Einblicke eines Anlageberaters: Die 4 häufigsten Anlegerfehler

 

Anlegerfehler – Einblicke aus der Praxis eines Anlageberaters: Seit über 15 Jahren begleite ich als Anlageberater einer renommierten Großbank Menschen bei ihren finanziellen Entscheidungen. In dieser Zeit habe ich zahlreiche Höhen und Tiefen an den Aktien- und Zinsmärkten erlebt – und ebenso die vielfältigen Reaktionen von Anlegern darauf. Diese Reaktionen reichen von vorsichtiger Zurückhaltung bis hin zu impulsiven Entscheidungen, oft geprägt von Emotionen statt rationaler Überlegungen. Dabei fällt mir immer wieder auf, dass viele Privatanleger in ähnliche Fallen tappen. Zwar gibt es unzählige Fehler, die man beim Investieren machen kann, doch vier besonders häufige Fehler begegnen mir regelmäßig. Diese möchte ich Ihnen nachfolgend näherbringen – um Ihnen dabei zu helfen, sie in Zukunft zu vermeiden.

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Marcus W.

24. August 2017

4 häufige Investmentfehler

24. August 2017

Eines vorweg: Ein vollkommen fehlerfreies Agieren an den Kapitalmärkten ist und bleibt eine Illusion. Wäre es möglich, die Entwicklungen der Märkte exakt vorherzusagen, könnten sämtliche Fehlentscheidungen im Voraus erkannt und vermieden werden. Doch diese Annahme widerspricht der Natur der Märkte, die von Unsicherheiten, Schwankungen und zahlreichen externen Einflussfaktoren geprägt sind.

Dennoch gibt es bewährte Handlungsprinzipien, die dazu beitragen können, die häufigsten und teuersten Fehler beim Vermögensaufbau zu vermeiden. Diese basieren auf den Erkenntnissen jahrelanger Erfahrung und dienen als Leitfaden für eine fundierte Anlagestrategie. Denn auch wenn sich die Märkte nicht vorhersagen lassen, so gibt es Verhaltensweisen, die erfahrungsgemäß immer wieder zu Kapitalverlusten führen – oftmals aus Unkenntnis oder einem Mangel an strategischer Planung.

Zu den vermeidbaren Fehlern gehören insbesondere:

1.) Klassischer Anlegerfehler: Mit wenig Ertrag zufrieden sein

Der fast schon klassische Anlegerfehler: Die meisten Anleger hierzulande sind sehr ängstlich und legen ihr Geld traditionell eher konservativ an. Zinsprodukte werden von den meisten Anlegern deshalb deutlich übergewichtet. Einige Bürger greifen ausschließlich auf verzinsliche Anlagewege zurück. Lediglich 6,5 Prozent des Geldvermögens hierzulande ist am Aktienmarkt investiert. Nur die Österreicher investieren mit durchschnittlich 4,5 Prozent noch vorsichtiger. 

Zum Vergleich: Die Bürger Finnlands und Spaniens kommen in dieser Statistik auf rund 32 Prozent bzw. 22 Prozent.

In Zeiten niedriger Zinsen – wie aktuell – geben sich viele deutsche Anleger zwangsläufig mit niedrigen Erträgen zufrieden, statt auch alternative Anlageprodukte zu nutzen. Die Folge ist, dass sich die Höhe der Kapitalerträge deutlich unter dem Inflationsniveau bewegt. Daraus wiederum resultiert praktisch eine zwar langsame, aber kontinuierlich fortschreitende Kapitalvernichtung. Die Kaufkraft des angelegten Geldes schwindet im Laufe der Zeit. Ein Zustand, der eigentlich rein gar nichts mit Geldanlage zu tun hat und uns Deutsche in Zeiten niedriger Zinserträge Jahr für Jahr viele Milliarden Euro kostet.

2.) Häufig: Keine bzw. zu geringe Streuung

Ein weiterer häufig beobachteter Fehler, der eng mit dem zuvor beschriebenen Verhalten vieler Privatanleger verknüpft ist, betrifft die fehlende Diversifikation. Viele Anleger investieren ihr Kapital zu einseitig und verzichten darauf, es auf verschiedene Anlageklassen zu streuen. Dabei ist gerade die Diversifikation ein zentraler Schlüssel zu einem ausgewogenen Portfolio: Sie bietet nicht nur attraktive Ertragschancen, sondern reduziert gleichzeitig das Risiko erheblich – ein Aspekt, der insbesondere für vorsichtige Anleger von großer Bedeutung ist.

Nehmen wir das Beispiel eines Sparers, der aus Sicherheitsgründen ausschließlich in konservative Anleihen investiert. Entscheidet sich dieser Anleger, einen festen monatlichen Betrag zusätzlich in einen Aktienfonds zu investieren, erweitert er sein Portfolio gezielt um eine renditestärkere Komponente. Diese Beimischung kann langfristig dazu beitragen, die niedrigen Erträge der Anleihen teilweise auszugleichen, ohne dabei das Gesamtvermögen einem unverhältnismäßig hohen Risiko auszusetzen.

Besonders attraktiv ist in diesem Zusammenhang der Einsatz eines Aktiensparplans. Bei einem ausreichend langen Anlagehorizont gilt diese Strategie als vergleichsweise risikoarm und als exzellente Möglichkeit, ein kleines Vermögen aufzubauen. Der Anleger profitiert nicht nur von der kontinuierlichen Renditeentwicklung der Märkte, sondern auch vom sogenannten Durchschnittskosteneffekt, der durch regelmäßige Investitionen entsteht.

Die Lehre ist eindeutig: Wer sein Kapital strategisch streut, schafft nicht nur Stabilität in seinem Portfolio, sondern legt gleichzeitig die Basis für nachhaltigen finanziellen Erfolg. Diversifikation ist nicht nur ein Mittel zur Risikokontrolle, sondern auch ein essenzieller Baustein für langfristiges Wachstum.

3.) Typischer Anlegerfehler: Gewinne zu früh realisieren

Wie bereits erwähnt, greifen hierzulande nur vergleichsweise wenige Anleger auf chancenreichere Anlageprodukte wie Aktien, ETFs oder Aktienfonds zurück. Doch selbst wenn solche Produkte genutzt werden, zeigt sich häufig ein weiteres verbreitetes Fehlverhalten: Gewinne werden zu früh realisiert.

Dieser vorschnelle Verkauf mag aus der Freude über unerwartete Gewinne resultieren oder aus der Angst, dass die Kurse bald wieder fallen könnten – die genauen Beweggründe variieren.

Was jedoch bleibt, ist ein grundlegendes Problem: Chancenreiche Anlageprodukte sind darauf ausgelegt, durch ausreichende Erträge ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Rendite und Risiko sicherzustellen.

Wird der Gewinn zu früh mitgenommen, bleibt das volle Potenzial dieser Investments ungenutzt. Und das kann sich langfristig rächen. Denn in einem dynamischen Marktumfeld ist davon auszugehen, dass früher oder später auch Verluste auftreten. Diese können jedoch nur dann effektiv ausgeglichen werden, wenn zuvor ausreichend hohe Gewinne erzielt wurden, um ein solides finanzielles Polster aufzubauen.

Der Schlüssel liegt darin, einen klaren Plan zu verfolgen und geduldig zu bleiben. Chancenreiche Investments benötigen Zeit, um ihr volles Potenzial zu entfalten – und nur wer strategisch vorgeht, wird langfristig von einer überlegenen Rendite profitieren können.

4.) Fatal: Fehler nicht korrigieren

Keiner von uns ist frei von Fehlern – und das gilt auch für unsere Geldanlage. Fehlentscheidungen können passieren, doch der entscheidende Faktor ist, wie wir damit umgehen. Es erfordert Einsicht und Mut, sich eine falsche Anlageentscheidung einzugestehen und aktiv zu korrigieren. Leider scheuen sich viele Anleger vor diesem Schritt und verharren stattdessen in der Hoffnung, dass sich die Situation von allein bessert. Doch genau dieses „Aussitzen“ führt in den meisten Fällen nur zu wachsenden Verlusten und verpasstem Handlungsspielraum.

Den sprichwörtlichen Mut zur „Reißleine“ zu haben, ist daher häufig die bessere Option – unabhängig davon, wie hoch die Verluste bereits sind. Denn auch Entscheidungen, die sich in der Vergangenheit ausgezahlt haben, sollten regelmäßig im Hinblick auf ihre Zukunftsperspektiven kritisch hinterfragt werden. Märkte verändern sich, und das, was gestern noch profitabel war, kann morgen schon zur Belastung werden.

Nutzen Sie die Zeit, die Sie andernfalls mit dem Verharren in verlustreichen Investments vergeuden würden, sinnvoll: Lenken Sie Ihr Kapital um und investieren Sie in chancenreichere Anlageprodukte, die besser zu Ihrer aktuellen Strategie und den Marktbedingungen passen. So schaffen Sie nicht nur die Grundlage, um Verluste zu kompensieren, sondern positionieren sich gleichzeitig optimal für zukünftige Gewinne. Ein aktives, selbstkritisches und zukunftsorientiertes Vorgehen ist der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg in der Geldanlage.

Fazit zum Thema “Anlegerfehler”

Die zuvor aufgeführten Punkte zu den „typischen Fehlern bei der Geldanlage“ unterstreichen eindrucksvoll, wie wichtig es ist, sich mit den grundlegenden Prinzipien einer soliden Investmentstrategie auseinanderzusetzen und diese konsequent zu verinnerlichen. Wer diese Fehler vermeidet, macht bereits einen bedeutenden Schritt in Richtung eines verantwortungsvollen und nachhaltigen Vermögensaufbaus. Denn es geht nicht allein darum, die höchstmögliche Rendite zu erzielen – so verlockend dieser Gedanke auch sein mag. Ebenso entscheidend ist es, das eingesetzte Kapital wirksam vor Verlusten zu schützen und somit eine stabile Basis für langfristigen Erfolg zu schaffen.

Ein gut durchdachter Schutzmechanismus – sei es durch Diversifikation, realistische Zielsetzungen oder die Vermeidung emotionaler Entscheidungen – sorgt dafür, dass Ihr Investment nicht durch kurzfristige Marktschwankungen oder unbedachte Handlungen gefährdet wird. Nur wer diesen Schutzaspekt ernst nimmt und in seine Strategie integriert, kann die Balance zwischen Rendite und Sicherheit wahren. Letztlich ist eine durchdachte Kombination aus Chancenorientierung und Risikobewusstsein der Schlüssel zu einem langfristig erfolgreichen Vermögensaufbau, der sowohl finanzielle Stabilität als auch Wachstumspotenzial bietet.

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