeit, die seinesgleichen sucht. Nicht ohne Grund hat Oliver unter anderem auch für die Huffington Post geschrieben. Zudem ist er bis heute auch als Redakteur für FTD.de (ex Financial Times Deutschland) als auch auf Unternehmerhandbuch.de tätig. Kümmert sich hier um alles, was mit dem Thema Finanzwissen, Interviews und News zu tun hat.

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