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Estably Interview

Im Gespräch mit Andreas Wagner/ Geschäftsführer Estably

Estably - ein Robo-Advisor Angebot, das zweifelsohne anders ist. Marktstart inmitten der Corona-Krise, Investment in Einzel-Titel, Sitz in Liechtenstein und Verfechter des Value-Investing. Spannend? Fanden wir auch - also Zeit für ein Gespräch mit Andreas Wagner, dem Geschäftsführer von Estably.....unser Estably Interview.

28. Juni 2021 | Markus G.

Zuletzt aktualisiert 25. Juli 2023

Estably steht für ein Robo-Advisor Angebot, das vor 18 Monaten in Deutschland gestartet ist und das zu einer denkbar ungünstigsten Zeit – zu Beginn der Corona Pandemie. Was zu dem Zeitpunkt noch niemand wirklich wissen konnte, war der kurze Zeit später eingetretene Einbruch der Kapital-Märkte, der allgemeinhin als Corona-Crash bekannt wurde. Und doch hat Estably mit dem Blick auf das Hier und Jetzt diese Krise mehr als gut gemeistert – vor allem wenn man sich beispielsweise im Echtgeld-Test von brokervergleich die Gesamt-Performance des Jahres 2020 ansieht.

Stellt sich die Frage, was Estably unter diesem Aspekt so erfolgreich macht? Neben anderen Fragen, warum man nur in Einzel-Titel investiert, lediglich 3 Anlagestrategien anbietet und warum man als Online-Vermögensverwaltung aus Liechtenstein heraus den Markt bedient? Und wie kann diese weitere Fragen am Besten beantworten? In Form eines Interviews. Und somit freuen wir uns abermals über eine Zusage zu solch einem Interview. In dem Fall mit Andreas Wagner, der als einer der Geschäftsführer und Partner von Estably verantwortlich zeichnet.  

Das Estably Interview: Herr Andreas Wagner, Geschäftsführer und Partner der Estably Vermögensverwaltung AG

1.) Herr Wagner, Sie haben ihren Sitz in Liechtenstein und adressieren mit ihrem Angebot einer Online-Vermögensverwaltung explizit den deutschen Markt. Mit mittlerweile mehr als 40 Anbietern sehen zahlreiche Experten hierin jedoch bereits eine Übersättigung und fühlen sich vor allem durch den Rückzug von Moneyfarm nach weniger als 2 Jahren durchaus bestätigt. Was hat sie dennoch dazu bewogen in den deutschen Markt einzutreten?

Bevor die Idee zu Estably entstanden ist, haben wir den Robo-Advisor Markt genauestens analysiert und uns wurde schnell klar: die digitale Geldanlage ist ein hervorragender Weg, Vermögen unkompliziert und kostengünstig verwalten zu lassen. Außerdem hat uns die Transparenz der meisten Anbieter beeindruckt – keine versteckten Gebühren, nichts Kleingedrucktes. Ein frischer Wind in der Finanzbranche.

Aber wir haben festgestellt, dass die meisten Anbieter gar nicht erst versuchen, den Markt zu schlagen, sondern sich durch ihren passiven Investmentansatz mit marktdurchschnittlichen Renditen zufriedengeben.  

An diesem Punkt wollen wir uns vom Rest des Feldes abheben und stellen unsere Anlage-Expertise in den Mittelpunkt unserer Dienstleistung. Als überzeugte Value Investoren gelingt es uns schon seit vielen Jahren, mittels sorgfältig selektierten Einzelaktien hervorragende Renditen zu erzielen. Wir erweitern also die Vorzüge der bestehenden Robo Advisor um den unserer Meinung nach wichtigsten Aspekt: Performance.

2.) Das Angebot von Estably existiert in Deutschland seit knapp 18 Monaten. Geben sie uns und unseren Lesern einen Eindruck dahingehend, wie diese ersten 1 ½ Jahre für sie verlaufen sind? Insbesondere hinsichtlich Kundenanzahl und generierten Anlagesumme (Assets under Management)?

Der Start war wirklich zu einer für uns alle sehr herausfordernden Zeit. Kurz nach unserem Livegang hat es Corona-bedingt an den Börsen gekracht. Vom Timing her war das speziell für unsere Kunden, die seit Stunde Eins investiert waren, nicht ideal. Gleichzeitig war es aber auch nicht die erste Krise, die wir und unsere Analysten miterlebt haben. Wir sind mit klarem Kopf an die Sache rangegangen und haben unsere Kunden über unsere Vorgehensweise stets auf dem Laufenden gehalten.

Für uns war klar: Es werden wieder außergewöhnlich gute Börsentage auf uns und unsere Kunden zukommen. Dass dieser Aufschwung so schnell wiederkommt, haben wir zugegebenermaßen nicht erwartet. Seither geht es stets bergauf. Unsere Kunden erkennen und schätzen den Mehrwert, den wir gegenüber unseren Mitbewerbern bieten.

Insgesamt sind wir sehr zufrieden, was unsere Performance, die Anzahl der Kunden und das Anlagevolumen anbelangt. Genauere Zahlen wollen wir an dieser Stelle nicht verraten, können aber mit Stolz behaupten, dass die Entwicklung noch besser verläuft als erwartet.

3.) Als einer der wenigen Anbieter investiert Estably das Kapital seiner Anleger ausschließlich in Aktien und Anleihen-Fonds. Von Investments in ETFs sehen sie hingegen komplett ab. Damit unterscheiden sie sich vom Gros der Mitbewerber im Robo-Advisor Markt beziehungsweise im Vergleich zu anderen Online-Vermögensverwaltungen. Gehören sie zu der Gruppe von Investment-Managern, die dem Thema ETF kritisch gegenüberstehen? Warum kommen für sie Investments in ETFs nicht in Frage? Auch wenn diese hier einen klaren Kostenvorteil für Anleger aufweisen?

Ein passives ETF Portfolio kann sich ein Kunde grundsätzlich auch selbst zusammenstellen, dafür braucht er keinen Vermögensverwalter. Als aktiver Vermögensverwalter sehen wir unsere Aufgabe darin, attraktive, unterbewertete Unternehmen für unsere Kunden zu finden und sie daran zu beteiligen. Wir möchten unsere Kunden zu Miteigentümern von Unternehmen mit herausragenden Geschäftsmodellen und guten Managern machen.

Eine Aktie verbrieft ein Miteigentum an einem Unternehmen. Bei all dem Fokus auf das passive Investieren ist etwas aus dem Blick geraten, weshalb man eine Aktie kauft. Es geht dabei nicht um Spekulation oder darum, ob sich ein Markt nach oben oder unten bewegt – es geht im Kern darum, sich an einem Unternehmen zu beteiligen, weil man von dessen Geschäftsmodell, seinen Wettbewerbsvorteilen oder auch der Kompetenz des Managements überzeugt ist.

Zudem stellen ETFs auch eine Gefahr für die Gesamtwirtschaft dar – das ist vielen Anlegern gar nicht bewusst. Wir haben darüber bereits in einem Blogbeitrag >> Die unterschätzte Gefahr von ETFs  geschrieben.

4.) Sie werben bei ihrem Angebot mit dem Finanzstandort Liechtenstein. Wer diesen als Anleger nutzen möchte, muss jedoch bei Ihnen einen deutlich höheren Mindestanlagebetrag investieren und zudem auch noch höhere Kosten entrichten. Die spontane Frage eines Anlegers könnte hier also lauten, warum er sein Geld direkt in Liechtenstein anlegen sollte – was durchaus berechtigt wäre. Was entgegnen sie dem Anleger hierauf? Welche konkreten Vorteile genießt ein Anleger bei einer Depoteröffnung in Liechtenstein? Zumal die höheren Kosten sich negativ auf die erzielte Rendite auswirken.

Für Anleger, die die Vorzüge des Finanzstandortes zu schätzen wissen, sind unsere Konditionen sehr attraktiv. Traditionelle Vermögensverwaltungen mit ähnlicher Strategie waren in Liechtenstein bislang nur Kunden ab einem Anlagebetrag von €500.000 vorbehalten – zu weitaus höheren Kosten. Gemeinsam mit der Liechtensteinischen Landesbank bieten wir eine Möglichkeit der Geldanlage außerhalb der EU, die in dieser Form ihresgleichen sucht.

Als Finanzstandort hat das Fürstentum Einiges zu bieten. Liechtenstein ist Mitgliedsstaat im Europäischen Wirtschaftsraum, nicht aber in der EU. Daraus ergibt sich eine einzigartige Kombination aus Flexibilität und Sicherheit, die Kapitalanleger aus der ganzen Welt zu schätzen wissen. Liechtenstein kann die Vorteile der EU nutzen, ohne dabei die Haftungsnachteile des ESM tragen zu müssen. 

Ein starkes Bankensystem dank hoher Eigenmittelquoten, ein stabiler Schweizer Franken sowie eine strenge Regulierung durch die Finanzmarktaufsicht runden die Vorteile für Kapitalanleger ab.

5.) Als einer der wenigen Anbieter verlangen sie neben den Kosten zwischen 1,2 und 1,5 % eine zusätzliche Erfolgsgebühr von rund 10 %. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, wenn denn die erzielte Performance stimmt. Doch gerade beim Thema Online-Vermögenverwaltung und den vermeintlich hohen Automatisierungsgrad sowie einer oft, so verstandenen “schlanken, kostenarmen“ Organisation, ist die Erhebung einer solchen Performance-Fee nicht immer sofort vermittelbar. Wie verargumentieren sie diese 10 % einem kritischen Anleger?

Die Performance Gebühr fällt nur an, wenn es uns gelingt, das Depot am Ende eines Jahres auf einen neuen Höchststand zu bringen. In unseren Augen ist dies ein faires Kostenmodell, das uns zusätzlichen Anreiz schafft, Jahr für Jahr die Performance unserer Kunden zu steigern.

Für unsere Kunden zählt, was unterm Strich bleibt. Qualität verbunden mit einer überdurchschnittlichen Performance hat ihren Preis, trotzdem sind wir davon überzeugt, auch nach Abzug der Mehrkosten das Vermögen unserer Kunden stärker zu vermehren als unsere Mitbewerber.  

Robo Advisor, die auf ETFs setzen, haben gar keine andere Wahl, als ihre Dienste sehr günstig anzubieten, ansonsten könnte sich jeder Kunde ein günstigeres ETF Portfolio selbst zusammenstellen. 

6.) Womit wir beim Thema „schlank“ wären: Sie haben lediglich 3 Portfolios / Anlagestrategien im Angebot, die drei Risikoklassifizierungen abdecken, wo hingegen das Gros ihrer Mitbewerber zumeist 5 und mehr Anlagestrategien vorweisen – mit dem Argument, damit dem Thema individuellere Risikoklassifizierung des Anlegers deutlich besser entsprechen zu können. Wie sehen sie dies? Sind sie der Meinung, dass 3 Portfolios / Strategien ausreichend sind und wenn ja, warum?

Derzeit arbeiten wir zwar noch an weiteren Strategien, werden aber nie eine so große Auswahl anbieten, wie andere Anbieter. Das ist eine bewusste Entscheidung unsererseits. Wir wollen damit die Komplexität niedrig halten, unsere Kunden nicht mit einer unüberschaubar großen Anzahl an Strategien erschlagen.

Die Finanzwelt ist für viele Anleger ohnehin schon komplex genug, wir wollen nicht, dass sich unsere Kunden dann noch den Kopf darüber zerbrechen müssen, ob sie einen Aktienanteil von 40% oder 45% auswählen sollen.

Wir bieten auch keine komplett konservativen Portfolios an. Ein bestimmter Aktienanteil sollte immer vorhanden sein, damit unsere Strategie auch einen echten Mehrwert bieten kann.

7.) Sie verfolgen bei Ihren Portfolios / Anlagestrategien den Ansatz des Value Investing. Ein Ansatz, den auch andere Robo-Advisor verfolgen und das ebenso mit Investments in Einzeltitel. Doch sie stechen von Beginn an mit einer außerordentlich guten Performance über alle 3 Strategien hinweg unter allen Anbietern heraus. Was machen sie anders? Erläutern sie uns das Geheimnis ihres bisherigen Investment-Erfolges mit Estably.

Value Investing ist unsere Kernkompetenz, unsere Leidenschaft. Unsere Analysten verbringen die meiste Zeit damit, potenzielle Unternehmen bis ins kleinste Detail kennenzulernen. Dabei analysieren sie das Geschäftsmodell, das Management, das Wettbewerbsumfeld, Bilanzen und Kennzahlen…

Wenn ein Unternehmen allen unseren strengen Kriterien entspricht, und an der Börse unter seinem Wert gehandelt wird, investieren wir. Da steckt kein Geheimnis dahinter, sondern akribische Analysen und auch eine Menge Mut und Geduld. Mut, sich nicht einfach hinter einem Aktienindex zu verstecken, sondern von diesem abzuweichen. Geduld deshalb, weil eine Annäherung zwischen tatsächlichem Wert und aktuellem Preis Zeit braucht und nicht von heute auf morgen stattfindet.

8.) Was bei Estably auffällt: Ihr Angebot ist schlank und mehr als übersichtlich. Kein Sparplan, kein spezielles Angebot zur Altersvorsorge, keine Kinder-Depots und selbst beim Thema nachhaltige Geldanlage findet man bei Estably ….nichts. Dabei handelt es sich gerade bei den Themen Altersvorsorge, Kinderdepots und vor allem nachhaltige Geldanlagen durchaus um Angebote mit hoher Nachfrage. Verschläft Estably hier gerade zukünftige Marktpotenziale? Oder sind hier bereits entsprechende Angebote geplant? Oder warum sie sich gegebenenfalls gegen bestimmte Angebote wie Sparpläne entschieden?

Eins vorweg: Die Möglichkeit einen Sparplan bei uns einzurichten besteht. Wir arbeiten aktuell auch daran, unseren Kunden Kinderdepots und eine nachhaltige Strategie anbieten zu können. Unserer Meinung nach ist das ESG-Konzept noch nicht ganz ausgereift, von Seiten unserer Kunden ist die Nachfrage an nachhaltiger Geldanlage aber durchaus gegeben, weshalb wir unser Angebot erweitern werden.

Dass wir bisher noch keine nachhaltige Strategie anbieten, heißt aber nicht, dass wir den Nachhaltigkeitsaspekt bislang ignoriert haben. Alle unseren bisherigen Investments entsprechen unseren hohen moralischen und ethischen Standards. 

9.) Stichwort Nachhaltigkeit: Mit der neuen Offenlegungsverordnung soll deutlich mehr Transparenz für Anleger geschaffen werden – neben der Zielsetzung das Thema „nachhaltige Investments“ deutlich voranzutreiben. Doch zahlreiche Fachleute bemängeln, dass unter dem Aspekt der Verordnung vieles, gerade für Investment-Berater etc., mit deutlich mehr Aufwand und damit auch zu höheren Kosten führen wird, die letztendlich der Anleger wird tragen müssen. Wie stehen sie zu dem Thema Offenlegungsverordnung im Allgemeinen? Und inwieweit wird dies Estably treffen?

Als liechtensteinischer Vermögensverwalter betrifft uns diese Offenlegungsverordnung genauso. Wir sind große Freunde von mehr Transparenz und gespannt, was diese Regulierung in der Praxis bewirken wird. Die digitale Natur unserer Dienstleistung wird uns dabei helfen, den zusätzlichen bürokratischen Aufwand auf ein Minimum zu reduzieren. Dann müssen auch keine zusätzlichen Kosten auf den Anleger abgewälzt werden.

10.) Zu guter Letzt und wie immer an dieser Stelle: Was wollten sie schon immer einmal über den deutschen Roboadvisor Markt beziehungsweise das Thema Geldanlage loswerden, sind aber noch nie mit einer entsprechenden Frage „konfrontiert“ worden?

Zum Thema Geldanlage wollen wir an alle appellieren, deren Geld sich aktuell auf Spar- und Festgeldkonten schleichend verringert:

Trauen Sie sich, mittels Aktien in qualitativ hochwertige Unternehmen zu investieren!

Langfristig gesehen dominieren Aktien trotz ihrer Schwankungen alle anderen Investment-Möglichkeiten, was die Rendite anbelangt. Auf Festgeldkonten bekommen Sie nicht nur keine Rendite, Ihr Vermögen wird aufgrund der steigenden Inflation effektiv weniger.

Leider fühlen sich die meisten Anleger nach wie vor am sichersten, wenn sie ihr Geld in die klassischen Sparformen investieren – und das trotz der Tatsache, dass sie damit Tag für Tag ein Stück ihres hart verdienten Geldes durch die Inflation verlieren. Das blenden leider die meisten Anleger weiter hartnäckig aus!

Zu guter Letzt

Gerade der Antwort zur letzten Frage möchten wir uns vorbehaltlos anschließen. Womit wir Ihnen, Herr Wagner recht herzlich für dieses sehr aufschlussreiche Interview danken möchten.  

Zur Person Andreas Wagner

Andreas Wagner ist Geschäftsführer und Partner der Estably Vermögensverwaltung AG mit Sitz in Vaduz, Liechtenstein. Er studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzdienstleistungen an der Universität Liechtenstein.

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Markus G.

Markus ist der “Kopf” des Teams. Ideengeber, Vermarkter, Redakteur und irgendwie an allem auf diesem Portal beteiligt. Ohne ihn würde es dieses Portal so nicht geben. Eine Idee – entstanden aus dem persönlichen Interesse an FinTech und nun langjähriger Erfahrungen in der Finanz-Szene. Zudem ist Markus Kolumnist auf zahlreichen Online-Plattformen – vor allem im englischsprachigen Raum (The Verge, Talkmarkets, Stockopedia, aber u.a. auch auf Focus.de
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