
Es begann mit einer Überraschung: Im Jahr 2018 erklärte der bekannte RoboAdvisor Vaamo den „Zusammenschluss“ mit dem italienischen Robo-Advisor Moneyfarm. Da war sie also – die erste große Übernahme eines, in Deutschland etablierten Anbieters durch einen international aufgestellten Player wie Moneyfarm, der nun also neben seinen Kernmärkten Italien und Großbritannien auch Deutschland erobern wollte.
Exakt – wollte, denn die Bestrebungen auch hierzulande ein erfolgreiches Kapitalanlage-Angebot auf Basis einer Online-Vermögensverwaltung auf die Beine zu stellen, dürfen als gescheitert betrachtet werden. Moneyfarm zieht sich nach etwas mehr als 18 Monaten wieder aus dem deutschen Markt sang- und klanglos zurück.
Das Moneyfarm-„Aus“ – verkündet via E-Mail
So informierte man kurzerhand die deutschen Anleger mittels E-Mail im folgenden Wortlaut
„Liebe/R Frau/Herr …, das Jahr 2020 war ein ereignisreiches Jahr und hat besonders für junge Unternehmen eine sehr herausfordernde Zeit dargestellt. Auch wir haben uns in dieser Zeit neu aufgestellt und es tut uns leid, Ihnen hiermit mitteilen zu müssen, dass Moneyfarm sich in naher Zukunft vom deutschen Markt zurückziehen wird, um sich auf seine Kernmärkte Italien und Großbritannien zu fokussieren.“
Nun stellt sich die Frage des „Warum?“ beziehungsweise nach den Hintergründen. Einfache Antwort: Das Geschäft war, ist schlicht nicht profitabel. Und es war zu erwarten, dass es auch in naher Zukunft nicht profitable sein werde. Denn genau dies ließ sich aus den Zahlen, die Moneyfarm vor knapp 2 Monaten verkündete, herauslesen. Zwar verkündete man Anfang des Jahres das Erreichen von über 1 Milliarde Assets under Management an, doch beim Thema Profitabilität sah das Ganze düster aus.
Moneyfarm verzeichnete 2019 hohe operative Verluste
So zeigte sich das einem 2019 erwirtschafteten Ertrag von 3 Millionen Euro rund 15 Millionen Euro operative Verluste gegenüber standen. Und die Erwartungen sahen für das Jahr 2020 ähnlich aus. Nun mag man solche Zahlen durchaus damit kommentieren können, dass es normal sei, im Falle einer Übernahme in einem schwierigen Markt wie dem hiesigen Robo-Advisor Markt, gewisse Anlaufverluste einzufahren. Für Moneyfarm jedoch offensichtlich nicht länger vertretbar.
Womit sich wieder einmal bestätigt: Der Atem vermeintlich großer Anbieter ist im hiesigen RoboAdvisor Markt offensichtlich nicht wirklich lang. Denn mit Moneyfarm (gestützt von der Allianz GI) ist es nun der zweite Anbieter nach Prospery (initiiert von der niederländischen ABN-Amro), der nach etwas mehr al einem Jahr die Segel streicht. Von Werthstein mal ganz zu schweigen.
Was passiert mit den Moneyfarm Kunden-Depots? Ab zu Fidelity
Die Frage ist, was nun mit den Depots der Moneyfarm Anleger passiert? Die werden zu Fidelity übertragen. Bedeutet, dass bisherige Moneyfarm Kunden zukünftig als Kunden des Fidelity-eigenen Robo-Advisor Angebotes „Fidelity Wealth Expert“ geführt werden. Sofern sie denn ihre Depots nicht auflösen. Wobei der Übertrag der Moneyfarm Depots an einen TOP-Player wie Fidelity mit Sicherheit nicht die schlechteste Lösung ist. Zumal Moneyfarm in der Vergangenheit bereits mit der FFB (FIL Fondsbank) der Fidelity Internal als depotführende Partnerbank zusammengearbeitet hat.
Und der Partner Allianz GI?
Zu guter Letzt: Der Partner Allianz GI sieht in dem Rückzug von Moneyfarm aus dem deutschen Markt keinen Anlass, sich von dem Partner, an dem es wirtschaftlichen Anteile hat, zu verabschieden. So zumindest das offizielle Statement seitens der Allianz GI:
„Allianz unterstützt die Entscheidung von MoneyFarm voll und ganz. Wir beurteilen die Aussichten für die beiden Kernmärkte von MoneyFarm weiter positiv. Allianz Asset Management bleibt weiterhin ein wichtiger Anteilseigner von MoneyFarm und wird seine Beteiligung an MoneyFarm Ltd. nicht ändern“.
Interessant ist bei diesem Statement, dass es in einer offiziellen Mitteilung zur Übernahme von vaamo seitens des Moneyfarm Gründers Giovanni Dapra noch wie folgt hieß:
„Wir sehen Deutschland als attraktiven Wachstumsmarkt mit großem Potential für die digitale Vermögensverwaltung.“
Nun gut – aus Sicht von Moneyfarm ist Deutschland nun eben nicht mehr attraktiv….
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Ist es möglich das Depot von Moneyfarm an TradeRepublic zu übertragen?
Hallo, gute Frage: Da bei Moneyfarm das Depot bei der FIL Fondsbank liegt, sollte am Besten dort direkt nachgefragt werden. Wir möchten hier keine, womöglich fehlerhaften Informationen diesbezüglich weitergeben.
Beste Grüsse vom RoboAdvisor-Portal Team