growney – das FinTech-Unternehmen ist ein Anbieter der ersten Stunde im deutschen Robo-Advisor Markt. Was der Robo-Advisor zu bieten hat, erläutert uns Geschäftsführer Thimm Blickensdorf in unserem growney Interview.
.27.10.2025 - M.Gildemeister
Interview mit Thimm Blickensdorf, Geschäftsführer von growney
growney, gegründet 2014, ist ein deutscher Robo-Advisor und gehört zu den Anbietern der ersten Stunde im deutschen Markt für digitale Vermögensverwaltung. Das Unternehmen, an dem die LAIQON AG zu 75% beteiligt ist, hat sich durch automatisierte Steueroptimierung, niedrige Einstiegshürden und ein hohes Maß an Transparenz einen Namen gemacht. Mit einer konsequenten passiven ETF-Strategie und globaler Diversifikation richtet sich growney sowohl an Einsteiger als auch an erfahrene Anleger.
Besonders hervorzuheben ist das 2025 eingeführte Produkt growLife – eine steueroptimierte Vermögensverwaltung mit Versicherungsmantel, die ETF-basierte Geldanlage mit attraktiven Steuervorteilen für die Altersvorsorge kombiniert. Durch die Kombination aus Kapitalertragsteuerfreiheit während der Ansparphase und voller Flexibilität bei Anpassungen oder Auszahlungen bietet growney eine interessante Alternative zu klassischen Sparformen.
Das Unternehmen verfolgt eine Multi-Channel-Strategie über B2C-Direktgeschäft, B2B-Kooperationen und White-Label-Lösungen für Partner. Mit einer Kundenzahl im mittleren fünfstelligen Bereich setzt growney auf organisches Wachstum und kontinuierliche Produktinnovation statt auf kostspielige Werbekampagnen. Der Fokus liegt dabei klar auf der Weiterentwicklung der Plattform und der Optimierung der Anlageleistung für die Kunden.
Thimm Blickensdorf ist Diplom-Betriebswirt und seit 2020 Geschäftsführer bei growney. Er bringt mehr als 15 Jahre Erfahrung aus den Bereichen Vermögensmanagement, Vertrieb und Bankenwelt mit.
Bei der Weberbank war er drei Jahre lang als stellvertretender Direktor für die Betreuung von großen Spezialfondsmandaten und Stiftungen zuständig. Zudem betreute er große institutionelle Kunden wie Versicherungen und Versorgungswerke unter anderem für die Société Générale, Deka Bank und die Landesbank Berlin.
Seine umfassende Expertise in der klassischen Finanzwelt verbindet er bei growney mit der Mission, moderne, transparente und bequeme Geldanlage-Lösungen für Privatkunden zu schaffen. Dabei liegt sein Fokus auf systematischem Wachstum und kontinuierlicher Innovation im Bereich der digitalen Vermögensverwaltung.
growney positioniert sich stark über automatisierte Steueroptimierung und Tax-Loss-Harvesting. Wie groß ist der messbare Mehrwert für Kunden durch diese Features, und rechtfertigt das die höheren Kosten gegenüber einfachen ETF-Sparplänen?
Am besten schaut sich das jeder einmal selbst an: Den Effekt von Steuervorteilen rechnen wir direkt und transparent für den Einzelfall aus. Tatsächlich kann das zehntausende Euro mehr Vermögen bedeuten. Mit growLife, einer flexiblen und steueroptimierten Variante der Vermögensverwaltung, haben wir bei growney einen echten Mehrwert für Anleger geschaffen.
Mit growLife haben Sie 2025 ein Altersvorsorge-Produkt mit ETFs und Steuervorteilen gelauncht. Wie differenziert sich growLife von klassischen ETF-Sparplänen, und warum sollten Kunden den Versicherungsmantel wählen, obwohl er zusätzliche Komplexität mit sich bringt?
Ganz einfach: Wer ohnehin mittel- oder langfristig für Vermögensaufbau oder Altersabsicherung plant, erhält hier zusätzliche Vorteile. Es ist keine Kapitalertragsteuer bis zur Auszahlung fällig, das ermöglicht einen stärkeren Zinseszinseffekt. Außerdem kann der Freibetrag für Kapitalerträge so an anderer Stelle eingesetzt werden.
growney-Anleger bleiben trotzdem komplett flexibel: Ein Sparplan lässt sich kostenlos anpassen oder aussetzen, ebenso sind Teilauszahlungen oder die Kündigung kostenlos. Das ist einfach eine gute Lösung für Anleger mit attraktiven Renditevorteilen gegenüber einer klassischen Vermögensverwaltung – wenn die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.
growney setzt konsequent auf passive ETF-Strategien mit globaler Diversifikation. Warum haben Sie sich bewusst gegen aktive Anlagestrategien oder Faktor-Investing entschieden, obwohl viele Mitbewerber diese Ansätze verfolgen?
Bislang konnten Fondsmanager mit aktiven Strategien nicht belegen, dass sie eine Outperformance erreichen. Das Gegenteil ist der Fall: Regelmäßig zeigen Untersuchungen, dass Fondsmanager schlechtere Ergebnisse erreichen als der Vergleichsindex. Das kann nicht unser Anspruch sein.
Eine aktive Anlagestrategie ist nur dann sinnvoll, wenn sie besser abschneidet als der Markt. Sobald wir hierzu Möglichkeiten mit nachgewiesenem Erfolg sehen, werden wir diese auch anbieten.
Sie bieten 10 verschiedene Anlagestrategien mit 5 Risikostufen an. Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Portfolios trotz der Standardisierung individuell genug sind, um den unterschiedlichen Kundenbedürfnissen gerecht zu werden?
Die optimale growney-Strategie für Kunden wird anhand ganz konkreter Fragen ermittelt. Dadurch ist die Individualität der Empfehlung sichergestellt. Darüber hinaus gibt es weitere Möglichkeiten für unsere Kunden: Unterschiedliche Strategien lassen sich beliebig kombinieren, zum Beispiel eine Strategie mit 70% Aktienanteil und eine mit 100% Aktienanteil. Dadurch entstehen growney-Kunden keinerlei zusätzliche Kosten.
growCash als Alternative zu klassischen Tagesgeldkonten investiert in kurzlaufende Anleihen-ETFs. Wie balancieren Sie hier das Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Rendite, gerade bei steigenden Zinsen?
Die Anlagestrategie growCash hat sich aus unserer Sicht absolut bewährt. Sie bietet eine Tagesgeld-Alternative mit starker Rendite bei gleichzeitiger Flexibilität. Durch die Mischung von Geldmarkt und kurzen Anleihen haben wir hier ein sehr stabiles Portfolio mit guter Rendite.
Bei Kunden, die keine Lust haben, von Aktionsangebot zu Aktionsangebot zu springen, ist das eine beliebte Alternative. Auch für Firmen, die sonst eher schlechte Tagesgeldangebote bekommen oder für größere Vermögen, weil hier keine Beschränkung durch die Einlagensicherung besteht, sondern die gesamte Geldanlage als Sondervermögen geschützt ist.
Die LAIQON AG hält 75% der Anteile an growney. Wie gewährleisten Sie die operative Unabhängigkeit von growney, insbesondere bei Investmententscheidungen und der Produktentwicklung?
Da sind wir ganz klar: Die Investment-Entscheidungen werden bei uns getroffen. Im Anlageausschuss von growney finden sich keine Vertreter von LAIQON. Dafür haben aber externe Wissenschaftler und Experten ihren Platz. Das ist eine bewusste Entscheidung. Als Vermögensverwalter sind wir allein unseren Kunden verpflichtet.
growney nutzt ausschließlich ETFs, die mindestens 85% des jeweiligen Aktienmarkts abbilden. Nach welchen konkreten Kriterien wählen Sie die ETFs aus – spielen Faktoren wie Tracking Error, Liquidität oder TER eine Rolle, und wie oft überprüfen Sie diese Auswahlkriterien?
Zunächst einmal ist wichtig: Wir bei growney nehmen den Kunden die komplette Zusammenstellung des Portfolios, die ETF-Auswahl, die ständige Überprüfung und das Rebalancing ab. Bei der ETF-Auswahl geht es vor allem um Sicherheit, möglichst geringe Kosten und eine gute Rendite für die Geldanlage.
Zu unserer Leistung gehört auch die ständige Marktbeobachtung: also die Überprüfung, ob es bessere oder günstigere ETFs gibt. Falls ja, wird das automatisch ausgetauscht, ohne dass unsere Kunden selbst aktiv werden müssen.
Der deutsche Roboadvisor-Markt ist stark konzentriert: Scalable Capital verwaltet 4,5 Milliarden Euro, LIQID 3 Milliarden, quirion 2,6 Milliarden. Können Sie konkrete Zahlen zu growney’s verwaltetem Vermögen und Kundenzahl nennen, und wie planen Sie, in dieser Top-Liga mitzuspielen?
Die erste Milliarde ist ja immer die schwerste. Aber wir arbeiten jeden Tag daran, systematisch und organisch weiter zu wachsen – unsere Kundenzahl ist aktuell im mittleren fünfstelligen Bereich. Dabei können und wollen wir uns gar nicht mit Anbietern messen, die zweistellige Millionenbeträge für Werbekampagnen ausgeben.
Stattdessen investieren wir in die Weiterentwicklung und Optimierung unserer Produkte und der gesamten Plattform. Als mittelständischer Anbieter ist growney da eher bodenständig. Mit weiteren Innovationen wollen wir unsere Marktposition in jedem Fall festigen und ausbauen.
growney verfolgt eine Multi-Channel-Strategie mit B2B, B2B2C für Maklerpools und B2C-Geschäft. Welchen Anteil macht das White-Label-Geschäft mittlerweile an Ihrem Gesamtumsatz aus, und wie unterscheiden sich die Margen zwischen den verschiedenen Vertriebskanälen?
Das Positive an der Multi-Channel-Strategie ist ja, dass die verschiedenen Vertriebswege nicht in Konkurrenz zueinander stehen, sondern sich optimal ergänzen. Für die Margen bedeutet das übrigens keine großen Unterschiede.
Der Fokus von growney liegt derzeit eher auf dem B2C-Geschäft, aber mit der digitalen ETF-Rentenversicherung stellen wir fest, wie groß das Potenzial für den Transfer unseres technologischen Know-hows ist. Da ist sicher noch viel mehr möglich.
Traditionelle Banken und Fintechs drängen verstärkt in den Roboadvisor-Bereich. Gleichzeitig steigen die regulatorischen Anforderungen. Welche Herausforderungen sehen Sie für mittelständische Anbieter wie growney, und wie bereiten Sie sich darauf vor?
Wir sehen darin ganz klar eine Bestätigung. Es ist ja ein gutes Zeichen, wenn Banken und Sparkassen sehen, dass ihre traditionellen Geschäftsmodelle durch moderne Geldanlage-Plattformen wie growney ersetzt werden können.
Die wesentliche Frage für uns ist dabei, wie die Komplexität der Geldanlage-Möglichkeiten für Kunden einfach und übersichtlich dargestellt werden kann. Unsere Kunden erwarten von growney bequeme und transparente Lösungen – genau das ist unsere Mission und Herausforderung.
Was wollten Sie schon immer über den deutschen Roboadvisor Markt „loswerden”, sind aber noch nie mit einer entsprechenden Frage „konfrontiert” worden?
Persönlich denke ich, dass wir als Branche schon stolz auf das bislang Erreichte sein können. Geldanlage heißt heute nicht mehr, dass man zum Bank- oder Sparkassen-Berater geht. Das ist ein großer Erfolg. Aber wir haben hier noch viel Potenzial, den Markt weiter aufzumischen. Wir bei growney wollen das systematisch und mit innovativen Angeboten angehen.
Herr Blickensdorf, wir danken Ihnen sehr für das sehr interessante und aufschlussreiche Interview!
Interview geführt im Rahmen der Serie „10 Fragen an…” zur digitalen Vermögensverwaltung in Deutschland. Alle Angaben entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt des Interviews und ohne Gewähr.
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Zuletzt aktualisiert am 27. Oktober 2025 by Redaktion