
Eine Nachricht, die durchaus einschlägt wie eine Bombe: Der Robo Advisor Werthstein schließt zum Ende des Jahres die Pforten. Der in diesem Jahr generierte Umsatz hat sich trotz Maßnahmen wie Gebührensenkung und einer Kooperation mit Wikifolio nicht wie erwartet (und auch benötigt) entwickelt. Was letztendlich nun zu der Entscheidung geführt hat, das “Abenteuer” Robo-Advisor unter dem Namen Werthstein einzustellen. Das eigentlich Fatale ist jedoch, dass das Kapitalanlage-Angebot von Werthstein an sich von den Kunden scheinbar sehr gut angenommen wurde und sich insbesondere die Zeitgeist Investments als durchaus starke Anlagestrategien dargestellt haben. Und dennoch: Es hat nicht gereicht! Die Frage nach dem “Warum?” wird mit der offiziellen Erklärung zur Schließung der Online-Vermögensverwaltung beantwortet: “Zu wenig Einlagen trotz gutem Kapitalanlage-Angebot!”
Entsprechend äußert sich auch die Geschäftsführung des Robo-Anbieters in einer entsprechenden Mitteilung zur Geschäftsaufgabe:
“Die Schließung unseres Geschäfts ist umso bedauerlicher, da wir von unseren Kunden durchgehend sehr positive Rückmeldungen zu unserem Angebot erhalten haben und sich unser Geschäftsansatz, den Kunden spezifische Trendinvestments anzubieten, zu sehr guten Anlageergebnissen geführt hat.“
Und doch zeigt sich nun exakt das, was viele Finanz-Experten bei zahlreichen kleineren Robo-Advisor Anbietern bereits seit geraumer Zeit erwarten: Wer es trotz entsprechender Marketing-Aktivitäten innerhalb eines Zeitraumes von 2-3 Jahren nicht schafft, eine Kundenbasis aufzubauen, die betriebswirtschaftlich betrachtet, eine entsprechende Relevanz hat, läuft Gefahr mit seinem Geschäftsmodell zu scheitern. Mag es noch so viele durchaus interessante Angebotsmerkmale haben – letztendlich ist die Anzahl wertiger Kunden dann doch entscheidend. Nach dem frühen “Ausscheiden” von Cashboard nun also Werthstein. Und ob es letztendlich noch weitere Anbieter in naher Zukunft treffen wird, ist sicherlich keine Frage, die aktuell mit einem klaren und eindeutigen Nein beantwortet werden kann.
Was passiert mit Werthstein Kunden und deren Einlagen?
Die gute Nachricht vorweg: Wer sein Geld bei Werthstein angelegt hat, muss nun nicht ob eines möglichen Verlustes in Panik verfallen. Denn dank der Deutschen Einlagensicherung etc. sind die Gelder der Anleger vollkommen geschützt und somit sicher. Zudem muss klar zum Ausdruck gebracht werden, dass sich um die Einstellung des Werthstein Geschäftsbetriebes handelt und nicht um eine Insolvenz!
Und demnach geht es wie folgt weiter: Alle Depotwerte von Werthstein werden bis zum 27. Dezember 2018 veräußert. Die aus dem Verkauf der Depotwerte erzielten Gegenwert werden den entsprechenden Referenzkonten der Kunden gut geschrieben. Die geschlossenen Vermögensverwaltungsverträge werden gemäß der Vertragsbedingungen außerordentlich zum 28. Dezember 2018 gekündigt.
„Wir sind mit allen Kunden in Kontakt, um diesen Prozess für unsere Kunden reibungslos abzuwickeln“ – lautet abschließend eine entsprechende Werthstein Mitteilung.
Solidvest möchte Werthstein Kunden übernehmen
Interessant ist, das der Mitbewerber im Robo-Advisor Markt Solidvest den Kunden von Werthstein eine Art “Übernahme-Angebot” macht. So erhalten die Werthstein Bestandskunden, die ihr Depot zur Solidvest übertragen möchten, die Leistungen der Online-Vermögensverwaltung der DJE Kapital AG in den ersten 6 Monaten kostenlos. Wer sich hierfür interessiert, für den steht ein Formular zur Übertragung des Depots bereit. Ein Depotübertrag dürfte leicht vonstatten gehen, da sowohl die Kundendepots von Werthstein als auch Jene von Solidvest letztendlich bei der Baader Bank liegen.
Robo-Advisor Werthstein schließt – was bleibt?
PIXIT der Robo-Advisor der Targobank startet, Fidelity Wealth Expert ist seit kurzem auf dem Markt und auch ZEEDIN von Hauck und Aufhäuser hat den hiesigen Robo-Advisor Markt betreten, während Vaamo von Moneyfarm übernommen wird und Werthstein nun die Segel streicht: Was hier auffällt? Wer über keine eigene ausreichende Finanzstärke verfügt, einen bereits bestehenden Kundenstamm nutzen kann, einen starken Investor hat (Scalable >> Blackrock) oder als Ableger eines etablierten Finanzunternehmens auftritt, hat es scheinbar schwer, die Schwelle der Rentabilität zu erreichen. Wer aber nun bereits die verbale Keule schwingen möchte und im Scheitern von Werthstein den beginnenden Untergang der hochgelobten Robo-Advisor Szene propagiert, befindet sich zweifelsohne auf dem Irrweg. Ja- es werden weitere Unternehmen vom Markt verschwinden, neue Anbieter auftauchen und sich weitere Kooperationen bilden. Etwas, was in jedem Markt passiert und so auch im Markt der Robo-Advisor. Nur Werthstein fällt nun eben weg. Ob es für Werthstein eine Rettung hätte geben können? Vielleicht – aber das ist dann nun wieder reine Mutmaßung. Entsprechende Bestrebungen hat es seitens Werthstein sicherlich gegeben….