Finanzwissen bei Frauen: Der Schlüssel zu finanzieller Unabhängigkeit

Was haben Frauen in Entwicklungsländern und Frauen in Industrienationen gemeinsam? Beide wissen weniger über Finanzen als Männer. Die einzige Ausnahme von diesem reichlich homogenen Bild, bildet Ungarn. Dort spielt das Geschlecht so gut wie keine Rolle bei der finanziellen Bildung.

Allerdings hat die OECD ( Organisation for Economic Co-Operation and Development) kein Land ausfindig machen können, in denen Frauen ein höheres Wissen über Finanzen besäßen, als die Männer. 

Finanzwissen gleich Schlüssel zu finanzieller Unabhängigkeit? » RoboAdvisor-Portal.com - das Infoportal

Julia F.

Zuletzt aktualisiert am: 17. Juli 2023

Finanzwissen bei Frauen

28. Juni 2019

Im besten Fall liegen sie beinah gleichauf, im schlechtesten Fall, wie in Russland und den neuen Bundesländern, ist Finanzwissen bei Frauen und Männern gleichermaßen mangelhaft ausgeprägt.

Dass immer mehr Initiativen wie die Finanzheldinnen der Commerzbank und die Beratungsplattform FinMarie gezielt Frauen akquirieren möchten und über ihre Netzwerke in Workshops und auf After-Work-Events das Finanzwissen bei Frauen fördern wollen, ist also eine logische und zugleich notwendige Konsequenz. Denn Frauen müssen diese Lücke bei der Finanzbildung unbedingt schließen.

3 Gründe, warum Finanzwissen für Frauen so wichtig ist

  1. Frauen leben länger!
    • Frauen leben im Schnitt zwischen 4 und 7 Jahren länger, als Männer. Das bedeutet im Schnitt fünfeinhalb Jahre länger Essen kaufen, Miete bezahlen und sich Gesundheitsvorsorge oder Pflege leisten können müssen. Witwenrente schön und gut, aber wenn Frauen ihre Rente nicht nur überleben, sondern auch genießen können wollen, sollten sie sich höhere Ziele setzen. Außerdem sind nur verheiratete Frauen überhaupt für diese finanzielle Unterstützung berechtigt. Bei immer höheren Scheidungsraten und immer mehr Singlehaushalten, ist das also keine wirklich nennenswerte Option.
  2. Frauen haben Karriereeinbußen!
    • Spätestens, wenn Nachwuchs ansteht, sind viele Frauen erst einmal raus aus dem Job. Für einige Jahre haben sie gar kein Einkommen, verlieren außerdem schnell den Anschluss an Weiterentwicklungen der Branche und ihrem Berufsbild. Der Wiedereinstieg wird schwer, oft sogar unmöglich. Wenn er gelingt, dann meist nur in Teilzeit. Das reduziert nicht nur das aktuelle Einkommen, sondern auch die Höhe der zu erwartenden staatlichen Rente – beides Faktoren, die Frauen finanziell ohnehin schon zurückwerfen.
  3. Frauen verdienen weniger!
    • Frauen verdienen grundsätzlich oft schon weniger, auch in Vollzeitanstellung, als Männer, was sich letztendlich auch auf die Rentenauszahlung auswirkt. Durch Einkommensausfälle wie während der Babypause wird dieses Ungleichgewicht empfindlich weiter verändert – zu Ungunsten der Frauen. Das bedeutet auch, Frauen rutschen auch 2019 noch immer leichter in finanzielle Abhängigkeiten und können nur geringere Rücklagen schaffen. Gender Pay Gap, Gender Pension Gap und Gender Investment Gap sind also sehr eng miteinander verbunden und bedingen sich in vielen Teilen gegenseitig. Und das mangelhafte Finanzwissen bei Frauen verschärft die Situation zusätzlich.

5 Gründe für Frauen, ihr Wissen über Finanzen zu verbessern

Es ist ein kaum nachvollziehbarer Widerspruch, dass Frauen weltweit 70.000 Milliarden Dollar Vermögen kontrollieren und gleichzeitig so wenig über Geld, Investment, Vermögensaufbau und Altersvorsorge wissen. Emanzipation und Gleichberechtigung sollte sich längst auch auf die finanziellen Aspekte des Lebens beziehen und diese 5 Gründe, das Finanzwissen zu verbessern, stellen hoffentlich Inspiration genug dar, sich für den nächsten Finanzworkshop für Frauen anzumelden oder mal ein Finanzbuch von Frauen für Frauen in die Hand zu nehmen.

Grund Nr. 1: Finanzwissen macht stark und unabhängig

Natürlich spielen materielle Gründe bei der Verbesserung von Finanzwissen bei Frauen eine dominante Rolle. Aber vor allem macht es Frauen stark, selbstbewusst und unabhängig, wenn sie ihre ökonomische Stellung verbessern. Und es macht sie zum Vorbild, zeigt anderen Zweiflerinnen, dass sie es schaffen können und kann zu einer weltweiten Veränderung in der Einstellung von Frauen zu Geld beitragen. Höhere finanzielle Bildung unter Frauen, führt also nicht nur einzelne Frauen in die finanzielle Unabhängigkeit, sondern ganze Generationen.

Grund Nr. 2: Das Geld gehört den Frauen

Nein, damit ist nicht nur das eigene Einkommen gemeint, sondern auch der globale Betrachtungswinkel. Frauen kontrollieren schon heute ein Drittel aller privater Vermögen weltweit. Mehr noch: Die Bank of Montreal hat herausgefunden, dass Frauen im Laufe der nächsten zwei Generationen 70 Prozent des zukünftigen, weltweiten Privatvermögens übernehmen werden. Das wären zwei Drittel bis 2030. Können Frauen es sich unter den Umständen leisten, nichts über Finanzen und Vermögensaufbau zu wissen?

Grund Nr. 3: Frauen können Finanzen

Anna Zakrzewski, Unternehmensberaterin für Privatbanken, hat im Gespräch mit dem SRF einen wichtigen Punkt angesprochen: In vielen Haushalten weltweit, organisieren Frauen die Finanzen. In mehr als 40 Prozent ist die Frau der Hauptverdiener. Und nicht zuletzt wächst das von Frauen verwaltete Gesamtvermögen im Durchschnitt acht Prozent pro Jahr an – bei einem durchschnittlichen Wachstum von fünf Prozent p.a., wenn man das Gesamtvermögen nicht nach Geschlecht aufteilt.

Es ist also mitnichten so, dass Frauen nicht in der Lage wären, Finanzen zu verstehen, zu verwalten, zu managen. Vielmehr lassen sie sich immer noch von alten Mustern, Rollenbildern und mangelndem Selbstvertrauen davon abhalten, ihr Finanzwissen zu verbessern.

Grund Nr. 4: Es gibt dem Thema kein Entrinnen

Früher oder später müssen Frauen ihre Finanzen sowieso selbst in die Hand nehmen. Spätestens, wenn der Partner verstorben ist – woran keine gerne denkt –, kommen Frauen nicht umhin, sich mit Auszahlungen eventueller Lebensversicherungen zu befassen oder Witwenrente zu beantragen und das Haushaltsgeld einzuteilen. Und dass es soweit kommt, ist in Anbetracht der höheren Lebenserwartung von Frauen, sehr wahrscheinlich. Warum also warten? Klar, es ist nie zu spät, aber es ist auch nie zu früh, damit zu starten, sich mit Finanzen, Vermögen und Kapital auseinanderzusetzen.

Grund Nr. 5: Es ist leichter, als viele glauben

Statistiken belegen immer wieder, dass Frauen generell weniger Zugang zur finanzieller Bildung haben. Gerade bei der Förderung durch den Arbeitgeber. Doch es gibt nicht nur jede Menge kostenlose Informationsquellen, sondern auch zunehmend Angebote, die auf die weibliche Lebensrealität zugeschnitten sind. Ob Blogs, Apps, Bücher, Podcasts oder weibliche Finanzberaterinnen – mit etwas pro-aktivem Einsatz können Frauen ganz leicht Zugang zu Finanzwissen finden und sich die Basics über Investment, Vermögensbildung und Altersvorsorge aneignen.

Wenn sie die ersten Investitionsschritte vorsichtig genug gehen, etwa mit einer Auswahl an kostengünstigen ETFs oder sich an eine unabhängige Beraterin wenden, die ihre Lebenswelt kennt, um sich helfen zu lassen, können sie ihre finanzielle Gesamtsituation, Unabhängigkeit und Zukunft ganz einfach, aber nachhaltig verbessern.

Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest
Pocket
Reddit
XING
Julia F.

Julia F.

Julia ist unsere Spezialistin im Bereich “Frauen und Geldanlage”. Selbst als Quereinsteigerin in die Finanz-Szene gestartet, setzt sie sich bei uns mit den typischen Fragen und Unsicherheiten von Frauen beim Thema Geldanlage und Vermögensaufbau auseinander. Und sie spricht aus Erfahrung, denn sie ist mittlerweile selbst erfolgreiche Anlegerin. Julia gewährt uns mit ihren Beiträgen einen Einblick in die weibliche Welt der Geldanlage und des Vermögensaufbaus.

Empfehlungen aus der Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert