Fonds – sie gelten als kostengünstige und, aus Renditegesichtspunkten, äußerst effiziente Einstiegsmöglichkeit in den Vermögensaufbau. Kaum ein Bankberater, der auf die Frage nach einer günstigen und effizienten Geldanlage nicht mit der Empfehlung eines Investments “in einen kostengünstigen Fonds” reagiert. Anschließend präsentiert er vielleicht stolz einige herausragende “Top-Performer” – zumeist aus der Kategorie der Aktienfonds . Dennoch sollte man bei der Auswahl von Investmentfonds nicht nur die vermeintliche “Performance” im Blick haben. Auch andere Faktoren sollten hier für Anleger entscheidende Rollen spielen.
Oliver S.
Zuletzt aktualisiert am: 11. August 2023
24. Mai 2019
Wenn Banken oder Anlageberater Kunden von einer Investition in Fonds überzeugen möchten, liegt der Fokus oft zunächst auf der Performance. Ein klassisches Argument, das gegenüber einem interessierten Anleger verwendet wird, könnte wie folgt klingen:
“Der Wert eines Fondsanteils ist innerhalb der letzten Jahre um über zehn Prozent gestiegen.”
Und nicht selten erzielt eine solche Aussage den gewünschten Effekt: Der Anleger trifft eine positive Entscheidung aus Sicht des Investmentberaters und investiert sein Geld entsprechend in die so angepriesenen Fondsanteile.
Doch bedauerlicherweise wird allzu oft versäumt, dem Anleger zu erläutern, dass nicht die Performance, sondern vielmehr die tatsächlich erzielte Rendite und zwar nach Abzug ALLER Kosten des Fonds von entscheidender Bedeutung ist.
Der wesentliche Unterschied besteht also darin, dass die Performance lediglich die reine Wertentwicklung des Fonds widerspiegelt, während die Rendite den tatsächlichen Ertrag darstellt, den der Anleger erzielt.
Von der Wertsteigerung müssen also, um ein Fonds-Investment fair bewerten zu können, die Kosten abgezogen werden, die bei einem Fonds nicht unerheblich sein können. Es ist daher entscheidend, bei der Auswahl geeigneter Investmentfonds nicht allein von den Performance-Angaben geblendet zu sein.
Doch um etwas klar zustellen: Als gänzlich irrelevant ist der Blick auf die Performance eines Investmentfonds nicht. Im Gegenteil im Rahmen einer Gesamtbetrachtung ist die Performance einer von vielen Indikatoren zur Bewertung eines Investmentfonds. Die Wertentwicklung ist eine wichtige Grundlage dafür, dass Anleger überhaupt eine Chance auf einen guten Kapitalertrag bei Investments haben.
Die historische Wertentwicklung ist daher eins der ersten Kriterien, nach denen Fonds ausgewählt werden sollten.
Dies gilt im Prinzip für alle Arten von offenen Fonds >>
Für diese Fondsarten gilt aber auch, dass eben nicht nur die Performance betrachtet werden sollte, sondern vor allem, die in der Vergangenheit durchschnittlich erzielte Netto-Rendite. Dazu müssen von der Wertentwicklung des Fondsanteils noch die jeweiligen Kosten des Fonds abgezogen werden.
Die Wertentwicklung eines Fonds lässt sich für die Vergangenheit sehr einfach ermitteln. Dazu betrachtet man einfach einen gewünschten Zeitraum, welchen Wert ein entsprechender Anteil hatte. Hinzukommend die Annahme, dass sich die Preise für den ins Auge gefassten Investmentfonds in der Vergangenheit wie folgt gestaltet haben:
• 2014: 69,13 Euro
• 2017: 75,14 Euro
• 2019: 78,47 Euro
In den vergangenen fünf Jahren hat der Anteil also eine Wertentwicklung von insgesamt 13,5 Prozent vollzogen, was eine jährlich durchschnittliche Wertentwicklung bzw. Performance in Höhe von rund 2,7 Prozent bedeutet.
Von dieser Wertentwicklung müssen nun die, in diesem Zeitraum ebenfalls entstandenen Kosten des Fondsinvestments abgezogen werden. Doch welche Gebühren sind hier typisch beziehungsweise gängig?
Eins nochmals vorweg: Wird im Folgenden von Gebühren gesprochen, die bei zahlreichen Fonds regelmäßig anfallen, dann sind damit ausschließlich offene Fonds gemeint. Bei der geschlossenen Version gibt es zwar auch Gebühren, allerdings treten diese meistens in anderen Varianten als die der offenen Fonds auf.
Zunächst einmal kann man alle offenen Fonds-Angebote in zwei große Gruppen einteilen, nämlich in sogenannte Classic- und Trading-Fonds. Der Unterschied zwischen diesen beiden Varianten besteht darin, dass es bei der Classic-Version einen Ausgabeaufschlag gibt, bei der Trading-Version jedoch nicht. Dafür wird allerdings bei Trading-Fonds häufig eine Vertriebsgebühr berechnet, die bei Classic-Fonds in der Regel nicht anfällt.
Da das Gros der Anleger zumeist einen sogenannten Classic-Fonds als Geldanlage-Instrument nutzt, gilt es hier also besonders auf den sogenannten “Ausgabeaufschlag“ zu achten. Doch was ist der Ausgabeaufschlag genau?
Gemeint ist damit, dass die jeweilige Fondsgesellschaft einen Anteil zu einem höheren Preis an Anleger verkauft, als wenn der Anleger seinerseits im Bestand befindliche Fondsanteile an die Gesellschaft verkaufen möchte. Die Differenz zwischen dem sogenannten An- und dem Verkaufskurs ist der Ausgabeaufschlag.
Je nach Art des Investmentfonds und der Fondsgesellschaft selbst bewegen sich diese Ausgabeaufschläge durchschnittlich zwischen 1,5 und bis zu 5,26 Prozent. An diesem Zahlen ist erkennbar, dass der Ausgabeaufschlag kein unwichtiger Kostenfaktor ist.
Um die Bedeutung des Ausgabeaufschlags anhand eines einfachen Beispiels zu verdeutlichen:
Ergebnis: Der Ausgabeaufschlag von 5,2 % mindert die möglich Rendite um rund 1 % pro Jahr.
Neben dem Ausgabeaufschlag, den die weitaus meisten Classic-Fonds als Gebührenfaktor haben, gibt es bei Investmentfonds noch weitere Kostenfaktoren zu beachten. Dabei handelt es sich insbesondere um die Management-Gebühren zum einen als auch um die sogenannten Verwaltungsgebühren. Wie zuvor bereits kurz erwähnt, berechnen viele Trading-Fonds zudem eine Vertriebs-Gebühr.
Bei manchen Fonds-Angeboten kommt noch eine weitere Art der Gebühren hinzu, die sogenannte Performance-Fee. Es handelt sich dabei um eine Art Gewinnbeteiligung seitens des Anlegers, welche von der Fondsgesellschaft vereinnahmt wird. Allerdings ist eine derartige Performance-Fee meistens nicht bei offenen, sondern eher bei geschlossenen Fonds üblich.
In der Übersicht gibt es also die folgenden Kostenfaktoren, auf die bei offenen Investmentfonds geachtet werden sollte:
• Ausgabeaufschlag
• Vertriebs-Gebühr
• Verwaltungsgebühr
• Management-Gebühr
• Performance-Fee (eher selten)
Um das Thema der Kostenfaktoren bei einem Investmentfonds und deren Einfluss auf die gewünschte Rendite nochmals anhand eines praktischen Kostenbeispiels zu verdeutlichen:
Kostenblock:
>> Ausgabeaufschlag: 5,26 Prozent
>> Management-Gebühr: 1,50 Prozent
>> Verwaltungsgebühr: 0,45 Prozent
Daraus ergibt sich:
• Durchschnittliche Kosten pro Jahr: 3,00 Prozent
• Rendite pro Jahr: 2,80 Prozent
Diese Beispielrechnung zeigt, dass von der eigentlichen Wertentwicklung in Höhe von durchschnittlich 5,80 Prozent pro Jahr nur noch eine Rendite von 2,80 Prozent jährlich übrig bleibt, weil die Gesamtkosten bei jährlich umgerechnet 3,00 Prozent liegen.
Und dennoch: Es bestehen Möglichkeiten die Kosten bei der Geldanlage durch Investmentfonds deutlich zu senken. Insbesondere Online-Broker, aber auch manche Direktbanken, bieten interessierten Anlegern immer wieder Sonderaktionen beim Erwerb von Fondsanteilen.
Diese beinhalten, dass Investmentfonds eines bestimmten Emittenten (Fondsanbieters) zeitlich befristet ohne Ausgabeaufschlag oder mit einer sonstigen Einsparung bei den Gebühren angeboten werden. Auf solche Angebote lohnt es sich durchaus zu achten, den jedes Zehntel Prozent an Kosten, welches eingespart werden kann, kommt der Rendite zugute.
Eine andere Alternative ist, sich gegen offene Fonds zu entscheiden und stattdessen ein Investment in ETFs wählen. Diese Indexfonds haben eine deutlich geringere Kostenquote als die meisten aktiv gemanagten Fonds. Hier fallen aufs Jahr betrachtet durchschnittlich zwischen 0,5 und 0,7 Prozent an Kosten an.
Da die Performance der ETFs nicht grundsätzlich schlechter als die der aktiv gemanagten Fonds ist, nicht selten sogar besser, lohnt es sich auf jeden Fall, auch über diese Alternative bei einem geplanten Fonds-Investment nachzudenken.
Oliver S.
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