„Blackbox“ Robo-Advisor - die Kapitalanlage per Algorithmus

“Geld vermehren leicht gemacht mit einem RoboAdvisor” – das ist zweifelsohne das meistverwendete Verkaufsargument der hiesigen Anbieter von Robo-Advisor-basierten Kapitalanlageangeboten. Dies klingt äußerst verlockend, doch was genau bedeutet eigentlich “automatisiert”? Wie funktioniert dieser RoboAdvisor überhaupt? Für die meisten Anleger bleiben diese modernen Anlageassistenten und ihre algorithmusbasierte Arbeitsweise nach wie vor ein Mysterium. Es ist höchste Zeit, diesen Schleier zu lüften und Licht in die Welt der RoboAdvisor zu bringen.

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Markus G

Zuletzt aktualisiert am: 11. September 2023

Kapitalanlage: Sind Robo-Advisor Black Boxes?

5. April 2018

In der dynamischen Welt der FinTech-Szene, die sich ständig weiterentwickelt und neue Ideen und Technologien hervorbringt, spielt der Begriff “Algorithmus” eine herausragende Rolle. Insbesondere in den letzten Jahren ist dieser Begriff in aller Munde, insbesondere wenn es um das Thema digitale Kapitalanlage beziehungsweise der Geldanlage mittels Robo-Advisor geht.

Diese automatisierten digitalen Anlageplattformen, bei denen keine menschlichen Anlageexperten die Verantwortung für die zu erwirtschaftende Rendite des investierten Kapitals tragen, sondern komplexe Berechnungen und Entscheidungen von Maschinen übernommen werden, werfen bei zahlreichen Anlegern nachwievor Fragen zur generellen Funktionsweise solcher Robo-Advisor auf.

Für viele Kunden erscheint der Robo-Advisor bis dato wie eine Art undurchsichtige “Blackbox”, von der sie nicht genau wissen, wie sie funktioniert. Dies führt oft dazu, dass potenzielle Anleger sich für menschliche Anlageberater entscheiden, obwohl die Gebühren hierbei deutlich höher sind als bei Robo-Advisors und keinesfalls bessere Renditen “garantieren”. 

Allerdings: Ein menschlicher Berater bietet zumindest die Möglichkeit zur Kommunikation und versucht, seine Fachsprache zu erklären. Immerhin etwas, was aus Sicht vieler Anleger deutlich sympathischer erscheint. 

Das Unverständnis als auch die Unkenntnis bezieht sich jedoch nicht unbedingt auf den digitalen Anlageberater selbst, sondern vielmehr auf das Konzept des Algorithmus. Eine grundlegende Erklärung ist daher unerlässlich, um das Thema “digitale Kapitalanlage” in seiner Tiefe zu erfassen. Womit die folgende Frage im Raum steht:

Algorithmus – was ist das denn?

Algorithmus bedeutet in seiner direkten Übersetzung nichts anderes als mathematische Entscheidungsregel. Das Wort Algorithmus an sich entwickelte sich aus der „freien“ Übersetzung eines Mathematikers ab:

Der "Erfinder" des Algorithmus

„Das Wort Algorithmus stammt aus dem 9. Jahrhundert von dem choresmischen Mathematiker Al-Chwarizmi, der auf der Arbeit des aus dem 7. Jahrhundert stammenden indischen Mathematikers Brahmagupta[11][12] aufbaute. In seiner ursprünglichen Bedeutung bezeichnete ein Algorithmus nur das Einhalten der arithmetischen Regeln unter Verwendung der indisch-arabischen Ziffern. Die ursprüngliche Definition entwickelte sich mit Übersetzung ins Lateinische weiter.“ (Quelle Wikipedia)

Als Algorithmus wird dabei eine Vorgehensweise bezeichnet, deren Ziel es ist ein Problem zu lösen. Hierzu wird ein Lösungsplan entwickelt, welcher dann in Einzelschritten Eingabedaten in Ausgabedaten umgewandelt. Dabei kann zum besseren Verständnis die sogenannte Wenn >> Dann Formulierung verwendet werden. Das heißt, „wenn“ eine bestimmte Eingabe erfolgt, „dann“ erfolgt ein bestimmte Handlung / Vorgehensweise

Klassisches Beispiel einer technischen Anwendung stellt ein Navigationsgerät dar: Wird ein Zielort eingegeben, dann erfolgt die Berechnung der Route aufgrund einer mathematischen Verarbeitung der Eingabedaten.

Dabei weist ein Algorithmus stets dieselben Eigenschaften auf, die da wären >>

 

  • Eindeutigkeit: ein Algorithmus muss über eine eindeutige Beschreibung verfügen
  • Ausführbarkeit: jeder Einzelschritt muss ausführbar sein.
  • Finitheit (= Endlichkeit): die Beschreibung des Algorithmus muss endlich sein.
  • Terminierung: nach endlich vielen Schritten muss der Algorithmus enden und ein Ergebnis liefern.
  • Determiniertheit: der Algorithmus muss bei gleichen Voraussetzungen stets das gleiche Ergebnis liefern.
  • Determinismus: zu jedem Zeitpunkt der Ausführung besteht höchstens eine Möglichkeit der Fortsetzung. Der Folgeschritt ist also eindeutig bestimmt.

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Bildquelle: Torben Brodt / Plista

Um es zu verdeutlichen: Ein Algorithmus ist nichts anderes als eine von Menschenhand geschriebene mathematische Problemlösung mit festgelegten Eigenschaften, deren Umsetzung im Falle der digitalen Kapitalanlage Computer übernehmen.

Kapitalanlage per Robo-Advisor hat (noch) nichts mit Artificial Intelligence zu tun

Der Robo-Advisor trifft Entscheidungen darüber, wie das Geld eines Anlegers anhand von komplexen Formeln und Analysen investiert wird. Der Algorithmus, der diese Entscheidungen steuert, wird jedoch in der Regel von einem erfahrenen menschlichen Experten im Anlagebereich entwickelt. Der Robo-Advisor ist also im Wesentlichen das automatisierte Wissen und Können eines menschlichen Anlageberaters oder Investmentbankers, das in Form von Zahlen und Formeln umgesetzt wird und von emotionalen Einflüssen befreit ist.

Es ist wichtig zu betonen, dass ein Robo-Advisor nicht im eigentlichen Sinne eine selbstlernde Form künstlicher Intelligenz Die derzeit am Markt verfügbaren Robo-Advisors haben also (noch) nichts mit künstlicher Intelligenz zu tun.

Sie lernen nicht eigenständig und sind nicht in der Lage, aus ihren Erfahrungen Schlussfolgerungen zu ziehen und eigenständige Entscheidungen zu treffen. Ein menschliches Eingreifen in Anlageentscheidungen ist somit nach wie vor erforderlich. Ein Robo-Advisor kann daher eher als mathematisches Produkt denn als künstliche Intelligenz betrachtet werden.

In der Welt der digitalen Kapitalanlage spielen Algorithmen dennoch eine entscheidende Rolle, und ein vertieftes Verständnis dieser Technologie kann Anlegern helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen und die Vorteile von Robo-Advisors optimal zu nutzen.

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Markus G

Markus ist der “Kopf” des Teams. Ideengeber, Vermarkter, Redakteur und irgendwie an allem auf diesem Portal beteiligt. Ohne ihn würde es dieses Portal so nicht geben. Eine Idee – entstanden aus dem persönlichen Interesse an FinTech und nun langjähriger Erfahrungen in der Finanz-Szene. Zudem ist Markus Kolumnist auf zahlreichen Online-Plattformen – vor allem im englischsprachigen Raum (The Verge, Talkmarkets, Stockopedia, aber u.a. auch auf Focus.de
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