Kapitalanlage war bis vor einigen Jahren noch zwingend damit verbunden, dass man bei seinem Vorhaben Geld zu investieren, zu seiner Bank ging und die Beratungsdienstleistungen eines menschlichen Investment-Beraters in Anspruch nahm. Entsprechende Gebühren inbegriffen. Gebühren, die oftmals einen nicht unerheblichen Teil der Rendite wieder zunichte machten. Lag der Investmentberater mit seinen Empfehlungen zur Kapitalanlage zudem falsch und die Anlage entwickelte sich nicht in die gewünschte Richtung, bestand zudem die Gefahr der Kapitalvernichtung. Doch mit dem Beginn der Digitalisierung im Finanzsektor kam eine neue Form der Kapitalanlage auf – die digitale Geldanlage, sogenannte Robo-Advisor.
Robo-Advisor sind vor allem deshalb cool und trendy, weil sie ansehnliche Renditen zu mehr als akzeptablen Kosten bei der Kapitalanlage versprechen. Zudem sind Sie frei von emotionalen Faktoren, was das Risiko emotionsbasierter Fehlentscheidungen deutlich reduziert. Marketingtechnisch noch ein wenig aufgepeppt mit Begrifflichkeiten wie digitale Geldanlage, finanz-mathematischer Ansatz, Algorithmus, künstlicher Intelligenz etc….und schon ist sie geboren, die Revolution in der bis dato von Menschen dominierten Welt der Kapitalanlage.
Sehr weiträumig betrachtet, ist das im Grunde genommen auch richtig, denn Robo-Advisor können so „programmiert“ werden, dass sie automatisch Trades platzieren, Berichte erstellen, Portfolios neu ausbalancieren und andere Asset-Management-Tätigkeiten ausführen. Was aber nicht wirklich innovativ ist, denn die Systeme, mit welchen Börsenmakler tagtäglich agieren, können dies auch – und zwar seit Jahren. Stellt sich doch die Frage, wie perfekt Robo-Advisor denn nun wirklich sind? Oder wie sich tatsächlich die Zukunft der digitalen Geldanlage am ehesten darstellen wird? Schaut man sich den globalen Markt der Robo-Advisor an, so wird vor allem in den letzten Monaten als mögliche Antwort auf diese Fragen eins recht deutlich: der Hybrid Robo-Advisor hat wohl die besten Chancen.
Faktor Mensch ist bei komplexer Kapitalanlage nach wie vor erwünscht
Hybride Robo-Advisor erlauben es den Kunden, sich regelmäßig, neben allen digitalen Aktionen des Robo-Advisors auch mit einem menschlichen Berater über seine Kapitalanlage auszutauschen. Denn Robo-Advisor sind aktuell nicht wirklich in der Lage, Markt-Risiken vollständig zu erkennen und auch zu verstehen. Ein Umstand, der sich gerade mit der letzten Kurskorrektur an den weltweiten Börsen erstmalig bei einem einen oder anderen Robo-Advisor recht deutlich gezeigt hat. Gerade, aus Sicht von unerfahrenen Anlegern, plötzlich und unerwartet auftretende Kurskorrekturen führen schnell zur Verunsicherung und somit nicht selten zu Fehlentscheidungen. Gerade dann, wenn der Robo-Advisor doch den vordergründig, in der Bewerbung seines Angebotes, Eindruck vermittelt hat, in solchen Fällen „gewappnet“ beziehungsweise „vor Renditeverlust“ gefeit zu sein? Wäre im Falle von starken Kurskorrekturen nicht doch ein menschlicher Berater als ergänzendes Element bei einem Robo-Advisor Angebot hilfreich?
Wird der Anlageberater trotz Robo-Advisor Angebote weiterhin ein essentieller Bestandteil bei der Kapitalanlage bleiben? Welche Erfolgschancen haben in diesem Zusammenhang hybride Robo-Advisor Angebote?
Zumindest kann ein menschlicher Anlageberater etwas leisten, was ein Roboter bis dato eben noch nicht leistet: Das Bedürfnis nach einer individuellen Beratung und einem damit verbundenen „offenen“ Ohr für Sorgen und Ängste der Anleger in Krisensituationen befriedigen. Denn es gibt hallt immer noch einige kritische Dinge, die Menschen besser machen (können) als Computer beziehungsweise Robo-Advisor.
Berater kennt individuelle Bedürfnisse eines Anlegers
Gute Anlageberater kennen ihre Kunden und damit verbundene Bedürfnisse bei der Kapitalanlage – oder zumindest sollten sie in dem Punkt besser abschneiden besser sein als ein standardisierter Computer-Algorithmus. Der wahre Wert eines Finanzberaters kann zweifelsohne in emotionaler Intelligenz und Interaktion liegen. Vorausgesetzt es kann eine persönliche, vertrauensvolle Beziehung zum Anleger aufgebaut werden. Ist dies geschehen so erhalten Finanzberater Einblick in das individuelle finanzielle Bild jedes Kunden, einschließlich individueller Prioritäten, dringender Anliegen und psychologischer Tendenzen.
Ein Robo-Advisor hingegen arbeitet eher einen standardisierten Fragenkatalog ab. Das Sammeln tiefergehender, für die Anlagestrategie relevante Informationen gerät hierbei nicht selten ins Hintertreffen. Eine „richtige“ Einschätzung der Bedürfnisse und des Risikoappetit eines Anlegers ist so deutlich erschwert. Zahlreiche Studien belegen, dass die psychologische Risikotoleranz eines Anlegers generell sehr schwierig einzuschätzen ist. Denn so manch ein Anleger, der seine Anleger-Persönlichkeit in einem Fragebogen auf eine bestimmte Art und Weise beschreibt agiert bei seiner Kapitalanlage unter realen Bedingungen nicht selten konträr.
Unabhängige Anlageberater bieten mehr Anlagemöglichkeiten und umfassenderen Service…im Optimalfall
Muss nicht zwingend so sein, kann aber: Ein unabhängiger Finanzberater hat typischerweise eine breitere Palette von Anlageklassen zur Auswahl und kann je nach Zielsetzung und Risikoprofil des Kunden ein breiteres oder fokussierteres Anlageportfolio aufbauen. So kann er auch einen umfassenderen Service bieten. Was aber eben auch seinen Preis hat. Worin der Vorteil der Robo-Advisor liegt, denn Sie können Anlagevermögen für weniger als die Gebühren verwalten, die normalerweise von persönlichen Finanzberatern erhoben werden. Die Kehrseite der Medaille? Sie sind in der Regel auf Portfoliomanagement beschränkt, und ihre Abhängigkeit von bestimmten Wertpapieren bedeutet, dass Investoren möglicherweise keinen Zugang zu dem haben, was sie für die Umsetzung ihrer Strategien benötigen.
Thema Kontrolle bei der Kapitalanlage
Und dann wär da noch das Thema mit der Rechenschaftspflicht und Perspektive. Was passiert, wenn ein Investor vom Kurs abkommt und keine ausreichenden Fortschritte in Richtung seiner erklärten finanziellen Ziele macht? Während es leicht sein kann, die Empfehlungen eines Robo-Advisors zu ignorieren, kann es deutlich schwieriger sein, den Kontrollen und Empfehlungen des vertrauten Anlageberaters zu „entkommen“ oder dies gar zu „ignorieren“. Die Aussicht auf regelmäßige Kontrollen mit einer echten Person, die sich um die Zukunft des Kunden kümmert, könnte zu realistischeren Entscheidungen über das Projekt“ erfolgreiche Kapitalanlage“ führen.
Robo-Advisor bieten günstigen Einstieg in die Kapitalanlage
Was generell gilt ist dass, wie bei jeder Art von Dienstleistung, Investoren genau verstehen sollten, was angeboten wird. Sei es ein Angebot von einem Anlageberater oder Robo-Advisor. Was die Geldanlage per Robo sicherlich interessant macht, ist das Thema Kosten. Ein niedriges Kostenniveau bei der Geldanlage ist zweifelsohne vorteilhaft für diejenige Anleger, welche mit minimalen Vermögenswerten einen Einstieg in die Welt der Geldanlage wagen wollen. Wird das Thema Kapitalanlage jedoch komplexer, scheint eine Mixtur aus Digitalem und Menschlichem Anteil bei der Umsetzung einer Kapitalanlage-Strategie durchaus erstrebenswert zu sein. Hybrid eben.