In Zeiten schwankender Zinsen und wirtschaftlicher Unsicherheit suchen immer mehr Menschen nach Möglichkeiten, ihr Geld gewinnbringend anzulegen. Eine Option, die in den letzten Jahren zunehmend an Popularität gewonnen hat, ist der Aufbau eines ETF-Portfolios. ETFs, oder Exchange Traded Funds, bieten Anlegern die Möglichkeit, kostengünstig und breit gestreut in verschiedene Märkte und Branchen zu investieren. Doch wie geht man beim Aufbau eines solchen Portfolios vor? Dieser Artikel beleuchtet die vier wesentlichen Schritte, die Anleger beim Aufbau eines ETF-Portfolios beachten sollten.
Markus G
Zuletzt aktualisiert am: 11. Oktober 2024
8. Dezember 2022
Bevor man in die Welt der ETFs eintaucht, ist es essenziell, die Grundlagen zu verstehen. ETFs sind börsengehandelte Fonds, die einen bestimmten Index nachbilden. Anders als bei aktiv gemanagten Fonds versucht der Fondsmanager nicht, den Markt zu schlagen, sondern bildet lediglich die Entwicklung des zugrunde liegenden Index ab. Dies führt in der Regel zu niedrigeren Verwaltungskosten und einer transparenteren Anlagestrategie.
Ein wesentlicher Vorteil von ETFs liegt in ihrer Diversifikation. Statt in einzelne Aktien zu investieren, erwirbt man mit einem ETF Anteile an einem ganzen Markt oder einer Branche. Dies reduziert das Risiko, das mit der Investition in Einzeltitel einhergeht. Zudem bieten ETFs eine hohe Liquidität, da sie wie Aktien an der Börse gehandelt werden und somit jederzeit gekauft oder verkauft werden können.
Frank Müller, Finanzexperte und Autor des Buches “ETFs für Einsteiger”, erklärt: “ETFs sind für viele Anleger attraktiv, weil sie eine kostengünstige Möglichkeit bieten, an der Entwicklung ganzer Märkte teilzuhaben. Gerade für Einsteiger, die nicht die Zeit oder das Know-how haben, um einzelne Aktien zu analysieren, können ETFs eine sinnvolle Alternative sein.”
Nachdem die Grundlagen geklärt sind, ist der nächste wichtige Schritt die Definition der persönlichen Anlagestrategie. Hierbei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: die individuellen Anlageziele, der Anlagehorizont, die Risikobereitschaft und die persönliche Lebenssituation.
Zunächst sollte man sich darüber im Klaren sein, welche Ziele man mit der Geldanlage verfolgt. Geht es um langfristigen Vermögensaufbau, etwa für die Altersvorsorge, oder hat man eher mittelfristige Ziele wie den Kauf einer Immobilie im Blick? Je nach Zielsetzung kann die Zusammensetzung des Portfolios variieren.
Auch der Anlagehorizont spielt eine wichtige Rolle. Generell gilt: Je länger der Anlagezeitraum, desto höher kann der Anteil an risikoreichen Anlagen wie Aktien-ETFs sein. Bei einem kürzeren Anlagehorizont sollte man eher auf stabilere Anlagen setzen, um das Risiko von Kursschwankungen zu minimieren.
Die persönliche Risikobereitschaft ist ein weiterer entscheidender Faktor. Während einige Anleger bereit sind, für höhere Renditechancen auch größere Schwankungen in Kauf zu nehmen, bevorzugen andere einen eher konservativen Ansatz mit geringeren Schwankungen, aber auch niedrigeren Renditeerwartungen.
Dr. Sarah Schmidt, Professorin für Finanzwirtschaft an der Universität Hamburg, betont: “Die Festlegung der persönlichen Anlagestrategie ist ein oft unterschätzter, aber entscheidender Schritt beim Aufbau eines ETF-Portfolios. Nur wer seine eigenen Ziele und Grenzen kennt, kann ein Portfolio zusammenstellen, das langfristig zu ihm passt und mit dem er sich auch in turbulenten Marktphasen wohlfühlt.”
Nachdem die Anlagestrategie festgelegt ist, geht es an die konkrete Auswahl der ETFs. Hier gibt es mittlerweile eine fast unüberschaubare Vielfalt an Produkten. Von breit gestreuten Welt-ETFs über Länder- und Branchenindizes bis hin zu Themen-ETFs ist alles vertreten.
Für den Kern des Portfolios empfehlen viele Experten breit gestreute ETFs, die globale Aktienindizes abbilden. Der MSCI World oder der FTSE All-World sind beliebte Beispiele. Diese bieten eine breite Streuung über verschiedene Länder und Branchen und bilden damit einen soliden Grundstock für das Portfolio.
Je nach persönlicher Strategie kann man das Portfolio dann um weitere ETFs ergänzen. Das können beispielsweise ETFs auf Schwellenländer sein, um die geografische Diversifikation zu erhöhen, oder Branchen-ETFs, um bestimmte Sektoren stärker zu gewichten.
Bei der Auswahl der konkreten ETFs sollten Anleger auf verschiedene Kriterien achten. Dazu gehören die Größe des Fonds, die Tracking Difference (wie genau der ETF den zugrunde liegenden Index abbildet), die Kosten (ausgedrückt durch die Total Expense Ratio, kurz TER) und die Replikationsmethode (physisch oder synthetisch).
Thomas Weber, ETF-Experte bei einem großen Online-Broker, rät: “Gerade Einsteiger sollten es nicht übertreiben. Ein oder zwei breit gestreute ETFs können für den Anfang völlig ausreichen. Mit zunehmender Erfahrung und größerem Anlagevolumen kann man das Portfolio dann schrittweise erweitern und verfeinern.”
Der letzte, aber keineswegs unwichtige Schritt beim Aufbau eines ETF-Portfolios ist die regelmäßige Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung. Auch wenn ETFs als passive Anlageinstrumente konzipiert sind, bedeutet das nicht, dass man sein Portfolio einfach sich selbst überlassen kann.
In regelmäßigen Abständen, etwa einmal im Jahr, sollte man prüfen, ob die ursprüngliche Asset-Allokation noch der aktuellen Lebenssituation und den Anlagezielen entspricht. Durch unterschiedliche Entwicklungen der einzelnen Positionen kann es zu Verschiebungen in der Gewichtung kommen, die möglicherweise korrigiert werden müssen.
Auch Veränderungen in der persönlichen Lebenssituation können Anpassungen erforderlich machen. Wer beispielsweise kurz vor dem Renteneintritt steht, wird möglicherweise den Anteil risikoreicherer Anlagen reduzieren wollen.
Darüber hinaus sollte man die Entwicklung der Märkte im Auge behalten. Zwar ist es in der Regel nicht ratsam, auf kurzfristige Marktschwankungen zu reagieren, doch langfristige Trends oder fundamentale Veränderungen können durchaus Anpassungen am Portfolio rechtfertigen.
Petra Müller, unabhängige Finanzberaterin, fasst zusammen: “Ein ETF-Portfolio ist keine ‘Fire and Forget’-Lösung. Regelmäßige Überprüfungen sind wichtig, um sicherzustellen, dass das Portfolio weiterhin den eigenen Zielen entspricht. Dabei geht es nicht darum, ständig Änderungen vorzunehmen, sondern vielmehr darum, bei Bedarf behutsam nachzujustieren.”
Der Aufbau eines ETF-Portfolios ist ein Prozess, der Zeit, Geduld und ein gewisses Maß an Wissen erfordert. Wer die vier beschriebenen Schritte befolgt – Grundlagen verstehen, persönliche Strategie definieren, passende ETFs auswählen und regelmäßig überprüfen – legt eine solide Basis für eine langfristig erfolgreiche Geldanlage. Dabei gilt: Es gibt nicht das eine “perfekte” Portfolio für alle. Vielmehr kommt es darauf an, eine Strategie zu entwickeln, die zu den individuellen Bedürfnissen und Zielen passt. Mit der richtigen Herangehensweise kann ein ETF-Portfolio ein kraftvolles Instrument für den langfristigen Vermögensaufbau sein.
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