Was können Robo-Advisor, was Anleger alleine nicht schaffen?

Eher durchschnittliche Performance, zu intransparent, zu teuer und eigentlich nur alter Wein in neuen Schläuchen – dies die wohl meistgebrauchten Argumente gegen einen Robo-Advisor. Zumindest bei jener Gruppe von Experten (wie auch immer man diese Titulierung im Internet auch definieren mag), die felsenfest den Standpunkt vertreten, dass „Do it yourself“ Investments dem der Robo-Advisor durchaus ebenbürtig, wenn nicht gar besser sind.

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Markus G

Zuletzt aktualisiert am: 17. Juli 2023

Robo-Advisor-versus-DIY-Investor

18. Juni 2019

Und das Faszinierende an so manch einer Aussage ist dass Sie durchaus richtig ist, denn es gibt durchaus den einen oder anderen „Do it yourself“ – Investoren, die mit ihren selbst gebastelten ETF Portfolios, die Portfolios aus derselben Risikoklasse so manch eines Robo-Advisors durchaus alt aussehen lassen. Bestätigung also der eingangs getroffenen Aussagen, das Robo-Advisor im Grunde unsinnig sind? Oder eben andersherum gefragt: Was bietet einem ein Robo-Advisor, was man letztendlich als Anleger nicht selbst erledigen könnte?

Kardinalsfrage: Was leistet ein Robo-Advisor eigentlich?

Um beurteilen zu können, was die digitalen Vermögensverwalter können, was Anleger alleine nicht oder nicht so gut schaffen, setzt erstmal voraus sich im Klaren darüber zu sein, was das Leistungsportfolio eines Robo-Advisors beziehungsweise Online-Vermögensverwalters im Grundsatz beinhaltet.

Klar, wie die Bezeichnung es bereits erkennen lässt, besteht das Angebot im Groben darin, das anvertraute Vermögen der Kunden zu verwalten. Wobei „verwalten“ hier dahingehend zu verstehen ist, dass das zu investierende Kapital durch den Vermögensverwalter zwecks Vermehrung in verschiedene Anlageprodukte fließt.
Dabei kann es sich zum Beispiel um ETFs, Aktien oder aktiv gemanagte Fonds handeln. Und das Ganze eben nicht durch Nutzung menschlicher Expertise, sondern eben basierend auf Algorithmen. Also – mathematisch konstruierten Wenn-Dann Formeln.

Produktauswahl, Risiko-Analyse, Portfolio-Steuerung = automatisiert

Grundlage eines jeden Investments eines Robo-Advisors, ist die gründliche Selektion der infrage kommenden Anlageprodukte. Anhand jener in Frage kommenden Anlage-Produkte werden dann verschiedene Portfolios zusammengestellt und zwar unter den beiden Basis-Kriterien „Ertragschance“ und „Risikoprofil“ des Anlegers.

Ferner wird oftmals fortlaufend überprüft, ob die ursprüngliche Zusammensetzung des Depots bzw. Portfolios noch vorhanden ist, was unter dem Begriff „Rebalancing“ bekannt ist. Darüber hinaus werden die Kunden meistens regelmäßig über die Wertentwicklung ihres Portfolios informiert, erhalten eine Bestandsübersicht und können bei manchen Robo-Advisors auch zusätzliche Service-Optionen in Form von Webinaren etc. nutzen.

Zusammengefasst sind es daher die folgenden Leistungen und Services, welche die digitalen Vermögensverwalter ihren Kunden zur Verfügung stellen können:

• Selektion der infrage kommenden Finanzprodukte (Anlagen)
• Zusammenstellen verschiedener Portfolios
• Ausarbeiten einer Strategie
• Rebalancing und gegebenenfalls Umschichtungen vornehmen
• Informationen über Wertentwicklung / Bestandsübersicht
• Informationsangebot in Form von Webinaren / Roadshows etc.

Doch sind dies sogenannte Unique Selling Points, also einzigartige Leistungen? Leistungen, die ein „Do it yourself“ Investor nicht auch mit entsprechendem Fachwissen, eben selbst in die Praxis umsetzen kann? Einzig ausnehmend, die Fähigkeit einen entsprechenden Algorithmus zu entwickeln und darauf eine Technologie Plattform aufzubauen?
Um mögliche Vorteile eines Robo-Advisors zu verstehen bedarf es zuallererst einmal folgender Feststellung: Do it yourself Investoren zeichnet vor allem aus, dass Sie sich über einen längeren Zeitraum ein entsprechendes Fachwissen angeeignet haben. Und zudem auch nicht selten einiges an Jahren an praktischer Investment-Erfahrung mitbringen.

Nur ist dies nicht generell als Qualifikation eines potentiellen Anlegers vorauszusetzen. Was bedeutet, dass bis heute ein nicht geringer Anteil von potenziellen Anlegern zwar das Geld für ein Investment hat, sich aber weder das notwendige Wissen um die Geldanlage aneignen möchte geschweige denn gewillt ist, die Zeit des “Erlernens” aufzuwenden. Ergo: Investieren und Rendite einfahren – ja! Aber sich kümmern: Ach nö….

Die passenden Finanzprodukte auswählen: Erfahrungen und Möglichkeiten sprechen für Robo-Advisor

Erster Grund für eine Daseinsberechtigung von Robo-Advisorn: Hauptziel einer guten, professionellen Vermögensverwaltung, unabhängig davon, ob diese auf klassische Art oder digital stattfindet, besteht darin, dem Anleger viel Zeit zu ersparen. Dabei geht es darum, dass der Vermögensverwalter entscheidet, welche Anlageformen für den Kunden interessant sind und worin das zur Verfügung gestellte Kapital investiert werden soll.

Dazu gehört, dass der Robo-Advisor passende Finanzprodukte und Anlageformen auswählt, die dann in Form verschiedener konstruierter Portfolios Anwendung finden. Dies erspart dem Anleger viel Zeit, als wenn auf eigene Faust mehrere Tausend Finanzprodukte am Kapitalmarkt, beispielsweise unzählige Fonds und Aktien, miteinander verglichen werden müssten. Hier sprechen die Erfahrungen und schlichtweg die oftmals tiefen Marktkenntnisse sowie das Know-How eindeutig für den Robo-Advisor.

In der Regel werden hierzu Finanz-Software Tools eingesetzt, die sehr effizient die „besten“ Anlageprodukte finden. Dies hat nicht unbedingt nur qualitative Gründe, sondern vor allem die große Zeitersparnis ist es, die dem Online-Vermögensverwalter hier gegenüber dem DIY-Anleger einen Vorteil verschafft.

Strategien ausarbeiten und Portfolio definieren: Anleger mit Interesse können dies auch schaffen

Der zweite Teil der Leistungen, die nahezu jeder Robo-Advisor anbietet, beinhaltet das Ausarbeiten von Strategien und Auswählen der passenden Portfolios für Anleger. Zweifelsohne: Wer hier als Anleger etwas Zeit und Interesse mitbringt, kann dies mit entsprechendem Hintergrundwissen und Know-How auch selbst gut hinbekommen.

Davor sollten sich Anleger allerdings einige Fragen stellen, die auch bei den Robos im sogenannten “Onboarding” gestellt werden. Exakt jene Fragen, die dazu dienen, den Anleger-Typus und die entsprechende Risikoneigung zu erkennen. Die auch dazu dienen, Feststellungen dahingehend zu treffen, welchen Zweck sowie welches Ziel mit der Kapitalanlage vorrangig verfolgt wird oder werden soll.

Dazu sind zum Beispiel die folgenden Fragen behilflich:

• Liegen Erfahrungen im Anlagebereich vor? Falls ja: Wieviele Jahre?
• Welchen Anlagehorizont fasse ich ins Auge?
• Welches Anlageziel verfolge ich?
• Wie viel Wert lege ich auf hohe Sicherheit?
• Welche Verluste könnte ich in Kauf nehmen?
• Wie hoch sind meine Erwartungen an die Rendite?
• Was ist mir wichtiger: Rendite oder Sicherheit?
• Wie schnell soll mein Geld verfügbar sein?
• Möchte ich eine möglichst breite Risikostreuung oder auf einzelne Anlageprodukte setzen?
• Habe ich bestimmte Favoriten, beispielsweise aktiv gemanagte Fonds?

Wenn diese Fragen (und durchaus bei dem einen oder anderen Robo-Advisor auch deutlich mehr Fragen!) beantwortet sind, ist dies die Grundlage dafür, dass eine persönliche Anlage-Strategie entworfen werden kann. Auf dessen Basis erfolgt dann die Zusammenstellung des Investment-Portfolios.

Für „Do it yourself Investoren“ als auch Nutzern eines Robo-Advisors sind an dieser stelle vor allem zwei Punkte von entscheidender Bedeutung: Die Akzeptanz hinsichtlich der Notwendigkeit solcher Fragen als auch deren ehrlicher Beantwortung.

Überwachung des Portfolios und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen: Automatik vs. Manuell

Ist das Portfolio einmal zusammengestellt, sollte dessen Zusammensetzung aufgrund der Entwicklungen an den Börsen beziehungsweise den globalen Kapitalmärkten regelmäßig überwacht werden. Die meisten Robo-Advisors führen eine solche Überprüfung und eventuelle Maßnahmen, die bei Abweichungen zu ergreifen sind, automatisch alle drei Monate oder auch halbjährlich durch.

Da natürlich nicht jedes Kundenportfolio individuell und manuell überprüft werden kann, gibt es diesbezüglich Software-Tools, die diesen Prozess überwachen und notwendige Maßnahmen automatisiert umsetzen.

Als DIY-Anleger erfolgt eine solche Überprüfung und das Einleiten bestimmter Maßnahmen in aller Regel auf manuellem Wege – wenn es denn überhaupt geschieht geschweige denn in regelmäßigen Abständen. Denn neben dem generellen Aufwand des manuellen Rebalancing ist vor allem der richtige Zeitpunkt einer notwendig erscheinenden Adjustierung des Portfolios von Bedeutung. Mehr Informationen zum Thema Rebalancing gibt es >>Hier<< und >>Hier<<

Informationen über Neuigkeiten, Wertentwicklung und Bestandsübersicht

Die drei letzten drei Punkte aus der Aufstellung zu Beginn >>

• den Kunden über interessante Neuigkeiten zu informieren,
• die Wertentwicklung aufzuzeigen
• eine Bestandsübersicht zukommen zu lassen,

gehören ebenfalls zum Angebot der meisten Robo-Advisor.

Insbesondere die zwei letzten Punkte, die Verdeutlichung (Visualisierung) der Wertentwicklung sowie der Möglichkeit eine aktuelle Bestandsübersicht abzurufen, stellen einen hilfreichen Service der Robo-Advisor dar, der das eigene Investment zu jeder Zeit verfügbar (zumeist auch als APP) macht.

Auch der erste Punkt, die Bereitstellung von aktuellen News, Tipps und generellen Informationen aus dem Investment- und Wirtschaftsbereich, ist ein nicht zu unterschätzender Service seitens der Robo-Advisor. Zumindest dann, wenn hier auch echte Insights geliefert werden. Sie können helfen Entscheidungen seitens des Robo-Advisors besser zu verstehen beziehungsweise ein generell besseres Verständnis der digitalen Geldanlage zu erlangen.

Informationsbereitstellung bei Robo-Advisorn ist verbesserungsfähig

Allerdings ist es bisher so, dass es noch nicht besonders viele digitale Vermögensverwalter gibt, die ihre Kunden automatisiert, beispielsweise per Newsletter, über interessante Entwicklungen am Finanzmarkt und zum Beispiel über neue Anlageprodukte informieren.

Hat man als „Do it yourself Anleger“ zum Ziel, sich hier ein individuelles Informationsportfolio aufzubauen, so ist dies vor allem mal mit zwei Dingen verbunden – Recherche-Arbeit und dementsprechender Zeitaufwand.

Fazit: Zeitvorteil spricht in der Summe für den Robo-Advisor

Und das Fazit? Es sind im Grunde 3 wesentliche Punkte, die der Online-Vermögensverwalter gegenüber dem Anleger, der seine Geschicke selbst in die Hand nehmen möchte, zum Vorteil hat:

Zum Einen ist es die deutliche Zeitersparnis, die Sie als Anleger nutzen können, wenn sich der Robo-Advisor um Ihre Vermögensverwaltung kümmert.

Zum Anderen ist es meistens so, dass Robo-Advisor und die dahinterstehenden Menschen schlicht mehr Erfahrungen und ein tieferes Verständnis von den Märkten haben. Ein Umstand, der sich im Idealfall positiv auf die Rendite auswirkt.

Als finaler Punkt darf der Nutzen von spezifischer Software / Technologie nicht unerwähnt bleiben. Welche Hobby Investor verfügt bitte über Zugang zu solchen Software Tools wie Sie professionelle Investment-Profis nutzen? Oder noch tiefergehend: Wer hätte das Interesse und die Geduld sich in die Funktionen solcher Tools einzuarbeiten?

Letztendlich trifft bei einem Investment-Vorhaben ein Jeder seine individuelle Entscheidung, ob er sich als DIY Investor / Hobby-Investor probieren möchte oder doch lieber auf eines der zahlreichen Robo-Advisor Angebote zurückgreift, der sich dann um das Projekt „Vermögens- und Kapitalaufbau“ kümmert.

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Markus G

Markus ist der “Kopf” des Teams. Ideengeber, Vermarkter, Redakteur und irgendwie an allem auf diesem Portal beteiligt. Ohne ihn würde es dieses Portal so nicht geben. Eine Idee – entstanden aus dem persönlichen Interesse an FinTech und nun langjähriger Erfahrungen in der Finanz-Szene. Zudem ist Markus Kolumnist auf zahlreichen Online-Plattformen – vor allem im englischsprachigen Raum (The Verge, Talkmarkets, Stockopedia, aber u.a. auch auf Focus.de
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