Funktionsweise eines Robo-Advisor: Digitale Geldanlage in wenigen Schritten

Robo-Advisor beziehungsweise Online-Vermögensverwaltungen , ursprünglich als Antwort auf die jüngsten Finanzkrisen konzipiert, versprechen, die Geldanlage zu revolutionieren und das geschwundene Vertrauen der Anleger in die Kapitalmärkte wiederherzustellen. Dieses Versprechen gründet auf der Aussicht, eine höhere Transparenz zu schaffen, indem sie eine leicht verständliche Systematik bieten. Dennoch zeigt die gegenwärtige Realität, dass der Begriff “Robo-Advisor” den meisten Anlegern nachwievor nicht wirklich etwas sagt geschweige denn deren Funktionsweise im Detail verstanden wird. Zeit also das “System Robo-Advisor” detailliert aufzuschlüsseln.

Funktionsweise eines Robo-Advisor - einfach erklärt » RoboAdvisor-Portal.com - das Infoportal

Markus G

30. Oktober 2017

Funktionsweise Robo-Advisor

30. Oktober 2017

Robo-Advisor sind im Wesentlichen von Menschenhand programmierte Algorithmen, die sich automatisch um die Zusammenstellung eines individuellen Anlageportfolios kümmern, basierend auf mathematischen und wissenschaftlichen Ansätzen wie der modernen Portfoliotheorie.

Dazu fließen als Basis Informationen über das Anlage-Wissen des “Investors” als auch seine, anhand eines Fragebogens ermittelte Risikoneigung ein. Ein Robo-Advisor kann also bis zu einem gewissen Grad als maschineller Ersatz für den klassischen Anlageberater betrachtet werden.

Nutzung eines Robo-Advisor: Ein fest etablierter Prozess

Wie ein Investment-Prozess unter Nutzung eines Robo-Advisors aussieht, veranschaulicht die folgende Grafik:

Funktionsweise eines Robo-Advisor
Darstellung der Funktionsweise beziehungsweise des Anlageprozesses bei einem Robo-Advisor aus Sicht eines potenziellen Anlegers – Quelle: Roboadvisor-Portal.com

Schritt 1: Onboarding – Risikoklassifizierung des Anlegers

Der Einstieg in die Nutzung eines Robo-Advisors beginnt stets mit der Risikoklassifizierung, die als Hauptbestandteil des sogenannten Onboarding-Prozesses gilt. Diese Risikoklassifizierung basiert auf einem umfangreichen Fragebogen, der nicht nur Basisdaten wie die Anlagesumme und den Anlagehorizont erfasst, sondern auch persönliche Angaben zur aktuellen finanziellen Situation und Erfahrungen im Wertpapiergeschäft berücksichtigt. Zudem werden Fragen zur Risikobereitschaft und Verlusttoleranz gestellt.

Wichtig zu verstehen ist an dieser Stelle, dass alle Robo-Advisor im Einklang mit gesetzlichen Vorschriften umfassende Informationsmaterialien bereitstellen, wenn der Anleger über keine oder unzureichende Kenntnisse im Bereich des Wertpapiergeschäfts oder verschiedenen Anlageklassen verfügt. Dieses Informationsmaterial steht in der Regel zum Download bereit und erfordert eine Bestätigung seitens des Anlegers, um sicherzustellen, dass er über die erforderlichen Informationen der Geldanlage verfügt.

Schritt 2: Erstellung des Anlagevorschlags auf Basis der Ergebnisse der Risikoklassifizierung

Nach Abschluss des Fragebogens verwendet der Robo-Advisor einen Algorithmus, um einen Anlagevorschlag in Form einer Anlagestrategie zu generieren. Diese Strategien stellen sich in der Regel in fünf folgenden Basis-Kategorien das: 

 

  1. Sicherheit
  2. Moderat / Konservativ
  3. Ertrag
  4. Chance
  5. Risikoreich

Die jeweilige Strategie, die genaue Portfoliozusammensetzung sowie gewählte Anlageinstrumente kann je nach Anbieter variieren. Hierbei werden Portfolios eingesetzt, die sich hauptsächlich im Verhältnis von Aktien zu Anleihen unterscheiden, wobei einige Anbieter auch Anlageklassen wie Geldmarkt, Rohstoffe und Immobilien berücksichtigen können.

Ein grundlegendes Prinzip besagt, dass je höher die Risikoklasse ist, desto größer der Anteil an Aktien im Portfolio ist. Das am offensivsten ausgerichtete Portfolio kann bis zu 100 Prozent aus Aktien bestehen, während das Portfolio mit der niedrigsten Risikoklasse meist nur einen geringen Aktienanteil, beispielsweise zehn Prozent, aufweist und überwiegend aus defensiveren Anlageklassen wie Anleihen und Geldmarktpapieren besteht.

Es ist wichtig zu erwähnen, dass bei einigen Robo-Advisorn die Möglichkeit besteht, eine niedrigere Risikoklasse zu wählen, wenn das Risiko des vorgeschlagenen Portfolios als zu hoch empfunden wird. Ein Wechsel zu einer risikoreicheren Strategie ist in der Regel jedoch nicht möglich.

Der Anlagevorschlag, der aus der Risikoprofilierung resultiert, wird von den meisten Robo-Advisors um zusätzliche Informationen ergänzt. Dazu gehören erwartete Kosten, Details zur Portfoliozusammensetzung, potenzielle Wertentwicklungen und detaillierte Informationen zu den Fonds (ETFs und/oder aktiv gemanagten Fonds).

Schritt 3: Übermittlung persönlicher Daten zur Depot-Eröffnung

Wenn der Anlagevorschlag für den Anleger akzeptabel erscheint, kann er durch die Eingabe persönlicher Informationen wie Adresse und dergleichen ein Depot bei der Partnerbank eröffnen und seine Geldanlage entsprechend vornehmen. Dies geschieht in der Regel durch die Einzahlung der Mindestanlagesumme oder die Einrichtung eines Sparplans.

Schritt 4: Mit Depoteröffnung Mindest-Anlagesumme einzahlen und / oder Sparplan einrichten

Zeitgleich mit der Depoteröffnung muss dann seitens des Anlegers die geforderte Mindestanlagesumme auf das, mit dem nun eröffneten Depot zusammenhängende Referenzkonto eingezahlt beziehungsweise zum Einzug durch die Depot Bank bereitgestellt werden. Wie dies im Detail vonstatten geht ist individuell vom gewählten Roboadvisor abhängig. Das Gleich gilt für die Einrichtung eines Sparplans – sofern vom Anleger gewünscht und vom Roboadvisor angeboten. 

Sind all diese Schritte abgeschlossen, kann der Vermögensaufbau mit der gewählten und eingerichteten Online-Vermögensverwaltung beginnen. 

Zusammenfassung:  Dier zuvor dargestellte Prozess verdeutlicht, dass der Anlageprozess mit einem Robo-Advisor im Wesentlichen dem einer herkömmlichen Geldanlage unter Zuhilfenahme eines Anlageberaters ähnelt. Dennoch gibt es hier klare Unterschiede, zu denen wir jetzt kommen.

Robo-Advisor und der Unterschied zum klassischen Anlageberater

Ein Robo-Advisor und ein klassischer Anlageberater sind zwei verschiedene Ansätze zur Vermögensverwaltung, die jeweils ihre eigenen Merkmale und Vor- und Nachteile bieten. Betrachten wir also einmal die wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Angeboten:

  1. Menschliche vs. Automatisierte Beratung:

    • Ein klassischer Anlageberater ist ein Mensch, der eine persönliche Beziehung zu seinen Kunden aufbaut und auf deren individuelle finanzielle Ziele und Bedürfnisse eingeht. Er bietet maßgeschneiderte Empfehlungen und Ratschläge.
    • Ein Robo-Advisor ist eine automatisierte Plattform, die Algorithmen und Computerprogramme verwendet, um Anlageentscheidungen zu treffen. Es erfolgt keine persönliche Beratung, und die Empfehlungen basieren auf den vorab festgelegten Präferenzen und Zielen des Anlegers.
  2. Kosten:

    • Klassische Anlageberater erheben in der Regel höhere Gebühren und Provisionen für ihre Dienstleistungen, da sie persönliche Betreuung bieten und oft aktiv verwaltete Fonds empfehlen.
    • Online-Vermögensverwaltungen sind in der Regel kostengünstiger, da sie automatisierte Prozesse nutzen und in der Regel auf kostengünstige Indexfonds oder ETFs setzen. Die Gebühren sind oft niedriger und transparenter.
  3. Zugang zu den Märkten:

    • Klassische Anlageberater können möglicherweise auf eine breitere Palette von Anlageprodukten und Anlagestrategien zugreifen. Dies kann sich besonders für wohlhabendere Anleger als vorteilhaft erweisen.
    • Sie bieten in der Regel eine begrenztere Auswahl an Anlageprodukten und folgen oft passiven Investmentstrategien.
  4. Skalierbarkeit und Zugänglichkeit:

    • Roboadvisor sind leicht zugänglich und bieten auch Kleinanlegern die Möglichkeit, in professionell verwaltete Portfolios zu investieren. Sie sind in der Regel skalierbar und erfordern keine Mindestinvestitionen.
    • Klassische Anlageberater erfordern oft höhere Mindestinvestitionen und können für Kleinanleger weniger zugänglich sein.
  5. Emotionale Einflüsse:

    • Roboadvisor agieren emotionslos und basieren ihre Entscheidungen auf vordefinierten Algorithmen. Dies kann dazu beitragen, impulsive oder emotionsgetriebene Anlageentscheidungen zu vermeiden.
    • Klassische Anlageberater können stärker von Emotionen und persönlichen Meinungen beeinflusst sein, was Vor- und Nachteile haben kann – abhängig von der Qualifikation des Beraters.

Insgesamt hängt die Wahl zwischen einem Robo-Advisor und einem klassischen Anlageberater von den individuellen Bedürfnissen, Zielen und finanziellen Mitteln ab. Einige Anleger bevorzugen die persönliche Betreuung und das Fachwissen eines menschlichen Beraters, während andere die Kosteneffizienz und die Automatisierung eines Robo-Advisors schätzen. Es ist wichtig, sorgfältig zu prüfen, welches Modell am besten zu den eigenen finanziellen Zielen passt.

Weitere Antworten auf Fragen zum Thema Robo-Advisor etc. finden sich auf in unserem >> FAQ Bereich

Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest
Pocket
Reddit
XING
Funktionsweise eines Robo-Advisor - einfach erklärt » RoboAdvisor-Portal.com - das Infoportal

Markus G

Markus ist der “Kopf” des Teams. Ideengeber, Vermarkter, Redakteur und irgendwie an allem auf diesem Portal beteiligt. Ohne ihn würde es dieses Portal so nicht geben. Eine Idee – entstanden aus dem persönlichen Interesse an FinTech und nun langjähriger Erfahrungen in der Finanz-Szene. Zudem ist Markus Kolumnist auf zahlreichen Online-Plattformen – vor allem im englischsprachigen Raum (The Verge, Talkmarkets, Stockopedia, aber u.a. auch auf Focus.de
Empfehlungen aus der Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert