Die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Während die Lebenserwartung steigt und traditionelle Versorgungsmodelle an Bedeutung verlieren, wird die eigenständige Altersvorsorge zunehmend zur Notwendigkeit. Die Zahlen sprechen dabei eine deutliche Sprache: Frauen in Deutschland verdienen durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer, haben eine um fast fünf Jahre höhere Lebenserwartung und investieren deutlich seltener in renditestarke Anlageformen. Diese Kombination führt zu einer besorgniserregenden Vorsorgelücke. Doch es gibt Lösungen: Mit der richtigen Anlagestrategie können auch kleinere monatliche Beträge zu einem soliden Vermögensaufbau führen. Die zentrale Frage dabei lautet: Klassisches Fondssparen oder moderne ETF-Anlage?
Julia F.
Zuletzt aktualisiert am: 11. November 2024
23. Mai 2020
Die Zahlen der Deutschen Bundesbank zeichnen ein eindeutiges Bild der gegenwärtigen Situation. Während etwa ein Viertel der männlichen Bevölkerung in Aktien oder Fonds investiert, liegt der Anteil bei Frauen bei lediglich 15 Prozent. Dies spiegelt sich später im Vermögensaufbau wider: Im Durchschnitt verfügen Frauen im Alter über 25 Prozent weniger Vermögen als Männer. Besonders auffällig ist dabei die Tendenz zu sehr konservativen Anlageformen.
Der Großteil der Frauen vertraut ihr Geld klassischen Sparkonten an, wo es aufgrund der anhaltenden Niedrigzinspolitik und der aktuellen Inflationsrate von über sechs Prozent kontinuierlich an Wert verliert. Ein Umdenken ist dringend erforderlich, denn schon eine moderate Inflation von zwei Prozent halbiert die Kaufkraft des Ersparten innerhalb von 35 Jahren.
Das klassische Fondssparen über aktiv gemanagte Fonds war lange Zeit der traditionelle Weg der Geldanlage. Bei dieser Anlageform übernehmen professionelle Fondsmanager die Auswahl und Verwaltung der Investments. Sie analysieren kontinuierlich die Märkte, treffen Anlageentscheidungen und passen die Zusammensetzung des Fonds an aktuelle Entwicklungen an. Diese intensive Betreuung basiert auf umfangreichen Marktanalysen, wirtschaftlichen Prognosen und der Expertise erfahrener Finanzprofis.
Die aktive Verwaltung hat jedoch ihren Preis, und die Kostenstruktur aktiv gemanagter Fonds ist komplex und für viele Anlegerinnen oft intransparent. Beim Fondssparen fallen in der Regel Ausgabeaufschläge zwischen drei und fünf Prozent an. Dies bedeutet, dass von einer Einmalanlage von 1.000 Euro sofort bis zu 50 Euro als Gebühr abgezogen werden. Hinzu kommen jährliche Verwaltungsgebühren von durchschnittlich 1,5 bis 2,5 Prozent. Bei einem Fondsvolumen von 10.000 Euro können so jährlich bis zu 250 Euro an Gebühren anfallen. Diese Kosten schmälern die Rendite erheblich, besonders über längere Zeiträume.
Wissenschaftliche Studien, unter anderem von der renommierten Ratingagentur Morningstar, zeigen zudem, dass nur etwa 25 Prozent aller aktiv gemanagten Fonds es schaffen, ihren Vergleichsindex nach Kosten zu übertreffen. Diese ernüchternde Statistik gilt besonders für längere Anlagezeiträume von zehn Jahren oder mehr. Die hohen Gebühren erweisen sich dabei als größter Renditekiller, da sie Jahr für Jahr vom Anlageerfolg abgezogen werden – unabhängig davon, ob der Fonds Gewinne oder Verluste erwirtschaftet.
Exchange Traded Funds, kurz ETFs, haben in den letzten Jahren eine regelrechte Revolution am Anlagemarkt ausgelöst. Diese börsengehandelten Indexfonds bilden einen bestimmten Index wie den DAX oder MSCI World nach und bieten dabei entscheidende Vorteile gegenüber klassischen Investmentfonds. Der wichtigste Unterschied liegt in der Kostenstruktur: ETFs werden passiv gemanagt und verursachen dadurch deutlich geringere Verwaltungskosten von meist nur 0,2 bis 0,4 Prozent pro Jahr.
Die praktischen Auswirkungen dieser Kostenersparnis sind beeindruckend: Bei einer monatlichen Sparrate von 100 Euro über einen Zeitraum von 30 Jahren und einer durchschnittlichen Marktrendite von sieben Prozent pro Jahr ergibt sich bei einem ETF mit 0,3 Prozent Jahreskosten ein Endkapital von etwa 113.000 Euro.
Der gleiche Sparplan in einem aktiven Fonds mit zwei Prozent Jahreskosten erreicht dagegen nur etwa 89.000 Euro. Die Differenz von 24.000 Euro entspricht mehr als einem Fünftel des angesparten Vermögens und verdeutlicht die immense Bedeutung der Kosteneffizienz für den langfristigen Anlageerfolg.
Ein weiterer wesentlicher Vorteil von ETFs liegt in ihrer Transparenz. Anders als bei aktiv gemanagten Fonds wissen Anlegerinnen jederzeit genau, in welche Werte ihr Geld investiert ist. Ein ETF auf den MSCI World beispielsweise bildet stets die Entwicklung der 1.600 größten Unternehmen aus 23 Industrieländern ab. Diese breite Streuung sorgt für eine ausgewogene Risikoverteilung und macht das Investment deutlich sicherer als die Anlage in einzelne Aktien oder konzentrierte Portfolios.
Bei der Entwicklung einer persönlichen Anlagestrategie müssen Frauen einige besondere Faktoren berücksichtigen. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen liegt mit 83,4 Jahren deutlich über der von Männern mit 78,6 Jahren. Dies bedeutet, dass das angesparte Vermögen für einen längeren Zeitraum reichen muss. Die Statistiken des Statistischen Bundesamtes zeigen zudem, dass Frauen im Durchschnitt 3,7 Jahre ihrer Erwerbsbiografie für Kindererziehung unterbrechen. Diese Auszeiten wirken sich nicht nur direkt auf die Sparfähigkeit aus, sondern haben auch langfristige Auswirkungen auf das Gehalt und die spätere Rente.
Umso wichtiger ist es, die verfügbaren finanziellen Mittel optimal einzusetzen. Die Wahl der richtigen Anlagestrategie beginnt mit einer sorgfältigen Analyse der persönlichen Lebenssituation. Dabei spielen nicht nur das aktuelle Einkommen und die monatlichen Ausgaben eine Rolle, sondern auch mittel- und langfristige Lebensziele. Wer beispielsweise in einigen Jahren eine Immobilie erwerben möchte, wird seine Anlagestrategie anders ausrichten als jemand, der primär für die Altersvorsorge spart.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die realistische Einschätzung der eigenen Risikobereitschaft. Studien zeigen, dass Frauen im Durchschnitt risikoaverser anlegen als Männer. Dies ist nicht grundsätzlich negativ, sollte aber bewusst reflektiert werden. Denn zu große Vorsicht kann langfristig teuer werden, wenn dadurch Chancen am Kapitalmarkt ungenutzt bleiben. Die Geschichte zeigt, dass breit gestreute Aktieninvestments über lange Zeiträume die höchsten Renditen erwirtschaften – trotz zwischenzeitlicher Kursschwankungen.
Für die meisten Anlegerinnen empfiehlt sich ein schrittweiser Einstieg in die Welt der Geldanlage. Ein weltweit streuender ETF auf den MSCI World Index bietet dabei einen exzellenten Ausgangspunkt. Dieser Index umfasst über 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern und sorgt damit für eine breite Risikostreuung. Die historische Entwicklung zeigt, dass der Index seit seiner Auflage im Jahr 1969 eine durchschnittliche jährliche Rendite von rund neun Prozent erwirtschaftet hat – wohlgemerkt vor Inflation und Gebühren.
Besonders wichtig ist die Regelmäßigkeit der Einzahlungen. Der sogenannte Cost-Average-Effekt, also das Prinzip regelmäßiger Einzahlungen zu unterschiedlichen Kursniveaus, hilft dabei, das Risiko ungünstiger Einstiegszeitpunkte zu minimieren. Ein monatlicher Sparplan auf einen breit streuenden ETF ist dabei der ideale Weg, um von diesem Effekt zu profitieren. Die Sparrate sollte sich am verfügbaren Einkommen orientieren, wobei Finanzexperten empfehlen, mindestens zehn Prozent des Nettoeinkommens für die langfristige Vermögensbildung zurückzulegen.
Mit zunehmender Erfahrung und wachsendem Vermögen kann das Portfolio dann schrittweise erweitert und an die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden. Dies könnte beispielsweise die Beimischung von Schwellenländer-ETFs oder thematischen ETFs umfassen, die auf bestimmte Zukunftstrends setzen. Auch die Integration nachhaltiger Anlagekriterien gewinnt zunehmend an Bedeutung, wobei es mittlerweile eine breite Auswahl an ETFs gibt, die ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen.
Die Entscheidung zwischen klassischem Fondssparen und ETF-Anlage sollte wohlüberlegt sein, wobei die Vorteile von ETFs für die meisten Anlegerinnen überwiegen. Die geringeren Kosten, die hohe Transparenz und die breite Streuung machen sie zu einem idealen Instrument für den langfristigen Vermögensaufbau. Dabei ist ein frühzeitiger Start – auch mit kleinen Beträgen – der Schlüssel zum Erfolg. Die Zinseszinseffekte, die sich über lange Zeiträume ergeben, sind beeindruckend und helfen dabei, die geschlechtsspezifischen Nachteile bei Einkommen und Altersvorsorge auszugleichen.
Der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit erfordert vor allem eines: den Mut, den ersten Schritt zu machen. Mit dem richtigen Wissen und einer durchdachten Strategie können Frauen ihre finanzielle Zukunft selbstbewusst in die eigenen Hände nehmen. Die Kombination aus regelmäßigem Sparen, kluger Anlageauswahl und langfristiger Perspektive bildet dabei das Fundament für einen erfolgreichen Vermögensaufbau. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist keine Frage des Geschlechts, sondern eine Frage der richtigen Strategie und konsequenten Umsetzung.
Julia F.
Julia ist unsere Spezialistin im Bereich “Frauen und Geldanlage”. Selbst als Quereinsteigerin in die Finanz-Szene gestartet, setzt sie sich bei uns mit den typischen Fragen und Unsicherheiten von Frauen beim Thema Geldanlage und Vermögensaufbau auseinander. Und sie spricht aus Erfahrung, denn sie ist mittlerweile selbst erfolgreiche Anlegerin. Julia gewährt uns mit ihren Beiträgen einen Einblick in die weibliche Welt der Geldanlage und des Vermögensaufbaus.
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Zuletzt aktualisiert am 11. November 2024 by Redaktion