Value-at-Risk (VaR): Definition, Berechnung und Praxisbeispiele für effektives Risikomanagement

Roboter erklärt Value-at-Risk anhand einer Wahrscheinlichkeitsverteilung – visuelle Darstellung von Definition, Nutzen und Berechnung von VaR
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Markus G

Zuletzt aktualisiert am: 9. November 2025

Inhaltsverzeichnis

💡 Risikomanagement Expertise

Value-at-Risk

Fachratgeber zur statistischen Risikomessung in Portfolios und Finanzinstitutionen

📊 Quantifizierung von Verlustrisiken

Einleitung

Das Risikomanagement im Finanzsektor basiert auf quantifizierbaren Kennzahlen zur Bewertung potenzieller Verluste. Der Value-at-Risk (VaR) stellt dabei eine standardisierte Methode dar, um das Marktrisiko von Einzelpositionen und Portfolios zu messen.

Dieser Ratgeber erläutert die mathematischen Grundlagen, Berechnungsmethoden und praktischen Anwendungen des VaR. Dabei werden sowohl die Implementierung in Finanzinstitutionen als auch die Relevanz für private Anleger betrachtet, einschließlich der methodischen Grenzen und regulatorischen Anforderungen.

Was ist Value-at-Risk (VaR)?

Definition und mathematische Grundlage

Der Value-at-Risk ist eine statistische Risikokennzahl, die den maximalen Verlust eines Portfolios über einen definierten Zeitraum bei gegebenem Konfidenzniveau quantifiziert. Die Kennzahl wurde in den 1990er Jahren von J.P. Morgan entwickelt und ist seit 1996 durch das RiskMetrics-Framework standardisiert.

Der VaR komprimiert die Verlustverteilung eines Portfolios in einen einzelnen Wert, der drei Parameter definiert: Verlusthöhe, Wahrscheinlichkeit und Zeithorizont.

Praktisches Beispiel einer VaR-Aussage:

“Der Verlust beträgt mit 95% Wahrscheinlichkeit innerhalb von 10 Handelstagen nicht mehr als 100.000 Euro.”

Diese Formulierung definiert den Verlustwert (100.000 Euro), das Konfidenzniveau (95%) und den Betrachtungszeitraum (10 Handelstage).

P(ΔV ≤ VaR) = 1 - α

Dabei bezeichnet P die Wahrscheinlichkeit, ΔV die Wertveränderung und α das Signifikanzniveau (1 – Konfidenzniveau).

Warum ist VaR für Anleger relevant?

Der VaR ermöglicht eine standardisierte Risikomessung über verschiedene Anlageklassen hinweg. Investoren können damit das Verlustpotenzial unterschiedlicher Portfolios vergleichen und ihre Risikoposition quantifizieren.

Risikokommunikation

Standardisierte Darstellung komplexer Risikostrukturen für Anleger, Berater und Aufsichtsbehörden

Vergleichbarkeit

Einheitliche Risikokennzahl für unterschiedliche Anlageklassen, Portfolios und Handelsstrategien

Die Stärke des VaR liegt in der Aggregation multidimensionaler Risikofaktoren zu einer interpretierbaren Kennzahl. Dies vereinfacht Anlageentscheidungen und ermöglicht die Definition von Risikolimits in Portfoliomandaten.

Die Rolle des VaR im Risikomanagement

Im institutionellen Risikomanagement dient der VaR zur täglichen Überwachung der Risikoexposition von Handelsportfolios. Finanzinstitute nutzen die Kennzahl für Limitsysteme, Kapitalallokation und regulatorisches Reporting.

Banken und Vermögensverwalter setzen VaR-Modelle ein, um Eigenkapitalanforderungen zu kalkulieren und Risiko-Rendite-Profile zu optimieren. Für Privatanleger bietet der VaR Orientierung bei der Portfoliostrukturierung entsprechend individueller Risikotoleranzen.

Die Quantifizierung des Risikos schafft eine objektive Basis für Entscheidungen zu Hedging-Strategien, Positionsgrößen und Asset-Allokation über verschiedene Portfoliokomponenten hinweg.

Grundlagen des Value-at-Risk

Die Berechnung des VaR basiert auf statistischen Verteilungsannahmen für Marktrenditen. Üblicherweise wird eine Normalverteilung der logarithmierten Renditen angenommen, obwohl empirische Untersuchungen häufig Fat Tails und Schiefe (Skewness) in Renditeverteilungen nachweisen.

Die Normalverteilungsannahme vereinfacht die mathematische Behandlung erheblich, führt jedoch tendenziell zur Unterschätzung von Extremrisiken. Alternative Verteilungen wie t-Verteilungen oder empirische Verteilungen können diese Problematik adressieren.

Standardabweichung

Maß für die Streuung von Renditen, zentral für volatilitätsbasierte VaR-Modelle

Konfidenzintervalle

Wahrscheinlichkeitsbereich für Verluste, typischerweise 95% oder 99%

Zeitreihen-Analyse

Untersuchung historischer Preisbewegungen zur Parameterschätzung

Die gewählten statistischen Annahmen beeinflussen die VaR-Schätzungen signifikant. Ein fundiertes Verständnis der Verteilungseigenschaften ist daher für die korrekte Interpretation und Validierung von VaR-Modellen erforderlich.

Definition von Value-at-Risk

Formale Definition

Der Value-at-Risk quantifiziert das maximale Verlustpotenzial eines Portfolios unter normalen Marktbedingungen. Die Berechnung erfolgt durch Festlegung von Zeithorizont und Konfidenzniveau.

VaR = μ + σ * z_α * √t

In dieser Formel bezeichnet μ die erwartete Portfoliorendite, σ die Volatilität, z_α den kritischen Wert der Standardnormalverteilung beim Signifikanzniveau α, und t den Zeithorizont.

Praktische Anwendung der Kennzahl

In der Praxis verwenden Finanzinstitute den VaR zur Steuerung der Risikoexposition. Banken berechnen damit regulatorische Eigenkapitalanforderungen gemäß Basel-Vorgaben, während Portfoliomanager die Kennzahl zur Optimierung der Asset-Allokation einsetzen.

Für Privatanleger kann der VaR bei der Bewertung verschiedener Investments als Entscheidungskriterium dienen, insbesondere beim Vergleich alternativer Portfolioallokationen.

Geschichtlicher Hintergrund: Ursprung und Entwicklung des VaR-Konzepts

Die Entwicklung des VaR begann Ende der 1980er Jahre als Reaktion auf zunehmend komplexe Derivatpositionen in Finanzinstitutionen. Die Notwendigkeit eines einheitlichen Risikomaßes wurde durch mehrere Handelsverluste in dieser Periode deutlich.

J.P. Morgan standardisierte das VaR-Konzept und veröffentlichte 1994 das RiskMetrics-Framework inklusive historischer Volatilitäts- und Korrelationsdaten. Diese Publikation etablierte den VaR als Industriestandard für die Risikomessung.

VaR nach der Finanzkrise 2008

Die Finanzkrise 2008 offenbarte methodische Schwächen klassischer VaR-Modelle, insbesondere bei der Erfassung von Tail-Risiken und systemischen Korrelationen. VaR-Modelle unterschätzten die tatsächlichen Verluste während der Krise erheblich.

Als Reaktion entwickelten Regulatoren erweiterte Anforderungen wie Stressed VaR und Expected Shortfall. Diese Maßnahmen adressieren die Limitationen des VaR durch Berücksichtigung extremer Marktszenarien und konditionaler Verlusterwartungen.

Mathematische Grundlagen

Statistische Konzepte hinter VaR

Die mathematische Basis des VaR nutzt Wahrscheinlichkeitstheorie und multivariate Statistik. Die Standardannahme einer Normalverteilung der Renditen ermöglicht analytische Lösungen, während nicht-parametrische Ansätze auf historischen Daten oder Simulationen basieren.

Die Berechnung erfordert Schätzungen für Volatilitäten und Korrelationen zwischen Portfoliokomponenten. Diese Parameter werden typischerweise aus historischen Zeitreihen abgeleitet oder durch GARCH-Modelle prognostiziert.

VaR = μ + σ * z_α * √t

Standardabweichung, Volatilität und Konfidenzintervall

Die Standardabweichung (σ) quantifiziert die Dispersion von Renditen um ihren Erwartungswert:

σ = √(Σ(x_i - μ)² / (n-1))

Die Volatilität bezeichnet die Schwankungsbreite von Renditen und wird für VaR-Berechnungen häufig annualisiert:

Volatilität = σ * √252 (für tägliche Renditen)

Berechnungsmethoden des Value-at-Risk

Drei Hauptmethoden existieren zur VaR-Berechnung, die sich in Komplexität, Datenanforderungen und Genauigkeit unterscheiden:

Parametrische Methode (Varianz-Kovarianz-Ansatz)

Parametrische Value-at-Risk Berechnung, mit Formeln für Einzelasset und Portfolio, grundlegenden Annahmen und Vor- und Nachteilen.

Parametrische Value-at-Risk Berechnung

Funktionsweise und Annahmen

Die parametrische Methode setzt normalverteilte Renditen voraus und berechnet den VaR analytisch aus Volatilitäten und Korrelationen. Für ein Einzelasset lautet die Formel:

VaR = α * σ * √t * W

Hierbei ist α der Z-Wert des Konfidenzniveaus (1,645 bei 95%, 2,326 bei 99%), σ die Volatilität, t der Zeithorizont und W der Portfoliowert.

Vor- und Nachteile

Vorteile

Rechentechnisch effizient, geeignet für lineare Instrumente, analytisch nachvollziehbar

Nachteile

Normalverteilungsannahme unterschätzt Fat-Tail-Risiken, ungenau für Optionen und nichtlineare Produkte

Historische Simulation

Historische VaR-Simulation, mit Berechnungsprozess, VaR-Formel und Vor- und Nachteilen.

Historische VaR-Simulation

Berechnung auf Basis vergangener Marktdaten

Die historische Simulation repliziert vergangene Marktbewegungen auf das aktuelle Portfolio. Der Prozess umfasst: Sammlung historischer Renditen (typischerweise 250-1000 Tage), Anwendung auf aktuelle Positionen, Sortierung der simulierten Portfoliowerte und Bestimmung des VaR am gewählten Perzentil.

VaR = Percentil(1-α) der historischen Renditeverteilung * Portfoliowert

Monte-Carlo-Simulation

Monte-Carlo VaR-Simulation, mit Simulationsprozess, Preispfad-Formel und Anwendungsfällen.

Monte-Carlo VaR-Simulation

Stochastische Simulation von Marktszenarien

Monte-Carlo-Simulationen generieren zufällige Preispfade basierend auf stochastischen Prozessen. Die geometrische Brownsche Bewegung beschreibt Preisentwicklungen durch:

S_t = S_0 * exp((μ - σ²/2) * t + σ * √t * ε)

Dabei bezeichnet S_t den Preis zum Zeitpunkt t, S_0 den Anfangspreis, μ die Drift, σ die Volatilität und ε eine standardnormalverteilte Zufallsvariable. Typischerweise werden 10.000-100.000 Szenarien simuliert.

Wichtige Parameter des Value-at-Risk

Zeithorizont (Holding Period)

Der Zeithorizont definiert den Betrachtungszeitraum für potenzielle Verluste. Handelsportfolios verwenden typischerweise 1-Tag-Horizonte, während regulatorische Vorgaben 10 Handelstage vorschreiben.

Die Skalierung des VaR erfolgt unter Normalverteilungsannahme durch die Quadratwurzel-der-Zeit-Regel:

VaR_t = VaR_1 * √t

Rechnerisches Beispiel zur Zeitskalierung:

Ein täglicher VaR von 100.000 Euro entspricht bei 22 Handelstagen einem monatlichen VaR von 100.000 € * √22 ≈ 468.871 €. Diese Skalierung setzt konstante Volatilität voraus und kann bei Volatilitätsclustern ungenau sein.

Konfidenzniveau

Das Konfidenzniveau bestimmt die statistische Sicherheit der VaR-Aussage. Ein 95%-Niveau bedeutet, dass in 95 von 100 Fällen der Verlust den VaR nicht überschreitet, während in 5% der Fälle höhere Verluste auftreten können.

95% Konfidenzniveau

z ≈ 1,645

99% Konfidenzniveau

z ≈ 2,326

Grafik, die den Value-at-Risk (VaR) bei verschiedenen Konfidenzniveaus (95% und 99%) darstellt

Value-at-Risk nach Konfidenzniveau: Darstellung des VaR bei 95% und 99% Konfidenzniveau.

Liquidität und Marktrisiken

Auswirkungen von Liquiditätsrisiken auf den VaR

Liquiditätsrisiken entstehen, wenn Positionen nicht zeitnah ohne Preisabschläge geschlossen werden können. In illiquiden Märkten weichen tatsächliche Liquidationskosten von theoretischen VaR-Werten ab.

Liquidity-adjusted VaR-Modelle berücksichtigen Bid-Ask-Spreads und Markttiefe:

Adjusted VaR = VaR * (1 + Liquidity_Factor)

Besonderheiten bei der Betrachtung von Marktrisiken

Marktrisiken umfassen Preisrisiken, Zinsrisiken und Währungsrisiken. Die Herausforderung besteht in der korrekten Erfassung zeitvariierender Korrelationen zwischen Risikofaktoren.

ρ_ij = Cov(r_i, r_j | Marktbedingung) / (σ_i * σ_j)

Interpretation und Anwendung von VaR

Wie wird VaR interpretiert?

Häufige Interpretationsfehler

Der VaR wird häufig falsch als “maximaler Verlust” interpretiert. Tatsächlich gibt er den Verlust an, der mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit nicht überschritten wird.

Korrekte Interpretation: Der VaR definiert eine Verlustschwelle für normale Marktbedingungen. In den verbleibenden Fällen (5% bei 95%-Konfidenz) können Verluste diese Schwelle überschreiten. Der VaR macht keine Aussage über die Höhe dieser Extremverluste.

Bedeutung der Verlustschwelle

Die Verlustschwelle des VaR fungiert als Risikoorientierung, nicht als absolute Grenze.

P(Loss > VaR) = 1 - Konfidenzniveau

Anwendungsbereiche des VaR im Investment

Portfoliomanagement und Risikosteuerung

Im Portfoliomanagement dient der marginale VaR zur Risikoallokation:

Marginaler VaR_i = ∂VaR / ∂w_i

Rechenbeispiele für VaR-Berechnungen

Beispiel: Täglicher VaR einer Aktienposition
  • Portfoliowert: 1.000.000 €
  • Tägliche Volatilität: 2%
  • Konfidenzniveau: 95% (z ≈ 1,645)
  • Zeithorizont: 1 Tag

VaR = 1.000.000 € * 2% * 1,645 ≈ 32.900 €

Interpretation: Mit 95% Wahrscheinlichkeit beträgt der Verlust innerhalb von 24 Stunden maximal 32.900 €.

Vorteile und Grenzen des Value-at-Risk

Stärken des VaR

Standardisierte Risikodarstellung

Der VaR aggregiert multidimensionale Risiken in einer einzigen Kennzahl, was die Risikokommunikation zwischen verschiedenen Stakeholdern vereinfacht. Diese Eigenschaft macht den VaR zum Industriestandard für Risikoreporting.

Vergleichbarkeit zwischen unterschiedlichen Anlagen

Der VaR ermöglicht direkten Risikovergleich zwischen Anlageklassen, geografischen Märkten und Portfoliostrategien. Portfoliomanager können damit Risiko-Rendite-Profile verschiedener Allokationen objektiv bewerten.

Kritik am Value-at-Risk

Unterschätzung extremer Risiken (Tail-Risiken)

Der VaR liefert keine Information über Verluste jenseits des Konfidenzniveaus. Diese Limitation ist problematisch, da gerade Extremverluste für die Portfoliostabilität relevant sind.

Empirische Beobachtung: Während der Finanzkrise 2008 überschritten tatsächliche Verluste die VaR-Prognosen vieler Institutionen erheblich. Dies demonstriert die Unterschätzung von Tail-Risiken durch standardmäßige VaR-Modelle. Ergänzende Kennzahlen wie CVaR (Expected Shortfall) adressieren diese Problematik.

Modellannahmen und deren Limitationen

Die Normalverteilungsannahme vieler VaR-Modelle entspricht nicht der empirischen Verteilung von Finanzrenditen, die typischerweise Fat Tails und Asymmetrie aufweisen. Diese Diskrepanz führt zur systematischen Unterschätzung von Extremrisiken.

Ergänzende Risikokennzahlen

Conditional Value-at-Risk (CVaR)

Darstellung des Conditional Value-at-Risk (CVaR), mit Definition, Formeln und Vorteilen gegenüber VaR.

Conditional Value-at-Risk (CVaR)

Der Conditional Value-at-Risk (CVaR), auch Expected Shortfall genannt, quantifiziert den erwarteten Verlust in Fällen, in denen der VaR überschritten wird.

CVaR_α = E[X | X > VaR_α]

Expected Shortfall und andere Kennzahlen

Grafik mit vier farblich hervorgehobenen Abschnitten, die spezifische Risikokennzahlen und deren Formeln enthalten

Ergänzende Risikokennzahlen: Maximum Drawdown, Omega-Ratio, Sortino-Ratio und Tracking Error

Maximum Drawdown

Maximum Drawdown = (Tiefstwert – Höchstwert) / Höchstwert

Sortino-Ratio

Sortino = (R_p – R_f) / σ_downside

Praktische Bedeutung für Privatanleger – VaR als Entscheidungsgrundlage

Wie können Anleger den VaR für ihr Portfolio nutzen?

Privatanleger können den VaR zur Bewertung und Steuerung ihres Portfoliorisikos einsetzen. Die praktische Anwendung umfasst drei Bereiche:

Risikoquantifizierung

Konkrete Bewertung des Verlustpotenzials in Euro-Beträgen

Portfoliovergleich

Objektiver Vergleich verschiedener Allokationsszenarien

Risikobudgetierung

Definition akzeptabler Verlustgrenzen und entsprechende Portfolioanpassung

Rechenbeispiel: Portfolio-VaR für Privatanleger

Portfoliowert: 100.000 €, tägliche Volatilität: 1,5%, Konfidenzniveau: 95%, Zeithorizont: 1 Monat (22 Handelstage):

VaR = 100.000 € * 1,5% * 1,645 * √22 ≈ 11.575 €

Interpretation: Mit 95% Wahrscheinlichkeit beträgt der Verlust im kommenden Monat maximal 11.575 €.

VaR in der Finanzberatung

In der Vermögensverwaltung dient der VaR zur Quantifizierung von Kundenprofilen und zur Entwicklung risikoadäquater Anlagestrategien. Berater nutzen die Kennzahl zur Dokumentation der Risikoaufklärung und für periodisches Risikoreporting.

Regulatorische Anforderungen und VaR

VaR im Rahmen von Basel III

Basel III definiert VaR-basierte Eigenkapitalanforderungen für Banken. Die Rahmenvereinbarung schreibt spezifische Parameter vor:

99% Konfidenzniveau

Verlustdeckung in 99 von 100 Fällen erforderlich

10-Tage-Haltedauer

Standardisierter Zeithorizont für Risikomessung

Kapitalanforderung = max(VaR_t-1, mc * VaR_avg) + max(sVaR_t-1, ms * sVaR_avg)

VaR und das Risikomanagement von Investmentfonds

Für Investmentfonds, insbesondere UCITS-Fonds in der EU, gelten spezifische VaR-Limits gemäß ESMA-Richtlinien. Fonds müssen ihr Marktrisiko kontinuierlich überwachen und an Aufsichtsbehörden berichten.

Alternative Risikomodelle und Weiterentwicklungen

Erweiterte Risikomodelle über den VaR hinaus

Der Conditional Value-at-Risk (CVaR) adressiert die Tail-Risk-Problematik des VaR durch Quantifizierung des erwarteten Verlusts bei Überschreitung des VaR-Limits. Während der VaR eine Verlustschwelle definiert, misst der CVaR die durchschnittliche Höhe darüber hinausgehender Verluste.

Neue Entwicklungen in der Risikomessung

Big Data und High-Frequency-Daten

Hochfrequente Daten ermöglichen präzisere Volatilitätsschätzungen und die Modellierung intraday-spezifischer Risikomuster. Realized Volatility-Ansätze nutzen Minutendaten zur Verbesserung von VaR-Prognosen.

Machine Learning in der VaR-Berechnung

Machine-Learning-Algorithmen wie Neural Networks und Random Forests modellieren nichtlineare Zusammenhänge zwischen Risikofaktoren. Diese Methoden können zeitvariable Korrelationen und Regimewechsel besser erfassen als traditionelle parametrische Modelle.

Zusammenfassung und Fazit

Kernpunkte zum VaR für Anleger

Der Value-at-Risk (VaR) ist eine standardisierte Kennzahl zur Quantifizierung von Marktrisiken in Finanzportfolios. Die Methodik ermöglicht Anlegern und Institutionen, potenzielle Verluste unter normalen Marktbedingungen zu schätzen und zu steuern.

Drei Berechnungsmethoden existieren: die parametrische Methode (analytisch basierend auf Normalverteilung), die historische Simulation (datenbasiert) und die Monte-Carlo-Simulation (stochastisch). Die Methodenwahl hängt von Portfoliokomplexität, Datenanforderungen und Rechenressourcen ab.

Stärken des VaR

Standardisierte Risikokommunikation, Vergleichbarkeit über Anlageklassen, regulatorische Akzeptanz

Grenzen des VaR

Unterschätzung von Tail-Risiken, Sensitivität gegenüber Modellannahmen, keine Information über Extremverluste

Fazit

Der Value-at-Risk bleibt trotz methodischer Limitationen ein Kernwerkzeug im Finanzrisikomanagement. Die Kennzahl ermöglicht eine standardisierte Quantifizierung und Kommunikation von Risiken über verschiedene Portfolios und Anlageklassen hinweg.

Die Weiterentwicklung des VaR durch Kennzahlen wie CVaR (Expected Shortfall) und die Integration neuer Technologien wie Machine Learning adressieren bekannte Schwächen. Regulatorische Anforderungen treiben die kontinuierliche Verbesserung von VaR-Modellen voran.

Der VaR sollte als Komponente eines umfassenden Risikomanagements verstanden werden, ergänzt durch Stresstests, Szenarioanalysen und alternative Risikokennzahlen. Seine effektive Anwendung erfordert Verständnis der methodischen Annahmen, kontinuierliche Modellvalidierung und kritische Interpretation der Ergebnisse.

 

Value-at-Risk Rechner

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Quantifizieren Sie das Risiko Ihrer Investitionen

Um den Value-at-Risk (VaR) zu berechnen, geben Sie die folgenden Werte ein:

  • Anfangskapital: Der investierte Betrag in Euro, den Sie absichern möchten.
  • Erwartete Rendite: Die durchschnittlich erwartete jährliche Rendite in Prozent.
  • Volatilität: Die Standardabweichung der Renditen in Prozent, die das Risiko angibt.
  • Konfidenzniveau: Das gewünschte Wahrscheinlichkeitsniveau, z. B. 95% oder 99%.

Nach Eingabe aller Werte klicken Sie auf „Value-at-Risk berechnen", um das mögliche Verlustrisiko zu berechnen. Der Rechner zeigt das Ergebnis in Euro an und hilft Ihnen, das Risiko Ihrer Investition zu quantifizieren.

Was ist Value-at-Risk? VaR ist eine Kennzahl, die den maximalen Verlust angibt, der innerhalb eines bestimmten Zeitraums mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit nicht überschritten wird. Beispiel: Ein VaR von 5.000 € bei 95% Konfidenzniveau bedeutet, dass der Verlust mit 95% Wahrscheinlichkeit in einem bestimmten Zeitraum nicht mehr als 5.000 € betragen wird.

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Markus G

Markus ist der “Kopf” des Teams. Ideengeber, Vermarkter, Redakteur und irgendwie an allem auf diesem Portal beteiligt. Ohne ihn würde es dieses Portal so nicht geben. Eine Idee – entstanden aus dem persönlichen Interesse an FinTech und nun langjähriger Erfahrungen in der Finanz-Szene. Zudem ist Markus Kolumnist auf zahlreichen Online-Plattformen – im englischsprachigen Raum unter anderem aufTalkmarkets, aber auch auf im deutschsprachigen Raum u. a. auf Focus.de
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