OSKAR Interview

Im Gespräch mit Jens Ohr/ Gründer von OSKAR

Oskar - ein digitales Kapitalanlage Angebot mit spezieller Ausrichtung auf die Vermögensbildung für die eigenen Kinder. Wir haben mit den Gründern von Oskar über deren Motivation zur Gründung von Oskar als auch den Besonderheiten des Kapitalanlage-Angebotes gesprochen. Herausgekommen ist...? Richtig - das Oskar Interview.

21. März 2019 | Oliver S

Ganz klar – das Angebot der Geldanlage für Kinder unter dem Namen “Oskar” hat eingeschlagen. Vor allem in den Medien ist es in aller Munde, denn kaum ein Online-Magazin, das nicht über genau dieses Kapitalanlage-Angebot mit dem charmanten Namen “Oskar” berichtet hat. Ein erster Testbericht ließ natürlich nicht lange auf sich warten. Selbstverständlich haben auch wir uns dieses Angebot genauer angesehen und unsere ersten Eindrücke zur Oskar in einem entsprechenden Artikel veröffentlicht. Schon in diesem Artikel haben wir unsere Absicht angedeutet, uns um ein Interview mit den Schöpfern von “Oskar” zu bemühen. Und überraschenderweise ging es weit schneller als erwartet. Daher präsentieren wir nun stolz das folgende Interview mit den Gründern von Oskar Jens Ohr und Peter Schille, in dem sie ihre Vorstellung der Geldanlage für Kinder namens “Oskar” darlegen. An dieser Stelle wünschen wir Ihnen viel Freude beim Lesen unseres Interviews mit “Oskar”.

Das Interview mit Jens Ohr und Peter Schille, den Gründern von Oskar

1.) Herr Ohr, Herr Schille, vielen Dank für Ihre Bereitschaft zu diesem Interview. Würden Sie uns zunächst in Ihren eigenen Worten skizzieren, was das Angebot von Oskar beinhaltet und in welcher Hinsicht Sie Ihrer Meinung nach eventuell ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber Ihren Mitbewerbern haben?

OSKAR ist kein Robo-Advisor im eigentlichen Sinn, sondern ein einfacher aber intelligenter ETF-Sparplan. Das Produkt ist für Menschen gedacht, die gerne in ETFs investieren möchten, aber die Auswahl dieser und eventuelle Umschichtungen nicht selbst übernehmen möchten. Das bieten natürlich auch Robo-Advisor an. OSKAR hat aber zusätzlich einen Schwerpunkt auf Familien gesetzt und möchte diesen die Geldanlage so einfach und komfortabel wie möglich machen. Ich bin selbst Familienvater und war einfach der Meinung, dass es keine gute Alternative gibt, für die ganze Familie Geld anzusparen. 

Mit OSKAR kann für jedes Familienmitglied ein individueller Sparplan erstellt werden. Diese können dann über nur einen Account eingesehen und verwaltet werden. Außerdem können Verwandte und Freunde wie beispielsweise Opa und Oma ganz einfach mitsparen und direkt per IBAN Geld auf das Verrechnungskonto überweisen.

2.) Apropos Oskar: Wie kommt der Name Ihrer Online-Vermögensverwaltung zustande? Gibt es eine Bedeutung – wenn ja, welche – oder was steckt hinter dem Markennamen?

Wir haben einen Namen gesucht, der freundlich und nicht nach Standard-Bank klingt. Schließlich ist das Produkt auch nicht Standard-Banking, sondern einfach und ohne Fallstricke. Wir sind sehr transparent mit Risiko und Kosten und falls der Kunde möchte, kann er mit zwei Klicks kündigen. 

Auch wollten wir uns von den bisher am Markt bestehenden Robo-Advisors abgrenzen und Abwandlungen der Begriffe Geld oder Investment sowie technische Bezeichnungen vermeiden. Wir wollten mit OSKAR eine Möglichkeit zur Geldanlage für die ganze Familie schaffen und folglich auch einen unseres Erachtens nach familienfreundlichen Namen nutzen.

3.) Als noch sehr junge Online-Vermögensverwaltung hat Oskar naturgemäß bezüglich Performance bzw. Rendite bisher noch keine validen Zahlen. Sie arbeiten stattdessen mit einer Simulation, welche Rendite der Anleger / Sparer in der Vergangenheit auf Grundlage bestimmter Preisentwicklungen diverser ETFs hätte mit der jeweiligen Strategie erzielen können. Simulationen können allerdings bekanntlich deutlich von den Renditen abweichen, die später in der Praxis tatsächlich erzielt werden. Denken Sie, dass es Sinn macht, mit Simulationen zu arbeiten? Sehen Sie ferner keinen Nachteil gegenüber einigen Mitbewerbern, wie zum Beispiel VisualVest, die bezüglich Performance und Rendite mit „eigenen“ Daten argumentieren können?

Zum einen bieten Renditen der Vergangenheit keine Gewähr für die Zukunft. Egal, ob simuliert oder tatsächliche Renditen. Zum anderen sind unsere simulierten Renditen aufgrund des statischen Ansatzes des Produktes tatsächlich mit echten gleichzusetzen. Schließlich investiert OSKAR immer in die gleiche Allokation. Andernfalls würde die BAFIN die Ausweisung einer historischen Simulation auch gar nicht erlauben.

4.) Auf Ihrer Webseite weisen Sie explizit auf die Besonderheiten von Oskar hin. Unter Besonderheiten versteht man im Allgemeinen ein Alleinstellungsmerkmal, das einen Anbieter von seinen Mitbewerbern abgrenzen kann. Sie führen allerdings unter diesen Besonderheiten unter anderem ein globales Investment, Zugriff jederzeit über Apps und Webseite, geringe Kosten und ein automatisches Rebalancing auf. Diese Leistungen bieten jedoch zahlreiche Ihrer Mitbewerber ebenfalls. Wie definieren Sie daher Besonderheiten?

Wie eingangs beschrieben, verstehen wir uns nicht als Robo-Advisor, sondern als einfachen und intelligenten ETF-Sparplan und deshalb beziehen sich die Besonderheiten primär auch auf den Vergleich zu einem regulären ETF-Sparplan. Wenn wir uns mit Robo-Advisors vergleichen, die zum Teil auch Anlagen in ETFs anbieten, sehe ich vor allem einen Punkt, mit dem wir uns abgrenzen. Und zwar unseren Fokus auf Familien. 

Mehrere Depots, quasi für jedes Familienmitglied eines, können in nur einer App verwaltet werden. Zudem wollten wir mit OSKAR möglichst vielen Familien eine Anlage an der Börse zugänglich machen und haben deswegen eine niedrige Sparrate von monatlich 25 Euro oder alternativ ein Mindeststartbetrag von 1.000 Euro festgelegt.

5.) Positiv ist einerseits, dass Umschichtungen innerhalb der ETF-Sparpläne bei Oskar kostenlos sind, was ein Unterschied zu den meisten ETF-Sparplänen außerhalb einer Vermögensverwaltung ist. Auf der anderen Seite sind natürlich bei den meisten Anlegern, insbesondere beim Sparen für Kinder, auch die sonstigen ETF-Sparpläne langfristig ausgerichtet. Daher finden dort meistens wenige oder gar keine Umschichtungen statt. Denken Sie daher, dass die Kostenfreiheit tatsächlich ein wichtiger Faktor ist, auf Grundlage dessen sich Anleger und Sparer für Oskar entscheiden werden?

Ich gehe nicht davon aus, dass die Kosten der einzige Grund sind, warum sich Menschen für eine bestimmte Spar,- beziehungsweise Anlageform entscheiden. Sind wir ehrlich: Wem es rein auf Kosten ankommt, der fährt mit einem reinen ETF-Sparplan kostentechnisch besser. Bei diesem muss sich derjenige, der in ETFs investieren möchte, aber auch tiefergehend mit dem Thema beschäftigen wollen, um die für sich selbst bestmögliche Lösung zu finden. 

Ein starker Faktor, warum sich potenzielle Kunden meiner Meinung nach für uns entscheiden werden, ist, dass bei OSKAR der für viele Kunden kompliziertere Teil der ETF-Auswahl wegfällt. Zusätzlich übernimmt OSKAR auch das Rebalancing, die Steueroptimierung, die Umschichtungen, den Wechsel in günstigere ETFs und viele anderen Dinge. All dies ist sehr transparent gestaltet und optisch ansprechend einsehbar.

6.) Eine der am häufigsten gestellten Fragen (FAQs), die Sie auf Ihrer Webseite stellen und beantworten, lautet: „Wenn ich Oskar kündige, muss ich dann Stornogebühren zahlen?“ Sie antworten darauf, dass bei Oskar im Vergleich zu vielen Versicherungen keine Stornogebühren anfallen. Warum findet an dieser Stelle ein Vergleich mit Versicherungen statt? Ebenso könnten Sie einen Vergleich zu Tagesgeldern, Spareinlagen oder zahlreichen anderen Produkten ziehen, die ebenfalls häufig als Geldanlage bzw. zum Sparen genutzt werden und bei denen ebenfalls keine Stornogebühren anfallen?

Das stimmt, allerdings sind Tagesgelder und Spareinlagen nicht in unserer Vergleichsgruppe. Wir sprechen Menschen an, die Ihr Geld nicht irgendwo parken, sondern längerfristig und renditeoptimiert anlegen möchten. Und da gibt es neben Produkten wie OSKAR und denen unserer Wettbewerber eben auch welche, die hohe Storno-Gebühren haben. Wer selbst Kinder hat und mit denen oder für sie einmal eine Bankfiliale besucht hat, weiß das. 

Denn noch immer werden zum Beispiel teure und unnötige Ausbildungsversicherungen häufig verkauft. Auch ich selbst habe schon schmerzliche Erfahrungen mit teuren und unflexiblen Produkten gemacht. Wenn man also langfristig investiert, sollte man sich über das Thema Kündigung Gedanken machen und mögliche Konsequenzen kennen.

7.) Oskar wirbt unter anderem damit, eine professionelle Vermögensverwaltung anzubieten, und zwar (Zitat:) „Erstaunlich günstig“. Im direkten Vergleich zu Ihren Mitbewerbern sind Sie zwar nicht teuer, aber es gibt durchaus einige preiswertere Anbieter. Worauf bezieht sich demzufolge die Aussage „Erstaunlich günstig“, mit welchen Preisen vergleichen Sie die von Oskar?

Hierauf würde ich gerne mit einem Beispiel antworten: Für einen 25 Euro OSKAR-Sparplan bezahlt der Kunde im ersten Jahr insgesamt eine Gebühr von 1,62 Euro inklusive Mehrwertsteuer, wenn wir mögliche Gewinne oder Verluste außen vor lassen. Hierbei berücksichtigen wir ebenso die ETF-Kosten erst einmal nicht. Für diesen Betrag übernehmen wir die Auswahl der ETFs, alle Umschichtungen und bieten alle weiteren oben beschriebenen Besonderheiten. 

Nutzt ein Kunde hingegen einen gewöhnlichen ETF-Sparplan bei einer Online-Bank, bezahlt er pro Kauf ca. 1,5 Prozent Gebühren und folglich am Jahresende 4,50 Euro, kann aber statt zehn ETFs nur einen besparen und hat auch die weiteren OSKAR-Vorteile nicht. Noch deutlich teurer sind oft die Ausgabeaufschläge bei aktiv gemanagten Investmentfonds oder die Abschlusskosten von Lebensversicherungen. Dass es bei Werbeaktionen wie subventionierten ETF-Sparplänen oder Anlagebeträgen ab 100.000 Euro womöglich günstiger geht, mag sein. 

Aber im Endeffekt muss der Kunde sich mit dem Produkt wohlfühlen. Ob dabei 0,1 Prozent Gebühren mehr oder weniger einen Ausschlag machen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Bei den ETF-Kosten ist OSKAR mit 0,14 Prozent sogar einer der günstigsten Anbieter am Markt.

8.) Zukünftig soll es bei Oskar einen speziellen Zugang für Kinder geben, der ausschließlich „lesend“ ist. Es ist allerdings durchaus diskussionswürdig, ob Kinder im Alter von beispielsweise 10, 12 oder 14 Jahren tatsächlich bereits Interesse daran haben, die Entwicklung ihres Vermögens zu beobachten. Im Kindes- und Jugendlichenalter überwiegen erfahrungsgemäß ganz andere Interessen, als sich mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen. Wie ist Ihre Meinung dazu, denn immerhin führen Sie diese Möglichkeit des „Lesens“ bewusst ein?

Ich denke wir dürften uns darüber einig sein, dass wirtschaftliche Schwerpunkte in Deutschland teils erst viel zu spät gesetzt werden und das Thema Vermögensbildung an der Schule nahezu nicht vorhanden ist. Wir möchten mit dem „lesenden“ Zugang von OSKAR zumindest eine Möglichkeit bieten, Kinder früher für das Thema zu interessieren.

Der lesende Zugriff ist aber natürlich nur eine Option für diejenigen, die ihn nutzen möchten. Wenn wir aber auch nur ein paar wenige Kinder mit diesem an die Themen Geldanlage, Sparen und Vorsorge heranführen oder sogar für diese begeistern können, wäre das unseres Erachtens nach schon ein toller Erfolg.

9.) Abschlussfrage: Wie schätzen Sie die Chancen von Oskar ein, in fünf Jahren eine gute Rolle am Markt der Robo-Advisors zu spielen? Möchten Sie Ihren Schwerpunkt Sparen für Kinder bzw. für Familien weiterhin beibehalten oder ist auch eine etwas andere Orientierung als Anpassung an einen vielleicht anderen Bedarf der Kunden möglich?

Wir glauben an die Idee eines einfachen und transparenten Anlageproduktes wie OSKAR. In OSKAR sind viele Anfragen und Bedürfnisse der rund 3,5 Millionen finanzen.net Nutzer eingeflossen. Trotzdem werden wir OSKAR weiterentwickeln und auf den Bedarf ausgerichtete zusätzliche Funktionen anbieten.

Zu guter Letzt

Herr Ohr, Herr Schille, wir danken Ihnen vielmals für dieses Interview!

Über Jens Ohr und Peter Schille

Jens Ohr und Peter Schille sind  Serien-Gründer einer Vielzahl an Unternehmen. Bereits während des Studiums haben die beiden das erste gemeinsame Unternehmen gegründet, aus dem später das größte deutsche Finanz-Portal finanzen.net hervorging. Zudem sind sie die Gründer eines IT-Dienstleisters für Banken als auch die Initiatoren und Gründer des letzten Projektes, dem ETF Sparplan Anbieter Oskar. Beide sind verheiratete Familien- Väter und leben im Umkreis von Karlsruhe.   

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Oliver S.

Oliver ist der Journalist im Team. Ausgebildeter Banker (Hypo Vereinsbank), hat hohes Maß an spezifischem Finanzwissen und ist einer der bekanntesten Schreiberlinge in der Finanz-Szene. Oliver hat so unter anderem auch für die Huffington Post geschrieben. Zudem war er auch als Redakteur für FTD.de (ex Financial Times Deutschland) tätig. Also eine echte Bereicherung für das Team. Kümmert sich hier um alles, was mit dem Thema Finanzwissen, Interviews und News zu tun hat. Oliver ist verheiratet, hat Kinder und lebt in Nordrhein-Westfalen.
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