Wie sinnvoll sind Geldanlagen im Alter? Eine durchaus berechtigte Frage, denn im Zusammenhang mit Geldanlagen wird von allen Seiten geraten, für bessere Renditechancen und zur Risikoverminderung möglichst langfristig zu investieren. Denn nur langjähriges Investment birgt den Vorteil des Cost-Average-Effekts und des Zinseszins. Das heißt aber in der Konsequenz natürlich auch, dass Geldanlagen möglichst im jungen Alter getätigt werden sollten.
Julia F.
Zuletzt aktualisiert am: 17. Juli 2023
26. März 2019
Besonders, wenn das Sparziel die zusätzliche, private Altersvorsorge ist. Ist darum ein Investment für Frauen, die schon heute kurz vor dem Renteneintritt stehen oder gar bereits in Rente sind, nicht mehr rentabel oder interessant? Mitnichten. Denn auch bei Geldanlagen im Alter lautet das Prinzip: Besser spät als nie, aber anders.
Dass die private Altersvorsorge immer mehr an Bedeutung gewinnt und weiter gewinnen wird, steht außer Zweifel. Denn die Prognosen zur staatlichen Rente lassen Schlimmes erahnen. Wer nach 2030 in Rente geht, wird sich mit einem gesetzlichen Anteil von 50 Prozent des Nettogehalts zufriedengeben müssen. Besonders für Frauen in Bezug auf eine staatlich gesicherte Altersvorsorge eine Hiobsbotschaft. Schließlich sind es noch immer sie, die aufgrund von Teilzeitmodellen und prekären Einkommenssituationen, sowie Pausen für Elternzeit und Mutterschutz, finanziell benachteiligt werden.
Da hilft es auch nicht, dass sie statistisch länger leben und eventuell eine Witwenrente beziehen werden. Was ohnehin nur dann von Bedeutung ist, wenn sie nicht durch Scheidungen ohnehin Bezugs-unberechtigt sind. Das sind alarmierende Daten und Zahlen. Sie sollten jedoch Frauen jeden Alters dazu motivieren, sich endlich um ihre Geldangelegenheiten zu kümmern. Gerade vor der Rente. Die Frage ist wie?
Es fängt mit Basisarbeit an. Bevor man als Frau in den besten Jahren sein Geld anlegt, sollte man eine Bestandsaufnahme der aktuellen Lebenssituation machen:
Solch ein Realitätscheck vorab einer in Betracht genommen Geldanlage im Alter ist wichtig, weil man sich als Vollzeitangestellte eventuell ein höheres Investment im Rahmen der privaten Altersvorsorge leisten kann, als das später als Rentnerin möglich ist. Darum sollte man sich ab einem bestimmten Alter nicht mehr an allzu langfristigen Investitionen oder Sparpläne binden.
Als Faustregel gilt: Die Laufzeit der Geldanlage sollte die Jahre bis zum Renteneintritt nicht übersteigen. Denn bei Sparplänen zur Altersvorsorge zum Beispiel ist eine Reduzierung der monatlichen Sparrate, anders als eine Erhöhung, nicht immer möglich. Sodass die Beitragshöhe nicht zwingend dem neuen Einkommen angepasst werden kann, das bei einer staatlichen Rente nur im Schnitt 67 Prozent vom vorherigen Verdienst entspricht. Außerdem sollte vom angesparten Vermögen nur so viel investiert werden, dass mindestens 4 Monatsgehälter übrig bleiben, auf die im Notfall unmittelbar zugegriffen werden kann.
In vielen Köpfen hallen sie noch heute nach, die markigen Worte Herrn Blüms, der die Renten als sicher proklamierte. Mittlerweile ist nur noch sicher, dass die gesetzliche Rente nur einen Bruchteil des Renteneinkommens ausmacht. Weil sie schlicht nicht mehr reicht, um seinen Lebensabend unbekümmert zu verbringen. Für angehende Rentnerinnen ist es darum umso wichtiger, sich um die Möglichkeiten zu kümmern, die um die Rentenversicherung herum noch angeboten werden. Das lohnt sich auch für Frauen der Altersgruppe 50+ noch.
2018 gab es ein paar Veränderungen bei der betrieblichen Altersvorsorge. So fließen Sparbeträge in Höhe von jährlich bis zu 8 Prozent des Bruttolohnes steuerfrei in die betriebliche Altersvorsorge. Die Steuer fällt erst an, wenn man tatsächlich in Rente ist und wird gemäß dem niedrigeren Steuersatz für Rentnerinnen berechnet.
Auch neu ist das sogenannte Sozialpartnermodell, bei dem der Arbeitgeber die Anstrengungen seiner Angestellten, in eine betriebliche Altersvorsorge (zum Beispiel in Pensionsfonds) zu investieren mit 15 Prozent bezuschusst. Das sogenannte Betriebsrentenstärkungsgesetz greift bei Vorsorgevereinbarungen, die ab dem 1. Januar 2019 geschlossen wurden, sofort.
Um die Rente möglichst gut abzusichern, sollte man sie betrachten, wie ein Investmentportfolio: Je breiter gestreut ist, also, auf je mehr Säulen dieses steht, desto sicherer ist die Geldanlage und desto geringer das Verlustrisiko. Neben der staatlichen Rente und der betrieblichen Altersvorsorge, sollten Frauen kurz vor Renteneintritt also auch von der staatlichen Förderung bei Riester- und Rürup-Produkten profitieren.
Um die Gewinne aus den Angeboten der betrieblichen Altersvorsorge und den staatlich geförderten Investments zusätzlich aufzustocken, bleibt immer auch die private Vorsorge durch Kapitalanlage, Sparpläne und Aktiendepots. Das ist umso wichtiger, als dass klassische Rentenfonds in den letzten Jahren kontinuierlich an Rendite einbüßen und somit zunehmend uninteressant sind für Anlegerinnen, die eine menschenwürdige Rente beziehen wollen.
Zumindest solange der Leitzins weiter so niedrig bleibt. Also, was sollten Frauen beachten, die im Alter von 50, 60 Jahren mit dem Gedanken spielen, sich über ein Privatinvestment ein Zubrot als private Altersvorsorge zu verdienen?
Die Möglichkeiten für Frauen kurz vor oder bereits in Rente sind natürlich ebenso verschieden, wie ihre Lebenssituationen. Dennoch gilt in jedem Fall, dass man sich immer zuvor klar machen sollte, wie viel Geld man im Monat zur Verfügung hat und wie viel man davon braucht, um seinen gewünschten oder gewohnten Lebensstandard beizubehalten. Nur, was nach Abzug aller Spesen inklusive Notgroschen übrig bleibt, sollte man für eine Anlage bereitstellen.
Danach sollte man sich über die Anlageformen informieren. Am besten geeignet für ein Investment kurz vor oder nach dem Renteneintritt sind flexible Finanzprodukte. Festgeldmodelle, Edelmetall- oder Bausparpläne, bei denen die Investorin längere Zeit nicht an ihr Geld kommt, sind eher ungeeignet. Ebenso wie teure und riskante Anlageprodukte. Wie zu jeder Zeit und Lebensphase bietet ein möglichst breit gestreutes Portfolio auch (Beinahe-)Rentnerinnen einen gewissen Schutz.
Der Bundesverband deutscher Banken rät bei einem Anlageportfolio dazu, die Anzahl der Aktienanteile anhand der Faustregel „100 minus Lebensalter“ zu orientieren. Denn Aktien sind recht volatil und nicht unbedingt für risikobewusste Anlegerinnen gemacht. Allerdings ist der Aktienmarkt aus Renditegründen gerade für ältere Investorinnen, die nicht mehr besonders langfristig anlegen möchten und flexibel bleiben wollen, nicht vollkommen uninteressant. ETFs können hier eine Alternative sein, für alle, denen Aktien zu suspekt sind.
Wenn sie aufgrund der Dringlichkeit mit Blick auf den Renteneintritt keine Zeit verlieren wollen und möglichst bald noch Geld für ihre eigene Vorsorge anlegen möchten, sollten Frauen sich Hilfe von Experten holen. Auch hier kann eine Faustregel nützlich sein: Was man nicht versteht, wird nicht gekauft. Sprich, kann der Bankberater ein Produkt und dessen Vorteile für die Anlegerin nicht verständlich erklären, sollten Frauen skeptisch bleiben und eventuell Alternativen suchen.
Denn bei aller Eile im Hinblick auf die anstehende Rente, sollte ein privates Investment dennoch jederzeit durchdacht sein und nicht übermütig getätigt werden. Emotionen (auch Stress, Angst und Hektik) sind der größte Feind jeden Investments.
Natürlich, kurzfristigere Investments, weniger volatile Anlagen und geringere Renditen sind nun nicht gerade das attraktivste Argument, um auch im Rentenalter noch Geld zur Seite zu legen. Und dennoch kann es sinnvoll sein. Denn oft werden altersbedingte Ausgaben zu späteren Zeitpunkten im Leben außer Acht gelassen.
Wenn die Rente und das angesparte Vermögen zum Leben reichen, macht man sich weniger Gedanken darum, dass irgendwann eventuell unvorhergesehene Ausgaben bei der Gesundheitsvorsorge dazu kommen können. Da ist es doch kommod, im Zweifelsfall in 10, 20 Jahren ein paar Euro mehr zur Hand zur haben.
Julia F.
Julia ist unsere Spezialistin im Bereich “Frauen und Geldanlage”. Selbst als Quereinsteigerin in die Finanz-Szene gestartet, setzt sie sich bei uns mit den typischen Fragen und Unsicherheiten von Frauen beim Thema Geldanlage und Vermögensaufbau auseinander. Und sie spricht aus Erfahrung, denn sie ist mittlerweile selbst erfolgreiche Anlegerin. Julia gewährt uns mit ihren Beiträgen einen Einblick in die weibliche Welt der Geldanlage und des Vermögensaufbaus.
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