Warum performt Estably deutlich schwächer als im Vorjahr?

Die positive Wahrnehmung von Robo-Advisorn wird von Anlegern zumeist an den Faktoren Kosten, vor allem aber an dem Punkt Rendite festgemacht. Genau an diesem Punkt hat die Liechtensteiner Online-Vermögensverwaltung bis dato stets einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Doch mit Beginn der Ukraine – Krise  fiel der Robo-Advisor eher negativ auf, was sich vor allem in den letzten Nutzer-Bewertungen als Reaktion auf unseren Estably Test zeigte. 

Grund genug für uns, Estably darum zu bitten, doch Stellung zu den Kritiken hinsichtlich der negativen Bewertungen zu nehmen und eine Erklärung zu liefern. Einem Wunsch, dem seitens Estably in Person von Geschäftsführer Andreas Wagner umgehend entsprochen wurde. 

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Andreas Wagner

Zuletzt aktualisiert am: 17. Juli 2023

Estably Performance-Analyse

30. Juni 2022

*Gastbeitrag von Andreas Wagner, Geschäftsführer der Estably Vermögensverwaltung AG*

Wer in den letzten beiden Jahren die Performance von Estably verfolgt hat, hat festgestellt, dass die Schwankungen höher sind als bei anderen Robo-Advisorn. Hauptgrund dafür ist ein anderer Investmentansatz, der in Kombination mit der aktuellen Verunsicherung an den Märkten für eine höhere Volatilität sorgt. Daneben müssen wir uns aber auch offen eingestehen, eine Situation falsch eingeschätzt zu haben, die uns Rendite gekostet hat.

In diesem Gastartikel erfahren Sie, warum unsere Portfolios größeren Schwankungen ausgesetzt sind, und welche Chancen sich langfristig orientierten Anlegern bieten.

Hohe Konzentration bedeutet höhere Schwankungen

Verglichen mit anderen Robo-Advisorn, die via ETFs breit gestreut in hunderte Unternehmen investieren, ist unser Investmentansatz deutlich konzentrierter. Unsere Portfolios beinhalten lediglich zwischen 20 und 25 Einzelaktien und unterliegen dementsprechend höheren Schwankungen.

In guten Börsenjahren ermöglicht uns dieser Ansatz, weitaus mehr Rendite als ein Index zu erzielen. In schwächeren Börsenzeiten kann es hingegen passieren, dass wir schlechter performen. Da gute Jahre jedoch weitaus häufiger vorkommen als schlechte, ist es uns mit diesem konzentrierten Ansatz gelungen, über einen längeren Zeitraum die Vergleichsbenchmarks zu schlagen.

Für Investoren mit langem Investmenthorizont bietet unsere Philosophie aber mehr als bei allen anderen Anbietern die Möglichkeit, von überdurchschnittlichen Renditen zu profitieren.
Ein Blick auf unser Renditedreieck zeigt nicht nur, dass positive (grün) gegenüber negativen Quartalen (rot) überwiegen, sondern auch, dass die Performance bei längerer Investitionsdauer positiv wird.


Estably Renditedreieck
Estably Renditedreieck – wer mit einem langen Anlagehorizont investiert, sollte temporäre Schwankungen bei der Rendite in Kauf nehmen

Starke Unternehmen in von Angst geprägten Märkten

Unsere Strategie ist es, unsere Kunden an hervorragenden Geschäftsmodellen zu beteiligen, die das Potenzial haben, langfristig überdurchschnittliche Erträge zu erwirtschaften.

Wir beobachten potenzielle Investments über Monate hinweg, analysieren Kennzahlen und Bilanzen, sprechen mit Kunden, Lieferanten und Ex-Mitarbeitern, durchleuchten das Wettbewerbsumfeld, nehmen das Management genauestens unter die Lupe und achten auf einzigartige Wettbewerbsvorteile. Erst, wenn uns ein Unternehmen in jeder Hinsicht überzeugt, und darüber hinaus noch unter seinem langfristigen eigentlichen Wert gehandelt wird, investieren wir.

Wir sind von der langfristigen Ertragskraft aller sich derzeit in unseren Portfolios befindlichen Unternehmen nach wie vor überzeugt. Eine Bestätigung darüber erhalten wir beinahe jedes Quartal aufs Neue, wenn die Unternehmen ihre Quartalsberichte veröffentlichen.
Warum spiegeln sich diese hervorragenden Ergebnisse aber (noch) nicht in den Aktienkursen wider? Modernes Value bzw. Quality Investing wie Estably es betreibt, basiert auf einem langen Anlagehorizont.

Der Wert einer Aktie ergibt sich aus allen zukünftigen freien Cashflows eines Unternehmens, abgezinst auf den heutigen Tag, geteilt durch die Anzahl der Aktien. Wert und Preis eines Unternehmens bzw. einer Aktie divergieren im Zeitverlauf aber mehr oder weniger stark. Die langfristigen Treiber eines Aktienkurses werden aber immer das Umsatzwachstum, die Ertragskraft (Marge) und die Fähigkeit der Kapitalallokation eines Unternehmens sein.


Estably - Umsatzwachstum als Anlagekriterium
Estably – Umsatzwachstum ist eine der entscheidenden Größen bei der Auswahl entsprechender Aktien für Anleger-Depots >> Value Investing

Kurzfristig bestimmen allerdings vor allem die Erwartungen der Marktteilnehmer, welche sich in den Bewertungen widerspiegeln, den Aktienkurs.

Die Marktteilnehmer sind derzeit von Pessimismus, Angst und Unsicherheit geleitet. Sie verkaufen aus Angst vor steigenden Zinsen, ohne Rücksicht auf die mittel- bis langfristige Profitabilität der Unternehmen und sorgen für eine Anpassung der Bewertungen nach unten hin.
Warren Buffet hat es treffend formuliert: “Der Aktienmarkt ist ein System, das Geld von den Ungeduldigen zu den Geduldigen transferiert”.

In Krisenzeiten richtet sich der Fokus des Kapitalmarktes auf das “Hier und Jetzt”. Der Investmenthorizont wird unmittelbar drastisch verkürzt und offensichtliche Risiken werden vermieden.

Bei einem zeitgleich stark inflationären Marktumfeld und in Erwartung steigender Zinsen, gibt es am Kapitalmarkt aktuell ganz klare Verlierer – konsumentenorientierte Technologieunternehmen in stark wachsenden Märkten, welche sämtliche Gewinne in zukünftiges Wachstum reinvestieren.

Die Bewertung solcher Unternehmen hängt rein an den langfristig erwarteten Umsätzen und Margen, worüber derzeit nur Annahmen getroffen werden können, und obliegt damit kurz- bis mittelfristig in besonderem Ausmaß der Vorstellungskraft der Investoren. Im aktuellen Umfeld mit geringerem Wachstum nach der Pandemie sowie dem zunehmenden Kostendruck durch Inflation wird dabei ein sehr pessimistisches Bild gezeichnet. 

Das lässt sich aktuell auch an der medialen Berichterstattung ablesen. Wird in steigenden Börsenphasen teils ein zu optimistisches Bild gezeichnet und über negative Themen großzügig hinweggesehen, ist es aktuell umgekehrt. Es wird buchstäblich das Haar in der Suppe gesucht.

Zu lange an russischen Titeln festgehalten

Schmerzhaft mussten wir uns Anfang März eingestehen, zu lange an zwei russischen Unternehmen festgehalten zu haben. Wir waren mit dem Management der beiden Unternehmen im laufenden Austausch, haben aber nicht mit einer derartigen Eskalation des Konfliktes und dem damit verbundenen Aussetzen des Börsenhandels gerechnet. Die Geschichte hat uns leider eines Besseren belehrt.

Neben den bereits erwähnten Kursrückgängen, verursacht durch die stark negative Marktbewegung, war dies eine klare Fehleinschätzung unsererseits, welche uns ca. 4-6% Performance in den Depots “gekostet” hat.

Attraktive Einstiegs-Gelegenheit dank günstiger Bewertung

Wir stehen weiterhin fest hinter unserer Strategie und unseren Unternehmen. Für Anleger mit einem Anlagehorizont von mehreren Jahren bietet sich eine günstige Einstiegsgelegenheit, die zu einer besonderen Outperformance in den nächsten Jahren führen kann.
Wir sind überzeugt, über Jahre hinweg eine attraktive und überdurchschnittliche Wertsteigerung – wie in den vergangenen Jahren – realisieren zu können.

Für eine ausführlichere Auskunft zu unseren Strategien stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

*Lesetipp* >> Hier geht es zum Interview mit Andreas Wagner >> Estably Interview

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Andreas Wagner

Andreas Wagner ist Geschäftsführer und Partner der Estably Vermögensverwaltung AG mit Sitz in Liechtenstein. Andreas blickt auf über 20 Jahre Erfahrung in der Vermögensverwaltung und im internationalen Private Banking zurück. Er verfügt über ein abgeschlossenes Studium der Betriebswirtschaft (MBA) und eine Ausbildung als Financial Planner.
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Ein Kommentar

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,

    Einen Kommentar zu dem Estably Artikel: das eine Strategy mit nur 20 Einzeltiteln eine größere Volatilität aufweist, als ein Index mit 500 Einzeltiteln dürfte doch allen klar sein. Die interessante Größe ist hier aber die so genannte Risiko adjustierte Performance. In dem Artikel wird hierauf nicht verwiesen, woraus ich schließe dass diese nicht bekannt ist. Sie kann qiantifiziert werden durch das so genannte Sharpe Ratio. Eine Analyse der Performance von Estably zeigt aber, dass diese Risiko adjustierte Performance bisher zumindest unter denen marktbreiter Indices liegt.

    Mit freundlichen Grüßen

    Michael Arold

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