Passiv investierende Roboadvisor - Definition, Funktionsweise, Vor- und Nachteile

Roboadvisor - passives Investment mittels ETF
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Oliver S.

Zuletzt aktualisiert am: 8. Februar 2025

Die Welt der Roboadvisor teilt sich in zwei fundamentale Lager: aktiv und passiv investierende Systeme. Während aktive Roboadvisor versuchen, durch geschicktes Timing und Einzeltitelauswahl den Markt zu schlagen, verfolgen passive Roboadvisor einen grundlegend anderen Ansatz. Sie setzen auf die Weisheit der Märkte und nutzen wissenschaftliche Erkenntnisse, die zeigen, dass systematisches, indexbasiertes Investieren langfristig erfolgreicher ist.

Das Prinzip der passiven Investmentstrategie

Im Zentrum des passiven Investierens steht eine simple, aber mächtige Erkenntnis: Märkte sind effizient. Statt zu versuchen, unterbewertete Aktien zu finden oder den perfekten Einstiegszeitpunkt zu erwischen, investieren passive Roboadvisor breit gestreut in ganze Märkte. Sie nutzen dafür primär kostengünstige ETFs, die die wichtigen Indizes wie den MSCI World oder den S&P 500 nachbilden.

Die wissenschaftliche Basis passiver Roboadvisor

Die Strategie passiver Roboadvisor fußt auf jahrzehntelanger Forschung. Eugene Fama bewies mit seiner “Effizienten Markthypothese”, dass aktives Management nur selten nachhaltig Überrenditen erzielt. Jack Bogle, der Gründer von Vanguard, setzte diese Erkenntnis mit der Erfindung des ersten Indexfonds in die Praxis um. Passive Roboadvisor führen dieses Erbe ins digitale Zeitalter.

Der entscheidende Unterschied zu aktiven Systemen

Der fundamentale Unterschied zwischen aktiven und passiven Roboadvisorn zeigt sich in ihrem Grundansatz:

Passive Systeme verzichten bewusst auf verschiedene aktive Elemente der Anlagesteuerung. Sie betreiben kein Market Timing, also den Versuch, optimale Ein- und Ausstiegszeitpunkte zu finden. Auch das klassische Stock Picking, bei dem einzelne vermeintlich unterbewertete Aktien ausgewählt werden, findet nicht statt. Ebenso wenig setzen sie auf taktische Asset Allocation, also kurzfristige Änderungen der Vermögensaufteilung.

Stattdessen liegt ihr Fokus auf drei Kernbereichen: Zunächst die strategische Asset Allocation, also eine langfristige, wissenschaftlich fundierte Vermögensaufteilung. Hinzu kommt ein systematisches Rebalancing, bei dem die ursprünglichen Zielgewichtungen regelmäßig wiederhergestellt werden. Der dritte Schwerpunkt liegt auf der konsequenten Kostenminimierung durch den Einsatz besonders günstiger ETFs.

Passiv investierender Robo-Advisor: Die konkrete Umsetzung

 

Funktionsweise eines passiv investierenden Robo-Advisors mit Risikoprofiling, ETF-Auswahl, Portfoliokonstruktion und Auto-Rebalancing
Die Grafik zeigt die Funktionsweise eines passiv investierenden Robo-Advisors, der durch Risikoprofiling, ETF-Auswahl, wissenschaftlich fundierte Portfoliokonstruktion und automatisches Rebalancing eine passive Anlagestrategie umsetzt.

Die Arbeitsweise eines passiven Robo-Advisors gliedert sich in mehrere aufeinander aufbauenden Phasen. Am Anfang steht die sorgfältige Risikoprofilierung, bei der die individuelle Risikotragfähigkeit ermittelt wird. Hier spielen verschiedene Faktoren wie der persönliche Anlagehorizont, die aktuelle Einkommenssituation und die psychologische Risikotoleranz eine zentrale Rolle.

Darauf aufbauend erfolgt die Portfolio-Konstruktion. Ein ausgewogenes Portfolio eines passiven Robo-Advisors setzt sich typischerweise aus verschiedenen ETF-Komponenten zusammen. Den Kern bilden dabei meist globale Aktien-ETFs auf Basis des MSCI World mit einem Anteil von etwa vierzig Prozent. Ergänzt wird dies durch eine Beimischung von Schwellenländer-ETFs im Bereich von zehn Prozent, die das Anlageuniversum vervollständigen. Die andere Hälfte des Portfolios verteilt sich auf festverzinsliche Wertpapiere, wobei Staatsanleihen-ETFs etwa vierzig Prozent ausmachen und Unternehmensanleihen-ETFs die verbleibenden zehn Prozent beisteuern.

Ein wichtiges Element ist das automatische Rebalancing. Wenn Kursschwankungen die ursprünglich festgelegten Gewichtungen verschieben, sorgt der Roboadvisor für eine Wiederherstellung der Zielallokation. Dies geschieht in der Regel, sobald einzelne Positionen um mehr als fünf Prozent von ihrer strategischen Gewichtung abweichen.

Die Kostenvorteile passiver Strategien

In Sachen Kosteneffizienz zeigen passive Roboadvisor ihre besondere Stärke. Die Gesamtkostenbelastung setzt sich aus zwei Hauptkomponenten zusammen: Die Verwaltungsgebühr des Robo-Advisors bewegt sich typischerweise zwischen 0,25 und 0,75 Prozent pro Jahr. Hinzu kommen die ETF-Kosten, die sich in einer Spanne von 0,1 bis 0,3 Prozent pro Jahr bewegen.

Im Vergleich dazu fallen die Kosten bei aktiven Roboadvisorn deutlich höher aus. Hier werden oft Verwaltungsgebühren zwischen 0,8 und 1,5 Prozent pro Jahr fällig. Zusätzlich schlagen teurere Fondslösungen mit 0,5 bis 1,5 Prozent zu Buche. Durch den häufigeren Handel entstehen zudem zusätzliche Transaktionskosten.

Auch wenn passive Systeme keine aktive Marktsteuerung betreiben, verfügen sie über ein ausgefeiltes Risikomanagement. Dieses basiert auf mehreren Säulen: An erster Stelle steht eine breite Diversifikation, die sich über verschiedene Anlageklassen, Regionen und Sektoren erstreckt. Das regelmäßige Rebalancing dient dabei als wichtiges Instrument zur Risikokontrolle. Besonders hervorzuheben ist auch die automatische Anpassung der Aktienquote, die bei Veränderungen der persönlichen Lebensumstände zum Tragen kommt.

Vorteile der passiven Strategie

Die Vorzüge der passiven Anlagestrategie sind vielfältig und wissenschaftlich fundiert. Ein zentraler Aspekt ist die empirische Untermauerung des Ansatzes durch jahrzehntelange Forschung. Durch den systematischen Ansatz werden zudem typische Verhaltensfehler minimiert, die bei emotionalen Anlageentscheidungen häufig auftreten. Die Strategie besticht außerdem durch ihre hohe Transparenz, da alle Entscheidungen auf klaren, nachvollziehbaren Kriterien basieren. Nicht zuletzt führen der reduzierte Handel und der Einsatz kostengünstiger Produkte zu einer deutlichen Kostenersparnis.

Grenzen und Herausforderungen der passiven Geldanlage mittels Robo-Advisor

Trotz ihrer überzeugenden Vorteile stoßen auch passive Roboadvisor an gewisse Grenzen. Eine wichtige Einschränkung besteht darin, dass sie in Krisenzeiten nicht die Möglichkeit haben, komplett aus dem Markt auszusteigen. Dies ist allerdings eine bewusste Entscheidung, die auf der Erkenntnis basiert, dass Market Timing langfristig selten erfolgreich ist. Auch die Anpassungsmöglichkeiten an individuelle Präferenzen sind naturgemäß begrenzt, da der Fokus auf einer breiten Marktabdeckung liegt. Eine weitere Herausforderung ergibt sich aus der Abhängigkeit von der Qualität der zugrundeliegenden Indizes, die das Anlageuniversum definieren.

Der Weg zum passenden passiven Roboadvisor

Bei der Auswahl eines passiven Robo-Advisors sollten Anleger verschiedene Aspekte sorgfältig prüfen. Besonders wichtig ist die konsequente Umsetzung der passiven Strategie, die sich in allen Aspekten der Anlagepolitik widerspiegeln sollte. Die Kostenstruktur muss transparent und nachvollziehbar sein, wobei sowohl die direkten Verwaltungsgebühren als auch die Kosten der verwendeten ETFs zu berücksichtigen sind. Die Qualität der eingesetzten ETFs spielt eine zentrale Rolle, insbesondere hinsichtlich ihrer Tracking Error und Liquidität. Auch die Flexibilität bei Einzahlungen und Entnahmen sowie die Qualität der Kundenbetreuung sollten in die Entscheidung einfließen.

Fazit – passiv investierende Robo-Advisor

Passive Roboadvisor verkörpern einen wissenschaftlich fundierten, kostengünstigen Ansatz der Geldanlage. Ihr Erfolg basiert paradoxerweise darauf, dass sie bewusst auf den Versuch verzichten, den Markt zu schlagen. Stattdessen konzentrieren sie sich darauf, die Marktrendite möglichst effizient zu vereinnahmen. Für langfristig orientierte Anleger, die eine transparente und nachvollziehbare Strategie suchen, bieten sie damit eine überzeugende Lösung.

Die Zukunftsaussichten der passiven Roboadvisor sind vielversprechend. Die weitere Entwicklung wird sich vor allem auf die Verfeinerung der Algorithmen und eine noch bessere Abstimmung auf individuelle Bedürfnisse konzentrieren. Dabei wird es entscheidend sein, die Grundprinzipien des passiven Investierens nicht aus den Augen zu verlieren. In diesem Sinne sind passive Roboadvisor nicht nur eine technologische Innovation, sondern vor allem ein wichtiges Instrument zur Demokratisierung wissenschaftlich fundierter Geldanlage. Sie ermöglichen es einem breiten Anlegerkreis, von den Vorteilen einer professionellen, kostengünstigen und systematischen Vermögensverwaltung zu profitieren.

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Oliver S.

Oliver ist der Journalist im Team. Ausgebildeter Banker (Hypo Vereinsbank), hat hohes Maß an spezifischem Finanzwissen und ist einer der bekanntesten Schreiberlinge in der Finanz-Szene. Oliver hat so unter anderem auch für die Huffington Post geschrieben. Zudem war er auch als Redakteur für FTD.de (ex Financial Times Deutschland) tätig. Also eine echte Bereicherung für das Team. Kümmert sich hier um alles, was mit dem Thema Finanzwissen, Interviews und News zu tun hat. Oliver ist verheiratet, hat Kinder und lebt in Nordrhein-Westfalen.
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