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Seit Beginn des Jahres 2020 geistert der Begriff „Stakeholder Capitalism“ durch die Finanzwelt. Ungleich konkreter wurde seine Gewichtung im Zuge der Corona-Krise. Das Konzept, initiiert vom World Economic Forum in Davos Anfang 2020, soll die bisherigen Leitlinien, an denen sich die Finanzwelt bis dato orientiert hat, ablösen und einen, sagen wir, ganzheitlicheren Ansatz ins Spiel bringen.
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Julia F.
Zuletzt aktualisiert am: 31. Juli 2023
26. Juli 2020
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Für so manchen Anleger, egal ob weiblich oder männlich, mag dieser Begriff zugegebenermaßen etwas sperrig klingen und das Konzept wenig durchschaubar sein. Nehmen wir uns also den wichtigsten Definitionen von und Antworten auf das Konstrukt des “Stakeholder-Kapitalismus” an und bringen ein bisschen Licht ins Fachjargon-Dunkel.
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Das World Economic Forum (WEF) nahm sein 50. Jahrestreffen in Davos Anfang 2020 zum Anlass, den Stakeholder Capitalism in ihrem Davos Manifest, das über 40 Jahre unberührt blieb, in Form eines Grundsatzkatalogs festzuhalten.
Der Begründer und CEO des World Economic Forums, Klaus Schwab ist seit langem bekennender Anhänger der Stakeholder-Theorie und argumentierte:
“Die Menschen begehren gegen die Wirtschaftseliten auf, von denen sie sich betrogen fühlen und unsere Bemühungen, die Erwärmung der Erdatmosphäre auf 1,5°C zu begrenzen, verfehlen ihr Ziel in gefährlichem Maße.”
Die Wirtschaft muss sich nun den Stakeholder-Kapitalismus vollends zu eigen machen, was eben nicht nur Gewinnmaximierung bedeutet, sondern auch die Nutzung ihrer Fähigkeiten und Ressourcen in Zusammenarbeit mit den Regierungen und der Zivilgesellschaft, um die Schlüsselfragen dieses Jahrzehnts anzugehen. Sie müssen aktiv ihren Anteil zu einer Welt mit mehr Zusammenhalt und Nachhaltigkeit beitragen.“
Gemeinsam mit den vier größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der Welt (Deloitte, Ernst & Young, KPMG und PricewaterhouseCoopers) entwickelt das WEF derzeit einen Katalog an allgemein gültigen Metriken und Auskunftsdaten, die Unternehmen in ihre Jahresberichte aufnehmen können, um ihre sozial gesellschaftliche und umwelt-relevante Performance zu messen. Davon erhofft man sich, dass ausreichend Kapital zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele gesichert werden kann.
Das Konzept kann, grob gesagt, auf zwei Weisen umgesetzt werden. Entweder es wird als Modell durch Gesetze und Regulierungen der Regierungs-Verantwortlichen durchgesetzt und der Gesamtheit der Konzerne aufoktroyiert. Oder die Führungsgremien einzelner Unternehmen übernehmen das Prinzip von sich aus. Das könnten sie beispielsweise tun, indem sie:
Bislang gibt es keine verpflichtenden Erwartungen dieser Art an Unternehmen. Doch im Grunde kennen die Konzerne die Forderungen der Menschen:
Frauen sind Teil all der oben aufgeführten Stakeholder-Gruppen (und darüber hinaus). Und auch, wenn sich die Situation für Frauen (Pay Gap, Pension Gap, Investment Gap, Entepreneurship Gap, Mental Load Gap, usw. usf.) in einigen Ländern stetig verbessert, geht weltweit betrachtet immer noch ein Drittel weniger Frauen arbeiten, als Männer. Und zwar (global gesehen) für ein nur halb so großes Einkommen.
Die Zukunft der Arbeitnehmerschaft hängt vom Erfolg dieser großen Stakeholder-Gruppe „Frauen“ ab. Würde man allein die Gender Gap bei der Gründung und Leitung von Unternehmen führen, könnte man das Bruttoinlandsprodukt global um 6% steigern.
Frauen stellen rund die Hälfte der Bevölkerung. Entsprechend groß sollte ihre Lobby sein. Mit Hilfe der Stakeholder Capitalism Prinzipien können Ziele der Gleichstellung und Gleichberechtigung nachhaltig verfolgt werden. Ein Beispiel könnte die Unternehmensstruktur sein, die durch die Integration von Kinderbetreuungseinrichtungen die Chancen für Mütter in der Arbeitswelt verbessert.
Oder Unternehmen, die sich auf Bildungsebene engagieren, um eine gute Ausbildung für den Nachwuchs zu fördern, wodurch nicht nur Mütter entlastet würden, sonder auch qualifizierter Personalnachwuchs heranwüchse.
Manche Ökonomen sehen gerade in Frauen und den ihnen zugeordneten „typisch weiblichen“ Eigenschaften, die stärkste Triebfeder für das Gelingen eines Stakeholder Capitalism. Der Grundgedanke ist dabei, weibliche Stärken in der Unternehmensführung auszuspielen, um ein neues Kapitalismusparadigma zu formen, bei dem Stärken gefördert werden.
Und das mache, so etwa Christine Lagarde vom International Monetary Fund, auch ökonomisch Sinn. Denn jede Volkswirtschaft verzeichnet Einsparungen bei gleichzeitiger Produktivitätssteigerung, wenn Frauen Zugang zum Arbeitsmarkt haben.
Untersuchungen haben ergeben, dass Frauen in der Führungsebene sich oft durch einen auf langfristig positive Auswirkungen konzentrierten Führungsstil auszeichnen. Sie interpretieren Herausforderungen als Möglichkeiten dazuzulernen, schaffen Vertrauen, mobilisieren andere, indem sie sie ermutigen, Gelegenheiten zu ergreifen, Positivität einbringen und offen sind für Neues. Frauen in Führungspositionen investieren anders, legen den Fokus etwa eher auf Gesundheit, Bildung, Infrastruktur und Armutsbekämpfung.
Ähnlich wie beim „weiblichen“ Führungsstil geht es beim Stakeholder Capitalism darum, die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns in den Mittelpunkt zu stellen. Schon 2013 kam der Autor, Babson-College-Professor und Mitbegründer der Conscious Capitalism Inc. zu dem Schluss, dass ein Stakeholder-zentriertes System in der Unternehmensführung zu überdurchschnittlicheren Gewinnen führt.
Als ein wesentlicher Bestandteil der Stakeholder können Frauen auf unterschiedliche Weise den Druck auf Unternehmen und Konzerne erhöhen. Etwa, indem sie sich in Betriebsräten engagieren. Aber auch, indem sie spezifische Geldanlagen tätigen, die sich vor allem durch lange Anlagehorizonte und das gezielte Investment in Unternehmen, die dem Stakeholder-Prinzip folgen und sich vor allem in solchen Unternehmen bewerben und dort Führungspositionen und Anteilseignerschaften anstreben.
Julia F.
Julia ist unsere Spezialistin im Bereich “Frauen und Geldanlage”. Selbst als Quereinsteigerin in die Finanz-Szene gestartet, setzt sie sich bei uns mit den typischen Fragen und Unsicherheiten von Frauen beim Thema Geldanlage und Vermögensaufbau auseinander. Und sie spricht aus Erfahrung, denn sie ist mittlerweile selbst erfolgreiche Anlegerin. Julia gewährt uns mit ihren Beiträgen einen Einblick in die weibliche Welt der Geldanlage und des Vermögensaufbaus.
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Zuletzt aktualisiert am 31. Juli 2023 by Redaktion