growney - das FinTech-Unternehmen ist ein Anbieter der ersten Stunde im deutschen Robo-Advisor Markt. Das Kapitalanlage-Angebot lockt vor allem mit günstigen Einstiegsmöglichkeiten und einem hohen Maß an Transparenz. Was der Robo-Advisor dem interessierten Anleger sonst noch zu bieten hat, erläutert uns neben der Beantwortung weiterer Fragen Gründer und CEO Gerald Klein in unserem growney Interview.
16. Februar 2022 Oliver S.
Der Roboadvisor Anbieter growney gilt als einer der Pioniere und Wegbereiter für digitale Kapitalanlage-Angebote in Deutschland. Und seit dem Start des Angebotes im Jahr 2017 und unserem ersten Interview mit dem Gründer des Robo-Advisors Gerald Klein hat sich so Einiges getan. Nicht nur, dass das Investment-Angebot um Themen wie Altersvorsorge, nachhaltige Anlagestrategien, Private Banking etc. erweitert wurde, auch die geplante Übernahme durch die Hamburger Lloyd Fonds AG hat zuletzt für Aufmerksamkeit gesorgt. Grund genug, abermals Herrn Klein um ein Interview zu bitten. Das Resultat? Ein neuerliches growney Interview mit Gerald Klein, dem Gründer und aktuellen CEO des Robo-Advisor Anbieters.
1.) Herr Klein, seit unserem ersten Interview im Jahr 2017 ist Einiges an Zeit ins Land gegangen. Womit sich für uns die grundsätzliche Frage stellt inwieweit sie mit der Entwicklung ihres Unternehmens zufrieden sind? Konnten sie die damals gesteckten Ziele erreichen? Beispielsweise bei Kundenanzahl und den sogenannten Assets under Management?
growney konnte sich in den vergangenen Jahren hervorragend entwickeln und ist zu einer festen Größe am Markt geworden. Im Jahr (2021) konnten wir beispielsweise die Assets under Management mehr als verdreifachen und wurden in sehr vielen Tests ausgezeichnet, u.a. wurden wir als einziger Robo-Advisor von der Stiftung Warentest mit der Note “Sehr gut” bewertet. Also: Wir sind mit der Entwicklung absolut zufrieden.
2.) Womit wir direkt zu einer Frage kommen, die uns besonders beschäftigt: Die angekündigte Übernahme von growney durch die Lloyd AG und der „Integration“ unter dem Dach von LAIC, der Online-Vermögensverwaltung der Lloyd AG. Wie kam es zu dem Entschluss, an die Lloyd AG zu „verkaufen“? Welche Vorteile versprechen sie sich davon und was ändert sich dadurch für die Anleger?
Für die Anleger ändert sich dadurch nichts, growney bleibt als eigene Marke mit seinem leistungsfähigen Produktangebot bestehen. Die Partnerschaft mit der Lloyd Fonds AG passt für uns sehr gut. Die Beteiligung ermöglicht uns schon in nächster Zeit spannende neue Projekte mit großen Kooperationspartnern zu realisieren.
Uns war dabei extrem wichtig, dass uns mit der Lloyd Fonds AG ein bankenunabhängiges und innovatives Finanzhaus zur Seite steht, das uns bei den weiteren starken Wachstumsschritten unterstützt. Beide Seiten werden hier von einem gegenseitigen Know-How-Transfer profitieren.
3.) Schaut man sich die „Philosophien“ von growney und LAIC an, so darf man sich fragen, wie das Ganze überhaupt zusammenpassen kann. Sie persönlich gelten als strenger Verfechter von ETFs, wo hingegen LAIC einen klaren Focus auf aktiv gemanagte Fonds und ein eher geringeres Augenmerk auf ETFs legt. Wer profitiert hier von wem? Oder wird auch unter dem LAIC Dach jeder beim Thema Anlageinstrumente seinen bis dato eingeschlagenen „Weg“ beibehalten?
growney und LAIC bilden als zwei ganz unterschiedlich ausgerichtete Marken das Geschäftsfeld LLOYD DIGITAL. Sie ergänzen sich ideal und sprechen mit den unterschiedlichen Philosophien und Strategien ganz unterschiedliche Kundengruppen an –das wird ganz sicher so bleiben.
Die große Gemeinsamkeit ist ein klar nutzerzentriertes Angebot, das heißt jeder Anleger findet hier die Anlagestrategie, die genau zu seinen Wünschen, seiner Risikobereitschaft und seinen Zielen passt.
Treiber der Partnerschaft sind außerdem die Nutzung von Skaleneffekten, die Entwicklung von verwendbaren IT-Lösungen, der Wissensaustausch und die gemeinsame Nutzung von Vertriebswegen.
4.) Mit einem Blick auf den hiesigen Robo-Advisor Markt: Mittlerweile tummeln sich mehr als 50 Anbieter am deutschen Markt und weitere Markteintritte unter anderem von Vanguard & UBS sind mehr oder weniger „angekündigt“. Verträgt der deutsche Markt aus ihrer Sicht noch weitere Anbieter? Zumal sich die Angebote immer seltener voneinander unterscheiden – Stichwort: White Label Robos, wie sie beispielsweise von Ihnen als growney Tech, VisualVest, ELINVAR als auch Investify Tech angeboten werden?
Wir halten das für eine sehr gute Entwicklung. Denn: Die hohe Anzahl der Robo-Advisor ist ja vor allem ein Indiz für die Disruption im Bankensektor. Viele Menschen entdecken, dass sie ihr Geld eben nicht dort am besten anlegen, wo sie auch das eigene Girokonto oder einen Bausparvertrag haben.
Hier sehen wir auch noch ein riesiges Potenzial – für uns als growney genauso wie für alle anderen Robo-Advisor: Auf Sparbüchern und Tagesgeldkonten liegt ja immer noch ein Milliardenbetrag – trotz Null- bzw. Negativzins. Und das wird sich ändern.
5.) Kommen wir zu einem etwas anderen Thema: Mit den grow green Strategien bieten sie Anlegern die Möglichkeit nachhaltig zu investieren. Umgesetzt werden diese Strategien mittels ETF. Doch zeigt sich, dass zahlreiche ETFs trotz ESG Label etc. bei genauerer und strengerer Betrachtung eigentlich nicht als nachhaltig gelten sollten – Stichwort „Greenwashing“. Wie argumentieren sie gegenüber einem Anleger, der sie mit der Aussage konfrontiert, dass ETFs im Grunde nicht nachhaltig sein können?
Von zentraler Bedeutung bei nachhaltigen Geldanlagen ist doch, was mit dem Geld passiert – wo wird investiert und wo nicht. Für growgreen haben wir nachvollziehbare Ausschlusskriterien definiert, die wir ganz transparent aufzeigen. Zusätzlich werden bei uns nur Unternehmen berücksichtigt, die das höchste ESG-Rating in ihrer Branche haben.
Das hat eine weltweite Steuerungswirkung, die Wissenschaftler der Universität Augsburg am Beispiel von CO2-Emissionen nachgewiesen haben: Weil Fonds Unternehmen mit hohen Emissionen nicht mehr berücksichtigten, ergab sich erst ein Kursverlust und dann ein Handlungsdruck – die Unternehmen reduzierten ihre CO2-Emissionen deutlich. Anleger können also sehr wohl etwas bewirken.
6.) Und in diesem Zusammenhang auch gleich die Frage dahingehend, was sie von dem Vorstoß der EU-Kommission halten, Atomkraft und Erdgas als nachhaltig klassifizieren zu wollen? Wie werden sie als Anbieter nachhaltiger Anlage-Strategien hierauf reagieren, falls sich dieser Vorschlag durchsetzt? Würden sie hier Anpassungen bei den Anlagestrategien vornehmen? Also ETFs aufnehmen, in denen beispielsweise Unternehmen wie der „Atom“ Versorger ENDESA zu einem hohen Prozentsatz vertreten ist?
Ganz ehrlich: Wir finden bei der Debatte um EU-Taxonomie-Kriterien wenig nachvollziehbar, warum beispielsweise Atomkraft mit Nachhaltigkeit vereinbar sein sollte. Wir bei growney haben ganz klar festgelegt, welche Branchen in unseren Nachhaltigkeitsportfolios keine Berücksichtigung finden – Atomkraft gehört für uns genauso wenig in ein nachhaltiges Portfolio wie Waffenproduktion, Alkohol, Tabak, Kohle, Pornografie, Glücksspiel oder Gentechnik.
Das werden wir ganz sicher nicht ändern, sondern stattdessen weiterhin transparent aufzeigen, welche Ausschlusskriterien bei uns gelten – und dass wir uns darin von den EU-Taxonomie-Kriterien unterscheiden.
7.) Themenwechsel: Es zeigt sich, dass Testberichte und daraus resultierende, positive Bewertungen aus Sicht der Robo-Advisor Anbieter einen erheblichen Wert beim Thema Kundengewinnung zu spielen scheinen. Kaum ein Anbieter, der nicht auf seiner Webseite mit irgendwelchen Auszeichnungen wirbt. Doch als Anleger darf man sich bei so manch einem Test schon fragen, wie objektiv und praxisnah ein solcher Test durchgeführt wurde. Beispielsweise dann, wenn in der Bewertung das Thema Rendite völlig ausgeklammert wurde – ein Kriterium, dass für zahleiche Anleger neben den Kosten jedoch oftmals erstes Entscheidungskriterium ist. Wie stehen sie als Robo-Advisor Anbieter zum Thema Testberichte? Was sind aus ihrer Sicht relevante Kriterien für Anleger, auf die sie bei der Auswahl eines Robo-Advisors achten sollten?
Wenn growney als Robo-Advisor getestet werden, steht uns ja ehrlicherweise kein Urteil über die angewendeten Kriterien zu. Vermutlich liegt es in der Natur der Sache, dass Verbraucherorganisationen wie die Stiftung Warentest oder Finanztip mehr Wert auf Transparenz, Sicherheit und Kosten achten, in Tests der Wirtschaftswoche, der Euro am Sonntag oder von Capital eher die erzielte Rendite im Vordergrund steht und Chip oder Stern dagegen ihren Fokus auf Servicequalität, Beratung und Kundenerfahrungen legen. Die Tests sind da sicher so unterschiedlich wie die Kunden es ebenfalls sind.
Für uns ist wichtig, dass wir in allen Punkten und Kriterien unseren Kunden ein sehr gutes Angebot unterbreiten: bei Service, Transparenz, Informationsangebot, Anlagestrategie, Kosten und Performance gleichermaßen. So haben wir im Jahr 2021 insgesamt 17 Auszeichnungen bekommen – u.a. mit Top-Bewertungen von Stiftung Warentest, Capital, Euro am Sonntag, Wirtschaftswoche, Stern, Chip und ntv.
8.) Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Worin sehen sie für ihr Unternehmen als auch ihre Mitbewerber in den nächsten 3 Jahren die größten Herausforderungen im deutschen Markt? Was muss aus ihrer Sicht ein Anbieter anbieten, um dauerhaft bestehen beziehungsweise profitabel arbeiten zu können?
Zentrale Frage dabei ist, wie stark es gelingen wird, Bankkunden zu mobilisieren, die bislang auf Sparformen ohne nennenswerte Rendite oder teure Finanzprodukte setzen.
Im Moment wächst der Markt rasant und daher wird es bestimmt vielen Robo Advisorn mit einer niedrigen Kostenstruktur gelingen, auf der Erfolgsspur zu bleiben. Langfristig wird es mit dem zunehmenden Aufklärungsgrad der Kunden darauf ankommen, dass der Produktkern und das Renditeversprechen schlüssig und nachhaltig sind.
Einen weiteren Trend sehe ich in der Ergänzung durch komplementäre Produkte, die den Komfort des Kunden steigern. growney ist hier mit einer dauerhaft attraktiven Rendite und vielen Ideen, von denen wir zeitnah einige unseren Kunden vorstellen, sehr gut positioniert. Also werden wir auch in drei Jahren mit der Marke growney zu den größten Robo-Advisorn in Deutschland gehören.
9.) Womit wir auch zu der Frage kommen, warum sich deutsche Anleger eigentlich immer noch so schwer damit tut, generell die Chancen des Aktienmarktes zu nutzen als auch mit dem Thema Robo-Advisor nicht allzu viel anfangen zu können. Auch wenn sich die Position der Anleger zum Thema Robo-Advisor in den letzten 2 Jahren durchaus „verbessert“ hat, so hängt man doch als Branche den Prognosen aus den Anfangsjahren hinterher. Woran liegt das Ihrer Meinung? Was macht die Branche, provokativ gefragt, falsch?
Wir sind absolut auf dem richtigen Weg. Unsere Daten zeigen, dass wir mit growney ein extrem breites Kundenspektrum ansprechen: von 18 bis 95 Jahren, vom Azubi bis zum Zahnarzt, von Börsenneuling bis zu Leuten mit mehr als 10 Jahren Investmenterfahrung, das Depotvolumen reicht von zwei- bis siebenstellig. Das Angebot einer digitalen Vermögensverwaltung wie growney zu nutzen, wird in Deutschland immer normaler – das sehen wir ganz klar als positive Entwicklung. Dabei sollte die Lebensrealität der Kunden im Mittelpunkt stehen.
Beispiel: Manche Kunden interessieren sich vielleicht gar nicht für das Thema Börseninvestment, ärgern sich aber darüber, dass ihre Mietkaution durch Minizinsen und Inflation an Kaufkraft verliert. Hier haben wir mit dem Mietkautionsdepot ein besonderes Angebot für diese Kundengruppe geschaffen. Auch ein Firmendepot als Alternative zu Strafzinsen bei der Bank ist ein solches Angebot. Genauso wie bei unseren Private Banking Kunden steht hier ein fester persönlicher Ansprechpartner mit direkter Durchwahl zur Verfügung.
Es gilt also: Wir müssen einfache Antworten für die konkreten Probleme der Menschen schaffen – dann wird sich etwas verändern. Wir von growney werden genau das tun!
10.) Zu guter Letzt und wie immer an dieser Stelle, die Frage dahingehend, was sie schon immer einmal über den hiesigen Robo-Advisor Markt beziehungsweise die deutscher Anleger-Mentalität loswerden wollten, aber noch nie dahingehend gefragt wurden?
Dazu gibt es nur eines zu sagen: Wer nicht investiert, verliert. Garantiert!
Herr Klein, vielen Dank für das sehr interessante und aufschlussreiche Interview!
Gerald Klein kann auf mehr als 25 Jahre Erfahrung im Kapitalmarktgeschäft zurückblicken – unter anderem in 9 Jahren als verantwortlicher Leiter des Wertpapierhandel und des Asset Management Research der Berliner Landesbank und Kopf eines 85-köpfigen Expertenteams, welches federführend bei der Entwicklung neuer Finanzprodukte der LBB war.
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Zuletzt aktualisiert am 16. September 2022 by Redaktion