In einer Zeit, in der passive Indexfonds die Anlagewelt dominieren, versprechen Smart Beta ETFs einen verlockenden Mittelweg zwischen klassischem passivem und aktivem Investment. Diese neue Generation von Anlagestrategien weckt bei vielen Investoren die Hoffnung, endlich die lang ersehnte Überrendite gegenüber dem Gesamtmarkt zu erzielen. Doch können Smart Beta ETFs dieses Versprechen wirklich einlösen?
Markus G
Zuletzt aktualisiert am: 2. September 2025
20. Mai 2018
Smart Beta ETFs, auch als Faktor-ETFs oder Strategic Beta ETFs bekannt, kombinieren passive und aktive Anlagestrategien, indem sie technische und/oder fundamentale Faktoren wie Größe, Value, Momentum und Volatilität berücksichtigen. Im Gegensatz zu klassischen, marktkapitalisierungsgewichteten ETFs folgen Smart Beta ETFs alternativen Gewichtungsstrategien mit dem Ziel, Renditen zu verbessern, Risiken zu reduzieren und Diversifikation auf transparente und kosteneffiziente Weise zu erhöhen.
Die Grundidee: Während traditionelle ETFs einfach die größten Unternehmen eines Index entsprechend ihrer Marktkapitalisierung abbilden, nutzen Smart Beta ETFs wissenschaftlich belegte Faktoren, um gezielt Aktien auszuwählen und zu gewichten, die historisch bessere risikoadjustierte Renditen erzielt haben.
Smart Beta ETFs basieren auf der Erkenntnis der Finanzwissenschaft, dass bestimmte Eigenschaften von Aktien langfristig zu Überrenditen führen können. Die fünf wichtigsten Faktoren – Value, Quality, Momentum, Size und Minimum Volatility – haben sich als widerstandsfähig über Zeit, Märkte und Anlageklassen erwiesen und haben eine starke wirtschaftliche Begründung.
1. Value-Faktoren
2. Quality-Faktoren
3. Low Volatility/Minimum Volatility
4. Momentum-Strategien
5. Size-Faktoren
Die Smart Beta ETF-Branche durchlebt aktuell eine Phase der Reifung und Herausforderungen. Zum 31. Dezember 2022 hielten 1.384 Strategic-Beta ETPs weltweit etwa 1,53 Billionen US-Dollar an Vermögen. Obwohl BlackRock 2016 prognostiziert hatte, dass Smart Beta ETF-Vermögen bis 2025 2,4 Billionen Dollar erreichen würden, zeigt sich die Realität differenzierter.
Aktuelle Entwicklungen in 2025:
Europa: Smart Beta ETFs machen in Europa gemäß Morningstar knapp 100 Milliarden Euro aus, was etwa sechs Prozent des europäischen ETF-Markts entspricht. Allerdings zeigt sich ein gemischtes Bild: Smart Beta ETFs erlitten 1,5 Milliarden Euro Abflüsse im ersten Quartal, während aktive ETFs 2,1 Milliarden Euro Zuflüsse verzeichneten.
Deutschland: Von den rund 1.500 an der Börse Stuttgart handelbaren ETFs können etwa 180 als Smart-Beta-ETFs klassifiziert werden und sorgen für rund 10 Prozent des Handelsvolumens bei Exchange Traded Products. Besonders beliebt sind Dividenden-ETFs, die fünf der zehn meistgehandelten Smart-Beta-ETFs an der Börse Stuttgart ausmachen.
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Smart Beta ETFs sind die Kosten. Strategic-Fonds mit Kostenquoten von 0,10% oder weniger erhielten 34,5 Milliarden Dollar Zuflüsse, während Fonds mit Gebühren über 0,30% nur 2,8 Milliarden Dollar anzogen. In Europa betragen die durchschnittlichen Kosten für Smart Beta ETFs 0,39 Prozent pro Jahr, verglichen mit 0,31 Prozent für Standard-ETFs.
1. Wissenschaftliche Fundierung
Smart Beta Strategien basieren auf jahrzehntelanger Finanzforschung und haben sich über verschiedene Marktzyklen bewährt.
2. Transparenz und Regelbasierung
Die Auswahl und Gewichtung der Aktien erfolgt nach klar definierten Regeln, was für Transparenz und Nachvollziehbarkeit sorgt.
3. Kosteneffizienz
Obwohl sie eine aktivere Managementstrategie verfolgen, sind die Kosten von Smart Beta ETFs in der Regel niedriger als die von aktiv gemanagten Fonds.
4. Diversifikation
Durch die Diversifikation über verschiedene Faktoren hinweg können Smart Beta ETFs das Risiko im Vergleich zu traditionellen Indexfonds besser streuen.
1. Komplexität
Die zugrunde liegenden Strategien und Faktoren können für unerfahrene Anleger schwer zu verstehen und zu verfolgen sein.
2. Keine Garantie für Überperformance
Die meisten in den USA gelisteten Strategic Beta ETFs erzielten in den ersten fünf Monaten 2020 eine Underperformance gegenüber ihren entsprechenden Indizes.
3. Erhöhte Volatilität
Abhängig von den gewählten Faktoren können Smart Beta ETFs volatilere Performance aufweisen, insbesondere in turbulenten Marktphasen.
4. Faktor-Timing Herausforderung
Es ist schwer vorherzusagen, welcher Faktor in welcher Börsenphase sinnvoll ist, da einzelne Faktoren auch Phasen unterdurchschnittlicher Wertentwicklung erleben können.
Institutionelle Investoren waren Vorreiter bei der Adoption von Smart Beta ETFs. Vor allem institutionelle Investoren, darunter Versicherer und Pensionskassen, fragen die neuen Indexfonds nach, da sie darin den Vorteil sehen, sich nach wie vor günstig am Aktienmarkt zu beteiligen und trotzdem das eigene Portfolio optimieren zu können.
Aktuelle Trends bei institutionellen Investoren (2025):
Für private Anleger sind Smart Beta ETFs komplexer einzuschätzen. Für Privatanleger sind Standard-ETFs auf den MSCI World oder den Stoxx Europe 600 die beste Wahl, während erfahrene Anleger überlegen können, Teile ihres Aktienvermögens in Smart-Beta-ETFs zu investieren.
Beliebte Strategien bei Privatanlegern:
Die tatsächliche Performance von Smart Beta ETFs zeigt ein gemischtes Bild. In Europa stecken aktuell 90 Milliarden Euro in Strategie-ETFs, was nur einem Anteil von sechs Prozent am ETF-Markt entspricht – eine langjährige Erfolgsgeschichte sieht anders aus.
Smart Beta ETFs, die Exposure zu Faktoren wie Value, Size oder niedrige Volatilität bieten, haben Anleger oft enttäuscht aufgrund ihrer hohen Korrelation mit den übergeordneten Benchmarks und höheren Gebühren. Dies führt zu verstärkter Konkurrenz durch aktive ETFs, die mehr Flexibilität bieten.
Die Asset-Klasse hat in Europa nie mehr als 8% Marktanteil erreicht, was ein Zeichen dafür ist, dass sie ihr Potenzial erreicht hat, so Monika Calay von Morningstar.
1. Trend zu Active ETFs: Bis Ende Juni 2025 gab es bereits 2.226 aktive ETFs gegenüber 2.157 passiven ETFs, die an US-Investoren verkauft werden. Dies zeigt eine Verschiebung der Anlegerpräferenzen.
2. Kostenfokus: Der Kostendruck wird weiter zunehmen, wobei nur die günstigsten Smart Beta ETFs signifikante Zuflüsse erwarten können.
3. Spezialisierung: 2025 wird sich alles um Nischen- und hochmoderne Themen in aktiven ETFs drehen, wie aufkommende Technologien, Lieferketten für erneuerbare Energien und Durchbrüche bei Gesundheitsinnovationen.
Für institutionelle Investoren:
Für private Anleger:
Generelle Empfehlungen:
Smart Beta ETFs befinden sich an einem Wendepunkt ihrer Entwicklung. Während sie wissenschaftlich fundierte Ansätze zur Portfoliooptimierung bieten, stehen sie unter zunehmendem Druck durch aktive ETFs und müssen ihre Daseinsberechtigung durch konsistente Performance und niedrige Kosten rechtfertigen.
Bottom Line: Smart Beta ETFs bleiben ein wertvolles Werkzeug für sophisticated Investoren, die bereit sind, die zusätzliche Komplexität und zeitweilige Underperformance zu akzeptieren. Der Schlüssel liegt in der gezielten Auswahl kosteneffizienter, wissenschaftlich fundierter Strategien und der Integration in ein diversifiziertes Gesamtportfolio.
Markus G
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