Investmentwissen - Alles über das Rebalancing von Anlageportfolios

Rebalancing - Definition, Bedeutung, Anwendung, Nutzen
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Marcus W.

Zuletzt aktualisiert am: 13. Juli 2023

Inhaltsverzeichnis

Einleitung – Rebalancing von Anlageportfolios

Wenn es ums Investieren geht, ist Rebalancing (Neu-Gewichtung) ein Schlüsselkonzept, mit dem sie als Anleger vertraut sein sollten. Es ist ein probate Methode zur Verwaltung Ihrer Anlagen, um das Risiko zu verringern und die Rendite zu optimieren, während Sie gleichzeitig Ihre individuellen Anlageziele, Ihre Risikobereitschaft als auch Ihren Anlagestil fest im Auge behalten. Vor allem dann, wenn sich die Marktgegebenheiten verändern und so ihr Portfolio aus dem gewählten Gleichgewicht gerät.

Unter dem Aspekt einer daraus resultierenden Neugewichtung werden die aktuellen Allokationen in Ihrem Portfolio überprüft, die Anzahl der Aktien, Anleihen oder alternativen Anlagen entsprechend angepasst und so dass ursprünglich gewählte Gleichgewicht zwischen den einzelnen Anlagearten und Sektoren sichergestellt.

In diesem Ratgeber werden wir uns nun ausführlich mit dem Thema Neugewichtung von Anlageportfolios auseinandersetzen und erläutern, warum es wichtig ist, wie es durchgeführt wird, welche Arten des Rebalancings es gibt und welche Auswirkungen es auf die Rendite Ihres Portfolios haben kann.

Lassen Sie uns im Folgenden gemeinsam entdecken, wie dieser Prozess Ihnen dabei helfen kann, Ihre Anlagestrategie auf Kurs zu halten und Ihre finanziellen Ziele zu erreichen. Fangen wir dabei zuerst mit der verbindlichen Definition des Begriffs an.

Was ist Rebalancing?

Der “Vorgang” des “Neu-Ausrichtens von Investment-Portfolios” lässt sich wie folgt definieren:

Rebalancing ist ein Prozess, bei dem das Verhältnis von verschiedenen Vermögenswerten zueinander in einem Portfolio wiederhergestellt wird, indem übergewichtete Positionen verkauft und untergewichtete Positionen gekauft werden. Dies wird in regelmäßigen Abständen durchgeführt, um das Anlagerisiko des Investment-Portfolios zu minimieren und die Rendite zu maximieren.

Was sich in der Praxis grafisch als Beispiel wie folgt darstellen (kann):

 

Beispiel des Rebalancing eines Anlageportfolios
Beispiel des Rebalancing eines Anlageportfolios

Soweit also das Grundverständnis dessen, was als Rebalancing bezeichnet wird. Kommen wir nun zu dem Punkt zu hinterfragen, wo diese Methode seinen Ursprung hat.

Worauf basiert die Idee der Neu-Gewichtung von Anlageportfolios?

Die Idee der Neu-Gewichtung von Investment-Portfolios basiert auf der Annahme, dass sich die Vermögenswerte (Aktien, Anleihen, Fonds, Zertifikate etc.) als auch Branchen und Märkte unterschiedlich entwickeln und dass es daher wichtig ist, das Portfolio regelmäßig zu überwachen und anzupassen, um das ursprüngliche Verhältnis der, in einem Portfolio bestehenden Vermögenswerte beizubehalten.

Dies kann dazu beitragen, das Risiko des Portfolios zu minimieren, indem übergewichtete Positionen verkauft werden, die möglicherweise überproportional zur Gesamtperformance des Portfolios beitragen, und untergewichtete Positionen gekauft werden, die möglicherweise nicht ausreichend diversifizieren. Es kann auch dazu beitragen, die Rendite des Portfolios zu maximieren, indem man von den positiven Wertentwicklungen profitiert und Verluste begrenzt werden. Umgesetzt kann dies in Form verschiedener Methoden und Anwendungen, die wir nun näher betrachten wollen.

Welche Arten des Rebalancings gibt es?

Es gibt mehrere Arten beziehungsweise Methoden der Portfolio-Neugewichtung, die sich wie folgt darstellen:

Zeitbasiertes Rebalancing

Diese Art des Rebalancings erfolgt regelmäßig zu festgelegten Zeitpunkten, wie zum Beispiel jährlich oder quartalsweise.

Beispiel: Ein Investor, der sich für eine jährliche Neugewichtung entscheidet, würde sein Portfolio jedes Jahr überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen, um seine ursprüngliche Asset-Allokation wiederherzustellen.

Zeitbasiertes Rebalancing erfordert weniger Aufwand, kann aber dazu führen, dass das Portfolio in ungünstigen Marktbedingungen unter- oder über-gewichtet bleibt.

Threshold-basiertes Rebalancing

Diese Art des Rebalancings erfolgt, wenn eine bestimmte, prozentuale Risikoschwelle im Portfolio erreicht wird.

Beispiel: Ein Investor, der eine Schwelle von 5% für das Rebalancing festgelegt hat, würde sein Portfolio dann überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen, wenn ein bestimmtes Investment mehr als 5% des Gesamtportfolios ausmacht.

Threshold-basiertes Rebalancing kann dazu beitragen, dass das Portfolio auf einem gewünschten Niveau bleibt, es kann aber auch dazu führen, dass häufiges Rebalancing notwendig ist. Was jedoch auch mit höheren Gebühren durch Kauf und Verkauf einhergehen kann und somit dem Ziel einer Rendite-Steigerung eher widerspricht.

Wertabhängiges Rebalancing

Hierbei erfolgt eine Orientierung am Markt. Beträgt die Abweichung des Portfolios von der ursprünglichen Asset Allokation weniger als 5 % kann das Rebalancing ausgelassen werden. Wo hingegen bei einer Abweichung von mehr als 10 % das Rebalancing vorgenommen werden sollte. Diese Form des Rebalancing ist auch als Davis-Norman Modell bekannt.

Exkurs >> Davis-Norman Modell: Die beiden Finanz-Experten Davis/Norman zeigten im Jahre 1990 in einer Ausarbeitung, der nachfolgende eine hohe Beachtung geschenkt wurde, dass unter Berücksichtigung der, generell bei einem Rebalancing anfallenden Transaktionskosten ein nur teilweise ausgeführtes Portfolio-Rebalancing optimal ist.

Die grundlegende Erkenntnis der beiden Finanz-Experten belegte Folgendes:

Wenn sich Preise auch nur einigermaßen zufällig entwickeln – wofür vieles spricht, dann kann schon die nächste Preisänderung die Gewichtungen innerhalb des Portfolios in Richtung Ziel-Allokation verschieben. Somit würden, aufgrund des nicht stattfindenden direkten Einflusses eines Asset Managers, auch keine Transaktionskosten anfallen.

Um dies anhand eines konkreten Beispiels zu verdeutlichen:

Grundvoraussetzung ist hierbei die Festlegung eines sogenannten “inneren Bandes”: Steigt der Anteil um 10% (Prozentpunkte) beim “äußeren Band” an, wird der Anteil bis auf Zielgewicht + 3% (Prozentpunkte), dem “inneren Band” zurückgeführt. Transaktionskosten fallen so nur für 7% an, nicht für 10%.

Zielgewichtungs-basiertes Rebalancing

Diese Art des Rebalancings beruht auf einer Zielgewichtung für jede Anlageklasse im Portfolio.

Beispiel: Ein Investor, der beschlossen hat, dass Aktien 20% und Anleihen 80% seines Portfolios ausmachen sollten, würde sein Portfolio regelmäßig überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen, um diese Zielgewichtungen wiederherzustellen.

Zielgewichtungs-basiertes Rebalancing kann dazu beitragen, dass das Portfolio auf einem gewünschten Niveau bleibt, es erfordert jedoch mehr Aufwand bei der Überwachung und Anpassung des Portfolios. Auch hier besteht Gefahr einer zu häufigen Portfolioanpassung, was wiederum zu höheren Kosten und somit verringerter Rendite verbunden sein kann.

Welche Gründe gibt es für das Rebalancing?

Das Rebalancing eines Portfolios dient dazu, die Gewichtung der verschiedenen Anlageklassen (z.B. Aktien, Anleihen, Immobilien) im Portfolio auf einen vorher festgelegten Zielverteilungsgrad zurückzusetzen. Dies kann aus verschiedenen Gründen notwendig sein:

 

  • Um das Risiko des Portfolios zu minimieren, indem man sicherstellt, dass die Verteilung der Anlageklassen im Portfolio dem Risiko-Ertrags-Profil des Anlegers entspricht.
  • Um die Rendite des Portfolios zu maximieren, indem man sicherstellt, dass das Portfolio immer optimal auf die aktuellen Marktbedingungen ausgerichtet ist.
  • Um die Diversifizierung des Portfolios aufrechtzuerhalten, indem man sicherstellt, dass keine einzelne Anlageklasse zu stark gewichtet ist.

Es gibt auch viele andere Gründe, warum ein Portfolio möglicherweise umstrukturiert / neu ausbalanciert werden muss, z.B.

 

  • Veränderungen in den persönlichen Finanzbedürfnissen des Anlegers
  • Veränderungen in den Marktbedingungen 
  • Veränderungen in den Aussichten für bestimmte Anlageklassen.

Wie kann sich Rebalancing auf die Rendite eines Portfolios auswirken?

Rebalancing kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Rendite eines Portfolios haben. Einerseits kann es dazu beitragen, das Risiko des Portfolios zu minimieren, indem es dafür sorgt, dass die Verteilung der Anlageklassen im Portfolio dem Risiko-Ertrags-Profil des Anlegers entspricht. Dadurch kann es dazu beitragen, dass das Portfolio in weniger gut performenden Märkten besser abschneidet und insgesamt stabiler ist.

Andererseits kann Rebalancing auch dazu führen, dass man Gewinne auf gute performenden Anlageklassen realisiert und in schlechter performende Anlageklassen investiert, was zu einer geringeren Rendite führen kann.

Ein Beispiel: Angenommen, ein Anleger hat ein Portfolio, das zu 50% aus Aktien und zu 50% aus Anleihen besteht. Nach einem Jahr hat sich der Aktienmarkt stark entwickelt, während der Anleihenmarkt schwach war. Das bedeutet, dass die Gewichtung der Aktien jetzt bei 60% liegt und die Gewichtung der Anleihen bei 40%.

Der Anleger beschließt, sein Portfolio neu auszubalancieren und die Gewichtung der Aktien auf 50% zurückzusetzen. Das bedeutet, dass er einen Teil seiner Aktien verkaufen und in Anleihen investieren muss, obwohl der Aktienmarkt gut performt hat. Dadurch kann er Gewinne auf seinen Aktien verlieren und in Anleihen investieren, die im Vergleich zu Aktien schlechter performen, was die Gesamtrendite des Portfolios beeinträchtigen kann.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Auswahl des Rebalancing-Intervalls und die Art und Weise, wie das Rebalancing durchgeführt wird, einen großen Einfluss darauf haben können, wie sich das Rebalancing auf die Rendite des Portfolios auswirkt. Es ist daher wichtig, das Rebalancing sorgfältig zu planen und die verschiedenen Faktoren, die dabei eine Rolle spielen, sorgfältig abzuwägen. Womit wir zu der Frage kommen, ob es so etwas für ein empfehlenswertes Rebalancing-Intervall gibt?

Wie oft sollte man sein Portfolio einem Rebalancing unterziehen?

An diesem Punkt eine klare Aussage: Es gibt keine feste Regel für die Häufigkeit des Rebalancings. Die Wahl des Rebalancing-Intervalls hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Risiko-Ertrags-Profil des Anlegers, den Anlagezielen, der Anlagestrategie und der Volatilität der verschiedenen Anlageklassen im Portfolio.

Einige Anleger wählen ein kurzes Rebalancing-Intervall von z.B. quartalsweise oder sogar monatlich, um sicherzustellen, dass das Portfolio immer den gewünschten Verteilungsgrad hat und schnell auf Veränderungen in den Marktbedingungen reagieren kann. Andere Anleger wählen ein längeres Intervall von z.B. jährlich oder sogar alle paar Jahre, um Transaktionskosten zu reduzieren und die Diversifikation des Portfolios zu erhalten.

Grundlegend gilt, dass ein häufigeres Rebalancing tendenziell höhere Transaktionskosten mit sich bringt, und es kann sich negativ auf die Gesamtrendite des Portfolios auswirken. Andererseits kann ein selteneres Rebalancing dazu führen, dass das Portfolio von seinen ursprünglichen Zielen und Anlagestrategie abweicht.

Entscheidend ist, das Rebalancing sorgfältig zu planen und die verschiedenen Faktoren, die dabei eine Rolle spielen, sorgfältig abzuwägen, um das optimale Rebalancing-Intervall für das jeweilige Portfolio und den Anleger zu finden.

Zur Orientierung: Die meisten Vermögensverwaltungen als auch Robo-Advisor führen 1x jährlich ein Rebalancing der Anlageportfolios aus.

Welche Kosten können beim Neugewichten von Anlageportfolios anfallen?

Beim Rebalancing von Anlageportfolios können verschiedene Kosten anfallen, darunter:

  1. Transaktionskosten: Wenn Sie die Zusammensetzung Ihres Portfolios ändern, indem Sie Vermögenswerte kaufen oder verkaufen, fallen Transaktionskosten an. Diese Kosten können je nach Art der Transaktion und dem gewählten Broker unterschiedlich ausfallen.

  2. Steuern auf Kapitalgewinne: Wenn Sie Vermögenswerte verkaufen, um Ihre Portfoliobalance wiederherzustellen, können Sie möglicherweise steuerliche Konsequenzen haben. Wenn Sie beispielsweise Aktien mit Gewinn verkaufen, müssen Sie möglicherweise Kapitalertragssteuern auf den Gewinn zahlen.

  3. Handelsgebühren: Einige Broker erheben zusätzliche Gebühren für bestimmte Arten von Trades oder für den Handel mit bestimmten Arten von Vermögenswerten.

  4. Recherche- und Beratungskosten: Wenn Sie ein professionelles Unternehmen oder eine Einzelperson engagieren, um Sie beim Rebalancing Ihres Portfolios zu unterstützen, können Kosten für die Recherche und Beratung anfallen.

  5. Opportunitätskosten: Wenn Sie sich dazu entschließen, Vermögenswerte zu verkaufen, um Ihr Portfolio neu auszurichten, kann es sein, dass Sie möglicherweise eine Chance verpassen, wenn sich der Markt in eine andere Richtung bewegt. Das bedeutet, dass Sie möglicherweise Renditen verpassen, die Sie erhalten hätten, wenn Sie Ihre Positionen nicht geändert hätten.

Es ist wichtig, diese, möglicherweise anfallenden Kosten zu berücksichtigen, wenn Sie Ihr Portfolio neu ausrichten. Sie sollten die Kosten gegen die potenziellen Vorteile des Rebalancing unter dem Aspekt einer möglichen Steigerung der Rendite also genauestens abwägen, um zu entscheiden, ob ein Portfolio-Rebalancing für Sie sinnvoll ist – oder eben auch nicht.

Zusammenfassung – Rebalancing von Anlageportfolios

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Rebalancing von Anlageportfolios ein wichtiger Prozess ist, um das Risiko im Portfolio zu reduzieren und die Rendite zu maximieren. Es ermöglicht es, die Anlagestrategie und Ziele des Anlegers aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, dass das Portfolio immer auf Kurs bleibt.

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Marcus W.

Marcus ist, fachlich gesehen, sicherlich das Herz des Robo-Advisor-Portals, denn er ist gestandener Investment Banker im Dienst einer deutschen Großbank. Sein Hobby und Nebenjob ist das Schreiben, welches er sehr erfolgreich mit den Erfahrungen und Kenntnissen aus seinem täglichen Job kombiniert. Dass er auch das beherrscht, hat er mit Hunderten von Fachtexten unter Beweis gestellt. Seine Texte sind einfach gut – Punkt. Geht es um sehr spezifische Themen wie der digitalen Geldanlage, ist er UNSER Mann. Er zeichnet vor allem verantwortlich für den Ratgeber-Bereich als auch so manchen Robo-Advisor Test. Kurzum: Ein echter Gewinn für dieses Portal!
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