Der richtige Robo-Advisor? Es kommt auf den Anlegertyp an

Wer Geld anlegen möchte und sich nach entsprechenden Anlage-Angeboten umschaut, trifft dabei aktuell vor allem auf die sogenannten Robo-Advisor. Kein Wunder, denn die Anzahl der Robo-Advisor Anbieter, bei denen es sich in aller Regel um Online-Vermögensverwalter handelt, ist in den vergangenen zwei Jahren enorm gewachsen. Mittlerweile bieten rund 30 dieser digitalen Vermögensverwalter ihren Kapitalanlage-Services für Anleger an. Der daraus entstehende Wettbewerb hat, so sollte man meinen, vor allem für potentielle Anleger Vorteile, denn so kann aus einer Vielzahl an Angeboten das individuell am Besten passende Angebot zur digitalen Geldanlage gefunden werden.

Der richtige Robo-Advisor? Es kommt auf den Anlegertyp an » RoboAdvisor-Portal.com - das Infoportal

Oliver S.

Zuletzt aktualisiert am: 24. Juli 2023

Robo-Advisor nach Anlegertyp

25. September 2018

In der Theorie sicherlich nicht falsch , aber leider in der Praxis viel zu allgemein gedacht. Denn wenn auch die zahlreichen Anbieter unter dem Oberbegriff „Robo-Advisor“ ihre Präsenz am Markt zeigen, so unterscheiden sich die Kapitalanlage-Angebote doch erheblich voneinander. Daher stellt sich mittlerweile die berechtigte Frage, für welchen Anlegertyp welche Art Robo-Advisor am besten geeignet erscheint.

ETF, ETF und nochmals ETF – das war einmal bei den Robo-Advisor Angeboten

Bevor näher darauf eingegangen werden kann, wodurch sich die verschiedenen Robo-Advisor unterscheiden und welche Art von Online-Vermögensverwalter daher für welchen Anlegertypen bestens geeignet ist, muss kurz einen Blick auf die Entwicklung des Marktes für digitale Geldanlagen geworfen werden. 

Bei den ersten Robo-Advisor Angeboten am Markt war es nahezu ausnahmslos so, dass diese ihre Strategien auf Grundlage finanzmathematischer Algorithmen ausrichteten und fast ausschließlich mit Exchange Traded Funds arbeiteten. In erster Linie wurde dabei eine passive Anlagestrategie genutzt, um mit den entsprechenden ETFs eine möglichst breite Diversifikation zu erreichen.

Betrachtet man den aktuellen Robo-Advisor Markt, so fällt jedoch recht schnell auf, dass sich unter diesem Aspekt bis heute einiges geändert hat. Mittlerweile arbeiten keineswegs mehr alle Robo-Advisor Anbieter ausschließlich mit ETFs. 

Stattdessen treten insbesondere in den vergangenen zwölf Monaten immer mehr sogenannte Aktien Robo-Advisor am Markt auf. Diese arbeiten entweder ganz oder zumindest teilweise mit Einzelaktien und einer aktiven Selektion durch Investmentprofis in den eigenen Reihen.

Aktuelle Vertreter dieser “Gattung” sind:

Ein weiterer Trend, der sich derzeit sehr stark in den Vordergrund schiebt, ist die sogenannte hybride Robo-Advisor Anlage. Neben dem Einsatz von Algorithmen kommen auch Investmentprofis bei der Zusammenstellung und Überwachung der einzelnen Strategien zum Einsatz und bieten zudem potentiellen Anlegern auch eine menschliche Beratung, wenn es um die Definition des Analageziels nebst dazugehöriger Anlagestrategie geht.

Steht also die Frage im Raum, für welchen Anlegertypen welcher Robo-Advisor geeignet ist, kommt es insbesondere auf die folgenden Unterschiede zwischen den digitalen Vermögensverwalter an:

• Mindestanlagesumme: Ja und wenn, in welcher Höhe?
• Aktive oder passive Strategie?
• ETFs, aktive Fonds oder Aktien?
• Beratung gesucht? (Hybride Robos)
• Sparpläne im Angebot? Wenn ja: Ab welcher Summe und Koppelung an Mindestanlagesumme oder nicht?

In all diesen genannten Punkten gibt es mittlerweile zum Teil deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Robo-Advisor Angeboten. Daher kann ein Blick auf diese Merkmale dabei helfen, dass für jeden Anlegertyp der passende digitale Vermögensverwalter gefunden werden kann.

1. Geringe Mindesteinlage: bestens für Kleinanleger geeignet

In den Anfängen traten nahezu ausschließlich Robo-Advisors am Markt auf, bei denen eine sehr geringe Mindestanlagesumme von beispielsweise 1.000 oder 2.000 Euro getätigt werden musste. Mittlerweile existieren am Markt allerdings auch einige Online-Vermögensverwalter, bei denen Kunden nicht unter 5. 000, 10.000 oder mehr Euro als Mindesteinlage agieren können. 

Insbesondere bei den Aktien Robo-Advisorn wie beispiels-weise Solidvest sind Mindesteinlagen ab 10.000 € aufwärts ein Muss.

Hier trennt sich also bereits die Spreu vom Weizen, denn falls Sie zu den sogenannten Kleinanlegern zählen, kommen nahezu zwangsläufig nur solche Online-Vermögensverwalter infrage, bei denen eine geringe Mindesteinlage zu tätigen ist. Hierzu zählen Minveo, easyfolio, weltsparen und Weitere.

Ein Robo-Advisor (growney) verzichtet sogar gänzlich auf die Vorgabe einer Mindesteinlagesumme, sodass dieser Anbieter unter diesem Aspekt natürlich bestens für Kleinanleger geeignet erscheint.

2. Aktive oder passive Strategie mit ETFs, aktive Fonds oder Aktien

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zwischen den Robo-Advisor Angeboten besteht darin, ob diese eine aktive oder passive Anlage-Strategie verfolgen. In Verbindung damit steht in aller Regel auch die Produktauswahl, für die sich die Vermögensverwalter entscheiden. 

Bei einer passiven Strategie ist es so, dass die entsprechenden digitalen Vermögensverwalter zum einen ihre Strategie auf finanzmathematischen Algorithmen aufsetzen und zum anderen in der Umsetzung der Anlagestrategie vorwiegend oder meistens sogar ausschließlich ETFs nutzen. 

Die Exchange Traded Funds bilden bekanntlich einen Index nach, sodass einerseits eine breite Diversifizierung erfolgt und zum anderen keine aktive Selektion vorgenommen wird.

Bei einer aktiven Anlagestrategie ist es hingegen so, dass die entsprechenden Robo-Advisors ebenfalls manchmal ETFs verwenden, darüber hinaus aber meistens zusätzlich über aktiv gemanagte Fonds und auch Aktien als Einzelselektion investieren. 

Diese Unterscheidung ist für Sie als Anleger definitiv interessant, denn es ist auch ein wenig Einstellungssache, ob Sie eher dem Abbilden des Marktdurchschnitts über ETFs vertrauen oder stattdessen der Auffassung sind, dass man mit einer aktiven Selektion durch aktiv gemanagte Fonds oder Aktien eine bessere Rendite erreichen kann – sprich den Markt „outperformen“.

3. Reine Finanzmathematik oder hybride Robos?

Eine weitere Einteilung der am Markt aktiven digitalen Vermögensberater kann auch danach getroffen werden, ob diese in erster Linie ihre Strategie an finanzmathematischen Algorithmen ausrichten oder ob es sich stattdessen um die noch relativ neu am Markt präsenten sogenannten hybriden Robos handelt. 

Diejenigen Online-Vermögensverwalter, die schon relativ lange ihr Angebot unterbreiten, nutzen meistens finanzmathematische Algorithmen als Grundlage. In diesem Fall nehmen beispielsweise Computerprogramme Berechnungen vor und auf dieser Grundlage erfolgt dann zum Beispiel die Auswahl der entsprechenden ETFs.

Zwar bieten Robo-Advisors keine Beratung in der Hinsicht an, wie es beispielsweise Banken mit Geschäftsstellen oder auch vor Ort präsente Vermögensverwalter klassischer Natur tun. 

Dennoch wünschen sich manche Kunden auch bei den digitalen Vermögensverwaltern zumindest in der Hinsicht eine Beratung, als dass Ihnen mehrere Portfolios angeboten werden und ferner möglichst eine Auswahl getroffen werden kann, in welche Finanzprodukte das Kapital fließen soll. 

So können Anleger beispielsweise bei einem bestimmten Robo-Advisor gezielt eine Selektion danach vornehmen, welche Anlageziele und Branchen sie ganz besonders interessieren. 

Die hybriden Robos sind daher insbesondere für Kunden geeignet, die an der Gestaltung ihrer Kapitalanlage mitwirken wollen und so auch eine Art von Beratung nutzen möchten, die es bei rein passiv orientierten Robo-Advisors in keiner Weise gibt.

Möglicher Sparplan als weiteres Auswahlkriterium

Eine weitere Eigenschaft, durch die sich die einzelnen Robo-Advisor unterscheiden, besteht darin, ob neben der Vermögensanlage auch die Möglichkeit angeboten wird, einen Sparplan zu nutzen. Meistens ist dies bei denjenigen Online-Vermögensverwaltern der Fall, die entweder gar keine oder eine relativ geringe Mindesteinlage fordern. 

Dort können Anleger häufig nicht nur einmalig die gewünschte Kapitalsumme investieren, sondern darüber hinaus über einen Sparplan regelmäßig ansparen und so Vermögen aufbauen. Je nach Robo-Advisor, der einen solchen Sparplan zur Verfügung stellt, kann es sich dabei um eine der folgenden drei Varianten handeln:

• ETF-Sparplan
• Fondssparplan
• Aktiensparplan

Solche digitalen Vermögensberater sind natürlich in erster Linie für Kunden interessant, die entweder ausschließlich regelmäßig sparen möchten oder neben der reinen Kapitalanlage auch monatlich mit kleineren Beträgen Vermögen zusätzlich aufbauen wollen.

Fazit: Der Robo-Advisor Markt wächst in Breite und deckt mehr Interessenfelder ab

Aufgrund der wachsenden Anzahl an Robo-Advisor, die mittlerweile am Markt agieren, gibt es immer mehr Unterschiede zwischen den Angeboten. 

So ist mittlerweile gewährleistet, dass nahezu jeder Anlegertyp den für ihn passenden digitalen Vermögensverwalter finden kann. Für Kunden, die – zunächst einmal – relativ wenig Kapital anlegen oder zusätzlich regelmäßig sparen möchten, gibt es genauso Anbieter wie für Anleger, die fünf- oder sechsstellige Vermögen investieren möchten. 

Darüber hinaus arbeiten mittlerweile – wie es häufig in den Anfängen der Fall war – keineswegs mehr alle digitalen Vermögensverwalter ausschließlich mit ETFs, sondern stattdessen wird das Kapital der Kunden zusätzlich oder alternativ auch in aktiv gemanagte Fonds, Aktien und teilweise sogar in Edelmetalle investiert. 

So manch ein Robo-Advisor bietet mittlerweile sogar die Möglichkeit in bestimmte Themengebiete zu investieren. Aufgrund der aufgeführten Unterschiede und Selektionskriterien kann so praktisch jeder Anleger den Robo-Advisor finden, der am besten zu seinen Zielen und Vorstellungen passt.

Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest
Pocket
Reddit
XING
Oliver S.

Oliver S.

Oliver ist der Journalist im Team. Ausgebildeter Banker (Hypo Vereinsbank), hat hohes Maß an spezifischem Finanzwissen und ist einer der bekanntesten Schreiberlinge in der Finanz-Szene. Er das Thema Finanzen in einer Leichtigkeit, die seinesgleichen sucht. Nicht ohne Grund hat Oliver unter anderem auch für die Huffington Post geschrieben. Zudem ist er bis heute auch als Redakteur für FTD.de (ex Financial Times Deutschland) als auch auf Unternehmerhandbuch.de tätig. Kümmert sich hier um alles, was mit dem Thema Finanzwissen, Interviews und News zu tun hat.

Empfehlungen aus der Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert