Kurskorrekturen an den Börsen: Entlarvung der Robo-Advisor?

Nun ist das Ereignis eingetreten auf dass viele Kritiker der Robo-Advisor so lange gewartet haben: eine ausgeprägte Kurskorrektur an den Finanzmärkten dieser Welt. Nun war sie da, die Bewährungsprobe für die von vielen Seiten so hochgelobten Anbieter digitaler Geldanlagen – allgemein hin bekannt als Robo-Advisor. Endlich konnten die digitalen Vermögensverwaltungen sich selbst unter den harten Bedingungen einer Krisensituation, als was viele Experten die jüngste Kurskorrektur etwas überschwänglich bezeichneten, unter Beweis stellen.

Markus

Markus G

Zuletzt aktualisiert am: 17. Juli 2023

Kurskorrekturen an den Börsen - Entlarvung der RoboAdvisor

21. Februar 2018

Exakt eben jenen Beweis erbringen, das ihre, auf Algorithmen basierte Anlagestrategie besser performt als die eines menschlichen Anlageberaters. Eben jener Gruppe von “normalen”, aber fehlerbehafteten Investment-Profis, denen aufgrund des starken Aufkommens der Robo-Advisor auf kurz oder lang schon das Ende vorausgesagt wird. 

Weil sie eben emotional basierte Fehlentscheidungen treffen – eine Eigenschaft, die einem Robo-Advisor schlichtweg unbekannt ist. Woraus folgt, das eine Kurskorrektur einen Robo-Advisor doch eigentlich nicht erschüttern kann – oder?

Robo-Advisor sind doch fehlbar

Nun hat die letzte Kurskorrektur jedoch eins gezeigt: So einfach ist das mit der Unfehlbarkeit der Robo-Advisor und der Fehlbarkeit der menschlichen Anlageberater eben doch nicht. Schwarz – Weiß Betrachtung funktioniert nicht. 

Ganz im Gegenteil, denn zur Überraschung vieler schnitten in einer nachgelagerten Betrachtung einige der digitalen Vermögensverwaltungen eher schlecht ab. Zumindest in Relation zu einem Vergleichsmaßstab. Sind die Robo Advisor als so gar nicht so gut, wie die Anbieter selbst und deren „Fangemeinde“ es der Allgemeinheit gern Glauben machen möchten?

Alles nur heiße Luft und lediglich erfolgreich , wenn es an den Börsen nach oben geht? Fakt ist, dass für das Gros der hierzulande aktiven Robo-Advisor das Thema Börsencrash eg. Kurskorrektur ein Novum ist. 

Schlicht der Tatsache geschuldet, das die meisten der Robo-Advisor mit ihrem Angebot der digitalen Vermögensverwaltung maximal 2 Jahre aktiv sind – wenn überhaupt. Einem Zeitraum, an denen es an den Finanzmarktplätzen weltweit eigentlich nur einen Weg gab und zwar jenen nach oben.

Jüngste Kurskorrekturen zeigten Wirkung – auch bei manchem Robo-Advisor

Aber jeder Höhenflug findet irgendwann einmal ein Ende, wenn auch nur temporär. Am 24. Januar diesen Jahres war es dann erstmalig nach jahrelangem Höhenflug und der Jagd von einem Rekordhoch zum anderen soweit: Kurskorrektur! So verlor allein der Deutsche Aktienindex (DAX) bis zum 9. Februar diesen Jahres circa 1500 Punkte, was prozentual einer Kurskorrektur von rund 10 % entspricht.

 Ein echter Härtetest also – sowohl für die digitalen Anlagespezialisten als auch die klassischen Anlageberater mit ihren aktiv gemanagten Portfolios. Schaut man sich die Performance all jener Portfolios innerhalb dieses Zeitraumes einmal genau an, so lässt sich erkennen, dass auch Robo-Advisor vor solchen Kurskorrekturen nicht gefeit sind. Im Gegenteil: So mach einer musste richtig Blutzoll zahlen und zwar deutlich!

Performance-Analyse zeigt deutlich: Verluste durchaus höher als ein Vergleichsmaßstab

Um dies zu verdeutlichen hat die Online-Plattform Brokervergleich.de im Auftrag der Zeitung “Welt” die zwei Wochen andauernde Kurskorrektur zum Anlass genommen, sich die Performance der Robo-Advisor Anbieter etwas genauer anzusehen und mit einem Vergleichsmaßstab abzugleichen.

Die von der Plattform durchgeführte Analyse förderte zu Tage, dass Anleger, die ihr Geld bei einem jener Robo-Advisor angelegt haben, welche auch Daniel Franke sein Geld anvertraute, in der 2 Wochen andauernden Korrekturphase Verlusten zwischen 3,6 Prozent und 8,2 Prozent erlitten. 

Vorausgesetzt, dass Ihr Portfolio ebenfalls eine Anlagestrategie aufweist, welches einem mittleren Risiko entspricht. Ein Depot, welches für die vereinbarte Dauer der Geldanlage stets zwischen einer Hälfte Aktien und der anderen Hälfte Anleihen ausbalanciert ist.

Die Frage ist, wie aussagefähig kann ein solcher Vergleich überhaupt sein? Es kommt darauf, wie man den Vergleichsmaßstab „konstruiert“. Im genannten Vergleich des Online-Portals, ist man diesem Anspruch ziemlich nah gekommen. 

Denn der Vergleichsmaßstab basiert auf zwei relevanten Eckpunkten: Zum Einen der 50 prozentigen Abbildung des weltweiten Aktiengeschehens, zum Anderen der ebenso 50 prozentigen Abbildung des weltweiten Anleihegeschehens innerhalb des Zeitraumes der Kurskorrektur an den weltweiten Börsenplätzen. 

Also jener 2 Anlageinstrumente, welche sich auch zu jeweils zur Hälfte in den Vergleichsportfolios bei den getesteten Robo-Advisor befinden. Dieser Vergleichsmaßstab schloss mit Börsenschluss am 9. Februar mit einem minus von 4,7 Prozent ab.

Branchenprimus als auch Renditesieger lassen deutlich Federn

Und die Robo-Advisor? Klare Erkenntnis: Sie sind vor Kurskorrekturen trotz ausgeklügeltem Algorithmus nicht sicher. Immerhin 3 der hierzulande aktiven Robo-Advisor schlossen für den Zeitraum der Kurskorrektur sogar deutlich schlechter ab als eben jener Vergleichsmaßstab mit seiner Negativ-Performance von 4,7 Prozent. Und die Liste der Verlierer führt ausgerechnet der Primus der deutschen Robo-Advisor an – Scalable Capital mit stattlichen 8,2 Prozent Wertverlust. 

Der Robo-Advisor Anbieter nimmt dies aber erstaunlicherweise recht locker und entspannt. Was sich anhand einer aktuell veröffentlichten Erklärung von Scalable Capital auf seiner Webseite erkennen lässt:

„Unser Algorithmus strebt ein kontrolliertes Risikomanagement an, verfolgt aber keine Absicherungs- oder Stop-Loss-Strategie. Er ist nicht darauf ausgerichtet, auf jeden Rücksetzer in den Portfolios mit Umschichtungen zu reagieren. Das wäre auch nicht sinnvoll. Denn wenn wir bei kurzfristigen Korrekturen die Aktienquote stets schlagartig reduzieren würden, wäre es recht wahrscheinlich, dass wir die anschließenden Erholungen verpassen. Am Ende würde man systematisch zu spät aus- und einsteigen, was zu einer schlechteren Rendite führen würde.“

Des Weiteren

„Ein bestimmtes Maß an Wertschwankungen muss man aushalten, wenn man von den Renditen an den Aktienmärkten profitieren will. Unser Algorithmus achtet dabei darauf, dass der Anleger gemäß seiner Risikovorgabe investiert ist. Der Algorithmus passt das Portfolio an, wenn das ermittelte Risiko von der Vorgabe abweicht.“

Den gesamten Bericht gibt es >> Reaktion von Scalable zur Börsenkorrektur <<

Auch ein weiterer Verlierer, Whitebox (mit 5,6 % Wertverlust), sieht die Kurskorrektur, im Vergleich zur eigenen Performance, recht entspannt. Man verweist hier klar auf die Notwendigkeit einer langfristigen Betrachtung hinsichtlich der Performance der angebotenen Portfolios: .

“Man sollte sich nicht auf kurzfristige Kurskorrekturen konzentrieren“.

Dennoch für den Jahres-Renditesieger 2017 mit über 13 Prozent Wertzuwachs (basierend auf einem ausgeglichenen Portfolio) sicherlich ein herber Rückschlag.

Auch VisualVest mahnt in einem entsprechenden Artikel auf seiner Webseite zur „Coolness“:

„Ruhig bleiben. Natürlich ist das leichter gesagt, als getan. Dennoch ist ein panischer Verkauf von Vermögenswerten für langfristig ausgelegte Geldanlagen nicht sinnvoll. Da sich die gesamtwirtschaftliche Lage aber weiterhin positiv zeigt, ist mit einer baldigen Stabilisierung der Kurse zu rechnen. Die Entwicklung des Dax über die letzten fünf Jahre hinweg belegt, dass sich die Kurse in der Vergangenheit von jedem Einbruch wieder erholt haben.“

Was im Klartext heißt: Korrekturen sind normal, immer schön locker bleiben, so lange sich alles in einem von uns ohnehin kalkulierten Rahmen befindet. Klingt irgendwie dann doch wieder menschlich – oder? Warten wir bis zur nächsten Kurskorrektur. Den Kritikern der digitalen Geldanlage hat diese Kurskorrektur sicherlich erneut  „Wasser“ auf die Mühlen gespült. Den Beweis, das Robo-Advisor in Krisenzeiten “outperformen” bleiben diese nachwievor schuldig.

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Markus G

Markus ist der “Kopf” des Teams. Ideengeber, Vermarkter, Redakteur und irgendwie an allem auf diesem Portal beteiligt. Ohne ihn würde es dieses Portal so nicht geben. Eine Idee – entstanden aus dem persönlichen Interesse an FinTech und nun langjähriger Erfahrungen in der Finanz-Szene. Zudem ist Markus Kolumnist auf zahlreichen Online-Plattformen – vor allem im englischsprachigen Raum (The Verge, Talkmarkets, Stockopedia, aber u.a. auch auf Focus.de
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