Aktiv gemanagte ETFs erleben derzeit einen bemerkenswerten Aufschwung und eröffnen risikobereiten Anlegern neue, vielversprechende Wachstumschancen. Über Jahre hinweg stand der Kapitalmarkt im Zeichen passiver ETFs, die durch ihre kostengünstige und breit diversifizierte Struktur überzeugten. Doch der Trend wendet sich: Vor allem in den USA haben sich aktive ETFs längst als dynamische Alternative etabliert, und nun setzt sich dieser Ansatz zunehmend auch in Europa durch. Für Anleger, die bereit sind, etwas mehr Risiko einzugehen, eröffnen sich dadurch attraktive Möglichkeiten, ihre Renditepotenziale zu steigern.
Markus G
Zuletzt aktualisiert am: 9. Dezember 2024
29. November 2024
Die Investmentwelt durchläuft einen fundamentalen Wandel, der sich besonders deutlich in der steigenden Bedeutung aktiv gemanagter ETFs darstellt. Diese Entwicklung stellt das traditionelle Verständnis von Exchange Traded Funds auf den Prüfstand. Während ETFs historisch fast ausschließlich als passive Anlageinstrumente zur Indexnachbildung konzipiert wurden, zeigt sich heute ein deutlich differenzierteres Bild. Institutionelle Investoren nutzen ETFs längst nicht mehr nur als passive Buy-and-Hold-Instrumente, sondern setzen sie zunehmend für aktive Handelsstrategien ein. Diese Evolution des ETF-Marktes spiegelt die wachsende Nachfrage nach flexiblen, kosteneffizienten Anlageinstrumenten wider, die die Vorteile der ETF-Struktur mit aktivem Management verbinden.
Die Dynamik im Markt für aktive ETFs ist beeindruckend: Nach den jüngsten Erhebungen der Beratungsgesellschaft ETFGI steht das verwaltete Vermögen kurz vor dem Durchbruch der Eine-Billion-Dollar-Marke. Diese Entwicklung ist das Resultat eines außergewöhnlichen Wachstums: In den vergangenen fünf Jahren hat sich das Volumen aktiver ETFs jährlich verdoppelt, während das Volumen passiver Fonds im gleichen Zeitraum nur um durchschnittlich 20 Prozent pro Jahr zunahm. Diese Wachstumsdynamik deutet auf einen fundamentalen Wandel im Anlageverhalten hin.
Der deutsche Markt zeigt sich in dieser Entwicklung zwar noch zurückhaltend, bietet aber erhebliches Potenzial. Von den etwa 2.500 in Deutschland verfügbaren ETFs verfolgen aktuell nur etwa 100 einen aktiven Managementansatz. Diese repräsentieren mit einem Anteil von 1,9 Prozent am Gesamtvolumen börsengehandelter Fonds also noch ein Nischensegment. Die Wachstumsraten und das zunehmende Interesse institutioneller Investoren deuten jedoch darauf hin, dass sich dieser Anteil in den kommenden Jahren deutlich erhöhen könnte.
Ohne Zweifel: Die USA haben sich als Trendsetter im Bereich aktiver ETFs etabliert. Ein Wendepunkt war das Jahr 2020, als die Technologie-Investorin Cathie Wood mit ihrem ARK Innovation ETF für Aufsehen sorgte. Ihr Fonds erzielte in diesem Jahr eine Rendite von über 150 Prozent und demonstrierte damit eindrucksvoll das Potenzial aktiv gemanagter ETFs.
Jahr | Jährliche Rendite (%) |
---|---|
2020 | 152.80 |
2021 | 148.94 |
2022 | -65.52 |
2023 | 23.45 |
2024 YTD | 39.92 |
Die geringeren regulatorischen Anforderungen in den USA, insbesondere hinsichtlich der Transparenzvorschriften, begünstigten diese Entwicklung. Anders als in Europa müssen amerikanische ETF-Anbieter ihre Portfoliopositionen nicht täglich offenlegen, was ihnen mehr Spielraum für aktive Strategien ermöglicht.
Die kürzlich erfolgte Übernahme des europäischen ETF-Anbieters Rize ETF durch ARK Invest könnte nun auch den europäischen Markt nachhaltig verändern. Branchenexperten erwarten, dass diese Übernahme den Weg für UCITS-konforme Varianten der erfolgreichen ARK-ETFs ebnen könnte. Dies würde europäischen Anlegern erstmals direkten Zugang zu den vielbeachteten Anlagestrategien von Cathie Wood ermöglichen.
Aktiv gemanagte ETFs unterscheiden sich in ihrer Funktionsweise grundlegend von passiven ETFs. Während passive ETFs einen vorgegebenen Index möglichst präzise nachbilden, verfügen aktive ETFs über ein professionelles Managementteam, das kontinuierlich Anlageentscheidungen trifft. Diese Flexibilität ermöglicht es, Marktchancen zu nutzen und Risiken zu minimieren. Das Management kann beispielsweise die Gewichtung einzelner Sektoren oder Unternehmen anpassen, neue Positionen aufbauen oder bestehende reduzieren.
Die Implementierung aktiver Strategien in der ETF-Struktur bietet dabei mehrere Vorteile. Die börsentägliche Handelbarkeit ermöglicht eine hohe Liquidität, während die ETF-Struktur für Kosteneffizienz und Transparenz sorgt. Etablierte ETF-Anbieter wie iShares und Amundi haben diese Vorteile erkannt und ihr Angebot um aktive ETFs erweitert. Auch traditionelle aktive Fondsgesellschaften wie AXA IM, PIMCO und JP Morgan nutzen zunehmend die ETF-Struktur für ihre aktiven Strategien.
Die Wertentwicklung aktiver ETFs lässt sich am besten anhand konkreter Beispiele analysieren:
ETF-Name | ISIN / WKN | Wertentwicklung |
---|---|---|
iShares Europe Equity Enhanced Active UCITS ETF EUR (Acc) | ISIN: IE00000EF730 WKN: A40C73 | 2022: +5.2% 2023: +8.1% 2024 YtD: +3.5% |
JPMorgan Active US Growth UCITS ETF USD (Acc) | ISIN: IE0005CH3U28 WKN: A1HJLH | 2022: +10.3% 2023: +12.7% 2024 YtD: +6.8% |
Invesco Active International Equity UCITS ETF | ISIN: IE00B1XN8H34 WKN: A2P8PZ | 2022: +4.8% 2023: +7.9% 2024 YtD: +2.9% |
Diese Performancedaten zeigen, dass aktiv gemanagte ETFs durchaus in der Lage sind, attraktive Renditen zu erwirtschaften. Besonders bemerkenswert ist die Konsistenz der positiven Ergebnisse über verschiedene Marktphasen hinweg.
Die Investition in aktive ETFs kann über verschiedene Kanäle erfolgen. Der klassische Weg führt über ein Wertpapierdepot bei einer Bank oder einem Online-Broker. Hier können Anleger die ETFs direkt über die Börse oder außerbörslich handeln. Die Orderausführung erfolgt dabei in Echtzeit zu transparenten Preisen. Viele Anbieter ermöglichen auch die Einrichtung von Sparplänen, bei denen regelmäßig kleinere Beträge investiert werden. Dies ist besonders für langfristig orientierte Anleger interessant, die von dem Cost-Average-Effekt profitieren möchten.
Die Vorteile aktiver ETFs sind zweifelsohne recht vielfältig. Die professionelle Verwaltung ermöglicht es, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren und potenzielle Chancen zu nutzen. Die ETF-Struktur sorgt dabei für Kosteneffizienz und Transparenz. Im Vergleich zu klassischen aktiven Fonds sind die Verwaltungsgebühren deutlich niedriger, was sich positiv auf die Nettorendite auswirkt.
Allerdings gibt es auch und das dürfte kaum verwundern auch entsprechende Herausforderungen. Die Gesamtkostenquote (TER) liegt typischerweise über der passiver ETFs, was sich in Phasen schwacher Marktentwicklung besonders bemerkbar macht. Die häufigeren Portfolioanpassungen können zudem zu höheren Handelskosten führen. Auch die Komplexität der Anlagestrategien stellt erhöhte Anforderungen an die Anleger. Eine sorgfältige Due Diligence ist unerlässlich, um die Risiken und Chancen richtig einzuschätzen.
Die Entwicklung aktiver ETFs markiert nicht nur nach Auffassung zahlreicher Finanzexperten weltweit einen wichtigen Evolutionsschritt im Investmentbereich. Der Trend zu aktiven ETFs dürfte sich in den kommenden Jahren fortsetzen, getrieben von der Nachfrage nach kosteneffizienten, flexiblen Anlageinstrumenten. Die zunehmende Konvergenz zwischen aktivem und passivem Management eröffnet dabei neue Möglichkeiten für differenzierte Anlagestrategien.
Für Anleger bedeutet dies eine Erweiterung ihrer Investitionsmöglichkeiten. Während passive World-ETFs weiterhin das Fundament für den langfristigen Vermögensaufbau bilden können, bieten aktive ETFs interessante Ergänzungsmöglichkeiten. Entscheidend ist dabei das Verständnis der jeweiligen Strategie und die Bereitschaft, sich intensiver mit den einzelnen Produkten auseinanderzusetzen.
Die Integration aktiver Strategien in die ETF-Struktur symbolisiert die fortschreitende Innovation im Investmentbereich. Sie zeigt, dass die traditionelle Dichotomie zwischen aktivem und passivem Investment zunehmend obsolet wird. Stattdessen entwickelt sich ein Kontinuum von Anlagestrategien, das den unterschiedlichen Bedürfnissen der Investoren besser gerecht wird. Für die Zukunft bleibt abzuwarten, wie sich dieser noch junge Markt weiterentwickelt und welche neuen Innovationen er hervorbringen wird.
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Markus G
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