Geldanlage & Vermögensaufbau: Werden Robo-Advisor unersetzbar?

Die Geldanlage hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Während früher persönliche Finanzberater oder klassische Bankprodukte wie Sparbücher dominierend waren, hat die Digitalisierung eine Revolution in der Vermögensverwaltung ausgelöst. Robo-Advisor, Algorithmen-gesteuerte digitale Finanzassistenten, sind zu einem festen Bestandteil dieser Entwicklung geworden. Doch wie funktionieren sie genau, welche Vor- und Nachteile bieten sie, und sind sie tatsächlich auf dem Weg, unersetzbar zu werden?

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Markus G

16. Januar 2018

Geldanlage und Vermögensaufbau - Roboadvisor unersetzbar

16. Januar 2018

Werden Robo-Advisor beim Vermögensaufbau also langfristig unersetzlich? Oder nehmen zumindest eine führende Rolle bei Kapitalanlage-Angeboten ein?

Was ist ein Robo-Advisor?

Ein Robo-Advisor ist eine digitale Plattform, die auf Algorithmen basiert und automatisierte Anlagestrategien erstellt. Anleger geben in der Regel Informationen zu ihrer finanziellen Situation, ihren Zielen und ihrer Risikobereitschaft an. Basierend auf diesen Angaben erstellt der Robo-Advisor ein maßgeschneidertes Portfolio, das in der Regel aus ETFs (Exchange Traded Funds) besteht.

Bekannte Anbieter in Deutschland sind beispielsweise Scalable Capital, Quirion, LIQID und VisualVest. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, kostengünstig, transparent und mit minimalem Verwaltungsaufwand in den Kapitalmarkt zu investieren.

Die Vorteile von Robo-Advisorn

Was bereits heute, selbst unter zahlreichen Experten als deutliche Vorteile auf Seiten der digitalen Vermögensverwalter anerkannt sind, sind die Folgenden:

 

  • Kosteneffizienz: Im Vergleich zu klassischen Vermögensverwaltungen, die oft hohe Gebühren verlangen, sind Robo-Advisor deutlich günstiger. Die durchschnittlichen jährlichen Kosten liegen bei etwa 0,5–1,0 % des verwalteten Vermögens, während traditionelle Finanzberater oft 1,5–2,5 % verlangen.
  • Niedrige Einstiegshürden: Viele Robo-Advisors bieten bereits ab Einlagen von wenigen Hundert Euro Zugang zu professionell verwalteten Portfolios. Anbieter wie Quirion ermöglichen den Einstieg ab 1.000 Euro, während Scalable Capital monatliche Sparpläne ab 1 Euro anbietet.
  • Diversifikation: Robo-Advisors investieren breit gestreut in verschiedene Anlageklassen und Märkte, um das Risiko zu minimieren. ETFs, die häufig die Basis bilden, decken oft Hunderte bis Tausende von Einzeltiteln ab.
  • Zeitersparnis und Benutzerfreundlichkeit: Anleger müssen sich nicht um die Auswahl einzelner Aktien oder Fonds kümmern. Die Plattformen übernehmen die Portfoliosteuerung und führen bei Bedarf automatisch Rebalancings durch.

Herausforderungen und Kritikpunkte

Doch neben den genannten Vorteilen darf nicht übersehen werden, dass das Angebot einer Online-Vermögensverwaltung an manchen Stellen Anlass zur Kritik bietet und eben auch bei der Bewältigung individueller Anforderungen auf Seiten der Anleger vor nicht unbedeutenden Herausforderungen steht: 

  • Verhalten in Krisenzeiten: In extremen Marktsituationen, wie während der Corona-Krise 2020, zeigten sich die Grenzen automatisierter Systeme. Während menschliche Berater ihre Kunden aktiv von übereilten Verkäufen abhalten konnten, fehlte bei vielen Robo-Advisors diese persönliche Komponente.

  • Mangelnde Individualität: Algorithmen arbeiten auf Basis standardisierter Modelle. Trotz der Fortschritte in der Technologie können Robo-Advisor nicht alle individuellen Lebensumstände und komplexen finanziellen Situationen berücksichtigen. Besondere Lebensumstände wie Erb- oder Schenkungsplanungen erfordern oft menschliche Expertise.

  • Abhängigkeit von Technologie: Robo-Advisors sind stark von der Qualität ihrer Algorithmen abhängig. Fehlerhafte Programmierungen oder unvorhergesehene Marktereignisse könnten negative Auswirkungen auf die Portfolios haben.
  • Begrenzte Beratung: Im Gegensatz zu menschlichen Beratern bieten Robo-Advisors keine tiefgehenden Finanzberatungen an. Emotionale oder strategische Aspekte, wie etwa der Umgang mit Marktunsicherheiten, werden nicht oder nur in einem kleinen Umfang (Hybrid Roboadvisor) adressiert.
  • Marktperformance: Obwohl Robo-Advisors sich bemühen, den Markt abzubilden, bleibt die Performance letztendlich von der allgemeinen Marktentwicklung abhängig. In stark volatilen Phasen stoßen auch Algorithmen an ihre Grenzen.

Zahlen und Fakten: Die Akzeptanz von Robo-Advisors

Der Markt für Robo-Advisors wächst rasant. Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Statista wird das verwaltete Vermögen durch Robo-Advisors weltweit bis 2027 auf über 2,5 Billionen Euro anwachsen. In Deutschland lag das Volumen im Jahr 2023 bei rund 15 Milliarden Euro – Tendenz steigend.

Ein Grund für das Wachstum ist das veränderte Anlegerverhalten, insbesondere unter jüngeren Generationen. Millennials und Generation Z schätzen die intuitive Bedienung, Transparenz und niedrigen Kosten.

Robo-Advisors vs. klassische Finanzberatung: Ein Vergleich

 

KriteriumRobo-AdvisorKlassische Finanzberater
KostenGering (0,5–1,0 % p.a.)Hoch (1,5–2,5 % p.a.)
BeratungStandardisiert, digitalPersönlich, individuell
EinstiegshürdenNiedrigHäufig hohe Mindestinvestitionen
FlexibilitätHochMittel bis gering
TechnologieZentraler BestandteilUnterstützend, aber nicht primär

Werden Robo-Advisor unersetzbar?

Ob Robo-Advisors unersetzbar werden, hängt von mehreren Faktoren ab:

 

  • Technologische Weiterentwicklung: Je besser die Algorithmen werden, desto präziser und individueller können die Portfolios auf die Bedürfnisse der Anleger zugeschnitten werden.
  • Vertrauen und Transparenz: Viele Anleger schätzen nach wie vor die persönliche Interaktion mit einem Berater. Robo-Advisors müssen durch klare Kommunikation und Transparenz ihr Vertrauen stärken.
  • Ergänzung statt Ersatz: Es ist wahrscheinlich, dass Robo-Advisors in Zukunft eher als Ergänzung denn als Ersatz für klassische Beratung dienen. Insbesondere in komplexeren finanziellen Angelegenheiten bleibt menschliche Expertise gefragt.

Fazit

Robo-Advisor werden zweifellos eine wichtige Rolle in der Zukunft der Geldanlage spielen, aber “unersetzbar” werden sie wahrscheinlich nicht. Vielmehr zeichnet sich ab, dass sie sich als wertvolle Ergänzung zum bestehenden Finanzökosystem etablieren. Für standardisierte Anlagestrategien und kostenbewusste Investoren bieten sie eine effiziente Lösung. Komplexere Finanzplanungen und emotional herausfordernde Situationen werden jedoch weiterhin menschliche Expertise erfordern.

Die Zukunft liegt vermutlich in der intelligenten Verbindung beider Welten: Digitale Effizienz gepaart mit menschlicher Empathie und Erfahrung. Anleger sollten die Wahl ihres Vermögensverwalters von ihren individuellen Bedürfnissen, ihrer finanziellen Situation und ihrem Bedarf an persönlicher Beratung abhängig machen.

Mit einem verwalteten Vermögen von über 8 Milliarden Euro allein in Deutschland haben Robo-Advisor ihre Daseinsberechtigung bereits bewiesen. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Technologie und das wachsende Vertrauen der Anleger werden ihre Position weiter stärken – nicht als Ersatz, sondern als wichtige Ergänzung im modernen Finanzwesen.

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Markus G

Markus ist der “Kopf” des Teams. Ideengeber, Vermarkter, Redakteur und irgendwie an allem auf diesem Portal beteiligt. Ohne ihn würde es dieses Portal so nicht geben. Eine Idee – entstanden aus dem persönlichen Interesse an FinTech und nun langjähriger Erfahrungen in der Finanz-Szene. Zudem ist Markus Kolumnist auf zahlreichen Online-Plattformen – vor allem im englischsprachigen Raum (The Verge, Talkmarkets, Stockopedia, aber u.a. auch auf Focus.de
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