Finanzielle Unabhängigkeit ist ein zentraler Baustein für ein selbstbestimmtes Leben. Dennoch scheuen viele Frauen den Schritt an die Börse, obwohl gerade sie von langfristigem Vermögensaufbau profitieren würden. Die Gründe dafür sind vielschichtig und reichen von gesellschaftlichen Prägungen bis hin zu strukturellen Hindernissen. Dieser Guide zeigt, wie Frauen diese Hürden überwinden und mit einer klugen Anlagestrategie ihre finanzielle Zukunft aktiv gestalten können. Besonders wichtig ist dabei der Abbau von Berührungsängsten mit der Börse durch niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeiten.
Julia F.
Zuletzt aktualisiert am: 20. November 2024
7. Mai 2020
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während etwa ein Viertel der deutschen Männer in Aktien investiert, wagen nur rund 15 Prozent der Frauen den Schritt an die Börse. Diese “Gender Investment Gap” hat weitreichende Konsequenzen für die finanzielle Situation von Frauen, besonders im Alter. Studien belegen, dass Frauen durchschnittlich 26 Prozent weniger Altersvorsorge aufbauen als Männer – bei gleichzeitig höherer Lebenserwartung. Diese Diskrepanz wird durch den Gender Pay Gap von 18 Prozent in Deutschland noch verstärkt. Besonders kritisch ist die Situation für alleinerziehende Mütter, die oft mit eingeschränkten finanziellen Mitteln auskommen müssen und dadurch kaum Möglichkeiten zur langfristigen Vermögensbildung sehen.
Die Zurückhaltung von Frauen beim Thema Investment hat multiple Ursachen. Neben dem geringeren Durchschnittseinkommen spielen auch häufigere Erwerbsunterbrechungen durch Familienphasen eine wichtige Rolle. Viele Frauen schätzen sich zudem als zu risikoavers ein oder zweifeln an ihrem Finanzwissen. Dabei zeigen Untersuchungen der Warwick Business School, dass Frauen, wenn sie investieren, im Durchschnitt sogar eine um 0,4 Prozent höhere Jahresrendite erzielen als Männer.
Der Grund liegt in ihrer tendenziell besonneneren Anlagestrategie: Sie handeln weniger häufig, denken langfristiger und wägen Risiken sorgfältiger ab. Diese natürliche Disposition zum überlegten Handeln macht Frauen zu besonders erfolgreichen Anlegerinnen, wenn sie erst einmal den Einstieg gefunden haben.
Das von der Stiftung Warentest entwickelte Pantoffel-Portfolio bietet einen idealen Einstieg in die Investmentwelt. Die Grundidee basiert auf einer ausgewogenen Mischung aus Sicherheit und Renditekraft: 75 Prozent des Kapitals fließen in Renten-ETFs, die in europäische Staatsanleihen investieren, während 25 Prozent in weltweite Aktien-ETFs angelegt werden. Als konkrete Umsetzungsmöglichkeit bieten sich beispielsweise der iShares Core EUR Govt Bond UCITS ETF (WKN: A0RGEP) für den Rentenanteil und der iShares MSCI World UCITS ETF (WKN: A0RPWH) für die Aktienkomponente an. Diese Kombination hat sich in den vergangenen Jahren als robust erwiesen und lieferte auch in Krisenzeiten stabile Ergebnisse. Die durchschnittliche jährliche Rendite lag dabei zwischen drei und fünf Prozent, was deutlich über den aktuellen Zinsen für Tagesgeld oder Festgeld liegt.
Der Weg zum eigenen Investment beginnt mit einem gründlichen Finanzcheck. Hierbei gilt es, den verfügbaren Anlagebetrag zu ermitteln und einen realistischen Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu gewinnen. Als Absicherung sollten etwa drei Monatsgehälter als Notgroschen zurückgelegt werden. Im zweiten Schritt folgt die Eröffnung eines Depots bei einem Online-Broker wie ING, DKB oder Scalable Capital, wobei besonders auf kostenlose ETF-Sparpläne geachtet werden sollte. Die Depotgebühren selbst bewegen sich typischerweise zwischen null und zwei Euro pro Sparplanausführung, was die Gesamtkosten überschaubar hält. Der eigentliche Investment-Start erfolgt idealerweise über einen regelmäßigen Sparplan, der den Cost-Average-Effekt nutzt und auch mit kleinen Beträgen beginnen kann. Dieser Effekt sorgt dafür, dass Marktschwankungen über die Zeit ausgeglichen werden und reduziert damit das Risiko, zu einem ungünstigen Zeitpunkt einzusteigen.
Mit wachsender Erfahrung und steigendem Selbstvertrauen lässt sich die Anlagestrategie schrittweise ausbauen. Der Aktienanteil kann auf 50 oder 70 Prozent erhöht werden, thematische Schwerpunkte wie Nachhaltigkeit oder Technologie können das Portfolio ergänzen. Auch die behutsame Integration von Einzelaktien ist möglich, sollte jedoch zehn Prozent des Gesamtportfolios nicht übersteigen. Viele erfolgreiche Anlegerinnen beginnen beispielsweise mit Unternehmen, deren Produkte sie aus dem Alltag kennen und deren Geschäftsmodell sie verstehen. Dies schafft Vertrauen und erleichtert die Investitionsentscheidung. Besonders interessant sind dabei oft Unternehmen mit starken Marken und nachhaltigen Geschäftsmodellen.
Das Pantoffel-Portfolio erweist sich als ausgezeichneter Einstieg in die Investmentwelt. Die Zahlen sprechen für sich: Bei einem monatlichen Investment von 100 Euro über einen Zeitraum von 30 Jahren kann bei einer durchschnittlichen Rendite von vier Prozent ein Vermögen von rund 58.000 Euro aufgebaut werden. Diese Perspektive zeigt eindrucksvoll, dass auch mit überschaubaren Beträgen ein substanzieller Vermögensaufbau möglich ist. Der wichtigste Schritt ist dabei der erste – denn die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen ist zu bedeutsam, um sie dem Zufall zu überlassen. Mit steigender finanzieller Bildung und wachsendem Selbstvertrauen entwickeln viele Frauen später ihre eigene Anlagestrategie und können so ihre finanzielle Zukunft aktiv und selbstbestimmt gestalten.
Julia F.
Julia ist unsere Spezialistin im Bereich “Frauen und Geldanlage”. Selbst als Quereinsteigerin in die Finanz-Szene gestartet, setzt sie sich bei uns mit den typischen Fragen und Unsicherheiten von Frauen beim Thema Geldanlage und Vermögensaufbau auseinander. Und sie spricht aus Erfahrung, denn sie ist mittlerweile selbst erfolgreiche Anlegerin. Julia gewährt uns mit ihren Beiträgen einen Einblick in die weibliche Welt der Geldanlage und des Vermögensaufbaus.
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