Was ist ein Robo-Advisor?
Ein Robo-Advisor ist eine digitale Plattform, die auf Algorithmen basiert und automatisierte Anlagestrategien erstellt. Anleger geben in der Regel Informationen zu ihrer finanziellen Situation, ihren Zielen und ihrer Risikobereitschaft an. Basierend auf diesen Angaben erstellt der Robo-Advisor ein maßgeschneidertes Portfolio, das in der Regel aus ETFs (Exchange Traded Funds) besteht.
Bekannte Anbieter in Deutschland sind beispielsweise Scalable Capital, Quirion, LIQID und VisualVest. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, kostengünstig, transparent und mit minimalem Verwaltungsaufwand in den Kapitalmarkt zu investieren.
Die Vorteile von Robo-Advisorn
Was bereits heute, selbst unter zahlreichen Experten als deutliche Vorteile auf Seiten der digitalen Vermögensverwalter anerkannt sind, sind die Folgenden:
- Kosteneffizienz: Im Vergleich zu klassischen Vermögensverwaltungen, die oft hohe Gebühren verlangen, sind Robo-Advisor deutlich günstiger. Die durchschnittlichen jährlichen Kosten liegen bei etwa 0,5–1,0 % des verwalteten Vermögens, während traditionelle Finanzberater oft 1,5–2,5 % verlangen.
- Niedrige Einstiegshürden: Viele Robo-Advisors bieten bereits ab Einlagen von wenigen Hundert Euro Zugang zu professionell verwalteten Portfolios. Anbieter wie Quirion ermöglichen den Einstieg ab 1.000 Euro, während Scalable Capital monatliche Sparpläne ab 1 Euro anbietet.
- Diversifikation: Robo-Advisors investieren breit gestreut in verschiedene Anlageklassen und Märkte, um das Risiko zu minimieren. ETFs, die häufig die Basis bilden, decken oft Hunderte bis Tausende von Einzeltiteln ab.
- Zeitersparnis und Benutzerfreundlichkeit: Anleger müssen sich nicht um die Auswahl einzelner Aktien oder Fonds kümmern. Die Plattformen übernehmen die Portfoliosteuerung und führen bei Bedarf automatisch Rebalancings durch.
Herausforderungen und Kritikpunkte
Doch neben den genannten Vorteilen darf nicht übersehen werden, dass das Angebot einer Online-Vermögensverwaltung an manchen Stellen Anlass zur Kritik bietet und eben auch bei der Bewältigung individueller Anforderungen auf Seiten der Anleger vor nicht unbedeutenden Herausforderungen steht:
Verhalten in Krisenzeiten: In extremen Marktsituationen, wie während der Corona-Krise 2020, zeigten sich die Grenzen automatisierter Systeme. Während menschliche Berater ihre Kunden aktiv von übereilten Verkäufen abhalten konnten, fehlte bei vielen Robo-Advisors diese persönliche Komponente.
Mangelnde Individualität: Algorithmen arbeiten auf Basis standardisierter Modelle. Trotz der Fortschritte in der Technologie können Robo-Advisor nicht alle individuellen Lebensumstände und komplexen finanziellen Situationen berücksichtigen. Besondere Lebensumstände wie Erb- oder Schenkungsplanungen erfordern oft menschliche Expertise.
- Abhängigkeit von Technologie: Robo-Advisors sind stark von der Qualität ihrer Algorithmen abhängig. Fehlerhafte Programmierungen oder unvorhergesehene Marktereignisse könnten negative Auswirkungen auf die Portfolios haben.
- Begrenzte Beratung: Im Gegensatz zu menschlichen Beratern bieten Robo-Advisors keine tiefgehenden Finanzberatungen an. Emotionale oder strategische Aspekte, wie etwa der Umgang mit Marktunsicherheiten, werden nicht oder nur in einem kleinen Umfang (Hybrid Roboadvisor) adressiert.
- Marktperformance: Obwohl Robo-Advisors sich bemühen, den Markt abzubilden, bleibt die Performance letztendlich von der allgemeinen Marktentwicklung abhängig. In stark volatilen Phasen stoßen auch Algorithmen an ihre Grenzen.
Zahlen und Fakten: Die Akzeptanz von Robo-Advisors
Der Markt für Robo-Advisors wächst rasant. Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Statista wird das verwaltete Vermögen durch Robo-Advisors weltweit bis 2027 auf über 2,5 Billionen Euro anwachsen. In Deutschland lag das Volumen im Jahr 2023 bei rund 15 Milliarden Euro – Tendenz steigend.
Ein Grund für das Wachstum ist das veränderte Anlegerverhalten, insbesondere unter jüngeren Generationen. Millennials und Generation Z schätzen die intuitive Bedienung, Transparenz und niedrigen Kosten.
Robo-Advisors vs. klassische Finanzberatung: Ein Vergleich
Kriterium | Robo-Advisor | Klassische Finanzberater |
---|---|---|
Kosten | Gering (0,5–1,0 % p.a.) | Hoch (1,5–2,5 % p.a.) |
Beratung | Standardisiert, digital | Persönlich, individuell |
Einstiegshürden | Niedrig | Häufig hohe Mindestinvestitionen |
Flexibilität | Hoch | Mittel bis gering |
Technologie | Zentraler Bestandteil | Unterstützend, aber nicht primär |
Werden Robo-Advisor unersetzbar?
Ob Robo-Advisors unersetzbar werden, hängt von mehreren Faktoren ab:
- Technologische Weiterentwicklung: Je besser die Algorithmen werden, desto präziser und individueller können die Portfolios auf die Bedürfnisse der Anleger zugeschnitten werden.
- Vertrauen und Transparenz: Viele Anleger schätzen nach wie vor die persönliche Interaktion mit einem Berater. Robo-Advisors müssen durch klare Kommunikation und Transparenz ihr Vertrauen stärken.
- Ergänzung statt Ersatz: Es ist wahrscheinlich, dass Robo-Advisors in Zukunft eher als Ergänzung denn als Ersatz für klassische Beratung dienen. Insbesondere in komplexeren finanziellen Angelegenheiten bleibt menschliche Expertise gefragt.