Dividenden-Aktien: Hohe Renditen garantiert?

Stellen Sie sich vor, Sie besitzen einen Obstgarten. Jahr für Jahr tragen die Bäume Früchte, ohne dass Sie den gesamten Garten verkaufen müssen, um von Ihrer Investition zu profitieren. Genauso verhält es sich mit Dividenden-Aktien – sie sind die Obstbäume im Garten des modernen Investors. Während der Wert des “Gartens” – also der Aktienkurs – schwanken mag, liefern gut gepflegte Dividenden-Aktien regelmäßig ihre “Früchte” in Form von Ausschüttungen. In Zeiten, in denen klassische Sparkonten kaum Rendite abwerfen und die Märkte von Unsicherheit geprägt sind, erscheint diese Form des Investierens besonders verlockend. Doch wie bei einem echten Garten reicht es nicht, die Bäume einfach nur zu pflanzen und auf die Ernte zu warten. Es braucht Wissen, Pflege und vor allem Geduld, um langfristig erfolgreich zu sein. Eine detaillierte Analyse zeigt, dass Dividendenstrategien zwar großes Potenzial bieten, aber auch einiges an Expertise und Durchhaltevermögen erfordern.

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Oliver S.

Zuletzt aktualisiert am: 14. Januar 2025

Dividenden-Aktien

2. Juni 2020

In einer Zeit historisch niedriger Zinsen und volatiler Märkte suchen Anleger verstärkt nach verlässlichen Renditemöglichkeiten. Dabei rücken Dividenden-Aktien immer wieder in den Fokus der Investoren.

Der Gedanke ist verlockend: Regelmäßige Ausschüttungen sollen einen stetigen Einkommensstrom generieren und gleichzeitig soll das investierte Kapital vom Wertzuwachs der Aktien profitieren. Doch wie realistisch ist diese Vorstellung?

Die Bedeutung von Dividenden im historischen Kontext

Die Geschichte der Aktienmärkte offenbart die zentrale Rolle von Dividenden für die Gesamtrendite. Analysen der Deutschen Bank zeigen, dass zwischen 1960 und 2023 etwa 40 Prozent der Gesamtrendite des S&P 500 auf Dividendenzahlungen zurückzuführen sind.

Noch beeindruckender ist die Betrachtung des deutschen Aktienmarktes: Hier machten Dividenden im gleichen Zeitraum sogar rund 50 Prozent der Gesamtrendite aus. Während der großen Finanzkrisen – sei es 1987, 2000 oder 2008 – erwiesen sich Dividendenzahlungen als stabilisierender Anker. Unternehmen wie Johnson & Johnson überwiesen selbst in diesen turbulenten Zeiten verlässlich ihre Quartalsdividenden, was vielen Anlegern half, an ihren Investments festzuhalten.

Der Dividenden-Adel: Was steckt dahinter?

Der Begriff “Dividenden-Adel” steht für eine besondere Klasse von Aktiengesellschaften. In den USA müssen Unternehmen für diesen Status ihre Dividenden mindestens 25 Jahre in Folge erhöht haben. Aktuell erfüllen etwa 65 US-Unternehmen diese anspruchsvollen Kriterien. In Europa sind die Anforderungen mit 10 Jahren kontinuierlicher Dividendensteigerung etwas niedriger, was der unterschiedlichen Dividendenkultur Rechnung trägt. Coca-Cola, ein Paradebeispiel des Dividenden-Adels, steigert seine Ausschüttung seit 1963 jedes Jahr.

Der Konsumgüterriese Procter & Gamble kann sogar auf 130 Jahre ununterbrochener Dividendenzahlungen zurückblicken. Diese Unternehmen zeichnen sich durch krisenresistente Geschäftsmodelle, starke Marktpositionen und eine aktionärsfreundliche Unternehmensführung aus.

Um einmal zu verdeutlichen, welchen Wert sogenannte Dividenden-Aristokraten unter dem Aspekt “Ausschüttungen” haben können, lohnt der Blick auf die folgende Tabelle mit den 10 Dividenden-Stärksten Aktien weltweit>>

 

AktieWKN/ISINAusgeschüttete Rendite pro JahrDividendenden-Rendite pro JahrAusschüttungssumme (EUR)Ausschüttungssumme (USD)
AT&TUS00206R10234,80 %4,80 %2,30 EUR2,37 USD
Bank of Nova ScotiaCA06414910755,50 %5,50 %3,25 EUR3,35 USD
Deutsche TelekomDE00055575083,10 %3,10 %1,60 EUR1,65 USD
SanofiFR00001205783,50 %3,50 %3,15 EUR3,25 USD
Johnson & JohnsonUS47816010462,60 %2,60 %3,10 EUR3,18 USD
Procter & GambleUS69345810252,90 %2,90 %2,50 EUR2,58 USD
Coca-ColaUS19121610073,00 %3,00 %1,85 EUR1,90 USD
NestléCH00100383822,70 %2,70 %2,70 EUR2,79 USD
UnileverNL00003026323,20 %3,20 %2,80 EUR2,89 USD
NovartisCH00120052673,40 %3,40 %3,20 EUR3,29 USD

Qualitätsmerkmale hochwertiger Dividenden-Aktien

Die Identifikation hochwertiger Dividendenaktien erfordert eine umfassende Analyse verschiedener Kennzahlen und Faktoren.

Die Dividendendeckung ist dabei ein zentraler Indikator: Sie zeigt an, wie viel Prozent des Gewinns als Dividende ausgeschüttet wird. Eine nachhaltige Quote liegt zwischen 40 und 60 Prozent. Liegt sie deutlich höher, könnte dies auf Probleme bei der langfristigen Finanzierung der Dividende hinweisen. Microsoft beispielsweise weist mit etwa 45 Prozent eine gesunde Ausschüttungsquote auf.

Ebenso wichtig ist die Analyse der Bilanzqualität. Ein niedriger Verschuldungsgrad, hohe freie Cashflows und stabile Gewinnmargen sind wichtige Indikatoren für die Nachhaltigkeit der Dividendenpolitik. Unternehmen wie Nestlé oder Roche, die in weitgehend konjunkturunabhängigen Branchen tätig sind, können ihre Dividenden auch in Krisenzeiten meist aufrechterhalten.

Die Bedeutung des Anlagehorizonts

Der zeitliche Anlagehorizont ist bei Dividendenstrategien von entscheidender Bedeutung. Der wahre Mehrwert entsteht durch den Zinseszinseffekt bei der Wiederanlage der Ausschüttungen.

Ein konkretes Rechenbeispiel verdeutlicht dies: Bei einer Initialinvestition von 10.000 Euro in ein Dividendenportfolio mit einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 3 Prozent und einer jährlichen Dividendensteigerung von 5 Prozent würde sich bei konsequenter Wiederanlage nach 30 Jahren ein Vermögen von über 50.000 Euro allein aus den reinvestierten Dividenden ergeben. Unter Berücksichtigung möglicher Kursgewinne könnte die Gesamtrendite noch deutlich höher ausfallen.

Regelmäßige Portfoliokontrolle als Schlüssel zum Erfolg

Eine erfolgreiche Dividendenstrategie erfordert kontinuierliches Monitoring. Vierteljährlich sollten fundamentale Kennzahlen wie Verschuldungsgrad, Gewinnentwicklung und Cashflow-Situation überprüft werden. Warnsignale können sein: sinkende Gewinnmargen, steigende Verschuldung oder ein sich verschlechterndes Marktumfeld. Der Fall General Electric zeigt eindrücklich, wie wichtig diese Kontrolle ist: Das Unternehmen galt jahrzehntelang als Dividenden-Champion, musste aber 2018 nach gravierenden strategischen Fehlern seine Dividende drastisch kürzen.

Risiken nicht unterschätzen

Die Fokussierung auf Dividendentitel birgt spezifische Risiken. Hohe Dividendenrenditen von über 6 oder 7 Prozent sind oft ein Warnsignal, das auf fundamentale Probleme hinweisen kann. Zudem führt die Konzentration auf dividendenstarke Aktien häufig zu einer Übergewichtung bestimmter Sektoren wie Versorger oder Telekommunikation. Dies kann die Diversifikation des Portfolios gefährden. Auch steuerliche Aspekte müssen berücksichtigt werden: In vielen Ländern werden Dividenden anders besteuert als Kursgewinne, was die Nettorendite beeinflussen kann.

Fazit: Dividenden als Baustein einer ausgewogenen Anlagestrategie

Dividendenaktien können ein wertvoller Bestandteil einer langfristigen Anlagestrategie sein, sind aber kein Garant für überdurchschnittliche Renditen. Der Erfolg basiert auf drei Säulen: erstens der sorgfältigen Auswahl qualitativ hochwertiger Unternehmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen, zweitens einem ausreichend langen Anlagehorizont von mindestens 10 Jahren und drittens einer regelmäßigen, gründlichen Portfolioüberwachung. Anleger sollten Dividendenaktien als einen Baustein innerhalb einer breit diversifizierten Anlagestrategie betrachten.

Der Fokus sollte dabei nicht allein auf der Höhe der Dividendenrendite liegen, sondern auf der Qualität und Nachhaltigkeit der Ausschüttungen. Mit diesem ausgewogenen Ansatz können Dividendenstrategien einen wichtigen Beitrag zum langfristigen Vermögensaufbau leisten und gleichzeitig ein gewisses Maß an Stabilität in turbulenten Marktphasen bieten.

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Oliver S.

Oliver S.

Oliver ist der Journalist im Team. Ausgebildeter Banker (Hypo Vereinsbank), hat hohes Maß an spezifischem Finanzwissen und ist einer der bekanntesten Schreiberlinge in der Finanz-Szene. Er das Thema Finanzen in einer Leichtigkeit, die seinesgleichen sucht. Nicht ohne Grund hat Oliver unter anderem auch für die Huffington Post geschrieben. Zudem ist er bis heute auch als Redakteur für FTD.de (ex Financial Times Deutschland) als auch auf Unternehmerhandbuch.de tätig. Kümmert sich hier um alles, was mit dem Thema Finanzwissen, Interviews und News zu tun hat.

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