Alles, was Anleger zum Robo-Advisor Angebot "Invest Anlageservice" von Vanguard wissen sollten!
Mit seinem als „Invest Anlageservice“ titulierten digitalen Investment-Angebot agiert der US-amerikanische ETF Anbieter Vanguard seit Ende Februar 2022 als Roboadvisor Anbieter auf dem deutschen Markt. Vanguard, das als Unternehmen 1975 von John C. Bogle, der den ersten Indexfonds für private Anleger aufgelegt hat, gegründet wurde, stellt heute den größten Anbieter von Anleihen-Fonds dar und ist zudem zweitgrößter Vermögensverwalter der Welt nach Blackrock. Insgesamt nutzen weltweit über 30 Millionen Anleger und Anlegerinnen Vanguard Produkte mit einer seitens des Unternehmens verwalteten Anlagesumme von mehr als 7 Billionen Euro.
Vanguard selbst ist in den USA genossenschaftlich aufgebaut, was bedeutet, dass das Unternehmen in Form der Vanguard Group, Inc. im Besitz, der in den USA ansässigen Fonds und ETFs ist. Woraus sich die genossenschaftliche „Idee“ ergibt, den jeder der wiederum sein Kapital in diese Fonds investiert, ist zeitgleich „Mitinhaber“ von Vanguard Inc.
Diese Unternehmensform und Struktur ist bis heute unter allen Vermögensverwaltungen weltweit einzigartig. Bedeutet also auch, dass Vanguard nicht an den Börsen dieser Welt als Unternehmen mit entsprechenden Aktien notiert ist.
Eigens für den Eintritt in den deutschen Robo-Advisor Markt hat Vanguard ein eigenes 50-köpfiges Team mit Sitz in Berlin aufgebaut und bei der Bafin eine Lizenz zur Vermögensverwaltung beantragt und erhalten. Vanguard agiert also unter rechtlichen Bedingungen mit seinem „Invest-Anlageservice“ als lizensierter Vermögensverwalter.
Geführt wird das neue Roboadvisor Angebot von Vanguard von Jesper Wahrendorf (zum Interview), dem Gründer des FinTechs Ratepay als Head of Vanguard Invest. Ihm zur Seite steht Andreas Bittner (ehemals Solarisbank) als Managing Director.
Angebotsmerkmale | Daten |
---|---|
Mindestanlagesumme | ab 5000 € |
Sparplan | ab 25 € monatlich |
Kosten und Gebühren | 0,65 % pro Jahr Service-Fee + 0,15 %Fondskosten |
Kinderkonto / Junior Depot | Nein |
Anlagestil | passiv |
Nachhaltige Anlagestrategien | Nein |
Performance-Fee | keine |
Vanguard Invest bietet dem Anleger die Möglichkeit einfach, kostengünstig und flexibel in bewährte Anlagestrategien investieren zu können. Die 5 angebotenen, risiko-basierten Anlagestrategien investieren global, sind also gut diversifiziert und werden mittels kostengünstiger Indexfonds, die allesamt von Vanguard stammen, umgesetzt.
Die 4 angebotenen Anlagestrategien des Vanguard Roboadvisor Angebotes stellen sich wie folgt dar:
Die Gewichtung von Aktien zu Anleihefonds hängt vom, im Onboarding Prozess ermittelten Risikoprofil des Anlegers als auch den Anlagezielen ab.
Umgesetzt werden die Anlagestrategien mittels Vanguard-eigenen Fonds von denen aktuell 13 Fonds (Aktien und Anleihen) zur Verfügung stehen. Dies bedeutet, dass je nach Risikoklassifizierung alle 13 Fonds anteilig Einzug in das Portfolio finden können oder aber auch weniger. Es kann also durchaus vorkommen, dass nicht jedes Portfolio alle 13 Vanguard Fonds enthält. Fremd-Produkte anderer Fondsanbieter werden nicht eingesetzt.
Vanguard hat bei seinen Investments eine klare Philosophie und basiert auf 4 einfachen Elementen:
1.) Ziele = Klare und realistische Ziele setzen
Aus Sicht von Vanguard ist es für den Anlageerfolg entscheidend einen Anlageplan zu entwickeln, der zum einen realistische als auch messbare Anlageziele enthält. Hierauf basierend sollte dann unter Berücksichtigung der eigenen Risikoneigung ein solch individueller Investmentplan entstehen.
2.) Balance = Das Anlagevermögen breit streuen
Ein auf die Anlageziele des Investors abgestimmtes Portfolio, das unter Berücksichtigung einer bestmöglichen Risikoverteilung breit diversifiziert ist, ist aus Sicht von Vanguard unabdingbar. Dies in Verbindung mit realistischen Erwartungen an erzielbare Rendite und das Verständnis der eigenen Risikotoleranz sind maßgeblich für den persönlichen Anlage-Erfolg.
3.) Kosten = Hohe Kosten minimieren Rendite
Es liegt definitiv nicht in der Macht des Anlegers die Märkte zu kontrollieren geschweigen denn zu beeinflussen, umso die bestmögliche Rendite zu generieren. Jedoch besteht die Möglichkeit, die eigene Rendite durch Reduktion der Anlagekosten zu optimieren. Immerhin reduziert jeder Euro bei den Kosten das Renditepotenzial. Was Vanguard als Anlass nimmt, kostengünstige Anlageprodukte mit sehr guten Rendite-Chancen zu entwickeln.
4.) Disziplin = Langfristig planen, das Ziel nicht aus den Augen verlieren
„Hin und Her macht Taschen leer“ – diese Aussage ist aus Sicht von Vanguard wörtlich zu nehmen. Wer langfristig erfolgreich Vermögen aufbauen möchte, muss vor allem eins zeigen: Anlage-Disziplin. Also Emotionen möglichst außen vor Lassen und stets die Ziele aus dem Anlageplan fest im Auge behalten.
Ein weiterer elementarer Baustein der generellen Investmentstrategie bei Vanguard stellt das Thema „Flexibilität“ dar.
So finden beispielsweise Anpassungen (Rebalancing) statt, wenn die Gewichtung innerhalb des Portfolios durch Kursbewegungen um mindestens fünf Prozent von der ursprünglichen Anlagestrategie abweicht. Dasselbe findet aber auch dann statt, wenn seitens des Anlegers dem Portfolio weiteres Kapital zugeführt wird.
Besonderheit: Vanguard geht davon aus, dass sich gerade bei langen Anlagezeiträumen (mehr als 10 Jahre) bei zahlreichen Anlegern, die Risikoneigungen verändern. Um dem Anleger hier ein Modell zur Kapitalsicherung anbieten zu können, besteht beim Vanguard Invest Anlageservice die Option mit Fortdauer des eigenen Investments eine sukzessiv stattfindende Absenkung des Risikoprofils einzurichten. So können bereits erzielte Kapitalerträge erhalten und Wertschwankungen innerhalb des Portfolios gemindert werden.
Wie bereits erwähnt nutzt Vanguard ausschliesslich eigene Aktien und Anleihefonds. Als Anlageinstrument kommen also Indexfonds und als Anlageklassen Aktien und Anleihen zum Einsatz. Die Auswahl der Fonds erfolgt unter dem Aspekt einer bestmöglichen Risikoverteilung global. Mit Beginn des Vanguard Robo-Advisor Angebotes stehen, wie bereits erwähnt, 13 verschiedene Aktien- und Anleihefonds zur Verfügung. Diese 13 Vanguard Indexfonds sind >>
1.) Aktienfonds
2.) Anleihefonds
Im Folgenden die grafische Darstellung der Asset Allokation eines Vanguard Invest Portfolios:
Es besteht jedoch seitens Vanguard Deutschland bereits die Ankündigung, dass das Anlage-Universum Schritt für Schritt ausgebaut werden soll.
Gut zu wissen: Investments in andere Anlageklassen wie Rohstoffe, Immobilien oder Kryptowährungen sind ausgeschlossen und sollen auch in naher Zukunft keine Berücksichtigung finden.
Wie bei jedem anderen Angebot einer Online-Vermögensverwaltung auch beginnt die Kapitalanlage bei Vanguard mit dem sogenannten Onboarding, in dem im ersten Schritt eine Risiko-Analyse des Anlegers und ein auf den Ergebnissen des Tests basierender Anlagevorschlag unterbreitet wird.
Dieser Prozess nimmt beim Vanguard Invest Anlageservice cirka 5 Minuten in Anspruch und basiert auf einem entsprechenden Online-Fragebogen.
Was folgt ist eine Besonderheit, denn bevor ein finaler Anlagevorschlag unterbreitet wird, muss eine Szenario Analyse durchlaufen werden. Hierbei werden dem Anleger insgesamt 6 verschiedene Investment-Szenarien präsentiert, mit denen die im Kern ermittelt werden soll, wieviel Risiko ein Anleger bereit ist, einzugehen.
Erst dann erfolgt der Vorschlag einer entsprechenden Anlagestrategie. Wird diese vorgeschlagene Strategie vom Anleger bestätigt, erfolgt die detaillierte Darstellung der Strategie inklusive der möglichen Wertentwicklung der Geldanlage unter verschiedenen Szenarien, Portfolio-Zusammensetzung, den jährlich anfallenden Kosten etc.
Da das Robo-Advisor gerade erst in Deutschland gestartet ist, können demnach auch keine Daten hinsichtlich der Performance der einzelnen Strategien aufgezeigt werden.
Aufgrund dessen, dass das Robo-Advisor Angebot von Vanguard soeben erst in Deutschland gestartet ist, können dementsprechend auch noch keine Summen hinsichtlich der hierzulande verwalteten Anlegergelder gemacht werden. Doch mit einem Blick auf den US-amerikanischen Markt, wo Vanguard seit 2020 mit einem eigenen Robo-Advisor Angebot namens Digital Advisor aktiv ist, wird deutlich welche Größe Vanguard in diesem Bereich ist. So betragen die in den USA verwalteten Kundengelder rund
die sich auf rund 1 Million Kunden aufteilen. Damit ist Vanguard Digital Advisor der nach Kundengelder größte Robo-Advisor der Welt.
Wer sein Kapital beim Robo-Advisor von Vanguard anlegen möchte, muss hierzu eine Mindesteinlage in Höhe von 5.000 € leisten.
Wer zudem regelmässig sein investiertes Kapital aufstocken möchte kann dies in Form eines monatlichen Sparplans ab 25 € monatlich bewerkstelligen.
Zudem ist es möglich das investierte Kapital mittels weiterer Einzahlungen aufzustocken. Was dem Kapitalanlage Angebot von Vanguard fehlt ist die Möglichkeit eines Entnahmeplans.
Vanguard verfolgt als Teil seiner Investment-Philosophie den Standpunkt, dass die Geldanlage im Sinne des Anlegers so günstig wie möglich ausfallen sollte. Bei der Zusammenstellung der Gesamtkosten setzen sie die Gebühren wie bei den meisten Mitbewerbern im Robo-Advisor Markt auch bei Vanguard aus 2 Komponenten zusammen: Und zwar zum einen aus der
sowie
So werden vom Anleger 0,65 % per anno als Servicegebühr verlangt. Diese 0,65 % werden dabei auf den durchschnittlichen Depotbestand berechnet und am Ende eines Kalenderjahres fällig gestellt. Diesen 0,65 % sind dann noch die durchschnittlichen 0,15 % an Fondskosten hinzuzufügen.
Mit diesem Kostenmodell reiht sich Vanguard jedoch nur im Mittelfeld aller derzeit am deutschen Markt aktiven Robo-Advisor Anbieter ein.
Pro >>
Contra >>
Allein der Umstand, dass mit Vanguard der zweitgrößte Vermögensverwalter den deutschen Roboadvisor Markt mit eigenem Angebot betritt, hat bereits im Vorfeld für einigen Wirbel gesorgt. Inwieweit sich dieser Wirbel nun als berechtigt darstellt, darf mit einem ersten Blick auf die nun bekannten Details des Angebotes durchaus bezweifelt werden.
Denn im Grunde wird durchaus ein gewisses Maß an „Einheitskost“ geliefert – Mindesteinlage mit Sparplan, 5 Anlagestrategien und die Umsetzung mit „hauseigenen“ Indexfonds und das war es dann auch erstmal. Allein die Ankündigung, dass Anleger zu einem späteren Zeitpunkt befähigt werden sollen, eigene Anlageportfolios zusammenstellen zu können, ist schön und gut, macht das Angebot momentan, aber nicht besser.
Auch bei den Kosten muss festgestellt werden, dass die aufgerufenen 0,65 % per anno zwar kein echter Kostenhammer sind, aber irgendwie auch dem Anspruch widersprechen, die Geldanlage so günstig wie möglich machen zu wollen.
Insofern gilt es jetzt erstmal zu beobachten, ob allein der Name eine gewisse Zugkraft auf potenzielle Anleger ausübt. Unbestreitbar ist jedoch, dass ein Name wie Vanguard dem Robo-Advisor Markt an sich sicherlich gut tut.
Derzeit gibt es beim Robo-Advisor Vanguard Invest Anlageservice keinerlei Gutscheine und Sonderaktionen
Markus G
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