Intelligente Geldanlage: Können Robo-Advisor Finanzwissen ersetzen?

Die digitale Revolution hat auch die Finanzwelt fest im Griff. Seit ihrer Einführung in Deutschland im Jahr 2013 haben sich Robo-Advisor als Alternative zur klassischen Anlageberatung etabliert. Mit einem verwalteten Vermögen von über 21 Milliarden Euro (Stand 2024) in Deutschland zeigt sich ihre wachsende Bedeutung. Doch können diese algorithmischen Anlageberater tatsächlich menschliches Finanzwissen ersetzen? Eine kritische Analyse zeigt: Trotz ihrer Vorteile bleiben grundlegende Finanzkenntnisse unverzichtbar.

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Markus G

18. Januar 2018

Finanzwissen: Können Roboadvisor ein solches Wissen ersetzen?

18. Januar 2018

Wie Robo-Advisor funktionieren

Robo-Advisor nutzen Algorithmen-basierte Systeme, um Anlageentscheidungen zu treffen. Nach einer initialen Risikoanalyse durch standardisierte Fragebögen erstellen sie ein diversifiziertes Portfolio, das hauptsächlich aus ETFs (Exchange Traded Funds) besteht. Anbieter wie Whitebox, Quirion oder Visualvest verwalten diese Portfolios automatisiert und nehmen regelmäßige Anpassungen vor. Die Kostenquote liegt dabei typischerweise zwischen 0,5% und 1,5% pro Jahr – deutlich günstiger als die klassische Vermögensverwaltung.

Warum Finanzwissen trotz Robo-Advisor wichtig bleibt

1. Verständnis der eigenen Risikotoleranz

Die automatisierte Risikoeinschätzung durch Fragebögen kann die komplexe individuelle Risikotoleranz nur bedingt erfassen. Studien der Deutschen Bundesbank zeigen, dass etwa 35% der Anleger ihre eigene Risikotoleranz falsch einschätzen. Ein fundiertes Finanzwissen ist daher unerlässlich, denn nur so können Anleger die Ergebnisse der automatisierten Fragebögen kritisch hinterfragen und ihre tatsächliche emotionale Reaktion auf Kursschwankungen realistisch einschätzen. Dies ermöglicht es ihnen auch, bei Bedarf aktiv Anpassungen an ihrer Anlagestrategie vorzunehmen.

2. Bewertung der Anlagestrategien

Verschiedene Robo-Advisor verfolgen unterschiedliche Anlagestrategien. Ein grundlegendes Verständnis der Anlagekonzepte ist essentiell, um die teils erheblichen Unterschiede zwischen verschiedenen Anbietern zu verstehen und deren Eignung für die persönlichen Anlageziele zu bewerten. Während beispielsweise Whitebox auf eine wissenschaftlich fundierte, regelbasierte Anlagestrategie setzt, verfolgen andere Anbieter wie VisualVest einen stärker individualisierten Ansatz mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten. Auch die Kostenstrukturen unterscheiden sich dabei teilweise erheblich, was ein grundlegendes Verständnis der verschiedenen Ansätze umso wichtiger macht.

3. Krisenmanagement und emotionale Kontrolle

In der Finanzkrise 2008 verloren viele Anleger durch panische Verkäufe erhebliche Summen. Auch während der Corona-Krise 2020 zeigte sich: Etwa 40% der Privatanleger reagierten emotional auf Marktschwankungen. Fundiertes Finanzwissen hilft dabei, Marktzyklen zu verstehen und einzuordnen. Anleger mit solidem Finanzwissen können psychologische Fallen wie den Herdentrieb besser erkennen und sind eher in der Lage, ihre langfristigen Anlagestrategien auch in Krisenzeiten durchzuhalten.

4. Kostenverständnis und Optimierung

Die Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio, TER) hat erheblichen Einfluss auf die langfristige Rendite. Eine Analyse des Verbraucherportals Finanztip zeigt, dass die Unterschiede zwischen verschiedenen Robo-Advisors bis zu 1% pro Jahr betragen können. Mit fundierten Grundkenntnissen sind Anleger in der Lage, sämtliche Kostenkomponenten zu identifizieren und zu verstehen, verschiedene Anbieter effektiv zu vergleichen und die Auswirkungen der Kosten auf ihre langfristige Rendite zu berechnen.

Praktische Beispiele aus dem Markt

Der deutsche Anbieter Whitebox, der sich durch seine wissenschaftlich fundierte Anlagestrategie auszeichnet, demonstriert eindrucksvoll die Bedeutung von Finanzwissen. Während der Marktturbulenzen im Jahr 2022 passte der Algorithmus die Portfolios entsprechend seiner regelbasierten Strategie an. Anleger, die das zugrundeliegende Konzept des Dynamic Risk Protection verstanden, konnten die automatischen Anpassungen nachvollziehen und blieben ihrer Strategie treu. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, die Funktionsweise des gewählten Robo-Advisors zu verstehen.

Mindestmaß an erforderlichem Finanzwissen

Für die erfolgreiche Nutzung eines Robo-Advisors ist ein solides Grundverständnis verschiedener Finanzaspekte unerlässlich. Anleger sollten über ein fundiertes Verständnis von Rendite, Risiko und Diversifikation verfügen. Darüber hinaus sind grundlegende Kenntnisse über Anlageprodukte wie Aktien, Anleihen und ETFs von großer Bedeutung. Ebenso wichtig ist ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Bedeutung von Kosten und deren langfristige Auswirkungen auf das Anlageergebnis. Nicht zuletzt sollten Anleger auch ein grundlegendes Verständnis für Marktzyklen und typische Anlegerfehler mitbringen.

Fazit: Robo-Advisor als Ergänzung, nicht als Ersatz

Robo-Advisor sind eine sinnvolle Innovation im Anlagebereich. Sie automatisieren wichtige Prozesse, senken die Kosten und ermöglichen auch Kleinanlegern den Zugang zu professioneller Vermögensverwaltung. Dennoch können und sollten sie grundlegendes Finanzwissen nicht ersetzen.

Vielmehr ergänzen sie es: Die Technologie übernimmt die zeitaufwändige Umsetzung, während informierte Anleger die strategischen Entscheidungen treffen und das System ihren Bedürfnissen entsprechend nutzen.

Die Zukunft der Geldanlage liegt vermutlich in der intelligenten Kombination von menschlichem Wissen und technologischer Unterstützung. Anleger, die in beide Aspekte investieren – sowohl in die Nutzung moderner Tools als auch in ihre finanzielle Bildung – sind am besten für langfristigen Anlageerfolg gerüstet.

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Markus G

Markus ist der “Kopf” des Teams. Ideengeber, Vermarkter, Redakteur und irgendwie an allem auf diesem Portal beteiligt. Ohne ihn würde es dieses Portal so nicht geben. Eine Idee – entstanden aus dem persönlichen Interesse an FinTech und nun langjähriger Erfahrungen in der Finanz-Szene. Zudem ist Markus Kolumnist auf zahlreichen Online-Plattformen – vor allem im englischsprachigen Raum (The Verge, Talkmarkets, Stockopedia, aber u.a. auch auf Focus.de
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