Börsenpersönlichkeiten: Peter Lynch

Schonmal etwas von Peter Lynch und Magellan gehört oder gelesen? Die Wall Street brachte von je her immer wieder hochinteressante Persönlichkeiten hervor. Die meisten denken dabei an Personen wie Benjamin Graham oder in der Neuzeit eben auch ein Warren Buffet. Doch auch Personen wie Peter Lynch gelten heute als echte Investment-Legenden. Doch wenn du bei eben jenen Peter Lynch an einen langweiligen Fondsmanager denkst oder gar an mickerige Renditen und eine Schar an überbezahlten Analysten und Managern, dann ist dies leider falsch! In dem Fall solltest Du dir diesen Artikel ganz genau durchlesen und von einem der besten Fondsmanager auf Lebenszeit lernen.

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Martin B.

Zuletzt aktualisiert am: 14. Juli 2023

Peter Lynch

24. Mai 2020

Inhaltsverzeichnis

Doch warum gilt nicht nur unter Experten jener Peter Lynch als einer der besten Fondsmanager aller Zeiten? Die einfache Antwort hierauf? Jener Peter Lynch verhalf mit seinem Magellan Fonds Millionen von Amerikanern zum Wohlstand. Der Lynch-Fonds performte den S&P regelmäßig out und bescherte den Anlegern jährliche Renditen von 29 Prozent. Wenn ich dir jetzt sage, dass Lynch keine komplexen Modelle benutzte und nur zwei persönliche Mitarbeiter beschäftigte, dann willst du mit Sicherheit mehr erfahren, oder?

Beginnen wir mit dem Leben von Peter Lynch und durchleuchten dann sechs seiner Investmentgeheimnisse.

Peter Lynch Chrysler
Mittlerweile gehört Chrysler zu Fiat, dennoch dürfte sich Lynch sehr gut an den Automobilriesen erinnern. Als er im Jahre 1982 Aktien für zwei Dollar das Stück von Chrysler erwarb, konnte er es selbst wahrscheinlich nur schwer glauben, dass die Aktie später das 50-fache Wert war. Was viele nicht wussten, der Autohersteller konnte durch den Verkauf eines militärischen Teilbereichs über eine Milliarde Dollar einstreichen. Quelle: tradingview.com

Das Leben von Peter Lynch – Vom Golf-Caddy zur gefeierten Investmentikone

Längst ist Lynch pensionierter Fondsmanager. Heute engagiert er sich für die eigene Stiftung, – die Lynch Foundation. Vor dreißig Jahren verfügte die Stiftung über Kapital in Höhe von 17 Milliarden Dollar. Jahrzehnte später sind es bereits 125 Millionen Dollar. Sein richtiges Händchen für Geld hat er scheinbar nie verloren. Aber beginnen wir bei seiner Geburt.

 

  • 19. Januar 1944 – Die Geburt eines Börsen-Gurus

An diesem Tag erblickte mein Lieblingsinvestor Peter Lynch in Boston das Tageslicht der Welt.

 

  • 1951 – Sein Vater hat Krebs

Als im Jahre 1951 bei seinem Vater Krebs diagnostiziert wurde, brach für den damals sieben Jahre alten Lynch eine Welt zusammen. Nach drei Jahren verlor der Vater den Kampf und verstarb.

 

  • Mitte der 50er Jahre – Berührungen mit der Börse

Der junge Peter Lynch arbeitete als Caddy auf einen Golfplatz. Das hat gleich mehrere Vorteile, zum einen konnte er sein Taschengeld aufbessern und zum anderen hörte er aufmerksam den golfenden Managern zu. 

Sie redeten von einer Fluggesellschaft mit rosigen Aussichten. Die goldenen Zeiten garantierten die Wachstumsraten der Pazifikländer und das Luftfracht-Aufkommen im Allgemeinen. Um welches Unternehmen es sich handelte, erfährst du weiter unten.

In dieser Zeit lernte er den Direktor von Fidelity Investments, D. George Sullivan kennen. Dieser Kontakt sollte ihn wenige Jahre später einen Job als Analyst verschaffen.

 

  • 1963 – Die ersten Aktien

1963 kaufte er seine ersten 100 Aktien von The Flying Tiger Line Inc. für 8 US-Dollar pro Stück. Am 29. Januar 1989 kaufte Federal Express das Unternehmen für 852 Millionen Dollar. Zum Zeitpunkt des Verkaufs verfügte die Airline über acht Boeing 747-100, dreizehn Boeing 747-200, neunzehn Boeing 727-100 und sechs Douglas DC-8-73.

Mit den Erlösen aus den Verkauf seiner Aktienposition finanzierte er einen Teil seines MBAs an der Wharton School of Finance von Pennsylvania. Er verkaufte seine Anteile nicht alle auf einen Schlag, sondern jeweils einen Teil bei 20, 30, 40 und 80 US-Dollar pro Share.

 

  • 1965 – Bachelor of Science

Dank seines Caddy Stipendiums konnte er sich das Studium am Boston College leisten. Er studierte Geschichte, Psychologie und Philosophie.

 

  • 1966 – Sommerjob bei Fidelity

Für dieselbe Stelle haben sich 75 andere motivierte Menschen beworben. Leider kannte niemand von ihnen Sullivan. Da Lynch ihn bereits beim Golfen assistierte, bekam er die begehrte Stelle und konnte sich mit der Finanzdienstleistungsbranche vertraut machen.

Mit Fidelity hatte Lynch den Fuß bei einem der größten Vermögensverwalter (349,7 Milliarden Euro) überhaupt in der Tür. Im Jahr 2011 waren über 43.000 Mitarbeiter für das US-amerikanische Unternehmen tätig.

 

  • Zwei Jahre – Die Pflicht ruft

Lynch scheute nicht den Dienst an der Waffe und war zeitweise in Südkorea stationiert. Er schied im Rang eines Leutnants aus dem Militär aus.

 

  • 1968 – MBA

Nach einem intensiven Studium hatte Lynch den Master of Business Administration von der „The Wharton School at the University of Pennsylvania“ in der Tasche.

 

  • 1969 – Der erste Job als Analyst

Fidelity kannte Lynch nun sehr gut und übernahm ihn schließlich in ein festes Arbeitsverhältnis. Er wurde mit Metall, Bergbau und der Chemieindustrie betraut.

 

  • 1974 – Chef der Research-Abteilung

Er machte seinen Job so gut, dass er Chef der Research-Abteilung von Fidelity wurde und wenig später den Aufstieg ins Investmentkomitee schaffte.

 

  • 1977 – Magellan Funds

Im Jahr 1977 begann eine dreizehn jährige Odyssee des Erfolgs. In 11 von 13 Jahren konnte der von Lynch geführte Magellan Funds den S&P500 schlagen. Pro Jahr erwirtschaftete er für seine Investoren eine durchschnittliche Rendite von 29 Prozent. Angefangen mit einem Kapital von 18 bis 22 Millionen Dollar (Anmerkung: Die Quellen sprechen von verschiedenen Zahlen), verwaltete er am Ende bis zu 14 Milliarden US-Dollar.

Jeder 250ste Amerikaner war im Durchschnitt mit 13.000 US-Dollar im Fonds investiert. Mehr als eine Million Anleger vertrauten Lynch ihr Geld an – und konnten sich über ein stetig steigendes Vermögens freuen.

„Ich drehe 100 Steine um und finde vielleicht 10 Ideen. Wer die meisten Steine umdreht, der gewinnt das Spiel.“ Peter Lynch

Während seiner Zeit bei Magellan kaufte er über 15.000 Unternehmen und hielt gleichzeitig bis zu 1.500 verschiedene Aktienpositionen. Das interessante dabei ist, dass das Portfolio rund dreimal im Jahr komplett ausgewechselt wurde. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass Lynch zu diesem Zeitpunkt 33 Jahre alt war. Sein jährliches Gehalt belief sich gegen Ende auf zehn Millionen Dollar pro Jahr.

 

  • Nach dem 31.05.1990 – Die Welt war erstaunt

Peter Lynch ist zur Ikone aufgestiegen und hat alles erreicht, was ein Mensch nur erreichen konnte. Sein Privatvermögen wird auf 350 Millionen US-Dollar geschätzt. Er hatte genug Geld und sah sich fortan in der Pflicht, etwas für das Allgemeinwohl zu tun. So beriet er zum Beispiel gemeinnützige Organisationen bei ihren Geldanlagen.

Peter Lynchs Investment-Philosophie – 6 hilfreiche Tipps zum Nachmachen

Wer in der Zeit, als Lynch den Magellan Fonds managte 10.000 US-Dollar investierte, konnte 1990 auf ein Kapital von 280.000 US-Dollar blicken. Leider sind die Zeiten längst vorbei, doch seine Investment-Philosophie gab er in diversen Werken an uns weiter.

Investment-Philosophie #1 – Mit offenen Augen durch die Welt spazieren!

 
Peter Lynch Hanesbrands - Investment-Beispiel
Die Unterwäsche Marke Hanes gehört mittlerweile zur Hanesbrands Inc. und dürfte zu den bekanntesten Investments von Lynch gehören. Quelle: tradingview.com

Vielleicht kannst du dich daran erinnern, als in jeder größeren deutschen Stadt und in bester Lage ein Starbucks eröffnete oder als sich Schlangen vor den Apple-Stores bildeten. Um das Potenzial zu erkennen, musst du kein studierter Analyst sein. Es reicht, wenn du deinen gesunden Menschenverstand einsetzt und dich im unmittelbaren Umfeld umschaut.

Lynch stieg in das Unternehmen Hanes ein, als seine Frau Carolyn die Unterwäsche, bzw. Strümpfe der Marke trug. Sie sagte nur „It’s great.“ Die Investitionen zahlte sich aus. Der Kurs versechsfachte sich. Wusstest du, dass Lynch nur von zwei Mitarbeitern unterstützt wurde? Er beschäftigte kein Heer an Analysten.

„Ich kann Leute nicht verstehen, die eine Aktie kaufen, obwohl sie nichts über das Unternehmen wissen“ Peter Lynch

Investmentphilosophie #2 – Verstehe dein Investment!

Diese Regel imponiert mir bis heute. Nie werde ich den Tag vergessen, als ich zum ersten Mal darüber gelesen habe. Investiere nur in Aktien, deren Geschäftsmodell du in einer Minute auf ein Blatt Papier zeichnen kannst. Hinter dieser Aussage steckt das Verständnis vom Investment. Ich erlebe es oft, dass junge Trader in alles investieren. Sie verstehen das Geschäftsmodell nicht.

Hätten einige Krypto-Naiv-Trader diesen Ansatz berücksichtigt, hätte der Bitcoin nicht ihr Kapital halbiert. Sind wir ehrlich, es ging nämlich nicht nur gen Norden!

Investmentphilosophie #3 – Die Fundamental Analyse!

Vielleicht kennst du den Top-Down-Ansatz. Dabei wird im ersten Schritt eine prosperierende Volkswirtschaft identifiziert. Anschließend werden gut laufende Branchen herausgesucht und im letzten Schritt wird innerhalb der Branche nach aussichtsreichen Unternehmen gesucht.

Lynch ging genau umgekehrt vor. Er verfolgte den Bottom-Up-Ansatz. Die Strategie verzichtet zum Beispiel auf eine Beurteilung des Zinsniveaus. Die Börsenlegende Lynch setzte bei seiner Analyse direkt beim Unternehmen an. Dafür bediente er sich dem PEG-Ratio. Das PEG-Ratio wird durch die Division vom KGV mit dem Gewinnwachstum errechnet.

Die einschlägigen Börsenportale übernehmen die Berechnung bereits für den Anleger. Für Lynch war eine Aktie interessant, wenn das PEG weniger als 0,5 betrug. Ein niedriges PEG deutet auf ein günstiges Unternehmen im Bezug auf das Gewinnwachstum hin.

 

Peter Lynch PEG
Ich habe dir den Finviz-Screener entsprechend konfiguriert. An erster Stelle wird das Unternehmen mit den geringstem PEG-Ratio angezeigt. Bildquelle: Finviz.com

Investmentphilosophie #4 – Finger Weg von Technologieaktien!

 

Peter Lynch Walmart
Die Aktie von Walmart klingt nicht besonders attraktiv und innovativ. Dennoch spricht der Chart Bände. Für Lynch war das Investment in die Einzelhandelskette überaus lukrativ. Quelle: tradingview.com

Technologieaktien bieten zwar enormes Wachstumspotenzial. Dennoch war Lynch kein großer Fan von solchen Unternehmen. Er zielte auf bodenständige Unternehmen, wie eben einen Unterwäschehersteller oder eine Handelskette ab. Hinter dieser ablehnenden Haltung seitens Lynch steckt ein, bei objektiver Betrachtung durchaus nachvollziehbarer Grund.

Technologieaktien werden durch die Öffentlichkeit gehypt und der Kurs künstlich in die Höhe getrieben. Dieser Umstand macht eine objektive Analyse unmöglich. Wusstest du, dass Value-Investor Warren Buffett das ähnlich handhabte?

Investmentphilosophie #5 – Zeiten ändern sich!

Peter Lynch war ein sehr aktiver Investor und sein Portfolio war ständig in Rotation. Dennoch sagte er, dass solange sich die Story des Unternehmens nicht geändert hat, bleibt er investiert. Von Short-Investments hielt Lynch nicht besonders viel. Er war zum Großteil Long investiert.

Investmentphilosophie #6 – Kaufe einfach!

Wann ist der richtige Zeitpunkt für einen Einstieg? Mit dieser Frage beschäftigen sich seid Jahrzehnten zahlreiche Experten. Peter Lynch schenkt dem sogenannten Market Timing keine Beachtung. Er zieht folglich auch nicht den Chart zur Hilfe herbei. Wenn Lynch von einem Unternehmen überzeugt ist, dann kauft er auch.

Fazit zu Peter Lynch

Für mich ist Peter Lynch in vielerlei Hinsicht ein Vorbild. Er scheute nie eine ehrliche Arbeit und ihm wurde nichts mit in die Wiege gelegt. Im Gegenteil, in jungen Jahren musste er bereits den Tod seines Vaters verarbeiten und jobbte als Caddy auf einem Golfplatz. Nachdem er mit seinem Magellan Fonds unfassbar gute Renditen erwirtschaftete, zog er sich aus dem Geschäft zurück.

Dahinter verbirgt sich eine schätzenswerte Eigenschaft. Lynch war es immer wichtig, nicht bis zum Tod dem Geld hinterher zu rennen. Er wollte sich engagieren und sich in den Dienst der Allgemeinheit stellen.

Seine Methoden sind einfach und unspektakulär. Wer darüber in Ruhe nachdenkt, wird merken, dass sie heute noch funktionieren und nie an Aktualität verlieren. Trading ist nicht kompliziert!

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Martin B.

Martin ist Tradingcoach und unter anderem Mitbegründer der Trademy Trading Akademie. Zudem ist Martin Kolumnist bei Wallstreet-Online.de, Sharewise und anderen großen Finanzplattformen sowie Buchautor. Insofern also ein Experte im Bereich Trading und allem, was mit Geldanlage & Börse zu tun hat. Großen Einfluss auf sein ökonomisches Weltbild haben die Publikationen von Karl-Heinz Paqué und Joseph Schumpeter. Als Börsianer inspirieren ihn die Ansätze von Buffett, Burry, Livermore und Lynch. Martin ist Gastautor bei uns und bereichert uns zweifelsohne mit seinem fundierten Börsenwissen.
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